Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2023 Teil 3

In Teil 2 der Finanz-Bundesliga-Tabelle ging es um die nachhaltige Finanzierung der eigenen Größe. Diese Eigenkapitalquote wurde mit Hilfe der Leistungskennzahlen Eigenkapital und Bilanzsumme errechnet. Die Eigenkapitalquote ist das zweite von sechs Kriterien für die „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ bilden. Auch in Teil 3 spielt das Eigenkapital eine entscheidende Rolle. Diesmal geht es aber auch um den Jahresüberschuss, sprich darum, ob der Verein einen Gewinn oder Verlust erwirtschaftet. Das Verhältnis Jahresüberschuss zu Eigenkapital ergibt die Eigenkapitalrendite.

Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)

Die Eigenkapitalrendite klärt, ob es sich für den Club finanziell lohnt, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, sprich, ob das eingesetzte Geld Früchte trägt. Dafür muss zunächst der Jahresüberschuss bekannt sein. Dieser wird von der DFL in ihren Finanzkennzahlen publizert.

Der Jahresüberschuss

Der Jahresüberschuss bildet die Differenz zwischen Erträgen und Aufwendungen im Geschäftsjahr. Ist dieser negativ, wird vom Jahresfehlbetrag gesprochen.

2022ClubMio. Euro2021Mio. Euro
1.FC Bayern München12,73.1,9
2.FC Union Berlin12,711.-11,4
3.RB Leipzig7,12.2,8
4.Werder Bremen6,38.-7,1
5.VfL Bochum6,07.-4,9
6.VfL Wolfsburg5,014.-17,8
7.1. FSV Mainz 053,310.-10,2
8.SC Freiburg2,01.9,8
9.FC Augsburg-0,45.-0,5
10.Bayer 04 Leverkusen-7,312.-13,8
11.Eintracht Frankfurt-14,09.-9,9
12.1. FC Köln-15,715.-18,3
13.VfB Stuttgart-16,66.-1,2
14.FC Schalke 04-20,016.-18,7
15.Borussia Mönchengladbach-24,713.-14,6
16.Borussia Dortmund-35,117.-72,8
17.TSG Hoffenheim-43,04.-0,1
18.Hertha BSC Berlin-79,818.-78,0
Jahresüberschuss-Tabelle 2022 – Quelle DFL

Der FC Heidenheim hat einen Jahresfehlbetrag von 0,2 Mio. Euro erwirtschaftet und würde hinter dem SC Freiburg liegen. Darmstadt 98 hat einen Fehlbetrag von 2 Mio. Euro erwirtschaftet und würde hinter dem FC Augsburg liegen.

Eigentlich sollte in der letzten Spalte die Veränderung zwischen 2022 und 2021 stehen. Da aber einigen Vereinen der Sprung aus der Fehlbetragszone gelungen ist, die sich prozentual nicht darstellen lassen, ist in der letzten Spalte der Jahrsüberschuss 2021 vermerkt.

Die Clubs mit Fehlbeträgen in der Historie:

2018: Hertha BSC Berlin, Borussia Mönchengladbach, Arminia Bielefeld*, VfL Bochum*, VfB Stuttgart*
2019: Hertha BSC Berlin, Schalke 04, Greuther Fürth*
2020: Hertha BSC Berlin, Union Berlin, Arminia Bielefeld, VfL Bochum, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, Greuther Fürth, 1. FC Köln, Mainz 05, Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart, Werder Bremen, Schalke 04
2021: FC Augsburg, Hertha BSC Berlin, Union Berlin, Arminia Bielefeld, VfL Bochum, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, Greuther Fürth, TSG Hoffenheim, 1. FC Köln, Mainz 05, Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart sowie die Aufsteiger Schalke 04 und Werder Bremen
2022: FC Augsburg, Bayer 04 Leverkusen, Eintracht Frankfurt, 1. FC Köln, VfB Stuttgart, FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, Borussia Dortmund, TSG Hoffenheim, Hertha BSC Berlin
* 2. Liga

Mussten vor der Pandemie 2018 und 2019 jeweils 4 bzw. 3 Vereine Jahresfehlbeträge ausweisen, waren es 2020 bereits 13 Vereine mit einem Jahresfehlbetrag. 2021 wurde es noch schlimmer: 15 Vereine (inklusive der zwei Aufsteiger) mussten Jahresfehlbeträge ausweisen. Eigentlich waren es 2021 ja noch zwei Vereine mehr, die Verluste ausweisen:

Für den VfL Wolfsburg hat das aber keine Konsequenzen, da wie 2018 (-19 Mio. Euro), 2019 (-44 Mio. Euro) und 2020 (-21 Mio. Euro) der Verlust 2021 in Höhe von 17 Mio. Euro durch den Autokonzern ausgeglichen wurde, so dass die schwarze Null in Wolfsburg stehen blieb. 2022 wurde erstmals seit der Publikation der Finanzkennzahlen in WOB ein Gewinn erwirtschaftet.

Auch in Leverkusen wurde 2021 das Scheckbuch gezückt und der Fehlbetrag von Bayer 04 Leverkusen in Höhe von 13 Mio. Euro vom Pharmakonzern übernommen. Anders als in WOB wurde in LEV vor der Pandemie seit der erstmaligen Veröffentlichung der Zahlen durch die DFL jeweils ein Gewinn erwirtschaftet, der insbesondere 2018 mit 17 Mio. Euro auch sehr hoch ausgefallen ist. 2022 wurden die 7,3 Mio. Euro Fehlbetrag wieder durch den Pharmakonzern ausgeglichen.

In 2022 waren es „nur“ noch 10 Clubs, die Fehlbeträge erwirtschafteten (plus die zwei Aufsteiger). Immerhin drei Clubs schafften es in allen drei Pandemiejahren Jahresüberschüsse hinzulegen: Dies gelang dem SC Freiburg (2020: 0,1 Mio. Euro, 2021: 9,8 Mio. Euro, 2022: 2,0 Mio. Euro), RB Leipzig (2020: 8,9 Mio. Euro, 2021: 2,8 Mio. Euro, 2022: 7,1 Mio. Euro) und dem FC Bayern München (2020: 9,8 Mio. Euro, 2021: 1,9 Mio. Euro, 2022: 12,7 Mio. Euro).

Nach Gewinnen in 2020 und leichten Verlusten 2021 gab es für die TSG Hoffenheim einen Totalabsturz (2020: 0,6 Mio. Euro, 2021: -0,1 Mio. Euro, 2022: -43,0 Mio. Euro). Auf dem Papier hat die TSG wie 2021 nur einen geringen Verlust auszuweisen. In der Bilanz steht allerdings, dass ein „atypisch stiller Gesellschafter“ dem Club 41,3 Mio. Euro zugeschustert hat und der Club 2,1 Mio. Euro an Steuern zurückerhalten hat.

Die Clubs mit Zu- und Abflüssen an Konzerne/atypisch stille Gesellschafter in der Historie (minus bedeutet Mittelabfluss, plus bedeutet Mittelzufluss):

  • 2018: TSG Hoffenheim -27,8 Mio. Euro, Bayer Leverkusen -18,0 Mio. Euro, VfL Wolfsburg 19,7 Mio. Euro
  • 2019: TSG Hoffenheim -18,2 Mio. Euro, Bayer Leverkusen -0,7 Mio. Euro, VfL Wolfsburg 44,8 Mio. Euro
  • 2020: TSG Hoffenheim -55,6 Mio. Euro, Bayer Leverkusen 0,8 Mio. Euro, VfL Wolfsburg 21,0 Mio. Euro
  • 2021: TSG Hoffenheim 23,9 Mio. Euro, Bayer Leverkusen 13,7 Mio. Euro, VfL Wolfsburg 17,8 Mio. Euro
  • 2022: TSG Hoffenheim 41,3 Mio. Euro, Bayer 04 Leverkusen 7,3 Mio. Euro, VfL Wolfburg -5,0 Mio Euro

Damit wurden bei der TSG Hoffenheim von 2018 bis 2022 36,4 Mio. Euro an den atypisch stillen Gesellchafter ausgeschüttet, 3,1 Mio Euro hat der Pharmakonzern bei Bayer 04 Leverkusen ausgeglichen und 98,3 Mio. Euro hat der Automobilkonzern beim VfL Wolfsburg ausgeglichen.

Die drei überschuldeten Vereine (mit negativem Eigenkapital), also Union Berlin, Werder Bremen und Schalke 04 haben völlig unterschiedliche Jahresüberschüsse erzielt. Der FCU hat nach einem Fehlbetrag 2021 in Höhe von 11,4 Mio. Euro in 2022 einen Überschuss in Höhe von 12,7 Mio. Euro hingelegt. Auch der SVW hat nach einem Verlust in 2021 (-7,1 Mio. Euro) in 2022 einen Überschuss hinbekommen (6,3 Mio. Euro). S04 hat seinen Verlust von 2021 (-18,7 Mio. Euro) 2022 noch erhöht (-20,0 Mio. Euro).

Den größten Jahrsfehlbetrag mit diesmal 79,8 Mio. Euro (nach 78,0 Mio. Euro 2021 und nach 53,5 Mio. Euro 2020) hat erneut Hertha BSC Berlin hingelegt. Damit hat die Hertha in allen vier Jahren, in denen die DFL die Bilanzen der Vereine publiziert, jeweils einen Fehlbetrag generiert (2018: 3,4 Mio. Euro, 2019: 26,0 Mio. Euro, 2020: 53,5 Mio. Euro, 2021: 78,0 Mio. Euro, 2022: 79,8 Mio. Euro). Insgesamt ist ein Fehlbetrag in Höhe von 240,7 Mio. Euro entstanden.

Würde man die Jahresüberschüsse aller Clubs zusammenlegen, hätte die Liga 2018 einen Jahresüberschuss in Höhe von 133,3 Mio. Euro erzielt. 2019 wären 78,7 Mio. Euro gewesen. 2020 wäre ein Fehlbetrag von 301,4 Mio. Euro entstanden und 2021 ein Fehlbetrag in Höhe von 267,0 Mio. Euro. Auch 2022 wäre ein Fehlbetrag entstanden: 203,7 Mio. Euro. Während der Pandemie ist also mehr als 0,7 Milliarden Euro an Fehlbeträgen aufgelaufen.

Die Eigenkapitalrendite gibt an, mit wie viel Prozent sich das Eigenkapital verzinst. Die Eigenkapitalrendite sollte mindestens dem Zinssatz auf dem Kapitalmarkt entsprechen. Ist dies der Fall, lohnt es sich, Eigenkapital für das Club zu verwenden. Andernfalls wäre es sinnvoller, das Geld auf dem Kapitalmarkt anzulegen. Dieser KPI ist sicherlich diskutabel, da zumindest eingetragene Vereine ja keine Gewinnmaximierung anstreben. Trotzdem ist dieser KPI auch im Sinne von Financial Fairplay wichtig, da er angibt, ob der Club versucht mit seinen vorhandenen Mitteln erfolgreich zu sein oder abhängig ist von anderen Geldgebern.

2022ClubER 20222021ER 2021
1.VfL Bochum570,8%15.n/v
2.VfL Wolfsburg16,2%12.-57,6%
3.1. FSV Mainz 058,2%10.-27,4%
4.RB Leipzig5,2%2.2,1%
5.FC Bayern München2,5%3.0,4%
6.SC Freiburg2,1%1.10,5%
7.FC Augsburg-0,7%5.-0,9%
8.Bayer 04 Leverkusen-3,7%7.-6,8%
9.Borussia Dortmund-12,5%11.-31,3%
10.TSG Hoffenheim-21,2%4.-0,1%
11.Eintracht Frankfurt-50,0%9.-23,4%
12.Borussia Mönchengladbach-52,3%8.-20,3%
13. VfB Stuttgart-147,8%6.-5,6%
14.Hertha BSC Berlin-270,0%13.-72,5%
15.1. FC Köln-486,6%14.-1195,5%
16.Union Berlinn/v17.n/v
17.Werder Bremenn/v16.n/v
18. FC Schalke 04n/v18.n/v
Eigenkapitalrendite-Tabelle 2022

Darmstadt 98 hat eine ER von -10,8% und würde hinter Bayer 04 Leverkusen stehen. Der FC Heidenheim hat eine ER von -14,3% und würde hinter Borussia Dortmund stehen.

Selbstverständlich werden hier die Jahresfehlbeträge bzw. -überschüsse der TSG Hoffenheim, von Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg nicht verrechnet. Es geht ja um eine Analyse der wirtschaftlichen Fähigkeiten der Clubs. Dass alle drei Clubs unter Financial Fairplay-Bedingungen nicht gerade fair spielen, ist selbstredend.

Unterhalb von Platz 15 kann von einer Eigenkapitalrendite gar nicht gesprochen werden, da sowohl das Eigenkapital negativ ist. Daher ist der Jahresüberschuss bei Union Berlin und bei Werder Bremen komplett fremdfinanziert. Beim FC Schalke 04 wurde der Jahresfehlbetrag komplett fremdfinanziert.

Im Vergleich zu 2021 als lediglich 3 Clubs (SC Freiburg, RB Leipzig und der FC Bayern München) eine ER erwirtschaften, sind es mittlerweile wieder 7 Clubs. Die positive Entwicklung des SCF ist wirklich herausragend. Aber auch beim 1. FSV Mainz 05 wird finanziell nachhaltig agiert. Der Club der Stunde ist der VfL Bochum, der mit einem geringen Eigenkapital einen prozentual riesigen Jahresüberschuss erwirtschaftet hat.

In Teil 4 wird der Jahresüberschuss auch eine Rolle spielen. Er wird ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt, um die Umsatzrentabilität zu ermitteln.