Mainz 05-Markenbildung

Diese Woche gab Mainz 05-Vorstand Jochen Röttgermann ein aufschlussreiches Interview zu vielen Themen rund um Mainz 05 in der Allgemeinen Zeitung Mainz. Als Marketing- und Vertriebsspezialist sieht er naturgemäß die Dinge etwas anders als wir Fußballfans. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es sich bei Mainz 05 immer noch um einen eingetragenen Verein mit Mitgliedern handelt und nicht um ein Wirtschaftsunternehmen.

Mainz 05-Trikotfahrt am letzten Spieltag der Saison 2016/2017 nach Köln

Die meiner Meinung nach wichtigsten Aspekte des Interviews:

Röttgermann über Trikots

Sie dienen der Mainz 05-Markenbildung. Mit ihrem Verkauf ließ sich bisher bei Mainz 05 kein Gewinn machen.

Röttgermann über Erlöse aus dem Trikotverkauf

Sie deckten bisher bei Mainz 05 die Kosten nicht. Er räumt mit dem Gerücht auf, dass Spielertransfers durch Trikotverkäufe realisierbar wären.

Röttgermann über verkaufte Trikots

Erstmals werden in dieser Saison 25 000 Trikots verkauft werden, im Vergleich zu etwa 8 000 Trikots in der Saison 2022/2023. Dieses Jahr werden erstmals schwarze Zahlen bei Trikotverkäufen geschrieben.

Röttgermann über die Dauerkarte aus Plastik

Sie wird weiterhin ohne Zuschlag ausgegeben. Er war über den Sturm der Entrüstung überrascht, als der Verein dafür 10 Euro Aufpreis zu Beginn der aktuellen Saison verlangen wollte.

Röttgermann über den ehemaligen chinesischen Wettanbieter als Ärmelsponsor

Das würde der Verein so heute nicht mehr machen.

Fazit: Das Wort Nachhaltigkeit fiel in dem Interview lediglich bei der Dauerkarte aus Plastik. Dass die Steigerung des Trikotverkaufs unterm Strich nur dazu führt, dass dreimal so viele Ressourcen wie 2022/2023 verschwendet werden, wird nicht erwähnt. Die Trikot-Herstellung ist extrem energieintensiv. Jedes Trikot ist am Ende seines Lebenszyklus ein Stück Sondermüll. Wer ein Trikot kauft, füllt damit nicht die Kassen beim Verein, sondern bei anderen Unternehmen in der Lieferkette. Sicherlich nicht bei denjenigen, die den Kram herstellen müssen, sondern hauptsächlich beim Ausrüster, beim Hersteller in Südasien, beim Logistiker. Sprich der ganze Trikot-Hype, der in der Sommerpause, an Fastnacht und zum Vereinsjubiläum angefacht wurde, ist ökonomisch ein Nullsummenspiel, ökologisch eine Katastrophe und nur eine Marketing-Aktion. Die begrenzte Verfügbarkeit von Aufmerksamkeit in der Social Media-Welt wird bei Mainz 05 für Marketing genutzt. Leidtragende sind die anderen Abteilungen des Vereins, die auf X, Threads, BlueSky während der Trikot-Vermarktung gar nicht zum Zuge kommen – aber auch bei Instagram und Facebook fast nicht mehr präsent sind. Aber auch die Mitglieder-Aktionen erhalten kaum mehr Sichtbarkeit. Sprich Markenbildung ist Mainz 05 wichtiger als Vereinsidentität.

Und damit wären wir bei den anderen beiden Punkten. Der Verein muss gemäß DFL-Statuten einen Club-Fan-Dialog führen. Würde dieser bei Mainz 05 mit entsprechender Ernsthaftigkeit durchgezogen, wäre die Überraschung bei dem geplanten Dauerkarten-Aufschlag für die haptische Version ausgeblieben. Wir haben Fans, die sehr wohl wissen, wie die Menschen ticken, die alles für den FSV geben, den Verein auch unterstützen, wenn es mal nicht so gut läuft und am Ende auch die eindrucksvollen Choreos vorbereiten, mit dem sich der Verein so gerne schmückt.

Auch beim Sponsoring, Stichwort chinesischer Wettanbieter, hätte man sich viel Unruhe ersparen können, wenn man die entsprechenden Fan-Vertreter*innen ernst genommen hätte  – vom DFL-Investoren-Deal mal ganz zu schweigen.

Der Verein sollte endlich den Club-Fan-Dialog dazu nutzen, gemeinsam Mainz 05 nach vorne zu bringen. Und wir sollten uns vielleicht mal überlegen, wem wir nutzen, wenn wir unser Geld in das xte Trikot investieren. Umwelt, Verein und Näher*innen sind es jedenfalls nicht.

Krasser Rabatt auf die 05-Nachhaltigkeit

Das Verhalten von Mainz 05 in der Black Week

Viele von uns treibt nach den vergangenen turbulenten Wochen die Frage um, wofür Mainz 05 (noch) steht. Das Sportliche blende ich, wie meistens, komplett aus, da es für diese Fragen sicherlich Profis gibt, die das beantworten können. Als Verein steht Mainz 05 seit der letzten Mitgliederversammlung für Nachhaltigkeit. Sie wurde in den Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales als Vereinszweck (!) §1 der Vereinssatzung aufgenommen. Doch was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit und wie wird sie gerade in der Black Week gelebt?

Tweet von Mainz 05 zum Thema Black Week

Die Bundesumweltministerium definiert Nachhaltigkeit folgendermaßen: „Wir sollten mit den begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen sorgsam umgehen und nicht auf Kosten der Menschen in anderen Regionen der Erde und auf Kosten zukünftiger Generationen leben. Nachhaltigkeit betrifft unsere Umwelt, alle Bereiche unseres Lebens und Wirtschaftens. Nachhaltiges Handeln ist also eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft – national und international. Wir müssen unsere Erde für alle und auf Dauer bewohnbar erhalten.“

Kurz gesagt, unser Verein sollte Ressourcen schonen. Wie er von A nach B kommt, kann man kritisch hinterfragen, aber bei der Zuverlässigkeit der Bahn und Dauerstaus aufgrund maroder Brücken kann man das innerdeutsche Fliegen immerhin noch nachvollziehen. Es verlangt auch niemand, dass jetzt nur noch vegan gefuttert wird, da die pflanzliche Ernährung am klimaschonendsten ist und Tierleid erspart. Aber was man schon verlangen kann, ist, dass der Verein seine Außenwirkung bei manchen Aktionen hinterfragt – gerade nach der Satzungsänderung vor einem Monat.

Flock erneuern, statt ein neues Trikot - eine Idee, nachhaltig den Black Friday zu begehen
Flock erneuern, statt ein neues Trikot – eine Idee, nachhaltig den Black Friday zu begehen

Letztes Jahr habe ich das Einsteigen in die Rabattschlacht in der so genannten „Black Week“ bereits kritisiert. Dieser Blogpost ist bei manchen meinungsstarken Menschen auf Kritik gestoßen. Schließlich ist es tatsächlich ein Privileg, wenn man aufgrund seiner finanziellen Möglichkeiten auf Rabattaktionen verzichten kann. Diesen Punkt sehe ich und er hat in diesem Jahr sogar einen eigenen Hashtag erhalten: #BuyNothingIfYouCan Den „Buy Nothing Day“, der am heutigen Samstag begangen wird, gibt es sogar schon seit mehr als 30 Jahren. Er folgt auf den Black Friday, den mittlerweile auch in Deutschland wohl umsatzstärksten Tag des Jahres.

Natürlich soll niemand dafür kritisiert werden, dass er mit seinem begrenzten Budget sich am Black Friday rabattierte Dinge zulegt, für die das Geld normalerweise nicht reicht. Daher zielte meine letztjährige Kritik auch nicht auf die, die sich Dinge aufgrund von Sonderangeboten leisten können.

Vielmehr zielte die Kritik auf die Marketingverantwortlichen des Vereins, die es für notwendig hielten, in die Rabattschlacht in der Black Week einzusteigen. Letztes Jahr waren einzelne Posten um bis zu 70 Prozent reduziert. Dieses Jahr gibt es Eintrittskarten zu reduzierten Preisen. Gegen diese Aktion der reduzierten Eintrittspreise ist auch nichts einzuwenden, bietet sie tatsächlich Menschen mit geringerem Einkommen die Möglichkeit, Spiele der Männer-Profi-Mannschaft im Stadion zu sehen.

Wäre dies die einzige Rabattaktion gewesen, hätte man meinen können, der Verein hätte sein Agieren, der Vereinssatzung angepasst. Doch leider gibt es auch Rabatte im Merchandising-Bereich. Anders als letztes Jahr, als es starke Rabatte für einzelne Artikel gab, werden diesmal „Boxen“ angeboten. Das ist der neue Marketing-Trend und nennt sich „Bundling“, also das Bündeln von Artikeln, die dann in ihrer Gesamtheit günstiger zu erwerben sind, als die Produkte im Einzelverkauf. Durch diese gewählte Strategie wird der Überkonsum noch weiter angeheizt. Denn für uns Menschen gilt nun mal grundsätzlich erstmal die Devise „Geiz ist geil“, mussten wir vor Jahrtausenden ja noch sammeln, was wir außerhalb unserer Höhle bekommen konnten – so viel hat sich da bei uns in der Evolution noch nicht im Hirn geändert. Wenn man nun sieht, dass es im Bündel Rabatte gibt und im Einzelverkauf nicht, dann nimmt man halt den Pulli und die Mütze, obwohl man vielleicht für das eine oder andere Teil gar keine Verwendung hat.

Und wie war das nochmal mit der Schonung der Ressourcen, die sich nun in der Satzung des Vereins findet?

Und wie war das nochmal mit dem Argument, dass zahlungsschwächere Menschen die Möglichkeit bekommen, etwas zu kaufen, was sie sich zum Normalpreis nicht leisten können?

Durch diese Bundling-Strategie werden Ressourcen vergeudet, weil nicht nur das gekauft wird, was man vielleicht wirklich mag oder braucht, sondern auch das, was man halt nimmt, weil es im Bündel günstiger ist. So wird am Ende Mainz 05 mehr verkaufen, Menschen mehr kaufen, mehr Ressourcen verbraucht und womöglich Menschen mit weniger Budget mehr ausgegeben haben, als sie eigentlich eingeplant hatten.

Natürlich kann man auf den Black Week-Zug aufspringen und das Thema Nachhaltigkeit trotzdem hochhalten. Firmen wie Globetrotter, die gebrauchtes Equipment aufkaufen und einen Second Hand-Markt etablieren oder Maier Sports, die eine Spendenwanderung initiierten, zeigen, dass gewinnorientiere Unternehmen sich gegen den Konsumwahn kreativ positionieren. Und natürlich gibt es bei diesen Unternehmen auch mal Angebote. So ist auch an den Spieltagsangeboten bei Mainz 05 nichts auszusetzen.

Auf Mainz 05 umgemünzt wäre es doch eine tolle Möglichkeit, sich hier als Verein, der dem Gemeinwohl und nicht den Aktionären einer Kapitalgesellschaft verpflichtet ist, entsprechend abzuheben:

  • Eine Trikottauschböre oder ein Second Hand Markt für Trikots – damit diese nicht nur im Schrank herumliegen, sondern ihrem eigentlichen Bestimmungszweck, Rot und Weiß in die Welt zu tragen, wieder gerecht zu werden.
  • Eine Kooperation mit Mainzer Schneidereien, die kaputten Merch wieder reparieren, damit man um eine Neuanschaffung herumkommt.
  • Und eine transparente Berichterstattung, wer die 05-Klamotten zu welchen Bedingungen mit welchen Materialien herstellt. Statt prozentualen Rabatt könnte man auch eine temporäre Erhöhung der Gelder denjenigen zukommen lassen, die die Teile hergestellt haben.
  • Und warum nicht auch einen Spendenlauf initiieren, bei dem Geld für Mainz 05 hilft e.V. generiert wird?

Gutes Marketing besteht darin, zu besonderen Anlässen einzigartige Aktionen anzustoßen. Die Black Week zu einer „Konsumbildung“ zu nutzen und darüber aufzuklären, warum Überkonsum alles andere als nachhaltig ist, würde der umformulierten Satzung gerecht.

Dann könnten wir tatsächlich sagen, Mainz 05 steht für Nachhaltigkeit – in der Black Week besonders!

Weltreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln

In meinem ersten Buch „Nächster Halt: Darjeeling Hauptbahnhof – eine Weltreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln“ dreht sich alles um das langsame Reisen von Ort zu Ort.

Weltreisen sind in den letzen Jahren stark in Mode gekommen. Doch meist reist der Globetrotter mit dem Flugzeug von Ort zu Ort. Er bleibt an jedem Etappenziel mehr oder weniger lange Zeit. Danach geht es innerhalb weniger Stunden in einen völlig neuen Kulturkreis.

Ich verzichtete bewusst auf große Flugstrecken. Eine Weltereise mit öffentlichen Verkehrsmitteln war ein lange gehegter Traum. Den größten Teil um den Globus legte ich mit Zügen, Bussen, Schiffen, Rikschas, dem Fahrrad oder zu Fuß zurück. Das langsame Reisen von Ort zu Ort innerhalb eines Jahres um unsere Erde war Ziel dieser Tour.

Von Deutschland startete ich mit dem Zug nach Schottland. Mit dem Schiff fuhr ich bis nach Island weiter. Den amerikanischen Kontinent durchquerte ich von Neufundland bis nach Patagonien mit dem Bus. Danach stand einInselhüpfen durch den Südpazifik an. Es endete in Australien.

Von Ost-Timor aus führte meine Reise durch Südostasien nach Thailand. Dort erlebte ich den dritten Nichtaufstieg vom 1. FSV Mainz 05 mit. Sehr enttäuscht zog ich via Myanmar nach Indien. Dort lenkte mich das Alltagschaos vom Fußballfrust endgültig wieder ab. Überland reiste ich schließlich vom Persischen Golf wieder bis nach Mainz mit Bussen und Bahnen.

Die Geschichten, die ich beim Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt habe, sind die Grundlage meines Buchs. Mit offenen Augen erlebte ich jeden Tag neue kleinere oder größere Abenteuer: Das Durchqueren der USA mit dem Greyhound zeigt ein anderes Gesicht der Vereinigten Staaten. Die Vulkanbesteigung mit bewaffneten Polizisten in El Salvador verdeutlicht die Gewaltproblematik vieler Länder Mittelamerikas.

Das Feiern von Sylvester und Fastnacht mit den aufgeschlossenen Menschen in Kolumbien wird das vorgefertigte Bild vielleicht ändern. Die gar nicht so paradiesischen Zustände in der Südsee räumen mit einem weiteren Klischee auf. Der Kampf mit Botschaften um die Erteilung von Visa in Südostasien, gibt einen Einblick in die Bürokratie vieler Länder. Im Regenwald Malaysias drei Tage lang verschollen zu sein, zeigt, dass auch auch manches schief geht.

Das Entdecken des völlig isolierten Myanmar regt zur Diskussion an, wie man als Reisender sich gegenüber Diktaturen verhalten soll. Die Fahrt durch den indischen Subkontinent prägte mich am meisten. Gegenüber Indien habe ich Hassliebe entwickelt. Das führt beim Lesen sicherlich zum Schmunzeln – kann allerdings auch nachdenklich stimmen. Die Durchquerung des Irans zeigt eine ganz andere Welt, jenseits der Bildern, die es in die Nachrichten schaffen.

Viele Details, die beim Reisen in fernen Ländern zu bedenken sind, schildere ich nebenbei. Die soll durchaus zum Rucksackpacken und Welt entdecken animieren. Schließlich war die beste Erfahrung während dieser Reise, das Aufräumen mit Vorurteilen. Sie bekommen wir durch Medien tagtäglich über viele Länder vermittelt. Als Reisender entdeckt man sehr oft eine ganz andere, freundlichere Welt. Diese wir in dem Buch beschrieben.

Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder im Internet bspw. bei meiner Druckerei für 24,99 € oder als e-Book für 5,99 € erworben werden. Über den Kontakt-Link kann das Buch auch direkt bei mir bezogen werden. Dann geht nach Wahl 1 € des Verkaufspreises an eine der besuchten Organisationen die ich für mein zweites Buch „Zu Gast – In vielen Ecken dieser Welt“ besucht habe:  an Tacugama in Sierra Leone, den Sheldrick Wildlife Trust in Kenia oder an Helfende Hände für Nepal Mainz e.V.. Der Versand der gedruckten Exemplare ist innerhalb Deutschlands gratis. Der Versand ins Ausland ist nach Klärung der Versandkosten ebenfalls möglich.