Spätlese Union Berlin vs. 1. FSV Mainz 05 Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Die Fans des bauen die Mannschaft wieder auf

01 Hin und weg:

Es gibt sie noch, die Tage, bei denen bei der Bahn eigentlich alles planmäßig läuft. Zumindest wenn man es als normal empfindet, dass der gebuchte Zug bereits Tage zuvor gestrichen und die lästige Zugbindung bei Sparpreistickets aufgehoben ist. So ist auf der Strecke Frankfurt – Berlin möglich, auch einen Sprinter-ICE als Erstatz nehmen, der immerhin 30 Minuten schneller ist als der gewöhnliche ICE. Und so kamen wir fast pünktlich in der Hauptstadt ein, denn den eigentlich gebuchten ICE hatten wir da schon fast aus unserem Bewusstsein gestrichen und was sind schon 20 Minuten…

Mit dem Mietfahrrad die Hauptstadt entdecken war ein pures Vergnügen

02 (N)immer nuff:

Bewegt man sich im Jahr 2023 durch Berlin, so fällt auf, wie die Stadt die Verkehrsflächen neu aufgeteilt hat. Auf 6-spurigen Straßen gibt es in der Innenstadt pro Fahrtrichtung eine Spur für Autos, eine für Busse und eine für Radelnde. Auf 4-spurigen Straßen teilen sich Bus und Rad die Spur. Und was passiert in Mainz? Es gibt einen Aufschrei, weil dieses Konzept testweise für ein paar Tage auf der Rheinstraße umgesetzt wurde.

Der Streit um Radspuren – selten habe ich meine Heimatstadt als provinzieller wahrgenommen als die Tage – wenn man gleichzeitig sieht, dass das Spurenkonzept von allen am Verkehr teilnehmenden in Berlin problemlos akzeptiert wird. Das Radeln auf Berlins Straßen – wir radelnden in drei Tagen zirka sechs Stunden und etwa 70 km durch die Stadt – war zum Großteil ein purer Genuss. Und auch die Autos kamen voran – genauso wie die Menschen, die mit dem Bus unterwegs waren.

In der Hauptstadt kein Problem, in Mainz ein Aufreger: eine kombinierte Bus- und Radspur auf einer vierspurigen Straße wie hier „Unter den Linden“

03 Kon-Trolle

Da es die Tickets nur im Vorverkauf zu kaufen gab, blieb mir die Situation, die ich sonntags zuvor in Erfurt erlebt hatte, erspart. Beim Spiel der 05erinnen wurde ich tatsächlich von den Kids des 1. FFV Erfurt am Einlass gefragt, ob ich vielleicht Rentner sei. Dann würde das Ticket nur 3 statt 4 Euro kosten. Die Situation wurde auch dadurch nicht wirklich besser, dass sie danach pflichtschuldig fragten, ob ich alternativ vielleicht Student sei… 😉

Vor der Kontrolle am Stadion an der Alten Försterei nahm ich den Ort des Geschehens zum ersten Mal seit 21 Jahren wieder wahr. Hier begann meine Auswärtsfahrer-Karriere am 5. Mai 2002. Nach etwas mehr als 250 Auswärtsspielen mit Mainz 05 ging es am Sonntag mal wieder nach Köpenick. Die Kontrollen waren recht unstressig und direkt dahinter sah ich den Grashügel, den ich bereits 2002 hochgegangen war, in der Hoffnung ihn als Erstligist wieder hinunterzuschreiten.

Es hat sich seit 2002 an der Alten Försterei wenig geändert…

Mittlerweile haben die Fans von Union zumindest einen Teil des Stadions selbst umgebaut und ein Dach auf den Gästeblock gezimmert. Bei Union wird ja viel von Kult gesprochen. Bis ich hierher zurückgekehrt war, ging mir dieser Hype schon ein bisschen auf den Keks. Aber Picknicktische am Bierstand, ein Grashügel hoch zum Gästeblock hinauf und ein Grill im Gästeblock selbst – ja, das ist schon fein und ja, das finde auch ich ziemlich kultig. Chapeau Union – gut gemacht (nicht alles umzubauen).

04 Kampf um den Mampf

Warum Unions Präsident so eine Phobie vor veganen Würstchen hat, weiß ich nicht. Jedenfalls möchte er sie nicht bei Union sehen. Ich frage mich schon, was sein Problem ist. Soll doch jede*r futtern was er/sie will (Gendern lehnt er ebenfalls ab). Vielleicht muss dieser Stammtischparolen-schwingende Präsi sie irgendwann doch anbieten, wenn die DFL ihre Nachhaltigkeitskriterien um die vegane Quoten-Wurst erweitert. Dass die Bratwurst 3 Euro und die Brezel 3,50 Euro kosten, ist an Dreistigkeit eigentlich auch nicht mehr zu überbieten. Zum Glück bietet Berlin, wie keine andere Stadt in Deutschland, vegane Optionen en masse, so dass zumindest ich gut gestärkt zum Spiel aufbrechen konnte. Nur Auswärtsfahrende, die direkt mit dem Bus am Block ankommen, gucken halt in die Röhre. Wenigstens war die Preispolitik bei den Getränken in Ordnung. 2,50 € für 0,5l Sprudel war schon fair – und die Preisdifferenz zum Bier (4,50 €) auch recht groß.  

Vegane Speisen sucht man am Hauptverpflegungsstand vergeblich – es gab aber einen Brezelwagen

05 Käfighaltung

Ein voller Block mit motivierten Menschen, dazu die Lust auf die neue Saison – es hätte echt was werden können. Aber leider war halt nach einer Minute die Euphorie schon wieder ein wenig dahin – zumindest im Gästeblock. Drüben wurde eine schicke Choreo präsentiert und die Heimfans hatten natürlich mächtig was zu feiern: „Unser Schlüssel zum Erfolg: nie zu vergessen woher wir kommen“ könnte man natürlich auch umformulieren in „Unser Schlüssel zum Erfolg – die Mittelherkunft vergessen und sich auf die Mittelverwendung fokussieren“. Denn Unions Erfolg ist auf Schulden aufgebaut, alles fremdfinanziert und die Mitglieder dieses eingetragenen Vereins sind entweder nicht willens, die „Strategie“ ihres Präsi zu hinterfragen oder sie wissen es einfach nicht besser. Warnende Beispiele wie Schalke 04, Bielefeld (beide ebenfalls überschuldet) und Zwickau (es droht die Löschung aus dem Vereinsregister) werden in Köpenick ignoriert. Stattdessen freut man sich wie Bolle über den Erfolg und führt alles auf den Trainer, den Verein, die Nicht-Einführung der veganen Wurst und das Umfeld zurück. Nach dem persönlichen Austausch mit Unioner*innen möchte man ihnen das Gelingen dieser eigenartigen Planwirtschaft ja fast schon gönnen – wenn nicht direkt Vereine wie Nullfünf dadurch benachteiligt werden. Denn Financial Fairplay ist das natürlich nicht: Schulden anzuhäufen und hoffen, dass maximaler Erfolg das nicht vorhandene Geld irgendwann einspielt, das mit vollen Händen auch diese Saison wieder ausgegeben wird.

Kurz vor dem Anpfiff war die Euphorie im Block noch riesig

Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 zeigt Kontinuität in der Niederlage an der Alten Försterei

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Finanzielle Nachhaltigkeit Union Berlin Saison 2022/2023

Eigenkapital 2021
-29 Mio. Euro (Vorsaison -17 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: 37 Mio. Euro (Vorsaison: 47 Mio. Euro)

Jahresüberschuss 2021
-11 Mio. Euro (Vorsaison -8 Mio. Euro)
im Vergleich Mainz 05: -10 Mio Euro (Vorsaison: -2 Mio. Euro)

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 einfließen, die auf Meenzer on Tour publiziert werden. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2021/2022 angegeben.

  1. Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)
    Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs.
    -0,84 (Platz 17 – Vorsaison Platz 16)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,88 (Platz 5 – Vorsaison Platz 5)
  2. Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)
    Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.
    -0,62 (Platz 18 – Vorsaison Platz 17)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,51 (Platz 6 – Vorsaison Platz 6)
  3. Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)
    Die Eigenkapitalrendite klärt, ob es sich für den Club finanziell lohnt, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, sprich, ob das eingesetzte Geld überhaupt Früchte trägt. Nicht ermittelbar, da negatives EK und Jahresfehlbetrag
    (Platz 17 – Vorsaison Platz 16 )
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,274 (Platz 11- Vorsaison Platz 8)
  4. Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz)
    Die Zahl sagt aus, wieviel Prozent des Umsatzes als Gewinn verbleiben, sprich wie effizient der Club in der Saison gewirtschaftet hat. Das Rohergebnis wurde hierfür mit dem Umsatz gleichgesetzt.
    -0,16 (Platz 15 – Vorsaison Platz 15)
    im Vergleich Mainz 05:
    -0,106 (Platz 13 – Vorsaison Platz 8)
  5. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)
    Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.
    0,58 (Platz 8 – Vorsaison Platz 8)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,50 (Platz 3 – Vorsaison Platz 4)
  6. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)
    Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen. Ist der Verschuldungsgrad negativ, da das Eigenkapital negativ ist, gilt ein Verein als überschuldet. Für die Lizenzerteilung spielt das aber keine Rolle.
    -2,58 (Platz 16)
    im Vergleich Mainz 05:
    0,64 (Platz 4 – Vorsaison Platz 6)

Finanzbundesliga-Abschlusstabelle 2021/2022: Platz 16 (Vorjahr Platz 15)
im Vergleich Mianz 05 Platz 4 (Vorjahr Platz 5)

Fazit: Union Berlin ist einer der vier Vereine in der Bundesliga der 2021 überschuldet war. Während der Pandemie ist das negative Eigenkapital von -9 (2019) auf -29 Mio. Euro (2021) und das Fremdkapital von 45 auf 75 Mio. Euro gewachsen. Der Jahresüberschuss ist von 0,3 Mio. Euro auf -11 Mio. Euro gesunken. Die Personalkosten sind von 25 Mio. Euro auf 40 Mio. Euro gestiegen. Das Rohergebnis (Umsatz) ist von 60 auf 70 Mio. Euro gestiegen. Einen Anlagendeckungsgrad kann man nicht berechnen, da der Verein nichts eigenfinanziert. Gleiches gilt für die Eigenkapitalquote und die Eigenkapitalrendite. Die Personalaufwandsquote ist gestiegen. Die Umsatzrentabalität ist weiter gesunken und der Verschuldungsgrad lässt sich aufgrund der Überschuldung nicht ermitteln.

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 4

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten drei Teilen habe ich die 18 Erstligisten und die zwei Aufsteiger mit Hilfe von insgesamt sechs KPIs analysiert und für jeden KPI eine Tabelle erstellt. In diesem Teil habe ich nun pro KPI pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten vergeben. Ich hätte natürlich auch nach Tabellenplatz bewerten können. Doch sagt ein Platz in der Tabelle nicht wirklich etwas über den finanziellen Zustand des Clubs aus. Deshalb habe ich die Bewertung in jeder Kategorie nach Punkten durchgeführt und jede Kategorie gleich gewichtet. Natürlich ist das rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht, wer gut wirtschaftet, wer mit Geld zugeschüttet wird und wer, zumindest in Zeiten außerhalb der Pandemie, sogar Geld abdrücken muss, weil er vorher jahrelang sehr großzügig alimentiert wurde – und ist es auch möglich, Vergleiche zwischen dem aktuellen Geschäftsjahr und dem Vorjahr herzustellen, und so die Auswirkungen der Pandemie auf den Fußball aus finanzieller Sicht zu erkennen.

Die Punkteverteilung im Überblick für die Nerds (in Klammern die Punkte des Vorjahres):

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
> 1 3 Punkte für: TSG, SCF, FCB (alle 3)
> 0,5 2 Punkte für: BSC (1), M05, B04, SGF, FCA, BVB ( alle 2)
>0 1 Punkt für: BMG, SGE, RBL, WOB, VFB, KOE (alle 1)
<0 0 Punkte für: BOC, SVW, FCU, DSC, S04 (alle 0)

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
> 0,66 3 Punkte für: TSG, FCB, SCF (alle 3)
> 0,33 2 Punkte für: BSC (1), BVB, B04, M05, FCA, BMG (alle 2)
> 0 1 Punkt für: RBL, SGF (beide 2), SGE, WOB , VFB, KOE (alle 1)
< 0 0 Punkte für: BOC, SVW, DSC, FCU, S04 (alle 0)

Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
> 0,5 3 Punkte für: –
> 0,1 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkte für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 oder nicht berechenbar 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE. B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

2019 Jahr gab es die 3 Punkte erst bei einer Eigenkapitalrendite von > 1. Schalke hatte damals (in seinen besseren Zeiten) den sagenhaften Wert 5,23 erzielt. Das beste Ergebnis erzielte im vorletzten betrachteten Geschäftsjahr Eintracht Frankfurt mit 0,54. Der Zweite SV Werder Bremen erzielte damals 0,33. Damit war genügend Abstand vorhanden, um 3 Punkte an die SGE zu verteilen. Letztes Jahr waren die Ergebnisse pandemiebedingt alle sehr schlecht. Daher gab es 2021 nur 1 und 0 Punkte. Natürlich hätte ich das auch anpassen können – aber damit wäre der Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr verwässert worden. Dieses Jahr bekommt mit dem SCF wieder ein Club 2 Punkte.

Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
> 0,1 3 Punkte für: –
> 0,01 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkt für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE, B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04, SGF, BOC (alle 0)

Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
< 0,4 3 Punkte für: –
< 0,5 2 Punkte für: S04 (0), RBL (2), SGE (1)
< 0,6 1 Punkte für: M05, FCA (beide 2), SCF, B04, SGF, FCU (alle 1), VFB (0)
>  0,6 0 Punkte für:  FCB, BOC, WOB (alle 1), BVB (2), TSG 3), SVW, BMG, DSC, KOE, BSC (alle 0)

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
< 0.33 3 Punke für: TSG (3), FCB (2)
< 0.66 2 Punkte für: SCF (3), M05 (1)
< 1 1 Punkt für: FCA (0), BVB, B04 (beide 1)
> 1 bzw. negativ 0 Punkte für: SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, SGE, KOE, RBL, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

 Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle ist damit wie 2019 und 2020 der SC Freiburg

KPI-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22 – in Klammer jeweils die Platzierung und die erzielten Punkt im Vorjahr.

1. SC Freiburg (2.) 13 Punkte (12)
2. FC Bayern München (3.) 11 Punkte (11)
3. TSG Hoffenheim (1.) 9 Punkte (14)
4. 1. FSV Mainz 05 (5.) 7 Punkte (7)
5. FC Augsburg (4.) 6 Punkte (8)
5. RB Leipzig (5.) 6 Punkte (7)
5. Bayer 04 Leverkusen* (8.) 6 Punkte (6)
8. Borussia Dortmund (5.) 5 Punkte (7)
9. Eintracht Frankfurt* (9.) 4 Punkte (3)
9. Hertha BSC Berlin (12.) 4 Punkte (2)
9. SpVgg Greuther Fürth(neu) 4 Punkte (5)
12. Borussia Mönchengladbach* (9.) 3 Punkte (3)
12. VfB Stuttgart* (12.) 3 Punkte (2)
14. VfL Wolfsburg (9.) 2 Punkte (3)
14. 1. FC Köln (12.)2 Punkte (2)
16. FC Union Berlin (15.) 1 Punkt (1)
17. VfL Bochum (neu) 0 Punkte (1)
17. Arminia Bielefeld (16.) 0 Punkte (0) 
* Bilanzstichtag 31. Dezember statt 30. Juni

Fazit: Nachdem letztes Jahr noch die TSG Hoffenheim den „Serienmeister“ SC Freiburg ablösen konnte, holten sich die Südbadener wie schon 2019 und 2020 wieder den Titel zurück. Während 2019 noch 16 Punkte und 2020 und 2021 noch 14 Punkte für den Titel erzielt werden mussten, reichten diesmal 13 von maximal 18 möglichen Punkten zum Sieg. Das zeigt, welchen Einfluss die Pandemie auf die Bilanzen aller Clubs hat. Am anderen Ende der Tabelle gibt es allerdings nur noch zwei Clubs mit 0 Punkten. Letztes Jahr waren es derer noch drei (Arminia sowie die damaligen Absteiger Werder und Schalke 04). Während Werder wieder nur 0 Punkte erzielen würde, hätte Schalke 2 statt 0 Punkten erhalten – ein deutliches Zeichen der Konsolidierung bei den Knappen.

Neben dem Meister aus Freiburg (1 Punkt) konnten sich auch Hertha BSC Berlin (2 Punkte), Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart (je 1 Punkte) punktemäßig verbessern. Allerdings bilanzieren Schalke, die SGE und der VfB zum 31. Dezember und hatten somit weniger Geisterspiele zu verkraften, als die Clubs, die zum 30. Juni bilanzieren. Umgekehrt spielte Schalke 04 die Hälfte des Bilanzzeitraum in der 2. Liga.

Den größten Punktverklust musste die TSG Hoffenheim verkraften (-5). Jeweils 2 Punkte weniger erzielten der FC Augsburg und Borussia Dortmund. Einen Punkt weniger verbuchten RB Leipzig, Greuther Fürth, der VfL Wolfsburg und der VfL Bochum.

Vergleicht man die Punkteausbeute zwischen 2019 (vor der Pandemie) und 2021 erkennt man die finanziellen Schäden, die die Pandemie verursacht hat auf einen Blick. Es gibt keinen Club, der eine Punktesteigerung erzielen konnte. Hertha BSC und der VfL Wolfsburg (sowie Schalke 04) konnten die Punkte stabil halten. Die meisten Punkte (-9) hat in diesen zwei Jahren Eintracht Frankfurt verloren, gefolgt vom VfL Bochum (-8), Borussia Dortmund , Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart, dem 1. FC Köln (jeweils -7). 6 Punkte haben Mainz 05, der FC Augsburg und Arminia Bielefeld verloren.

Die positive Überraschung sind diesmal vielleicht neben dem SC Freiburg auch der FC Augsburg und Mainz 05, die als vergleichsweise kleine Clubs in der Pandemie nicht komplett finanziell abgeschmiert sind. Reichten letztes Jahr 3 Punkte noch für Rang 9, landet die Borussia aus Mönchengladbach damit nun auf Platz 12. Anzunehmen, dass die finanzielle Talsohle mittlerweile durchschritten ist und es bei den meisten Clubs wieder finanziell bergauf geht.

Das nächste Jahr wird sicherlich spannend. Einerseits bereitet der 1. FC Köln ein wenig Sorgen, da dessen Eigenkapital so massiv geschrumpft ist. Was Eintracht Frankfurt mit dem Geld aus der Champions League anstellt wird spannend werden. Arminia Bielefeld und Greuther Fürth sind abgestiegen. Während Fürth finanziell vergleichsweise gut dasteht, bleibt abzuwarten, wie sich die Ostwestfalen in Liga 2 finanziell neu aufstellen. Von den überschuldeten Clubs aus Köpenik, Gelsenkirchen, Bremen und Bochum ist lediglich Schalke auf einem guten Weg.

Financial Fairplay ist weitrhin ein Fremdwort in der Bundesliga. Es gibt Vereine, die können das Geld zum Fenster rausschmeißen und das wird einfach durch Dritte ausgeglichen. Andere Vereine haben diese Möglichkeit nicht. Damit wird die Spaltung der Liga weiter verschärft und ein Wettbewerb kann so kaum noch stattfinden. Corona wirkte als Brandbeschleuniger, wenn man bedenkt, dass das Bundeskartellamt auf eine Einhaltung von 50 plus 1 drängt. Dazu hört man aber leider seitens der DFL aktuell nicht wirklich viel.

Es wird extrem spannend sein, wie die Clubs aus der Pandemie herauskommen. Vielleicht gibt es bei den Clubs, die ihr Geschäftsjahr zum 31. Dezember abschließen, bereits ein Licht am Ende des Pandemietunnels. Antworten darauf gibt es im nächstes Jahr im Sommer, wenn die DFL die Bilanzen der Clubs veröffentlicht hat und sich hoffentlich eindeutig zu 50 plus 1 positioniert hat.