„Spielfeld der Herrenmenschen“ von Ronny Blaschke

Fußball ist weltweit sicherlich die populärste Sportart. Dass der Fußball diesen Stellenwert erlangt hat, liegt auch oder gerade am Kolonialismus der europäischen Staaten. Das Vereinigte Königreich, Frankreich, Spanien, Portugal aber auch Deutschland besetzten weltweit fremde Regionen und brachten den Fußball mit, den man in Europa kennen und lieben gelernt hatte.

Ronny Blaschke nimmt uns in seinem Buch „Spielfeld der Herrenmenschen“ mit auf eine Weltreise, die über fünf Kontinente führt. Auf den ersten Blick könnten wir uns daran erfreuen, dass das simple Spiel mit dem Ball Menschen rund um den Globus so fasziniert. Blaschke gelingt es an allen Stationen seiner Reise, uns einen Einblick in die Entwicklung des Fußballs zu geben und diese schönen Seiten zu zeigen. Allerdings liegt sein Hauptaugenmerk darauf, wie mehr oder weniger offen Rassismus den Fußball dabei begleitet hat und weiterhin begleitet. Blaschke gibt Menschen die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen, wie sie Rassismus persönlich erlebt haben, wie sie Rassismus aufgedeckt haben oder wie sie sich gegen Rassismus stellen.

„Spielfeld der Herrenmenschen“ von Ronny Blaschke

Doch Blaschke geht noch einen Schritt weiter. Er bietet uns mit seinem Werk die Möglichkeit, uns selbst zu hinterfragen. Inwieweit übernehmen wir selbst unbewusst rassistisches Denken, ohne je auf den Gedanken zu kommen, uns selbst als Rassisten zu bezeichnen. Diese Möglichkeit zur Selbstreflektion ist besonders wertvoll. Das ist nicht unbedingt angenehm und wir stellen uns gegebenenfalls die Frage, warum wir manche Denkweise bisher einfach so unreflektiert übernommen haben. Positiv ausgedrückt bietet das Buch die Möglichkeit, ungewolltes rassistisches Denken abzulegen.

Möglichkeit zur Selbstreflexion in Bezug auf Rassismus

Dass wir uns nicht unbedingt auf die große Reise begeben müssen, um konkrete Beispiele für den Rassismus im Fußball zu finden, zeigt Blaschke ebenfalls. Er fuhr beispielsweise vor die Tore von Mainz nach Nieder-Olm, um mehr über einen Fußballspieler zu erfahren, der vor etwas mehr als 100 Jahren dort geboren wurde, dem durch die Nazis unsägliches Leid zugefügt wurde und der nach dem zweiten Weltkrieg doch wieder gerne nach Rheinhessen zurückgekehrt ist. Dieses Beispiel zeigt auch, warum es so wichtig ist, sich überall gegen Rassismus zu positionieren – gegebenenfalls auch im eigenen Kopf.   

Über das Buch:

  • Titel: Spielfeld der Herrenmenschen
  • Autor: Ronny Blaschke
  • Verlag: Die Werkstatt GmbH
  • Taschenbuch: 22,00 €
  • Seiten: 254
  • ISBN: 978-3730706862
  • Erscheinungstermin: 12. Januar 2024

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„#BeimFananwalt“ von René Lau

Fans schreiben für Fans – so lautet das Motto der Fußballfibeln, die seit 2015 im Berliner Verlag Culturcon medien erscheinen. In dieser Buchreihe dreht sich jeder Titel eigentlich um einen Verein. Seit 2021 gibt es auch eine Nullfünf-Fußballfibel. Das Werk„#BeimFananwalt“ von BFC Dynamo-Fan René Lau bildet eine der wenigen Ausnahmen bei den Fußballfibeln, denn hier geht es nicht um den Verein aus Berlin-Alt-Hohenschönhausen, sondern um Fanrechte. Dieses Thema war bereits vor der Pandemie ein Dauerbrenner, aber in den letzten drei Jahren hat sich das Ausleben des Fandaseins sicherlich bei den meisten Anhängern von Sportvereinen massiv verändert.

Buchcover "#BeimFananwalt"

Die große Mehrheit der Kapitel von Laus Buch sind als Kolumne seit Juli 2020 in der Tageszeitung „Junge Welt“ erschienen. Für das Buch hat Lau die Kolumnen um einige Passagen ergänzt, so dass auch Lesende der „Jungen Welt“ noch neue Erkenntnisse bei der Lektüre gewinnen. Dieses Buch ist alleine schon deswegen sehr lesenswert, weil Lau ab dem ersten Pandemiesommer 2020 chronologisch Woche für Woche dokumentiert, wie sich Corona auf den Spielbetrieb im Profi- und Amateurbereich ausgewirkt hat, welche Statements die Agitatoren im deutschen Fußball abgegeben haben (Stichwort „Demut“) und wie sich eingeführte Maßnahmen auf das Fanleben ausgewirkt haben – zum Beispiel Geisterspiele.

Wenn Lau nicht gerade seinen Verein unterstützt oder Kolumnen schreibt, agiert er in seinem „anderen“ Leben als Anwalt. 2010 war er Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte. Heute vertritt er bundesweit viele Fans in straf- und zivilrechtlichen Angelegenheiten, auch in Stadionverbotsverfahren.  So finden einige Fälle Eingang in dieses Buch. Sie zeigen eindeutig, dass es sich lohnt, als Fußballfan für seine Rechte zu kämpfen, denn wie Lau sagt: „Fanrechte sind Bürgerrechte“. Und mögen auch manche Fälle skurril, ja fast bizarr und manchmal erschreckend anmuten, Lau bleibt immer positiv und vermittelt mit seinem Werk, dass es ein großes Glück ist, in einem Rechtsstaat wie der Bundesrepublik zu leben. Nur braucht es manchmal juristischen Beistand, um nicht nur Recht zu haben, sondern auch zu seinem Recht zu kommen.  

Über das Buch:

  • Titel: #BeimFananwalt
  • Autor: René Lau
  • Verlag: Isensee Florian GmbH
  • Taschenbuch: 13,99 €
  • Seiten: 141
  • ISBN: 978-3730817971
  • Erscheinungstermin: 15. März 2022

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„Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball“ von Max-Jacob Ost

Die hohe Kunst, in einen Buchtitel alle wesentlichen Inhalte prägnant hineinzupacken, ist in den meisten Fällen ein Ding der Unmöglichkeit. Das Werk von Journalist Max-Jacob Ost sticht alleine schon dadurch hervor.

Ich bin kein Fan des FC Bayern und doch hat mich dieses Buch sehr gepackt. Denn wie Titel und Untertitel andeuten, geht es in diesem Buch um so viel mehr als um eine einzelne Person. Ich würde sogar behaupten, dass sich der Großteil des Buchs um den Männerprofifußball in Deutschland an sich, das dafür notwendige Geld und tatsächlich die Liebe zum Spiel dreht. Als großer Ankerpunkt dient Uli Hoeneß – ein Mensch, der die letzten 50 Jahre im deutschen Männerprofifußball omnipräsent war.

„Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball“ von Max-Jacob Ost
„Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball“ von Max-Jacob Ost

Ich verfolge den Fußball seit Jahrzehnten und viele meiner Kindheitserinnerungen haben mit ihm zu tun. Ab 1982 kann ich in meinem Kopf diese Erinnerungen auch datieren. Mein erstes Panini-Album habe ich damals erstanden und den Großteil meines Taschengelds in das Aufreißen von Papiertütchen mit Spielerportraits, Mannschaftsbildern, Wappen und der „Salatschüssel“ gesteckt. Nach dem verlorenen Männer-WM-Finale lag ich heulend im Bett und der Name Paolo Rossi wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Damals war Hoeneß bereits drei Jahre Manager des FC Bayern. Mir sagte der Name zu dieser Zeit nichts, denn es gab ja kein Panini-Bild von ihm. Seine aktive Laufbahn als Spieler hatte er bereits beendet. Ich fand es aber damals komisch, dass viele meiner Mitschüler Fans oder Sympathisanten des FC Bayern waren – und das in Mainz – weit genug weg von München. Warum das so war, wurde mir später klar. Es lag am Erfolg des Vereins. Wer aus welchen Gründen und mit Hilfe welcher Ideen daran den größten Anteil hatte, wusste ich bis vor wenigen Wochen nicht wirklich.

Ost ist es gelungen, die maßgeblichen Entwicklungen des deutschen Männerfußballs anhand der Person Uli Hoeneß perfekt aufzuzeigen. Daher ist dieses Buch auch für alle Menschen, die sich für den Männer-Profifußball in Deutschland an sich interessieren, eine tolle Möglichkeit, diese Entwicklungen nachzuvollziehen und auch zu begreifen, an welchen Stellen der FC Bayern im Vergleich zum eigenen Verein in den letzten Jahrzehnten dank Hoeneß immer die Nase vorne hatte.

Obwohl oder gerade weil Ost Fan des FC Bayern ist, betrachtet er diese Entwicklungen mit der notwendigen kritischen Distanz und ohne „Mia san Mia“-Brille. Der Titel wird beiden gerecht – Hoeneß wie Ost. Hoeneß darf man getrost abnehmen, dass er das Fußballspiel liebt und weiß, dass dies auf Geldgeber der heutigen Zeit nicht unbedingt zutrifft. Es gilt aber auch für Ost, der die richtigen Fragen stellt, wenn es um den momentanen Zustand des deutschen Männer-Profifußball geht: Das Geld war immer schon der entscheidende Faktor im Männer-Profifußball. Das hat Hoeneß sehr früh erkannt.

Für ihn scheint zwar sein ganzes Leben aus einem Wettbewerb zu bestehen, aber im Fußball kommt dieser Wesenszug besonders zur Geltung. Das Resultat ist die totale deutschlandweite Dominanz des FC Bayern, der es sich mittlerweile auch leisten kann, einfach mal 25 Millionen Euro für einen Trainertransfer auszugeben und nach nicht einmal zwei Jahren diesen Übungsleiter freizustellen, da gerade, aus Sicht der Verantwortlichen, ein noch besserer Übungsleiter auf dem Markt frei verfügbar ist, um das hoch gesteckte Ziele in Form des Gewinns des Tripples aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League zu erreichen. Ob diese Dominanz tatsächlich im Sinne des FC Bayern ist, hinterfragt Ost. Und er hinterfragt dies auch aus Liebe zum Spiel. Denn dass diese Liebe durch das Agieren des FC Bayern Schaden nimmt, steht für Menschen, die es nicht dem Club von der Säbener Straße halten, sicherlich außer Frage.

Über das Buch:

  • Titel: Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball
  • Autorin: Max-Jacob Ost
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Taschenbuch: 15,00 €
  • 416 Seiten
  • ISBN: 978-3423352000
  • Erscheinungstermin: 12. Januar 2023

Bestellbar überall wo es Bücher gibt und online zum Beispiel bei „buch7“, dem sozialen Buchhandel. Durch den Kauf bei „buch7″ spendet das Unternehmen zwischen 0,53 € und 0,98 € – abhängig von der aktuellen Geschäftsentwicklung – an soziale Projekte.