Spätlese Hoffenheim Saison 2022/2023

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Was waren das noch für Zeiten im Sommer 2022: Ein Ticket, ein Monat, ein Land, neun Euro – fertig. Aus finanzieller Sicht war es natürlich Glück, dass das Auswärtsspiel in Sinsheim für die Zeit nach der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets angesetzt wurde. Schließlich gilt das Print@Home-Ticket der TSG unter anderem für den VRN-Verkehrsverbund. Dieser reicht mittlerweile weit nach Rheinhessen hinein – auf den drei Bahnlinien nach Mainz-Laubenheim, Mainz-Marienborn bzw. Bingen bis nach Guntersblum, Saulheim bzw. Gau-Bickelheim. Damit konnten Nullfünfer*innen, die von den drei genannten Orten oder auf den genannten Linien südlich davon einsteigen und gratis bis zum Haltepunkt Sinsheim Museaum/Arena fahren.

Wabenplan des VRN. Darunter steht "Einfach ankommen".
Wabenplan des VRN

Um herauszufinden, welches Gebiet der VRN abdeckt, wurde man allerdings wieder mit der Hürde der Deutschen Verkehrsverbünde schlechthin konfrontiert: dem Wabenplan! Wenn man ihn auf der VRN-Seite öffnet erschlagen einen erstmal die unzähligen Waben des Tarifgebiets. Den Claim darunter „Einfach ankommen.“ kann man schon fast zynisch nennen. Glücklicherweise lässt sich der Plan anklicken und im PDF-Dokument war es möglich, mit Hilfe der Lupenfunktion die entsprechenden Waben zu entdecken, die das nordwestliche Ende des VRNs markieren: 04, in der Guntersblum liegt und 02, in der Saulheim und Gau-Bickelheim liegen. Letztgenannte befinden sich allerdings auch im RNN-Verkehrsverbund. Damit die Sache nicht zu einfach wird, findet sich für 02 die Bemerkung „Hier gilt eine spezielle Übergangsregelung für bestimmte Fahrausweise des VRN. Näheres finden Sie im VRN-Tarifprospekt oder unter vrn.de“. Auf der VRN-Seite unter Tickets – Verbundübergänge – RNN ließ sich allerdings nicht ermitteln, in welche Gruppe die Fahrkarte zur Eintrittskarte fällt. Anzunehmen, dass sie einem Tages-Ticket gleichzusetzen ist. Ferner ist anzunehmen, dass wohl der Hinweis im Wabenplan auf folgende Regelung abzielt „Verbundweit gültige Zeitkarten im Ausbildungsverkehr gelten im Übergangsbereich zum RNN an Schultagen in Rheinland-Pfalz ab 14 Uhr, ansonsten ganztägig.“ Ein Grund, warum so wenige Menschen, den öffentlichen Personennahverkehr nehmen, liegt genau an solchen bürokratischen Hürden. Was waren das für schöne Zeiten, als es ein Ticket für ganz Deutschland gab und Waben und Preisstufen den Sommer auf der Müllhalde der Bürokratie verbrachten.

Fans außerhalb des VRN profitierten übrigens ebenfalls. Schließlich ließ sich zum Beispiel ab Mainz eine Fahrkarte nach Guntersblum für 8 Euro lösen. Inhaber*innen einer BahnCard – egal ob 25 oder 50 – fuhren für 6 Euro. Kinder zahlten 4,80 Euro bzw. 3,60 Euro. Für 21,30 Euro gab es auch eine Gruppentageskarte, die für 5 Fans galt. So lassen sich die Kosten von 16 Euro für zwei Einzelfahrkarten für die Hin- und Rückfahrt ab Mainz auf 4,26 Euro pro Person senken. Und wer beispielsweise mit dem Rad von Laubenheim nach Bodenheim gefahren ist, hat gleich nochmal etwas gespart: 5 Euro, 3,75 Euro, 3 Euro, 2,25 Euro, bzw. 15,90 Euro wurden dann entsprechend fällig. Die Chancen stehen ja nicht schlecht, dass nächstes Jahr die Partie wieder auf dem Spielplan steht. So lassen sich in Zeiten, in den wir alle sparen müssen, tatsächlich die Kosten für die Anreise nach Sinsheim massiv senken.

02 (N)immer nuff:

War die Ticket-Hürde genommen, ging es mit den Regionalprodukten der Deutschen Bahn in Richtung Sinsheim. Die S-Bahn, die zwischen Mainz und Mannheim verkehrt, war bis Worms nur mäßig gefüllt. Am dortigen Bahnsteig warteten gefühlt hunderte Menschen, die in die Bahn wollten. Am Nachbargleis stand eine S-Bahn, die nicht weiterfuhr. Auf der App der Bahn stand lapidar „Zug fällt aus“. Das ist natürlich besonders blöd, wenn man einen Termin hat. Und daher ist die Kritik, dass der ÖPNV in Deutschland ja auch nicht mehr als 9 Euro Wert sei, nachvollziehbar. Natürlich gibt es auch Staus und Pannen bei der Autofahrt – allerdings ist die Häufung auf der Schiene aktuell tatsächlich extrem. Bis zum Anschlag gefüllt, fuhr die Bahn dann ohne größere Verzögerung im Betriebsablauf nach Mannheim Hauptbahnhof weiter.

Menschen laufen auf einem Weg zum Stadion
Nur ein kurzer Fußmarsch trennt den Haltepunkt Sinsheim Museum/Arena vom Stadion

Dass man bei der Bahn aber positive Überraschungen bereithält, ließ sich schon in der App verfolgen. Es gab zwei Fußballsonderzüge, die direkt nach Sinsheim Museum/Arena fuhren und in Mannheim eingesetzt wurden. Der Vorteil dieser Züge bestand allerdings nur darin, ein Entlastungszug zu sein. Schließlich kommt man von Mannheim auch mit der S-Bahn teilweise ohne Umstieg dorthin. Die Fahrtzeit von etwa einer Stunde wird auch nicht wirklich unterboten. Aber sei´s drum, die Bahn fuhr, es gab genügend Platz für alle und so zuckelten wir mit Halt auf allen Unterwegsbahnhöfen ab Heidelberg über Meckesheim, Zuzenhausen, Hoffenheim und Co. in Richtung Endstation.

Der Fußmarsch an Technikmuseum und Überschall-Jets vorbei durch den Autobahntunnel war leicht und lässig zu absolvieren. Wer entsprechend Zeit mitbringt, für den ist die Anreise mit der Bahn für sehr wenig bis gar kein Geld tatsächlich zu empfehlen.

03 Kon-Trolle

Ein großer Nachteil bei der Anreise mit dem Zug besteht allerdings darin, dass es am Gästeblock keine Abgabemöglichkeit von Taschen gibt. Auch dürfen keine Speisen oder Getränke mit ins Stadion genommen werden. Wie bereits mehrmals geschrieben, halte ich eine solche Abgabestelle aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten für dringend geboten, um beispielsweise mitgebrachte Getränkeflaschen zu deponieren. Wenigstens durfte ich die leere und gefaltete Tetra-Pack-Verpackung Wasser, die mir mal die Deutsche Bahn wegen einer ausgefallenen Klimaanlage reichte, mit hineinnehmen. Dort hätte ich sie gegebenenfalls auffüllen können.

Eine vegane Wurst im Brötchen
Die vegane Wurst war durchaus schmackhaft und eine wirkliche Alternative

04 Kampf um den Mampf

Während die Neubauten der Arenen sich ja mehr oder weniger gleichen, sticht in Sinsheim seit längerem das kulinarische Angebot heraus. Und sie schaffen es dort tatsächlich, in jedem Jahr noch eine Schippe draufzulegen. Man fühlt sich hier wirklich willkommen, wohingegen die Verpflegung der Gäse im Rest der Liga eher als lästiges Übel empfunden wird. Alleine sechs verschieden Wurst- und Frikadellensorten, davon eine vegetarische und eine vegane Variante wurden angeboten. Die Arenawurst kostete 3,90 Euro, die vegane Wurst 4,20 Euro. Das ist natürlich alles andere als nachhaltig, wenn die vegane, klimafreundliche Variante am teuersten ist. Aber zu früh gemeckert. Schließlich gibt es im Gästeblock auch noch einen Frittenstand. Die Pommes kosteten 3,20 Euro, die Spezial-Version mit Ketchup, Mayo und Röstzwiebeln 3,50 Euro. Sprich die günstigste Speise war tatsächlich vegan. An Hoffenheim sollte sich, was das Catering angeht, die Liga ein Beispiel nehmen. Dass es, wie in Augsburg, in dieser Saison plötzlich auch noch Bier gibt – natürlich im Pfandbecher – rundete diesen Champions League-reifen Auftritt der Kraichgauer ab.

05 Käfighaltung

Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Warum wir Menschen trotzdem immer wieder in diese Falle tappen, weiß ich auch nicht. In dieser Saison wurde bereits zum zweiten Mal ein Motto ausgegeben. Nach „Alle in Rot nach Bochum“ diesmal „Heimspiel in Hoffenheim“. Diese Mottos wurden nicht etwa von der aktiven Fanszene initiiert. Auch über die Fanabteilung oder die Supporters wurde das nicht verkündet, sondern über die abteilungsübergreifenden Kanäle des Vereins. Ich komme mir seit Beginn der Saison in eine Zeit versetzt, als Mainz 05 noch am Bruchweg in der 2. Liga spielte. Mag sein, dass das auch ein wenig an dem Buch liegt, was ich gerade lese. Schließlich drehen sich bei der Biographie von Mara Pfeiffer über Wolfgang Frank einige Kapitel um seine Zeiten am Bruchweg. Vielleicht liegt es auch ein wenig am „Es war einmal“ Fanzine, das die deutsche Amateurmeisterschaft vor 40 Jahren thematisiert. Aber am ehesten glaube ich, dass es immer noch am Handwerkszeug für Auswärtsfahren liegt, das aus den 1990ern stammt und seither nicht mehr verändert wurde.

Nun ist gegen subventionierte Tickets in diesen Zeiten, in denen viele nicht wissen, ob sie sich das Hobby Fußball im Stadion gucken, dauerhaft noch leisten können, sicherlich nichts einzuweden, obwohl der Verein auch in der Pandemie finanziell Federn lassen musste. Dies allerdings zu einem Zeitpunkt in der Saison zu machen, in der es quasi noch „um nichts geht“ und zu einem Auswärtsspiel, das wie oben erwähnt fast gratis zu erreichen ist, ist schon fraglich. Einem Club die Geldschatulle zu füllen, den viele Fans aufgrund des „atypsich stillen Gesellschafters“, so wird der Mäzen in den Bilanzen der DFL genannt, kritisch gegenüberstehen, macht die Sache auch nicht besser. Dass das alles mit der heißen Nadel gestrickt wurde, erkennt man unschwer daran, dass der Vorverkauf zwischenzeitlich gestoppt wurde und nun die Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle denjenigen, die bereits Karten erworben hatten, Teile des Preises der Eintrittskarte zurückerstatten müssen. Warum diese Schnellschüsse, warum die Hektik in einer Situation, in der es sportlich gut läuft?

Fans mit Schals und Fahnen und Manschaft in einem Stadion stehen sich gegenüber.
Voller Gästeblock und volle Unterstützung für die rot-weißen Jungs

Und wie kommt man als Mainz 05 auf die Schnappsidee ein Heimspiel in Hoffenheim auszurufen? Das Stadion bietet Platz für mehr als 30000 Zuschauende. Gut, die letzten Spiele waren nicht ausverkauft, aber es kamen doch deutlich mehr als 10000 Leute ins Stadion. 11000 Auswärtsfahrende waren wir mal beim DFB-Pokal-Halbfinale in Düsseldorf 2009 gegen Leverkusen. Also ist es schon mal Quatsch, mehr Nullfünfer*innen ins Stadion zu bringen als die Heimseite. Selbst wenn 4000 Mitgereiste lauter sind als 16000 Kraichgauer*innen, emfand ich das Motto der Auswärtsfahrt respektlos, zumal wir auch unser Stadion nicht voll bekommen. Den Zusammenhang aus Glashaus und Steinen sollte auch Mainz 05 kennen. Im Leitbild von Mainz 05 steht „Wir stehen für Offenheit, Respekt und Mitmenschlichkeit“. Das was von offizieller Seite vor dem Spiel in Sinsheim abgeliefert wurde, ist leider teilweise das Gegenteil. Allerdings wurde die Entstehung des Leitbilds von Verantwortlichen begleitet, die nicht mehr im Verein arbeiten. Und gleichzeitig gibt es zumindest einen Verantwortlichen, der zum Zeitpunkt der Erstellung gar nicht im Verein tätig war. Vielleicht ist das der Grund, warum das Leitbild nicht gelebt wird. Schließlich gab es in den 90ern auch kein Leitbild und noch nicht mal eine lebendige Fanszene, von Supporters und Fanbabteilung ganz zu schweigen. Dass mittlerweile viel Wasser (wenn auch aktuell eher weniger) den Rhein heruntergeflossen ist, wird anscheinend bei den Verantwortlichen verkannt und Alleingänge werden weiterhin als Macherqualität dargestellt. Was damals mangels organisierten Fans notwendig war, um dem Verein Leben einzuhauchen, wirkt heute aus der Zeit gefallen und kontraproduktiv.

Vielmehr heißt es von den Verantwortlichen, dass der sportliche Aspekt bei Mainz 05 Priorität hat. Alles andere ist nebensächlich. Das durften wir alle spätestens beim Testspiel gegen Newcastle brav verinnerlichen. Selbst wenn man dieser Philosophie uneingeschränkt folgt, hat sich der Verein mit seiner Heimspiel-Fantasie ein Eigentor geschossen. Als Mannschaft braucht man immer einen Motivationsfaktor. Man braucht kein Welttrainer zu sein, um zu erkennen, was für eine tolle Steilvorlage das für André Breitenreiter und seine Hoffis war. Sprich die Verantwortlichen von Mainz 05 haben den Gegner mit ihrer Idee zusätzlich motiviert und gleichzeitig Bos Team damit geschwächt. Hoffentlich hat wenigstens diese Erkenntnis spätestens dann eingesetzt, als in den Sozialen Netzwerken die Admins von Hoffenheim vom Auswärtssieg am Samstagabend sprachen….

Bei aller Kritik sei wenigstens die Transparenz erwähnt, die es bei Mainz 05 mittlerweile teilweise gibt. Das T-Shirt, das extra für die Auswärtsfahrt aufgelegt wurde, wurde zwar allenthalben beworben. Es fehlten allerdings Produktinformationen zu Material, Herstellung, Druck und Zertifikaten. All dies wurde auf Nachfrage bei Twitter nachgereicht und zeigt, dass es eben doch gehen kann bei Mainz 05 – respektvoll miteinander umzugehen und die im Leitbild genannte Offenheit zu leben.  Vielleicht sollten das auch die Verantworlichen mal lernen und beim Gegner damit anfangen. Und sei es nur aus Eigeninteresse, um ihm keine zusätzliche Motivation zu liefern, wenn nur das Sportliche zählt.

Fazit: Der Jahrgang 2022/2023 zeigt, dass früher nicht alles besser war.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 4

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten drei Teilen habe ich die 18 Erstligisten und die zwei Aufsteiger mit Hilfe von insgesamt sechs KPIs analysiert und für jeden KPI eine Tabelle erstellt. In diesem Teil habe ich nun pro KPI pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten vergeben. Ich hätte natürlich auch nach Tabellenplatz bewerten können. Doch sagt ein Platz in der Tabelle nicht wirklich etwas über den finanziellen Zustand des Clubs aus. Deshalb habe ich die Bewertung in jeder Kategorie nach Punkten durchgeführt und jede Kategorie gleich gewichtet. Natürlich ist das rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht, wer gut wirtschaftet, wer mit Geld zugeschüttet wird und wer, zumindest in Zeiten außerhalb der Pandemie, sogar Geld abdrücken muss, weil er vorher jahrelang sehr großzügig alimentiert wurde – und ist es auch möglich, Vergleiche zwischen dem aktuellen Geschäftsjahr und dem Vorjahr herzustellen, und so die Auswirkungen der Pandemie auf den Fußball aus finanzieller Sicht zu erkennen.

Die Punkteverteilung im Überblick für die Nerds (in Klammern die Punkte des Vorjahres):

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
> 1 3 Punkte für: TSG, SCF, FCB (alle 3)
> 0,5 2 Punkte für: BSC (1), M05, B04, SGF, FCA, BVB ( alle 2)
>0 1 Punkt für: BMG, SGE, RBL, WOB, VFB, KOE (alle 1)
<0 0 Punkte für: BOC, SVW, FCU, DSC, S04 (alle 0)

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
> 0,66 3 Punkte für: TSG, FCB, SCF (alle 3)
> 0,33 2 Punkte für: BSC (1), BVB, B04, M05, FCA, BMG (alle 2)
> 0 1 Punkt für: RBL, SGF (beide 2), SGE, WOB , VFB, KOE (alle 1)
< 0 0 Punkte für: BOC, SVW, DSC, FCU, S04 (alle 0)

Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
> 0,5 3 Punkte für: –
> 0,1 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkte für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 oder nicht berechenbar 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE. B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

2019 Jahr gab es die 3 Punkte erst bei einer Eigenkapitalrendite von > 1. Schalke hatte damals (in seinen besseren Zeiten) den sagenhaften Wert 5,23 erzielt. Das beste Ergebnis erzielte im vorletzten betrachteten Geschäftsjahr Eintracht Frankfurt mit 0,54. Der Zweite SV Werder Bremen erzielte damals 0,33. Damit war genügend Abstand vorhanden, um 3 Punkte an die SGE zu verteilen. Letztes Jahr waren die Ergebnisse pandemiebedingt alle sehr schlecht. Daher gab es 2021 nur 1 und 0 Punkte. Natürlich hätte ich das auch anpassen können – aber damit wäre der Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr verwässert worden. Dieses Jahr bekommt mit dem SCF wieder ein Club 2 Punkte.

Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
> 0,1 3 Punkte für: –
> 0,01 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkt für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE, B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04, SGF, BOC (alle 0)

Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
< 0,4 3 Punkte für: –
< 0,5 2 Punkte für: S04 (0), RBL (2), SGE (1)
< 0,6 1 Punkte für: M05, FCA (beide 2), SCF, B04, SGF, FCU (alle 1), VFB (0)
>  0,6 0 Punkte für:  FCB, BOC, WOB (alle 1), BVB (2), TSG 3), SVW, BMG, DSC, KOE, BSC (alle 0)

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
< 0.33 3 Punke für: TSG (3), FCB (2)
< 0.66 2 Punkte für: SCF (3), M05 (1)
< 1 1 Punkt für: FCA (0), BVB, B04 (beide 1)
> 1 bzw. negativ 0 Punkte für: SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, SGE, KOE, RBL, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

 Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle ist damit wie 2019 und 2020 der SC Freiburg

KPI-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22 – in Klammer jeweils die Platzierung und die erzielten Punkt im Vorjahr.

1. SC Freiburg (2.) 13 Punkte (12)
2. FC Bayern München (3.) 11 Punkte (11)
3. TSG Hoffenheim (1.) 9 Punkte (14)
4. 1. FSV Mainz 05 (5.) 7 Punkte (7)
5. FC Augsburg (4.) 6 Punkte (8)
5. RB Leipzig (5.) 6 Punkte (7)
5. Bayer 04 Leverkusen* (8.) 6 Punkte (6)
8. Borussia Dortmund (5.) 5 Punkte (7)
9. Eintracht Frankfurt* (9.) 4 Punkte (3)
9. Hertha BSC Berlin (12.) 4 Punkte (2)
9. SpVgg Greuther Fürth(neu) 4 Punkte (5)
12. Borussia Mönchengladbach* (9.) 3 Punkte (3)
12. VfB Stuttgart* (12.) 3 Punkte (2)
14. VfL Wolfsburg (9.) 2 Punkte (3)
14. 1. FC Köln (12.)2 Punkte (2)
16. FC Union Berlin (15.) 1 Punkt (1)
17. VfL Bochum (neu) 0 Punkte (1)
17. Arminia Bielefeld (16.) 0 Punkte (0) 
* Bilanzstichtag 31. Dezember statt 30. Juni

Fazit: Nachdem letztes Jahr noch die TSG Hoffenheim den „Serienmeister“ SC Freiburg ablösen konnte, holten sich die Südbadener wie schon 2019 und 2020 wieder den Titel zurück. Während 2019 noch 16 Punkte und 2020 und 2021 noch 14 Punkte für den Titel erzielt werden mussten, reichten diesmal 13 von maximal 18 möglichen Punkten zum Sieg. Das zeigt, welchen Einfluss die Pandemie auf die Bilanzen aller Clubs hat. Am anderen Ende der Tabelle gibt es allerdings nur noch zwei Clubs mit 0 Punkten. Letztes Jahr waren es derer noch drei (Arminia sowie die damaligen Absteiger Werder und Schalke 04). Während Werder wieder nur 0 Punkte erzielen würde, hätte Schalke 2 statt 0 Punkten erhalten – ein deutliches Zeichen der Konsolidierung bei den Knappen.

Neben dem Meister aus Freiburg (1 Punkt) konnten sich auch Hertha BSC Berlin (2 Punkte), Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart (je 1 Punkte) punktemäßig verbessern. Allerdings bilanzieren Schalke, die SGE und der VfB zum 31. Dezember und hatten somit weniger Geisterspiele zu verkraften, als die Clubs, die zum 30. Juni bilanzieren. Umgekehrt spielte Schalke 04 die Hälfte des Bilanzzeitraum in der 2. Liga.

Den größten Punktverklust musste die TSG Hoffenheim verkraften (-5). Jeweils 2 Punkte weniger erzielten der FC Augsburg und Borussia Dortmund. Einen Punkt weniger verbuchten RB Leipzig, Greuther Fürth, der VfL Wolfsburg und der VfL Bochum.

Vergleicht man die Punkteausbeute zwischen 2019 (vor der Pandemie) und 2021 erkennt man die finanziellen Schäden, die die Pandemie verursacht hat auf einen Blick. Es gibt keinen Club, der eine Punktesteigerung erzielen konnte. Hertha BSC und der VfL Wolfsburg (sowie Schalke 04) konnten die Punkte stabil halten. Die meisten Punkte (-9) hat in diesen zwei Jahren Eintracht Frankfurt verloren, gefolgt vom VfL Bochum (-8), Borussia Dortmund , Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart, dem 1. FC Köln (jeweils -7). 6 Punkte haben Mainz 05, der FC Augsburg und Arminia Bielefeld verloren.

Die positive Überraschung sind diesmal vielleicht neben dem SC Freiburg auch der FC Augsburg und Mainz 05, die als vergleichsweise kleine Clubs in der Pandemie nicht komplett finanziell abgeschmiert sind. Reichten letztes Jahr 3 Punkte noch für Rang 9, landet die Borussia aus Mönchengladbach damit nun auf Platz 12. Anzunehmen, dass die finanzielle Talsohle mittlerweile durchschritten ist und es bei den meisten Clubs wieder finanziell bergauf geht.

Das nächste Jahr wird sicherlich spannend. Einerseits bereitet der 1. FC Köln ein wenig Sorgen, da dessen Eigenkapital so massiv geschrumpft ist. Was Eintracht Frankfurt mit dem Geld aus der Champions League anstellt wird spannend werden. Arminia Bielefeld und Greuther Fürth sind abgestiegen. Während Fürth finanziell vergleichsweise gut dasteht, bleibt abzuwarten, wie sich die Ostwestfalen in Liga 2 finanziell neu aufstellen. Von den überschuldeten Clubs aus Köpenik, Gelsenkirchen, Bremen und Bochum ist lediglich Schalke auf einem guten Weg.

Financial Fairplay ist weitrhin ein Fremdwort in der Bundesliga. Es gibt Vereine, die können das Geld zum Fenster rausschmeißen und das wird einfach durch Dritte ausgeglichen. Andere Vereine haben diese Möglichkeit nicht. Damit wird die Spaltung der Liga weiter verschärft und ein Wettbewerb kann so kaum noch stattfinden. Corona wirkte als Brandbeschleuniger, wenn man bedenkt, dass das Bundeskartellamt auf eine Einhaltung von 50 plus 1 drängt. Dazu hört man aber leider seitens der DFL aktuell nicht wirklich viel.

Es wird extrem spannend sein, wie die Clubs aus der Pandemie herauskommen. Vielleicht gibt es bei den Clubs, die ihr Geschäftsjahr zum 31. Dezember abschließen, bereits ein Licht am Ende des Pandemietunnels. Antworten darauf gibt es im nächstes Jahr im Sommer, wenn die DFL die Bilanzen der Clubs veröffentlicht hat und sich hoffentlich eindeutig zu 50 plus 1 positioniert hat.

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 3

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten beiden Teilen ging es um das Vermögen der Vereine, das bei einigen Vereinen durch Dritte kurzerhand erhöht wird, um Gewinne, die die Vereine erzielen und wenn sie diese nicht erzielen, dass diese bei einigen Vereinen (oft den selben) ausgeglichen werden. Daraus resultierten bisher vier KPIs. Im letzten Teil kommen zwei weitere KPIs hinzu: Die Personalaufwandsquote und der Verschuldungsgrad.

5. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Geld schießt Tore. Ob diese These stimmt, wird sich zeigen. Hier geht es zunächst einmal um Umsatz, der mit dem vorhandenen Personal erwirtschaftet wurde. Daher gilt hier, je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

Der Personalaufwand

Bevor es um die Quote geht, werfen wir zunächst einen Blick auf den Personalaufwand. Dieser sollte in der Pandemie möglichst gesenkt werden, da die meisten Clubs ja enorme Umsatzeinbußen hatten.

In beiden Pandemiejahren die Personalkosten senken konnte nur der VfL Wolfsburg (2020: -6 Prozent, 2021: -1 Prozent) sowie die beiden Aufsteiger Werder Bremen (2020: -2 Prozent, 2021: -4 Prozent) und Schalke 04 (2020: -10 Prozent, 2021: -20 Prozent). Die Personalkosten wenigstens im Vergleich zu 2019 bis 2021 zu senken, gelang Greuther Fürth (-5 Prozent), Mainz 05 (-1 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-1 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (-2 Prozent). In der Blase Profifußball ist die Pandemie bei den Gehältern nie wirklich angekommen. In den beiden Pandemiejahren sind die Personalkosten am höchsten gestiegen bei Arminia Bielefeld (94 Prozent), dem 1. FC Köln (60 Prozent), Union Berlin (56 Prozent), Hertha BSC Berlin (49 Prozent), RB Leipzig (35 Prozent), VfL Bochum (24 Prozent), SC Freiburg (19 Prozent), FC Augsburg (16 Prozent), TSG Hoffenheim und VfB Stuttgart (9 Prozent), FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund (5 Prozent). Interessant, dass die bilanziell übeschuldeten Clubs Bielefeld und Union so massive Gehaltssprünge zu verzeichnen haben. Auch interessant die Tatsache, dass Greuther Fürth kein finanzieles Harakiri veranstaltet hat, um aufzusteigen. Auch der VfB Stuttgart hat gezeigt, dass Aufsteigen und massive Gehaltssteigerungen nicht unbedingt miteinander korrelieren müssen.

In absoluten Zahlen liegen die Personalkosten beim FC Bayern München mit 373 Mio. Euro am höchsten, sprich der Clubs gibt täglich eine Million Euro für sein Personal aus. Am Tabellenende liegt Greuther Fürth mit 13 Mio. Euro Personalkosten pro Jahr – sprich nach 12 Tagen wär das Personalbudget in Fürth aufgebraucht, müsste man einen Kader, wie den des FC Bayern finanzieren.

Auf Platz 2 liegt Borussia Dortmund mit 216 Mio. Euro, gefolgt von RB Leipzig mit 169 Mio. Euro, gefolgt von Bayer 04 Leverkusen mit 134 Mio. Euro. In der sportlichen Tabelle haben nur Leverkusen und Leipzig die Plätze getauscht. Auf den Plätzen 5 und 6 folgen der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach (123 Mio. Euro bzw. 98 Mio. Euro). Damit ist in der sportlichen Tabelle Platz 12 bzw. Platz 10 herausgekommen. Euro League Gewinner Eintracht Frankfurt folgt auf Platz 7 mit 97 Mio. Euro vor dem Relegationsteilnehmer Hertha BSC Berlin mit 93 Mio. Euro. Dahinter würde Aufsteiger Schalke 04 mit 88 Mio. Euro folgen, was für einen Aufsteiger extrem außergewöhnlich ist. Die Plätze 9 und 10 gehen nach Baden Würtemberg mit der TSG Hoffenheim (84 Mio. Euro) und dem VfB Stuttgart (83 Mio. Euro), die in der sportlichen Abschlusstabelle Platz 9 bzw. Platz 15 erreicht haben. Der Conference League Teilnehmer 1. FC Köln folgt auf Platz 11 mit 76 Mio. Euro. Dahinter würde der zweite Aufsteiger Werder Bremen (68 Mio. Euro) liegen. Der SC Freiburg folgt auf Platz 12 mit 54 Mio. Euro und Platz 6 in der sportlichen Abschlussrechnung. Auf Platz 13 liegt Mainz 05 mit 48 Mio. Euro vor dem FC Augsburg mit 44 Mio. Euro. Auf Platz 15 liegt Europa League Teilnehmer Union Berlin mit 40 Mio. Euro. Platz 16 geht an Arminia Bielefeld mit 31 Mio. Euro vor dem VfL Bochum mit 19 Mio. Euro, die mit Platz 13 in der sportlichen Tabelle damit ein sehr gutes Ergebnis erzielt haben. Geld schießt eben nicht unbedingt Tore.

Die Personalaufwandsquoten-Tabelle (in Klammern das Ergebnis vom Vorjahr)

1. RB Leipzig (2.)
2. Eintracht Frankfurt (9.)
3. 1. FSV Mainz 05 (4.)
4. SC Freiburg (10.)
5. Bayer 04 Leverkusen (7.)
6. Greuther Fürth (neu)
7. FC Augsburg (5.)
8. FC Union Berlin (8.)
9. VfB Stuttgart (18.)
10. Borussia Mönchengladbach (16.)
11. FC Bayern München (6.)
12. Borussia Dortmund (3.)
13. VfL Wolfsburg (11.)
14. Arminia Bielefeld (13.)
15. TSG Hoffenheim (1.)
16. VfL Bochum (neu)
17. 1. FC Köln (14.)
18. Hertha BSC Berlin (17.)

Der Absturz der TSG Hoffenheim ist vorallem auf den massiven Umsatzrückgang zurückzuführen. Der SC Freiburg, der in dieser Disziplin letztes Jahr noch im Mittelfeld landete, steht jetzt in der Spitzengruppe, sprich der Club hat an den Stellschrauben, die noch nicht perfekt waren, anscheinend richtig gut gedreht. RB Leipzig weiß mit seinem Geld etwas anzufangen, was man bei der Hertha noch nicht wirklich behaupten kann. Der Unterschied beim finanziellen Verhalten der Aufsteiger 2021 Fürth und Bochum wird auch hier sichtbar. Die beiden Aufsteiger 2022 Werder Bremen und Schalke 04 würden zwischen dem VfB Stuttgart und Mönchengladbach bzw. auf Platz 1 landen. Insbesondere Schalke scheint langsam seine Hausaufgaben zu machen.

Die Personalaufwandsquote im Vergleich zu 2019 (vor der Pandemie) zu senken gelangen RB Leipzig (-1 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (- 9 Prozent). Die Personalaufwandsquote mehr als verdoppelt hat Hertha BSC Berlin (104 Prozent). Auch bei Arminia Bielefeld (78 Prozent), Eintracht Frankfurt (53 Prozent), Köln, Mainz und Bochum (jeweils 48 Prozent) ist sie stark nach oben geschossen. Moderat ist sie bei Greuther Fürth (8 Prozent), dem SC Freiburg (4 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (1 Prozent) gestiegen.

6. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen. Ist selbst das Eigenkapital negativ, wie bei den Sorgenkindern Union Berlin, Arminia Bielefeld, dem VfL Bochum und den Aufsteigern Werder und Schalke ist das eigentlich gar nicht messbar. Für die Lizenzerteilung hat das aber wie immer anscheinend keine Rolle gespielt.

Das Fremdkapital

Bevor wir auf den Grad der Verschuldung schauen, blicken wir erstmal auf das Fremdkapital. Es bildet das Gegenteil des Eigenkaptials und bezeichnet die Schulden, eines Unternehmens. Konnten zwischen 2018 und 2019 noch sechs Vereine ihr Fremdkapital senken (FC Bayern, RB Leipzig, Schalke 04, VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen, FC Union Berlin), gelang dies zwischen 2019 und 2020 nur noch drei Vereinen: Eintracht Frankfurt (-7 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-15 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (-14 Prozent). Zwischen 2020 und 2021 schafften es wieder acht Vereine: Mainz 05 (-48 Prozent), TSG Hoffenheim (-31 Prozent), Hertha BSC Berlin (-26 Prozent), FC Augsburg (-24 Prozent), FC Bayern München (-12 Prozent), Eintracht Frankfurt (-10 Prozent) und der VfL Wolfsburg (-6 Prozent).

Während im letzten Jahr der VfB Stuttgart (91 Prozent) und Arminia Bielefeld (89 Prozent) ihr Fremdkapital noch fast verdoppelt hatten, lief es dieses Jahr für die Clubs deutlich besser. Mit 58 Prozent Zuwachs liegt hier der SC Freiburg vorne – mal eine wirklich untypische Konstellation, dass Mainz 05 und der SC Freiburg so weit auseinanderliegen. Bei Greuther Fürth stieg das Fremdkapital um 55 Prozent, gefolgt von RB Leipzig (39 Prozent). Bei den Clubs mit negativem Eigenkapital stieg das Fremdkapital um 24 Prozent (VfL Bochum), 16 Prozent (Union) bzw. 8 Prozent (Arminia Bielefeld). Während es beim Aufsteiger Schalke 04 um 20 Prozent gesunken ist, stieg es bei Werder um 32 Prozent an. Das meiste Fremdkapital hat RB Leipzig mit 303 Mio. Euro angehäuft. Aufsteiger Schalke 04, der im Jahr zuvor mit 244 Mio. Euro noch unrühmlicher Spitzenreiter war, landet hinter dem Derby-Nachbarn aus Dortmund mit „nur“ noch 195 Mio. Euro auf Platz 3. Mit Abstand das geringste Fremdkapital weist Greuther Fürth mit 7 Mio. Euro auf. Allerdings sagt die Zahl des meisten Fremdkapitals alleine wenig aus. Daher setzt man das Fremdkapital in Relation zum Eigenkapital und erhält den Verschuldungsgrad.

Die Verschuldungsgrad-Tabelle (in Klammern das Ergebnis vom Vorjahr)

1. TSG Hoffenheim (1.)
2. FC Bayern München (3.)
3. SC Freiburg (2.)
4. 1. FSV Mainz 05 (6.)
5. FC Augsburg (7.)
6. Borussia Dortmund (4.)
7. Bayer 04 Leverkusen (5.)
8. Hertha BSC Berlin (11.)
9. Borussia Mönchengladbach (8.)
10. RB Leipzig (9.)
11. Eintracht Frankfurt (10.)
12. Greuther Fürth (neu)
13. VfB Stuttgart (12.)
14. VfL Wolfsburg (14.)
15. 1. FC Köln (13.)
16. FC Union Berlin (16.)
17. Arminia Bielefeld (17.)
18. VfL Bochum (neu)

Wie im letzten Jahr, gab es auf den vorderen Plätzen keine großen Änderungen. Ein risikoarmes Geschäftsgebaren legen also Hoffenheim, die Bayern und der Freiburg weiterhin an den Tag. Der Verschuldungsgrad blieb bei der TSG seit Einführung der Bilanzpublikation konstant auf einem niedrigen Niveau (0,20) und ist in diesem Jahr sogar auf 0,15 gesunken. Das bekommt kein anderer Bundesligist hin, selbst die Bayern liegen bei 0,31. Bis Corona hat sich der SC Freibug auf ähnlichem Niveau bewegt, aber der Verschuldungsgrad hat sich mehr als verdoppelt (von 0,20 auf 0,42) – jedoch ebenfalls auf sehr niedrigem Niveau. Bei Mainz 05 läuft es trotz Pandemie von Jahr zu Jahr besser. Lag er 2018 noch bei 0,98 steht er jetzt bei 0,64. Der FC Augsburg, Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen sind die weiteren Vereine, die noch einen Veschuldungsgrad unter 1 aufweisen, d.h. bei denen das Eigenkapital noch größer als das Fremdkapital ist.

Trotz Pandemie gelang es neben Mainz 05 weiteren Clubs den Verschuldungsgrad zu senken. Durch den Investor senkte ihn Hertha von über 12 (2019) bereits auf unter 4 (2020) und nun auf 1,01. Auch der FC Augsburg senkte ihn von 0,92 (2019) auf 0,82 (2021), die Bayern von 0,34 (2019) auf 0,31 (2021) und der VfL Wolfsburg von 7,1 (2019) auf 5,81 (2021).

Umgekehrt hat sich der Verschuldungsgrad in den letzten beiden Jahren beim 1. FC Köln versechsundfünfzigfacht, bei Greuther Fürth versiebenfacht, beim BVB verdreifacht, beim SC Freiburg und bei Bayer 04 verdoppelt, Während RB Leipzig im vorletzten Geschäftsjahr durch die 100 Mio. Euro, die dem Eigenkapital aus Fuschl am See damals zugeflossen sind, den Verschuldungsgrad massiv senken konnte, trat wie im letzten Jahr auch ein kleiner Jo-Jo-Effekt ein und der Verschuldungsgrad nahm wieder zu, so dass er jetzt mit 2,30 doppelt so hoch lag wie vor der Pandemie (1,15).

Für die Plätze 16 bis 18 lässt sich der Verschuldungsgrad gar nicht richtig kalkulieren, da die Vereine negatives Eigenkapital aufweisen. Gleiches gilt für die Aufsteiger Werder Bremen und Schalke 04. Damit würde Werder zwischen Bielefeld und Bochum landen, Schalke zwischen Köln und Union.

Doch was zählt schon ein „Spieltag“, sprich eine Unternehmenskennzahl. Diese würde zu kurz greifen, um tatsächlich einen Club von allen Seiten finanziell abzuchecken, ihn mit den anderen Clubs zu vergleichen und Änderungen im Vergleich zum Vorjahr aufzuzeigen. Die von mir genutzten Kennzahlen spiegeln kurzfristige und längerfristige finanzielle Kriterien wieder. Die Abschlusstabelle „lügt“ nicht, wie wir alle wissen. Diese folgt dann in Teil 4. In 2019 und 20020 hat der SC Freiburg den Titel geholt. Ob dem Verein dies in der „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ 2021/22 wieder gelingt?  Oder schafft die TSG Hoffenheim die Titelverteidigung?