Spätlese SC Freiburg Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

„Weiterkämpfen, weiterkämpfen“ Rufe nach dem Abpfiff in Freiburg

01 Hin und weg:

Wenn der Spielplan im Sommer vor einer Saison veröffentlicht wird, dann geht der Blick für mich natürlich erstmal auf den Fastnachts-Termin, denn leider spielen wir seit gefühlt 100 Jahren immer am Fastnachtswochenende auswärts. Da ist es schon wichtig zu wissen, wohin die Reise in der fünften Jahreszeit womöglich geht. Danach geht mein Blick aber auch direkt in den April und Mai, da in diesen Monaten normalerweise mit einem halbwegs angenehmen Wetter zu rechnen ist. Schließlich ist Fußball in unseren Breiten eigentlich Wintersport und zwischen Oktober und März ist es meist alles andere als angenehm 90+X Minuten im Gästeblock zu verharren. Dementsprechend zufrieden war ich eigentlich mit Freiburg auswärts am 20./21. April. Nun ja, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So fanden die Heimspiele gegen Darmstadt und Hoffenheim schon fast bei sommerlichen Temperaturen statt, wohingegen uns Freiburg letzten Sonntag mit Schneestürmen und einem „Winterwonderland“ auf den Spitzen des Schwarzwalds begrüßte.

02 (N)immer nuff:

In der letzten Saison hatte ich das Mooswald-Stadion, die neue Spielstätte des SC, bereits besucht, so dass es diesmal nur für das Klapprad, das im ICE problemlos gratis mitgenommen werden konnte, ein neuer Ground war. In fremden Städten merke ich oft, was für eine semi-tolle Fahrradstadt Mainz doch ist. Sind es zum Beispiel in Berlin die großzügigen Radwege, für die eine Fahrbahn weichen musste – könnte man zum Beispiel ja auch mal auf der Kaiserstraße machen – oder in Bochum die strikte Trennung von Rad-, Skater- (!) und Fußgängerwegen am See – könnte man zum Beispiel am Rheinufer machen – so ist es in Freiburg der „Grüne Pfeil“ für Radfahrende, die rechts abbiegen möchten. Das könnte man in Mainz wohl relativ einfach an vielen Ecken machen und es nicht mit irgendeiner mehr oder weniger nachvollziehbaren Begründung ablehnen. Aber der Wille scheint irgendwie in unserem Städtchen nicht da zu sein – da diskutiert man lieber monatelang über Radfahr-Piktogramme auf den Fahrbahnen. Provinzposse olé!

Der „Grüne Pfeil“ für rechtsabbiegende Radfahrende in Freiburgs Straßen

03 Kon-Trolle

Im Dreisamstadion war manches ziemlich schlecht. Die Sicht aus dem Gästeblock sowieso, das alkoholfreie Bier für viele ebenso, aber lange Schlangen am Einlass habe ich selbst bei unserem ersten Erstligaspiel 2004 nicht erlebt. Der Gästeblock im Mooswaldstadion am Sonntagabend war nur zu etwa zwei Dritteln gefüllt und trotzdem bildeten sich bereits 90 Minuten vor Anpfiff endlos lange Schlangen. So etwas hatte ich ehrlich gesagt von Freiburg nicht erwartet und bei 05-Auswärtsspielen eigentlich seit der Kloppo-Zeit nicht mehr erlebt. Wenigstens war es durch die große Menschenansammlung kuschelig warm – denn bei Temperaturen wenige Grad über dem Gefrierpunkt war der Sonntagsausflug doch sehr frisch gewesen. Lag e womöglich an den tatsächlich noch existierenden Tickets aus Papier, die man sich bei Mainz 05 gratis an den Fantreff liefern lassen kann, ohne eine Versandgebühr zu zahlen? Natürlich nicht…

04 Kampf um den Mampf

Komischerweise gab es bei der Verpflegung keine Schlangen. Das lag sicherlich nicht am Preis- oder Qualitätsniveau. Gutedel-Wein bekommt man in einem Stadion schließlich nur hier in Südbaden. Klar hätte es mehr Auswahl an fleischlosen Gerichten geben können, aber wenn man schon die Wahl zwischen Pommes und Brezeln hat, fühlt man sich als Fan der pflanzenbasierten Kost ja schon fast wie im Paradies.

Choreo vor dem Anpfiff im Gästeblock

05 Käfighaltung

Warum sich fast 34 000 Menschen sonntags abends zwischen Schwarzwald und Rhein treffen „mussten“, um sich ein Spiel zweier Mannschaften anzuschauen, die am Donnerstag vorher nicht international gespielt haben, weiß leider nur die DFL. Nun könnte man das damit begründen, dass Freiburg schließlich über die Winterpause hinweg tatsächlich noch in der Europa League aktiv war und es hätte ja gut sein können, dass sie auch noch im April international dabei gewesen wären. Aber warum sich dieser Quatsch zwei Wochen später auf der Schwäbischen Alb wiederholen wird, das kann dann wohl tatsächlich niemand mehr mit Logik begründen – oder spielt Heidenheim in irgendeinem der unzähligen europäischen Wettbewerbe, bei denen man so langsam den Überblick verliert?

Egal, die Choreo im Stehbereich sah sehr schick aus – man selbst hat es erst nachkicks irgendwann gesehen, da das rote Banner zu einer kompletten Sichtbehinderung der oberen Reihen im Stehblock für ein paar Minuten führte. Das nimmt man aber doch gerne in Kauf, um die Botschaft, mit der nicht zu zückenden weißen Fahne rüberzubringen. Die 05er nahmen die Botschaft wörtlich und ließen auch nach dem Rückstand die Köpfe nicht hängen und schafften ein verdientes Remis.

Daher war das Pfandbechersammeln der Szene für Choreos mehr als gerechtfertigt. Toll wäre es, wenn nicht nur auf Social Media die beeindruckenden Bilder der Choreo geliked werden, sondern auch bei den nächsten Spielen zum Beispiel mit der Becherspende die Choreo-Kasse aufgefüllt werden kann, damit solche Aktionen auch in Zukunft initiiert werden können.

Nach dem Abpfiff in Freiburg

 Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 zeigt, der April macht, was er will – zum Beispiel aus Gutedel Eiswein sonntags halb acht zur fanfreundlichen Anstoßzeit.

Rot-weiße Grüße,

Christoph

Finanzielle Nachhaltigkeit SC Freiburg Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 heute Nachmittag: SC Freiburg.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom SC Freiburg und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg

Mainz 05-Fans im neuen Stadion des SC Freiburg

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom SC Freiburg und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
SC Freiburg203%224%167%149%161%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
SC Freiburg79%80%77%70%69%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicktlung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
SC Freiburg42%49%58%51%55%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
SC Freiburg22%20%29%42%44%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg

Der SC Freiburg würde wie Mainz 05 alle vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 161 Prozent liegt deutlich über den geforderten 60 Prozent. Das heißt die Finanzierung des Sportclubs ist ähnlich gefestigt, wie die Teilnahme der Bayern Jahr für Jahr in der Champions League. Er lag vor der Pandemie sogar bei unglaublichen 224 Prozent. Die zeigt, dass es sehr wohl möglich ist, wenn man gut wirtschaftet, einer finanziellen Katastrophe wie Corona vorzubeugen. Man sieht auch, dass die „Talsohle“ beim Anlagendeckungsgrad durchschritten ist. Lag sie 2021 bei 149 Prozent, ist sie 2022 wieder auf die genannten 161 Prozent gestiegen. Das sind alles Werte von denen können die meisten Bundesligisten nur träumen.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 69 Prozent deutlich über den geforderten 20 Prozent. Sie ist allerdings für Freiburger Verhältnisse „schlecht“, da sie noch nie so niedrig lag. Allerdings sprechen wir hier von einem Niveau, für das das Wort „Champions League“ kaum ausreicht. Vor der Pandemie lag sie um die 80 Prozent. Das ist ein Wert den die meisten Bundeligisten nie erreichen werden. Wenn einige in die Nähe kommen, steht gegebenenfalls ein Pharmakonzern hintendran.

Die Personalaufwandsquote ist mit 55 Prozent durchaus in Ordnung. Sie liegt deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Dennoch überrascht dieser Wert ein bisschen, denn er liegt nicht so niedrig, wie man es vom finanziellen Gebahren des Sportclubs erwarten könnte. Der Sportclub investiert vorsichtig und vernünftig in die sportliche Entwicklung und gibt dafür einen Tick mehr Geld aus, als man es vermuten würde. Der sportliche Erfolg gibt dem SC auch Recht. Dass Geld zur Verfügung haben, nicht automatisch sportlichen Erfolg bedeutet, ist ebenfalls hinlänglich bekannt. Es wird in Freiburg aber gezeigt, dass das durchaus möglich ist.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 44 Prozent liegt deutlich unter dem vertretbaren Level von 200 Prozent. Auch hier überrascht die Entwicklung ein wenig. Schließlich lag der Verschuldungsgrad 2018 noch bei unglaublich niedrigen 22 Prozent und damit halb so hoch wie beim FC Bayern. Dass er sich in vier Jahren verdoppelte hat sicherlich auch mit Corona zu tun, aber nicht nur, wie ich vermute. Dazu mehr im Fazit.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom SC Freiburg

Vorbilder sind wichtig. Wenn es ein Vorbild für Mainz 05 gibt, dann der SC Freiburg. In manchen Bereichen kann Mainz 05 schon langsam mit dem Sportclub mithalten, etwa wenn es um den Verschuldungsgrad geht, bei dem die Nullfünfer sogar mittlerweile besser dastehen.

Die Konstanz an der Seitenlinie bekommen wir aber sicherlich nicht so schnell hin, wenn man sieht, welch tolle Arbeit hier Christian Streich Jahr für Jahr abliefert. Damit Mainz 05 im sportlichen Bereich in ähnliche Sphären wie der Sportclub vordringen kann, sollten sich die Nullfünfer tatsächlich den SC in finanzieller Hinsicht als Vorbild nehmen.

Die Personalaufwandsquote ist beim SC deutlich höher (55 Prozent zu 46 Prozent) als bei Mainz 05. Und sie war bereits vor der Pandemie höher. Sprich der SC investiert seit Jahren mehr in sein spielendes Personal und geht hier auch ein bisschen mehr ins Risiko. Während die große Mehrzahl der anderen Clubs sich permanent ins finanzielle Risiko stürzt und es sich überhaupt nicht leisten kann (und dafür von der DFL bisher auch nicht sanktioniert wurde), könnte Mainz 05 ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen.

Das ist wahrscheinlich der Gesamterfolg des SC Freiburg. Man hatte früher erkannt, dass man etwas mehr investieren muss, um sportlich oben anzugreifen. Mainz 05 agiert hier einen Tick konservativer als der SC Freiburg. Natürlich war die Ausgangslage beim SC Freiburg 2018 auch besser als bei Mainz 05. Sprich, wenn man seriös agieren möchte, wie beide Clubs, dann hatte hier der SC vor Corona einen Vorsprung, da seine Zahlen bereits top waren. Mainz 05 erledigte zu dieser Zeit noch seine finanziellen Hausaufgaben. Es bleibt zu hoffen, dass man bei Nullfünf, jetzt wo die Zahlen ähnlich gut sind, wie in Freiburg etwas mehr Geld springen lässt, um mittelfristig wieder erfolgreich zu arbeiten.

Die beeindruckenden Zahlen des Sportclubs werden natürlich dadurch vergoldet, dass dieser auch mal (mit Streich) abgestiegen ist und wieder gekommen ist. Und mittlerweile ein finanzielles und sportliches Niveau erreicht hat, das man sich eigentlich nicht vorstellen kann, wenn man weiß, dass dieser Club in der Saison 2015/2016 2. Liga spielte (als wir in die Europa League einzogen). Die über 60000 Mitglieder beim SC unterstreichen diesen Erfolg auch beeindruckend. Und Financial Fairplay ist in der Bundesliga durchaus möglich. Man muss es nur wollen.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Freiburg 2022/2023

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

In der Länderspielpause zog es mich auf die ostfriesische Insel Juist. Das war natürlich etwas unpraktisch, wenn man weiß, dass direkt danach das Auswärtsspiel im Breisgau ansteht. Aber die Bahn im Nordwesten der Republik scheint zuverlässiger zu funktionieren, als im Rest des Landes, denn ich habe bei meinen zahlreichen Insel-Aufenthalten nie Stellwerksprobleme, Weichenstörungen, Personalmangel etc. erlebt, die zum Beispiel dazu geführt hätten, das einzige Schiff am Tag auf eine der Inseln zu verpassen. So auch diesmal: Schiff pünktlich, Zug pünktlich bis nach Mainz. Dort gab es einen Zugausfall, dann eine Stellwerksstörung – das gewohnte Programm im Rhein-Main-Gebiet halt. Trotzdem klappte es am Ende noch genügend Zeit zu haben, um vom Freiburger Hauptbahnhof nach 18 Jahren in Richtung Osten die Dreisam hoch zu laufen, nun neue Wege gen Westen zu beschreiten.

Anders als bei vielen Clubs produzierte der SC Freiburg noch richtige Eintrittskarten. Während bei vielen Stadien „Print@Home“ Einzug gehalten hat, nutzt der SC Freiburg die Eintrittskarte in Regenbogenfarben als Statement.

Eintrittskarte in Regenbogenfarben
Eine Eintrittskarte als Statement

02 (N)immer nuff:

An mein erstes Spiel in Freiburg 2004 erinnere ich mich noch gerne. Schließlich schoss Erstligaspieler Rose uns damals kurz vor Schluss zum ersten Auswärtssieg in der Bundesliga-Geschichte von Mainz 05. Danach folgten gefühlt sehr viele Spiele am Montagabend im Breisgau (es konnten aber nur zwei und ein Pokalspiel dienstags oder mittwochs gewesen sein). Den Weg zum Stadion durch die Altstadt fand ich einen der schönsten in der Liga. So war ich gespannt, ob der neue Weg da mithalten konnte. Leider war die Strecke ziemlich unspektakulär. Wenigstens brauchte ich kein Google Maps, da ständig SCF-Fans mit dem Rad an mir vorbeirauschten und mir so den Weg an der Uniklinik vorbei unter der Bahnlinie hindurch auf einen riesigen Parkplatz weißten.

Menschen auf dem Weg zum Stadion
Am Stadion am Ende der Stadt angekommen

Über unser Stadion und den Weg durch die Felder lästern ja gerne Gästefans. Ob sie das auch in Freiburg machen? Schließlich liegt das Stadion ebenfalls gefühlt am Ende der Stadt direkt neben dem Flugplatz. Flugplatz oder Felder geben sich da nicht wirklich was. Dass sich der Gästeblock allerdings (anders als bei uns) von der Stadt, der S-Bahn und der Tram aus gesehen wirklich in der hintersten Ecke des Stadions befindet, führte bei mir doch zu ein bisschen Wehmut. Was waren das für Zeiten, als man im Dreisamstadion innerhalb von 30 Sekunden von der Hauptstraße in den Block gelangte. 

Ein Treta Pak und ein Pfandbecher auf einem Tisch
Tetra Paks durften tatsächlich mit in den Gästeblock genommen werden

03 Kon-Trolle

Das war, außer dem Ergebnis des Spiels, aber auch das einzige Manko an diesem Nachmittag. Denn in Freiburg fühlte ich mich als Gästefan wirklich willkommen. Das fängt schon damit an, dass man Taschen direkt am Eingang abgeben kann. Tetra Paks mit einem Fassungsvermögen von maximal einem halben Liter dürfen gefüllt sogar mit hineingenommen werden. Diese Möglichkeit gibt es in vielen Stadien nicht. Doch es wurde noch besser. Schließlich gab es Trinkwasserspender vor den Gäste-WCs. Somit ist es für Menschen, die nicht so viel Kohle haben, aber Durst, möglich, gratis Trinkwasser in den mitgebrachten Tetra Pak zu füllen. So ein faires Angebot gibt es meines Wissens in keinem anderen Stadion der Liga.

Trinkwasserspender im Gästeblock
Einzigartig in der Liga? Trinkwasserspender im Gästeblock

04 Kampf um den Mampf

Ich sage nur Gutedel! Während es im Dreisamstadion die Regel gab, dass draußen auf der Straße Bier ausgeschenkt werden durfte, im Gästeblock aber nur alkoholfreie Getränke, gibt es im neuen Stadion sogar den lokalen Wein Gutedel zu probieren. Wahrscheinlich haben die Verantwortlichen in Freiburg (wie auch in Sinsheim und Augsburg) bemerkt, dass der Umsatz pro Gästefan erheblich gesteigert wird, wenn es nicht nur alkoholfreie Getränke gibt. Auch beim Futter gab es wieder ein faires Angebot mit einer Brezel für 2 Euro. Das alles war wirklich eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zum Dreisamstadion.

05 Käfighaltung

Barrierefreiheit wird in Freiburg großgeschrieben. Direkt oberhalb des Stehblocks konnten Menschen mit eingeschränkter Mobilität das Spiel verfolgen. Das ist natürlich von den Emotionen her wesentlich toller mit den eigenen Fans mitzufiebern als irgendwo im Stadionrund – weit weg vom Gästeblock. Und natürlich ist der Blick aus dem Stehblock wesentlich besser, als er im Dreisamstadion je war. Die Choreo „Immer unterwegs mit Dir – samstags um halb vier“ im Gästeblock konnte man natürlich mitten im Getümmel nur erahnen, aber das Fahnenmeer war schon wirklich beeindruckend. Der Spielverlauf sorgte natürlich direkt für einen großen Dämpfer.

Fahnenmeer im Gästeblock
Mitten in der Choreo zum Beginn des Spiels

Leider ließ auch die Lesbarkeit der Spruchbänder auf der Heimseite zu wünschen übrig. Denn das Thema der sexualisierten Gewalt beim Fußball und anderswo ist wichtig. Leider hat es am Ende für den Ausgleich nicht mehr gereicht. Anders als in den sozialen Netzwerken, wurde die Mannschaft nach Spielschluss aber nicht zerrissen, sondern moralisch wieder aufgebaut. Gut so!

Fußballfans bauen mit Sprechchören ihre Manschaft wieder auf.
Aufbau der Mannschaft direkt nach Spielende

Fazit: Der Jahrgang 2022/2023 zeigt, dass Freiburg nicht nur sportlich, sondern auch bei der Willkommenskultur sehr weit oben steht.  

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour