„#BeimFananwalt“ von René Lau

Fans schreiben für Fans – so lautet das Motto der Fußballfibeln, die seit 2015 im Berliner Verlag Culturcon medien erscheinen. In dieser Buchreihe dreht sich jeder Titel eigentlich um einen Verein. Seit 2021 gibt es auch eine Nullfünf-Fußballfibel. Das Werk„#BeimFananwalt“ von BFC Dynamo-Fan René Lau bildet eine der wenigen Ausnahmen bei den Fußballfibeln, denn hier geht es nicht um den Verein aus Berlin-Alt-Hohenschönhausen, sondern um Fanrechte. Dieses Thema war bereits vor der Pandemie ein Dauerbrenner, aber in den letzten drei Jahren hat sich das Ausleben des Fandaseins sicherlich bei den meisten Anhängern von Sportvereinen massiv verändert.

Buchcover "#BeimFananwalt"

Die große Mehrheit der Kapitel von Laus Buch sind als Kolumne seit Juli 2020 in der Tageszeitung „Junge Welt“ erschienen. Für das Buch hat Lau die Kolumnen um einige Passagen ergänzt, so dass auch Lesende der „Jungen Welt“ noch neue Erkenntnisse bei der Lektüre gewinnen. Dieses Buch ist alleine schon deswegen sehr lesenswert, weil Lau ab dem ersten Pandemiesommer 2020 chronologisch Woche für Woche dokumentiert, wie sich Corona auf den Spielbetrieb im Profi- und Amateurbereich ausgewirkt hat, welche Statements die Agitatoren im deutschen Fußball abgegeben haben (Stichwort „Demut“) und wie sich eingeführte Maßnahmen auf das Fanleben ausgewirkt haben – zum Beispiel Geisterspiele.

Wenn Lau nicht gerade seinen Verein unterstützt oder Kolumnen schreibt, agiert er in seinem „anderen“ Leben als Anwalt. 2010 war er Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte. Heute vertritt er bundesweit viele Fans in straf- und zivilrechtlichen Angelegenheiten, auch in Stadionverbotsverfahren.  So finden einige Fälle Eingang in dieses Buch. Sie zeigen eindeutig, dass es sich lohnt, als Fußballfan für seine Rechte zu kämpfen, denn wie Lau sagt: „Fanrechte sind Bürgerrechte“. Und mögen auch manche Fälle skurril, ja fast bizarr und manchmal erschreckend anmuten, Lau bleibt immer positiv und vermittelt mit seinem Werk, dass es ein großes Glück ist, in einem Rechtsstaat wie der Bundesrepublik zu leben. Nur braucht es manchmal juristischen Beistand, um nicht nur Recht zu haben, sondern auch zu seinem Recht zu kommen.  

Über das Buch:

  • Titel: #BeimFananwalt
  • Autor: René Lau
  • Verlag: Isensee Florian GmbH
  • Taschenbuch: 13,99 €
  • Seiten: 141
  • ISBN: 978-3730817971
  • Erscheinungstermin: 15. März 2022

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„Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball“ von Max-Jacob Ost

Die hohe Kunst, in einen Buchtitel alle wesentlichen Inhalte prägnant hineinzupacken, ist in den meisten Fällen ein Ding der Unmöglichkeit. Das Werk von Journalist Max-Jacob Ost sticht alleine schon dadurch hervor.

Ich bin kein Fan des FC Bayern und doch hat mich dieses Buch sehr gepackt. Denn wie Titel und Untertitel andeuten, geht es in diesem Buch um so viel mehr als um eine einzelne Person. Ich würde sogar behaupten, dass sich der Großteil des Buchs um den Männerprofifußball in Deutschland an sich, das dafür notwendige Geld und tatsächlich die Liebe zum Spiel dreht. Als großer Ankerpunkt dient Uli Hoeneß – ein Mensch, der die letzten 50 Jahre im deutschen Männerprofifußball omnipräsent war.

„Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball“ von Max-Jacob Ost
„Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball“ von Max-Jacob Ost

Ich verfolge den Fußball seit Jahrzehnten und viele meiner Kindheitserinnerungen haben mit ihm zu tun. Ab 1982 kann ich in meinem Kopf diese Erinnerungen auch datieren. Mein erstes Panini-Album habe ich damals erstanden und den Großteil meines Taschengelds in das Aufreißen von Papiertütchen mit Spielerportraits, Mannschaftsbildern, Wappen und der „Salatschüssel“ gesteckt. Nach dem verlorenen Männer-WM-Finale lag ich heulend im Bett und der Name Paolo Rossi wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Damals war Hoeneß bereits drei Jahre Manager des FC Bayern. Mir sagte der Name zu dieser Zeit nichts, denn es gab ja kein Panini-Bild von ihm. Seine aktive Laufbahn als Spieler hatte er bereits beendet. Ich fand es aber damals komisch, dass viele meiner Mitschüler Fans oder Sympathisanten des FC Bayern waren – und das in Mainz – weit genug weg von München. Warum das so war, wurde mir später klar. Es lag am Erfolg des Vereins. Wer aus welchen Gründen und mit Hilfe welcher Ideen daran den größten Anteil hatte, wusste ich bis vor wenigen Wochen nicht wirklich.

Ost ist es gelungen, die maßgeblichen Entwicklungen des deutschen Männerfußballs anhand der Person Uli Hoeneß perfekt aufzuzeigen. Daher ist dieses Buch auch für alle Menschen, die sich für den Männer-Profifußball in Deutschland an sich interessieren, eine tolle Möglichkeit, diese Entwicklungen nachzuvollziehen und auch zu begreifen, an welchen Stellen der FC Bayern im Vergleich zum eigenen Verein in den letzten Jahrzehnten dank Hoeneß immer die Nase vorne hatte.

Obwohl oder gerade weil Ost Fan des FC Bayern ist, betrachtet er diese Entwicklungen mit der notwendigen kritischen Distanz und ohne „Mia san Mia“-Brille. Der Titel wird beiden gerecht – Hoeneß wie Ost. Hoeneß darf man getrost abnehmen, dass er das Fußballspiel liebt und weiß, dass dies auf Geldgeber der heutigen Zeit nicht unbedingt zutrifft. Es gilt aber auch für Ost, der die richtigen Fragen stellt, wenn es um den momentanen Zustand des deutschen Männer-Profifußball geht: Das Geld war immer schon der entscheidende Faktor im Männer-Profifußball. Das hat Hoeneß sehr früh erkannt.

Für ihn scheint zwar sein ganzes Leben aus einem Wettbewerb zu bestehen, aber im Fußball kommt dieser Wesenszug besonders zur Geltung. Das Resultat ist die totale deutschlandweite Dominanz des FC Bayern, der es sich mittlerweile auch leisten kann, einfach mal 25 Millionen Euro für einen Trainertransfer auszugeben und nach nicht einmal zwei Jahren diesen Übungsleiter freizustellen, da gerade, aus Sicht der Verantwortlichen, ein noch besserer Übungsleiter auf dem Markt frei verfügbar ist, um das hoch gesteckte Ziele in Form des Gewinns des Tripples aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League zu erreichen. Ob diese Dominanz tatsächlich im Sinne des FC Bayern ist, hinterfragt Ost. Und er hinterfragt dies auch aus Liebe zum Spiel. Denn dass diese Liebe durch das Agieren des FC Bayern Schaden nimmt, steht für Menschen, die es nicht dem Club von der Säbener Straße halten, sicherlich außer Frage.

Über das Buch:

  • Titel: Aus Liebe zum Spiel – Uli Hoeneß, das Geld und der deutsche Fußball
  • Autorin: Max-Jacob Ost
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Taschenbuch: 15,00 €
  • 416 Seiten
  • ISBN: 978-3423352000
  • Erscheinungstermin: 12. Januar 2023

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„Wolfgang Frank – der Fußball-Revolutionär“ von Mara Pfeiffer

Warum hatte ich eigentlich nie ein Panini-Bild von Wolfgang Frank gehabt, fragte ich mich beim Lesen von Mara Pfeiffers Wolfgang-Frank-Biographie des Öfteren. Schließlich ließ die Autorin immer wieder ehemalige Mitspieler von Profifußballer und -trainer Wolfgang Frank wie zum Beispiel Reiner Hollmann, Rudi Kargus oder Thomas Brunner zu Wort kommen. Das waren allesamt Spieler, die ich nie live im Stadion sah, da Mainz 05 damals mit dem BTSV und dem FCN nicht mithalten konnte – aber deren Namen ich wegen meines Panini-Albums bis heute im Kopf habe.

„Wolfgang Frank – Der Fußball-Revolutionär“ ist eine perfekte Lektüre für lange Fußballreisen mit der Bahn

Das Buch ist gerade durch diese Erinnerungen von Zeitzeugen ein wunderbares Werk geworden. Zum einen wird dem fußballerischen Schaffen von Wolfgang Frank ein Denkmal gesetzt, zum anderen können wir Lesenden nochmals einen Blick in die „gute alte Zeit“ des Fußballs werfen, in der es aber auch schon damals spendable Mäzene gab, wie das Beispiel FSV Bad Windsheim zeigt. Sprich wir lernen nebenher, dass es auch damals schon oft ums liebe Geld ging – weniger bei Wolfgang Frank als bei vielen anderen Protagonisten des Fußballs der damaligen Zeit.

Der Untertitel des Werks „der Fußball-Revolutionär“ klingt vielleicht ein wenig abgegriffen. Neudeutsch würde wohl eher der Begriff „Fußball-Influencer“ passen. Schließlich ist es wirklich fast unglaublich, wieviele aktuelle Übungsleiter Frank mit seiner Art Fußballspielen zu lassen, aber auch Fußball zu leben, beeinflusst hat. Klopp, Wache, Schwarz, Lieberknecht – alleine diese Namen sollten Menschen, die es mit dem 1. FSV Mainz 05 halten, überzeugen, dieses Buch zu lesen. Schließlich kommen diese heute so erfolgreichen Trainer genauso zu Wort wie ehemalige Spieler wie Gustav Policella und Adrian Spyrka, die Frank darüber hinaus auch bei anderen Vereinen begegneten.  Deswegen kommen auch Fußballbegeisterte aus vielen weiteren Teilen des deutschsprachigen Mitteleuropas auf ihre Kosten, zum Beispiel aus dem Ruhrgebiet (Essen, Dortmund, Duisburg), Eupen in Belgien, der Deutsch-Schweiz und Wien. Es werden jeweils Facetten der Geschichte zahlreicher Traditionsvereine thematisiert. Und dass es in Leipzig durchaus möglich ist, etwas über Fußballtradition im Zentralsstadion zu erfahren, wird aufgrund von Franks Trainerstation beim FC Sachsen ebenfalls möglich.

Das Buch erzählt Geschichten aus 45 Jahren Männer-Profifußball von 1968 bis 2013. Auch seine beiden Trainerzeiten in der goldenen Stadt werden ausführlich thematisiert. Alleine Christian Heidel weiß von zahlreichen Anekdoten anschaulich zu berichten. Frank hat uns Mainz 05-Fans um 1996 herum die Augen geöffnet, dass es durchaus möglich sein könnte, mal 1. Liga zu spielen. Für mich als Fan damals ein Traum, der ziemlich illusorisch war. Aber Wolfgang Frank sollte Recht behalten. Der Werdegang von Mainz 05 ist allen bekannt – vielleicht aber nicht die Tatsache, dass es Frank leider verwehrt blieb, je ein Erstliga-Team zu trainieren. Jürgen Klopp sagte in seiner Trauerrede „Wolfgang war ein Bundesliga-Trainer. Er hat nur nie dort gearbeitet“. Von daher ist alles gesagt.

Über das Buch:

  • Titel: Wolfgang Frank – Der Fußball-Revolutionär
  • Autorin: Mara Pfeiffer
  • Verlag: Die Werkstatt GmbH
  • Hardcover / Softcover / Karten: 26,00 €
  • 255 Seiten
  • ISBN: 978-3730706022
  • Erscheinungstermin: 11. Mai 2022

Bestellbar überall wo es Bücher gibt und online zum Beispiel bei „buch7“, dem sozialen Buchhandel. Durch den Kauf bei „buch7″ spendet das Unternehmen zwischen 0,91 € und 1,69 € – abhängig von der aktuellen Geschäftsentwicklung – an soziale Projekte.