Spätlese FC Augsburg Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Rund 600 Fans des FSV fanden wir ihren Weg nach Augsburg
Rund 600 Fans des FSV fanden wir ihren Weg nach Augsburg

01 Hin und weg:

Wer sich Ende September samstags auf eine Zugfahrt in den Süden der Republik begibt, landet unweigerlich auf einer Mottofahrt „Tracht oder Trikot – Hauptsache Tradition“. Besonders gewagt war die Kombi aus Bayern-Trikot und Lederhose. Dazu kamen Bochumer mit Fischerhut und natürlich zahlreiche Nasen in Rot und Weiß. Bis Stuttgart war der Zug komplett voll – die Passagiere zum Glück aber noch nicht. Gefühlt die Hälfte stieg in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg aus, bis mir einfiel, dass es ja neben dem Oktoberfest noch den Canstatter Wasen gibt, zu dem Menschen aus der ganzen Republik pilgern. Die restliche Zugfahrt verlief pünktlich und fast schon hätte ich die Bahn echt mal gelobt.

Durch die Schließfachsuche gab es noch einen Stadtrundgang gratis dazu
Durch die Schließfachsuche gab es noch einen Stadtrundgang gratis dazu

02 (N)immer nuff:

Aber wie wir alle wissen, ist die Bahn eine Großbaustelle – der Augsburger Hauptbahnhof sowieso. Gefühlt seit dem Aufstieg des FCA besteht das Ding aus Baugerüsten, bei denen man gar nicht weiß, was da überhaupt gebaut wird. Jedenfalls kam jemand auf die tolle Idee, die angeblich 120 Schließfächer mit Plastikband zu umwickeln – sie also dem Zustand des restlichen Gebäudes anzupassen. Im Durchgang gab es eine Handvoll Schließfächer, die entweder besetzt oder kaputt waren. Man kann ja eine Abneigung gegen den FCA haben – aber wenigstens bieten sie eine Abgabestelle. Auf diese wollte ich mich allerdings nicht verlassen, da ich diesmal ein paar Wertsachen dabei hatte, die ich nicht gerne zwei Stunden in einem Container liegen lassen wollte. Zum Glück hilft ja Google (anders als Google Maps beim Radfahren nach Ober-Olm) und ich fand kostenlose Schließfächer in der City-Galerie am anderen Ende der Altstadt. So bekam ich praktisch gratis noch einen Stadtrundgang geschenkt…

Auch die U19 war am Start, um das Team zu unterstützen
Auch die U19 war am Start, um das Team zu unterstützen

03 Kon-Trolle

Da der FCA mittlerweile einer der wenigen Vereine ist, der Tageskarten auch tastsächlich noch am Spieltag unters Volk bringen möchte, und es somit Spontanfahrenden möglich macht, auswärts das Team zu unterstützen, ging ich diesmal bewusst ein Wagnis ein: Ich druckte das Print@Home-Ticket nicht vorab aus und ließ es darauf ankommen, ob ich ohne Papier durch die Schleuse komme. Im schlimmsten Fall hätte ich mir ja noch ein Ticket kaufen können.

Denn wie so oft werden Dinge bei uns nicht bis zum Ende durchgedacht. Man kann es eine gute Idee finden, dass die Eintrittskarten im Vorverkauf per PDF-Datei verschickt werden (aber bitte ohne Personalisierung). Dadurch werden Portokosten und Versandwege eingespart. Dass man bei den Print@Home-Tickets dann allerdings den dezenten Hinweis gibt, das Dokument unbedingt auszudrucken, ist halt einfach Quatsch. Dadurch wird sinnlos Papier vergeudet, Druckertinte verplempert und von der eigentlichen Idee, papierlos ins Stadion zu gelangen, bleibt nichts übrig.

Nach einigen Versuchen, den QR-Code auf dem Smartphone zu vergrößern, gelang es mir ohne Papier durch die Schleuse zu gelangen – Test bestanden.

Hinweis auf eine Energieberatung auf der Pommes-Tüte - endlich mal sinnvolle Werbung
Hinweis auf eine Energieberatung auf der Pommes-Tüte – endlich mal sinnvolle Werbung

04 Kampf um den Mampf

Letztes Jahr feierte ich an dieser Stelle den FCA dafür ab, dass er es endlich den Zuschauenden im Gästeblock überlässt, Bier oder alkoholfreie Getränke zu kaufen. Diese Wahlmöglichkeit blieb auch dieses Mal bestehen. Es musste nun endlich auch keine FCA-Card mehr erstanden werden, die ja auch nur zusätzlichen Plastikmüll produziert hatte, wie all die anderen Karten in den ganzen Stadien der Republik. Es ging nun auch in Augsburg endlich mit den normalen Kredit- und Debitkarten.

Das Standard-Angebot an Speis und Trank fiel dadurch auf, dass der Ketchup in den Spendern angeblich klimaneutral sei. Die Geschichte mit dem Begriff „klimaneutral“ kennen wir ja als Fans des FSV seit 2010. Dass die Umwelthilfe vor kurzem dagegen bei Mainz 05 juristisch vorging auch – vielleicht sollte die Umwelthilfe nun mal in Augsburg vorbeischauen und neue Klagen vorbereiten. Denn ist anzunehmen, dass die Klimaneutralität wie bei Mainz 05 auf dem Papier durch Kompensation erzielt wurde und nach Vermeidung und Reduzierung klimaschädlicher Substanzen nur die dritte Wahl ist. Und ob die Kompensationsprojekte der Ketchup-Firma bestmöglich zertifiziert wurden, wie bei Mainz 05, sei dahingestellt. Wenigstens gab es auf den Pommes-Tüten noch einen Hinweis auf die durchaus sinnvolle Energieberatung für Haushalte. Dies ist dann wenigstens tatsächlich alles andere als das vermeintliche „Greenwashing“ durch angebliche „Klimaneutralität“.

Klimaneutraler Ketchup - wenn das die Umwelthilfe erfährt...
Klimaneutraler Ketchup – wenn das die Umwelthilfe erfährt…

Einen Anachronismus gab es dann doch noch – bargeldlos eine Tageskarte zu erstehen, war weiterhin nicht möglich. Cash musste ja noch irgendwo im Land bajuwarischen Könige und Flugblattschreiber King sein.

05 Käfighaltung

Fahrten nach Augsburg sind unter Vielfahrenden relativ unbeliebt. Ich finde, dass es mittlerweile eigentlich eine recht nette Reise ist. Vom Bahnhof kommt man easy mit dem Klapprad oder der Tram zum Stadion. Und der Block ist steil – aber bei uns nie überfüllt.

Und gut, die Ergebnisse sind in Augsburg oft miserabel. Aber wenigstens war das Spiel diesmal nicht schon nach 3 Minuten durch einen bizarren Elfmeter entschieden. Wir durften ja sogar mal eine Führung bejubeln und es sah am Anfang ja recht nice aus. Sollte sich der Dahmen-Besuch wirklich lohnen?

Nun, das Ergebnis ist bekannt, fand es aber bemerkenswert, wie die Mannschaft von den mitgereisten Fans wieder motiviert wurde „Wir gehen diesen Weg geinsam nur mit dir!“. Und die U19, die das Spiel auch besuchte, sorgte dann am nächsten Morgen doch noch für einen positiven Moment. Sie gewann schließlich ihr Spiel in der Fuggerstadt.

Fans und U19 bauen das Team nach Abpfiff wieder auf
Fans und U19 bauen das Team nach Abpfiff wieder auf

Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 zeigt, dass in Augsburg nicht alles schlecht ist – traditionell das Ergebnis der Männerprofimannschaft mal ausgeklammert.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Augsburg Saison 2022/2023

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Augsburg mit dem Zug zu erreichen ist von Mainz aus relativ leicht. Entweder geht es direkt mit dem IC oder dem ICE in die Fuggerstadt oder man wechselt den Zug in Mannheim Hbf. Ganze dreimal verschlug es mich bereits in diesem Jahr dorthin. Das erste Mal zur regulären Spielansetzung im März. Damals hatten wir keine Lust, die Fahrt wegen der Corona-bedingten Spielverlegung zu stornieren, weil es an keinem anderen Spielort der Liga wohl solche Diskrepanzen gibt, was die Sympathie für Stadt (groß) und Verein (null) angeht. Daher machten wir damals das Beste draus und gingen einfach so wandern. Zum Nachholspiel und dem legendären Nicht-Videobeweis (danke für 5 Jahre Emotionsvernichtung lieber VAR) dann unter der Woche und nun wieder freitags vor dem Kick. Eigentlich kinderleicht und klimafreundlich. Dass es auch anders geht, zeigen mal wieder unsere Klimaverteidiger. Anders als beim Flug ins Trainingslager hatten die Nullfünf-Social Media-Admins diesmal gar nicht ihre Finger im Spiel, was die mediale Ankündigung der Hinreise angeht. Sie hatten vielleicht immer noch genug Stress mit Menschen, die sich über legitime Maskenregeln beim Union-Spiel in der Mixed Zone aufgeregt hatten. Diese Regeln galten wohlgemerkt für alle, die nicht unmittelbar zum jeweiligen Team gehörten, u.a. halt auch für die Auflauf-Kids. Nein, die Social Media-Begleitung zum Flug nach Augsburg nahm zumindest ein Spieler selbst in die Hand und postete dies in seiner Instagram-Story. Kann man machen – genauso wie nach Augsburg fliegen (die regulären Flüge zwischen Frankfurt/M. und Augsburg wurden übrigens bereits lange vor Corona eingestellt). Aber vielleicht sollte man dann die Mär der Klimaverteidiger endlich aufhören zu erzählen.

Blick über Wolken mit dem Text "Off to Augsburg"
Screenshot einer Instagram-Story eines Nullfünf-Spielers

02 (N)immer nuff:

Ähnlich wie bei der Diskrepanz bezüglich der Sympathie für Stadt und Verein sieht es in Augsburg und Umgebung mit der Anbindung an den ÖPNV aus. Im einen Ort (Stadtbergen) fährt alle 10 Minuten eine Straßenbahn in die Stadt. Luftlinie drei Kilometer weiter westlich fährt nur alle Stunde ein RE. Dieser war auf der Hinfahrt zur Wanderung am Samstagmorgen dermaßen überfüllt, dass wir kurzerhand unsere Rundwanderung in eine Streckentour abwandelten, da tatsächlich die Gefahr bestand, von dort nicht mehr rechtzeitig ins Stadion zu gelangen – wegen Überfüllung des Regionalzugs. Warum dieser auf der Hinfahrt in Augsburg Hbf. um zwei Zugeinheiten gekürzt wurde, und damit erst die Überfüllung entstanden ist, weiß wohl nur die Bahn. Mit der Straßenbahn ging es dann easy zurück in die Stadt und mit einer anderen Linie wieder raus in den Süden der Stadt mitten in einen Platzregen hinein.  

Fußballstadion mit dicken grauen Regenwolken.
Ankunft am Schwabenstadion kurz nach dem Platzregen

03 Kon-Trolle

Ich habe ja grundsätzlich kein Problem mit der Digitalisierung im Fußball – wenn sie freiwillig ist und nicht wie wohl bei RB Leipzig der Fall, die Fans der Gastmannschaft mittlerweile nur noch Tickets über die RB-App ordern können. Es ist eigentlich ziemlich praktisch, wenn man bei Mainz 05 sein Auswärtsticket online bestellen kann und dieses vom Verein als PDF-Datei zugeschickt wird. Dass man dieses aber unbedingt ausdrucken muss (egal ob bei Mainz 05, Bochum oder Augsburg), ist halt alles andere als nachhaltig und wenn es dann wie am Samstagnachmittag plötzlich aus Kübeln gießt, auch nicht mehr so sinnig. Die guten alten Eintrittskarten sind aus stabileren Karton als Tickets, die im „Print@Home“-Verfahren zu Hause am Drucker auf normalem DIN A4-Papier ausgedruckt werden, nur damit der QR-Code am Stadioneingang leichter gescannt werden kann, als wenn man das Smartphone vor den Scanner hält. Ein völlig aufgeweichtes „Print@Home“-Ticket wird vom Scanner sicherlich noch schlechter gescannt als die geöffnete PDF-Datei im Smartphone.

Noch vor der Kontrolle gab es ein neues Fanzine zu ordern. Das „Es war einmal…“ beschäftigit sich mit der deutschen Amateurmeisterschaft 1982 und war für 7 Euro am Eingang zu erstehen. Das Fanzine gibt es auch am Samstag im Stadion zu kaufen – tendenziell unter Block A am Fantreff.

Fanzine "Es war einmal" vor dem Stadion
Das Fanzine durfte mit ins Stadion genommen werden

Hinter der Kontrolle erfuhr ich schließlich, dass ich Vermummungs-Merchandise produzieren lasse. Die fair gehandelten und aus Bio-Baumwolle hergestellten „Meenzer(in) on Tour“-Turnbeutel wurden mit der Begründung, man könnte sich damit vermummen, Leuten abgenommen. Wie das mit der Vermummung funktionieren soll, bleibt das Geheimnis der Augsburger Security. Jedenfalls spende ich jetzt einfach den gesamten Betrag in Höhe von 10 Euro an die drei Organisationen, die ich damit unterstützen möchte. Wer Lust auf Vermummung hat, schreibt mir einfach und ich bringe die Beutel zu den nächsten Spielen mit.

Ebenfalls sinnbefreit war es, Leuten Kaugummis abzunehmen, mit der Begründung, dies wären potenzielle Wurfgeschosse. Dass man aber am Essensstand Snickers-Riegel kaufen konnte, die sich ja deutlich besser zum Werfen eignen, war der Security wohl nicht bewusst – oder es ging mal wieder um pure Willkür, der ja Fußballfans grundsätzlich relativ oft ausgesetzt sind.

Jedenfalls bin ich für solche Geschichten rund um die jeweilige Auswärtsfahrt dankbar. Daher ein großes Merci, wenn ihr mir Eure Bemerkungen rund um die jeweilige Auswärtsfahrt direkt im Block oder per Mail/Social Media mitteilt – wie diesmal geschehen. Bei gravierenden Problemen kontaktiert allerdings bitte die Mitarbeitenden der Fanbetreuung und/oder des Fanprojekts bzw. die Mainzer Fanhilfe.

04 Kampf um den Mampf

Ich sage nur Commerzienrat. Warum es plötzlich im Gästeblock „richtiges“ Bier der lokalen Brauerei gibt, weiß ich nicht. Jahrelang labten sich Kenner*innen der Augsburger Verhältnisse am Radler, das nicht komplett alkoholfrei war und jetzt das! In der Getränkeskala kletterte Augsburg von der Abstiegszone mit einem Mal in die Champions-League. Es geschehen auch im Schwabenland noch Zeichen und Wunder! Dass seit der Umstellung zwei Heimniederlagen zu verzeichnen sind, hat hoffentlich keinen Einfluss auf das Getränkesortiment bei unserem nächsten Gastspiel…

Jubelnde Fußballfans im Stadion
Nach fünf Pleiten in Serie gab es endlich mal wieder Jubelszenen nach dem Abpfiff im Gästeblock

05 Käfighaltung

Die Tauben, die traditionell durchs Stadion fliegen, gab es diesmal nicht zu bewundern. Im Gegensatz zum letzten Spiel gab es allerdings ein wirklich elfmeterwürdiges Foul direkt vor dem Gästeblock zu sehen statt dieser Mega-Schwalbe. Anders als beim letzten Mal wurde der Elfmeter verschossen und die Serie von 36 verwandelten Elfern in Serie ist nun bloße Geschichte – genauso wie die Serie von fünf punktlosen Gastspielen in Augsburg. Die Eskalation im Gästeblock in der Nachspielzeit war…nett 😉  

Fazit: Der Jahrgang 2022/2023 zeigt, dass Serien ruhig mal reißen dürfen – denn es gibt ja zum Glück noch Auswärtssiege.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 4

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten drei Teilen habe ich die 18 Erstligisten und die zwei Aufsteiger mit Hilfe von insgesamt sechs KPIs analysiert und für jeden KPI eine Tabelle erstellt. In diesem Teil habe ich nun pro KPI pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten vergeben. Ich hätte natürlich auch nach Tabellenplatz bewerten können. Doch sagt ein Platz in der Tabelle nicht wirklich etwas über den finanziellen Zustand des Clubs aus. Deshalb habe ich die Bewertung in jeder Kategorie nach Punkten durchgeführt und jede Kategorie gleich gewichtet. Natürlich ist das rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht, wer gut wirtschaftet, wer mit Geld zugeschüttet wird und wer, zumindest in Zeiten außerhalb der Pandemie, sogar Geld abdrücken muss, weil er vorher jahrelang sehr großzügig alimentiert wurde – und ist es auch möglich, Vergleiche zwischen dem aktuellen Geschäftsjahr und dem Vorjahr herzustellen, und so die Auswirkungen der Pandemie auf den Fußball aus finanzieller Sicht zu erkennen.

Die Punkteverteilung im Überblick für die Nerds (in Klammern die Punkte des Vorjahres):

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
> 1 3 Punkte für: TSG, SCF, FCB (alle 3)
> 0,5 2 Punkte für: BSC (1), M05, B04, SGF, FCA, BVB ( alle 2)
>0 1 Punkt für: BMG, SGE, RBL, WOB, VFB, KOE (alle 1)
<0 0 Punkte für: BOC, SVW, FCU, DSC, S04 (alle 0)

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
> 0,66 3 Punkte für: TSG, FCB, SCF (alle 3)
> 0,33 2 Punkte für: BSC (1), BVB, B04, M05, FCA, BMG (alle 2)
> 0 1 Punkt für: RBL, SGF (beide 2), SGE, WOB , VFB, KOE (alle 1)
< 0 0 Punkte für: BOC, SVW, DSC, FCU, S04 (alle 0)

Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
> 0,5 3 Punkte für: –
> 0,1 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkte für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 oder nicht berechenbar 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE. B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

2019 Jahr gab es die 3 Punkte erst bei einer Eigenkapitalrendite von > 1. Schalke hatte damals (in seinen besseren Zeiten) den sagenhaften Wert 5,23 erzielt. Das beste Ergebnis erzielte im vorletzten betrachteten Geschäftsjahr Eintracht Frankfurt mit 0,54. Der Zweite SV Werder Bremen erzielte damals 0,33. Damit war genügend Abstand vorhanden, um 3 Punkte an die SGE zu verteilen. Letztes Jahr waren die Ergebnisse pandemiebedingt alle sehr schlecht. Daher gab es 2021 nur 1 und 0 Punkte. Natürlich hätte ich das auch anpassen können – aber damit wäre der Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr verwässert worden. Dieses Jahr bekommt mit dem SCF wieder ein Club 2 Punkte.

Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
> 0,1 3 Punkte für: –
> 0,01 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkt für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE, B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04, SGF, BOC (alle 0)

Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
< 0,4 3 Punkte für: –
< 0,5 2 Punkte für: S04 (0), RBL (2), SGE (1)
< 0,6 1 Punkte für: M05, FCA (beide 2), SCF, B04, SGF, FCU (alle 1), VFB (0)
>  0,6 0 Punkte für:  FCB, BOC, WOB (alle 1), BVB (2), TSG 3), SVW, BMG, DSC, KOE, BSC (alle 0)

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
< 0.33 3 Punke für: TSG (3), FCB (2)
< 0.66 2 Punkte für: SCF (3), M05 (1)
< 1 1 Punkt für: FCA (0), BVB, B04 (beide 1)
> 1 bzw. negativ 0 Punkte für: SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, SGE, KOE, RBL, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

 Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle ist damit wie 2019 und 2020 der SC Freiburg

KPI-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22 – in Klammer jeweils die Platzierung und die erzielten Punkt im Vorjahr.

1. SC Freiburg (2.) 13 Punkte (12)
2. FC Bayern München (3.) 11 Punkte (11)
3. TSG Hoffenheim (1.) 9 Punkte (14)
4. 1. FSV Mainz 05 (5.) 7 Punkte (7)
5. FC Augsburg (4.) 6 Punkte (8)
5. RB Leipzig (5.) 6 Punkte (7)
5. Bayer 04 Leverkusen* (8.) 6 Punkte (6)
8. Borussia Dortmund (5.) 5 Punkte (7)
9. Eintracht Frankfurt* (9.) 4 Punkte (3)
9. Hertha BSC Berlin (12.) 4 Punkte (2)
9. SpVgg Greuther Fürth(neu) 4 Punkte (5)
12. Borussia Mönchengladbach* (9.) 3 Punkte (3)
12. VfB Stuttgart* (12.) 3 Punkte (2)
14. VfL Wolfsburg (9.) 2 Punkte (3)
14. 1. FC Köln (12.)2 Punkte (2)
16. FC Union Berlin (15.) 1 Punkt (1)
17. VfL Bochum (neu) 0 Punkte (1)
17. Arminia Bielefeld (16.) 0 Punkte (0) 
* Bilanzstichtag 31. Dezember statt 30. Juni

Fazit: Nachdem letztes Jahr noch die TSG Hoffenheim den „Serienmeister“ SC Freiburg ablösen konnte, holten sich die Südbadener wie schon 2019 und 2020 wieder den Titel zurück. Während 2019 noch 16 Punkte und 2020 und 2021 noch 14 Punkte für den Titel erzielt werden mussten, reichten diesmal 13 von maximal 18 möglichen Punkten zum Sieg. Das zeigt, welchen Einfluss die Pandemie auf die Bilanzen aller Clubs hat. Am anderen Ende der Tabelle gibt es allerdings nur noch zwei Clubs mit 0 Punkten. Letztes Jahr waren es derer noch drei (Arminia sowie die damaligen Absteiger Werder und Schalke 04). Während Werder wieder nur 0 Punkte erzielen würde, hätte Schalke 2 statt 0 Punkten erhalten – ein deutliches Zeichen der Konsolidierung bei den Knappen.

Neben dem Meister aus Freiburg (1 Punkt) konnten sich auch Hertha BSC Berlin (2 Punkte), Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart (je 1 Punkte) punktemäßig verbessern. Allerdings bilanzieren Schalke, die SGE und der VfB zum 31. Dezember und hatten somit weniger Geisterspiele zu verkraften, als die Clubs, die zum 30. Juni bilanzieren. Umgekehrt spielte Schalke 04 die Hälfte des Bilanzzeitraum in der 2. Liga.

Den größten Punktverklust musste die TSG Hoffenheim verkraften (-5). Jeweils 2 Punkte weniger erzielten der FC Augsburg und Borussia Dortmund. Einen Punkt weniger verbuchten RB Leipzig, Greuther Fürth, der VfL Wolfsburg und der VfL Bochum.

Vergleicht man die Punkteausbeute zwischen 2019 (vor der Pandemie) und 2021 erkennt man die finanziellen Schäden, die die Pandemie verursacht hat auf einen Blick. Es gibt keinen Club, der eine Punktesteigerung erzielen konnte. Hertha BSC und der VfL Wolfsburg (sowie Schalke 04) konnten die Punkte stabil halten. Die meisten Punkte (-9) hat in diesen zwei Jahren Eintracht Frankfurt verloren, gefolgt vom VfL Bochum (-8), Borussia Dortmund , Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart, dem 1. FC Köln (jeweils -7). 6 Punkte haben Mainz 05, der FC Augsburg und Arminia Bielefeld verloren.

Die positive Überraschung sind diesmal vielleicht neben dem SC Freiburg auch der FC Augsburg und Mainz 05, die als vergleichsweise kleine Clubs in der Pandemie nicht komplett finanziell abgeschmiert sind. Reichten letztes Jahr 3 Punkte noch für Rang 9, landet die Borussia aus Mönchengladbach damit nun auf Platz 12. Anzunehmen, dass die finanzielle Talsohle mittlerweile durchschritten ist und es bei den meisten Clubs wieder finanziell bergauf geht.

Das nächste Jahr wird sicherlich spannend. Einerseits bereitet der 1. FC Köln ein wenig Sorgen, da dessen Eigenkapital so massiv geschrumpft ist. Was Eintracht Frankfurt mit dem Geld aus der Champions League anstellt wird spannend werden. Arminia Bielefeld und Greuther Fürth sind abgestiegen. Während Fürth finanziell vergleichsweise gut dasteht, bleibt abzuwarten, wie sich die Ostwestfalen in Liga 2 finanziell neu aufstellen. Von den überschuldeten Clubs aus Köpenik, Gelsenkirchen, Bremen und Bochum ist lediglich Schalke auf einem guten Weg.

Financial Fairplay ist weitrhin ein Fremdwort in der Bundesliga. Es gibt Vereine, die können das Geld zum Fenster rausschmeißen und das wird einfach durch Dritte ausgeglichen. Andere Vereine haben diese Möglichkeit nicht. Damit wird die Spaltung der Liga weiter verschärft und ein Wettbewerb kann so kaum noch stattfinden. Corona wirkte als Brandbeschleuniger, wenn man bedenkt, dass das Bundeskartellamt auf eine Einhaltung von 50 plus 1 drängt. Dazu hört man aber leider seitens der DFL aktuell nicht wirklich viel.

Es wird extrem spannend sein, wie die Clubs aus der Pandemie herauskommen. Vielleicht gibt es bei den Clubs, die ihr Geschäftsjahr zum 31. Dezember abschließen, bereits ein Licht am Ende des Pandemietunnels. Antworten darauf gibt es im nächstes Jahr im Sommer, wenn die DFL die Bilanzen der Clubs veröffentlicht hat und sich hoffentlich eindeutig zu 50 plus 1 positioniert hat.