Spätlese Gladbach Saison 2022/2023

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Die erste Auswärtsfahrt nach dem Ende des „9-Euro-Tickets“ brachte mal wieder ein paar Überraschungen auf der Schiene mit sich. Da es letzte Saison auswärts in Gladbach mit dem Klapprad so gut geklappt hat, ging es mit diesem wieder in den ICE hinein. Wie die treuen Leser*innen der Spätlese sicherlich bereits bemerkt haben, fahre ich relativ häufig Bahn. Bei einem Umsatz von mehr als 2000 Euro pro Jahr erhält man bei der Bahn einen besonderen Status. Dieser hieß bis vor Kurzem „BahnComfort“. In jedem ICE und IC sind Plätze für Leute mit diesem Status reserviert. Vor der Abfahrt des Zuges kann man sich in der App bereits anzeigen lassen, in welchem Bereich des Gleises der Wagen mit den „BahnComfort“-Plätzen zu finden ist – für die 1. und die 2. Klasse. Diesmal gab es allerdings nur „BahnComfort“-Plätze in der 1. Klasse. Die in der 2. Klasse sind normalerweise in der Nähe des Bordrestaurants – aber diesmal war der Bereich der Futterkrippe gemäß „Wagenstandsanzeiger“ in der App der 1. Klasse vorbehalten. Sehr komisch – aber das machte mich natürlich neugierig. Mit dem Klapprad ging es in den Wagen, der unmittelbar vor dem Bordrestaurant angehhängt war. Zu meiner großen Überraschung war das Schild für die 1. Klasse mit einem handschriftlich ausgefüllten Zettel überklebt: 2. – heißt der Wagen war als für das Fußvolk der 2. Klasse bestimmt und mit BahnComfort-Sitzen ausgestattet. Der große Vorteil dieses Waggons bestand darin, das Klapprad genau hinter der Sitzreihe abstellen zu können, bei dem die Sitzplatzrichtung dreht, also in der Mitte des Waggons. Dort ist ein Zwischenraum, der meist ungenutzt bleibt und damit auch in vollen Zügen, wie diesem die Möglichkeit bietet, das Klapprad in Sichtweite abzustellen. Die Sitzplatzkonfiguration 1 – 2 hat vorallem für Freunde der Armlehne Vorteile. Gerade beim Doppelsitz gibt es kein Konfliktpotenzial, da es tatsächlich zwei Armlehnen gibt, allerdings nur eine Steckdose wie in der Holzklasse… Und diese BahnComfort-Sitze dürfen natürlich auch von „gewöhnlichen“ Zugreisenden genutzt werden, so lange kein BahnComfort-Kunde auftaucht.

In Köln schnell den Zug gewechselt und in die leere Regionalbahn nach Mönchengladbach eingestiegen. Im Bereich für Fahrräder, Kinderwagen und Rollstuhlfahrende war nach dem Ende der 9-Euro-Ticket-Zeit wieder Platz zum Atmen. So machte ich es mir mit dem Klapprad auf den Klappstühlen bequem und plötzlich plumpste etwas auf den Boden. Vor mir lag ein Handy, welches weder mir noch den wenigen Mitreisenden gehörte. Als das Handy plötzlich einen eingehenden Anruf anzeigte, war die Situation klar. Ich nahm ab und jemand, der gebrochen Deutsch sprach, erklärte mir er sei in Bonn. Ich beruhigte ihn und sagte, ich würde das Handy in Mönchengladbach abgeben. Den Rest der Bahnfahrt recherchierte ich, was man mit Fundsachen bei der Bahn macht – speziell in Mönchengladbach.

Zusammengeklapptes Klapprad zwischen zwei Sitzen im ICE
Perfektes Einparken des Klapprads zwischen zwei Sitzen im ICE der Deutschen Bahn

Aus vorherigen Fahrten weiß ich, dass dieser so genannte „Hauptbahnhof“ alles ist, nur kein Bahnhof einer Großstadt. Einen Info-Point der Bahn gibt es nicht, Ein Reisezentrum gibt es nicht. Ein DB-Fundbüro gibt es nicht. Der DB-Service Store hat nur Montag bis Freitag auf und DB-Mitarbeitende gibt es schon mal gar nicht – natürlich auch nicht im Zugabteil. Leider rief der Eigentümer des Handys nicht noch mal an, denn eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass ich an einem der eben genannten Punkte, Leute der DB würde treffen können. Dank Google Maps fand ich um die Ecke des Bahnhofs die Bundespolizei, die das Handy auch in Empfang nahm. Anzunehmen, dass der Eigentümer nochmal anrief, nachdem er ebenfalls keine DB-Leute im Hauptbahnhof angetroffen hatte.

Borussia Mönchengladbach-Mural an einer Straße. Dahinter ein Backsteinhaus.
Ankunft in Mönchengladbach

02 (N)immer nuff:

Statt wie letzte Saison in Rheydt auszusteigen, war es nach dem Handy-Fund klar, bis nach Mönchengladbach Hauptbahnhof durchzufahren. Die Radtour von dort zum Stadion ist zwar nicht ganz so attraktiv wie von Rheydt aus, wo es an Feldern und Wiesen entlanggeht. Aber die von Straßen und Fußgängerwegen abgetrennten Radwege waren schon sehr angenehm zu fahren – vorallem am Megastau vorbei raus zum Borussia-Park. Wäre auch mal schön, wenn in Mainz am Rheinufer so eine Trennung zwischen Fußgänger*innen und Radfahrenden möglich gemacht werden würde.

Fahrradparkplatz vor einem Fußballstadion
Blocknaher Radparkplatz – näher geht nicht mehr

03 Kon-Trolle

Fahrten nach Gladbach sind eigentlich immer angenehm – auch weil es, wie in Augsburg, direkt am Gästeblock eine Abgabestelle für Sachen gibt, die nicht mit ins Stadion dürfen, wie z.B. Powerbanks. Da ich deswegen eh geplant hatte, meinen Beutel abzugeben, steckte ich noch die Fahrradbeleuchtung rein (die mir in Mainz ja immer eh abgenommen wird) und eine Faltflasche mit Wasser. Sich das Leitungswasser in Mainz abzufüllen, mit zum Stadion zu nehmen und Teile davon für die Rückfahrt aufzuheben, ist halt wesentlich nachhaltiger als unterwegs kleine Einwegflaschen mit Mineralwasser zu kaufen. Daher ist es tatsächlich einfach eine gute Idee, Fans die Möglichkeit zu geben, Sachen am Block abzugeben. Das sollte meiner Meinung nach Pflicht für den Heimverein sein, dies Gästefans zu ermöglichen.

Spruchband "Gegen weitere digitale Datenspeicherung durch E-Tickets" das in einem Stadion mit vollbesetzter Tribüne hochgehalten wird.
Bei diesem Spiel mussten wieder Personendaten angegeben werden.

04 Kampf um den Mampf

Gladbach bekommt es hin! Also die günstigste Speise als vegetarische Variante anzubieten. Die Pommes mit 2,80 € waren wirklich preiswert. Die Frikadelle kostete 3 €. Warum das im Stadion am Europakreisel wegen mir mit Brezel und Fleischkäsebrötchen so nicht hinzubekommen ist, weiß wahrscheinlich niemand, weil man sich über solches Gedöns keine Gedanken macht. Allerdings machte man sich auch in Gladbach wohl nicht so viele Gedanken, was den Müll angeht. Leider gab es wieder nur Einegbecher und den entsprechenden Müllberg. Dass da Mainz 05 Ende der letzten Saison endlich wieder aufgewacht ist und dank der Fanabteilung jetzt in jeder Halbserie ein anderes karitatives Projekt ausgesucht wird, das mit einer Becherspende bedacht wird, zeigt, wie wichtig die Fanabteilung bei uns im Verein ist – sitzen da doch Menschen, die sich auch über Gedöns Gedanken machen.

Zum Anpfiff in Gladbach…

05 Käfighaltung

„Willst Du Mainzer Tore seh’n, musst Du in die Ferne geh!“. Dass das am Sonntag trotzdem nur 800 Nasen gewusst haben, ist ein Umstand, den ich bei Mainz 05 nie verstehen werde. Ob es an der fehlenden Weinschorle im Block lag und/oder dass endlich wieder Weinmarkt war? Oder war es das personalisierte Gästeticket, das hier notwendig war und auf das sich ein Spruchband der Gladbacher-Szene bezog „Gegen weitere digitale Datenspeicherung durch E-Tickets“. Auf jeden Fall war die Käfighaltung ideal, denn die beiden Highlights des Spiels aka Monstergrätsche und Traumtor spielten sich direkt vor dem Gästeblock ab – mit jeweils anschließender rot-weißer Eskalation.   

Zum Abpfiff in Gladbach…

Fazit: Der Jahrgang 2022/2023 zeigt, dass Gladbach einfach eine der angenehmsten Auswärtsfahrten ist – vorallem wenn kein Heimtor fällt döp, döp, döp.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 4

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten drei Teilen habe ich die 18 Erstligisten und die zwei Aufsteiger mit Hilfe von insgesamt sechs KPIs analysiert und für jeden KPI eine Tabelle erstellt. In diesem Teil habe ich nun pro KPI pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten vergeben. Ich hätte natürlich auch nach Tabellenplatz bewerten können. Doch sagt ein Platz in der Tabelle nicht wirklich etwas über den finanziellen Zustand des Clubs aus. Deshalb habe ich die Bewertung in jeder Kategorie nach Punkten durchgeführt und jede Kategorie gleich gewichtet. Natürlich ist das rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht, wer gut wirtschaftet, wer mit Geld zugeschüttet wird und wer, zumindest in Zeiten außerhalb der Pandemie, sogar Geld abdrücken muss, weil er vorher jahrelang sehr großzügig alimentiert wurde – und ist es auch möglich, Vergleiche zwischen dem aktuellen Geschäftsjahr und dem Vorjahr herzustellen, und so die Auswirkungen der Pandemie auf den Fußball aus finanzieller Sicht zu erkennen.

Die Punkteverteilung im Überblick für die Nerds (in Klammern die Punkte des Vorjahres):

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
> 1 3 Punkte für: TSG, SCF, FCB (alle 3)
> 0,5 2 Punkte für: BSC (1), M05, B04, SGF, FCA, BVB ( alle 2)
>0 1 Punkt für: BMG, SGE, RBL, WOB, VFB, KOE (alle 1)
<0 0 Punkte für: BOC, SVW, FCU, DSC, S04 (alle 0)

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
> 0,66 3 Punkte für: TSG, FCB, SCF (alle 3)
> 0,33 2 Punkte für: BSC (1), BVB, B04, M05, FCA, BMG (alle 2)
> 0 1 Punkt für: RBL, SGF (beide 2), SGE, WOB , VFB, KOE (alle 1)
< 0 0 Punkte für: BOC, SVW, DSC, FCU, S04 (alle 0)

Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
> 0,5 3 Punkte für: –
> 0,1 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkte für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 oder nicht berechenbar 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE. B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

2019 Jahr gab es die 3 Punkte erst bei einer Eigenkapitalrendite von > 1. Schalke hatte damals (in seinen besseren Zeiten) den sagenhaften Wert 5,23 erzielt. Das beste Ergebnis erzielte im vorletzten betrachteten Geschäftsjahr Eintracht Frankfurt mit 0,54. Der Zweite SV Werder Bremen erzielte damals 0,33. Damit war genügend Abstand vorhanden, um 3 Punkte an die SGE zu verteilen. Letztes Jahr waren die Ergebnisse pandemiebedingt alle sehr schlecht. Daher gab es 2021 nur 1 und 0 Punkte. Natürlich hätte ich das auch anpassen können – aber damit wäre der Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr verwässert worden. Dieses Jahr bekommt mit dem SCF wieder ein Club 2 Punkte.

Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
> 0,1 3 Punkte für: –
> 0,01 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkt für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE, B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04, SGF, BOC (alle 0)

Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
< 0,4 3 Punkte für: –
< 0,5 2 Punkte für: S04 (0), RBL (2), SGE (1)
< 0,6 1 Punkte für: M05, FCA (beide 2), SCF, B04, SGF, FCU (alle 1), VFB (0)
>  0,6 0 Punkte für:  FCB, BOC, WOB (alle 1), BVB (2), TSG 3), SVW, BMG, DSC, KOE, BSC (alle 0)

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
< 0.33 3 Punke für: TSG (3), FCB (2)
< 0.66 2 Punkte für: SCF (3), M05 (1)
< 1 1 Punkt für: FCA (0), BVB, B04 (beide 1)
> 1 bzw. negativ 0 Punkte für: SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, SGE, KOE, RBL, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

 Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle ist damit wie 2019 und 2020 der SC Freiburg

KPI-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22 – in Klammer jeweils die Platzierung und die erzielten Punkt im Vorjahr.

1. SC Freiburg (2.) 13 Punkte (12)
2. FC Bayern München (3.) 11 Punkte (11)
3. TSG Hoffenheim (1.) 9 Punkte (14)
4. 1. FSV Mainz 05 (5.) 7 Punkte (7)
5. FC Augsburg (4.) 6 Punkte (8)
5. RB Leipzig (5.) 6 Punkte (7)
5. Bayer 04 Leverkusen* (8.) 6 Punkte (6)
8. Borussia Dortmund (5.) 5 Punkte (7)
9. Eintracht Frankfurt* (9.) 4 Punkte (3)
9. Hertha BSC Berlin (12.) 4 Punkte (2)
9. SpVgg Greuther Fürth(neu) 4 Punkte (5)
12. Borussia Mönchengladbach* (9.) 3 Punkte (3)
12. VfB Stuttgart* (12.) 3 Punkte (2)
14. VfL Wolfsburg (9.) 2 Punkte (3)
14. 1. FC Köln (12.)2 Punkte (2)
16. FC Union Berlin (15.) 1 Punkt (1)
17. VfL Bochum (neu) 0 Punkte (1)
17. Arminia Bielefeld (16.) 0 Punkte (0) 
* Bilanzstichtag 31. Dezember statt 30. Juni

Fazit: Nachdem letztes Jahr noch die TSG Hoffenheim den „Serienmeister“ SC Freiburg ablösen konnte, holten sich die Südbadener wie schon 2019 und 2020 wieder den Titel zurück. Während 2019 noch 16 Punkte und 2020 und 2021 noch 14 Punkte für den Titel erzielt werden mussten, reichten diesmal 13 von maximal 18 möglichen Punkten zum Sieg. Das zeigt, welchen Einfluss die Pandemie auf die Bilanzen aller Clubs hat. Am anderen Ende der Tabelle gibt es allerdings nur noch zwei Clubs mit 0 Punkten. Letztes Jahr waren es derer noch drei (Arminia sowie die damaligen Absteiger Werder und Schalke 04). Während Werder wieder nur 0 Punkte erzielen würde, hätte Schalke 2 statt 0 Punkten erhalten – ein deutliches Zeichen der Konsolidierung bei den Knappen.

Neben dem Meister aus Freiburg (1 Punkt) konnten sich auch Hertha BSC Berlin (2 Punkte), Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart (je 1 Punkte) punktemäßig verbessern. Allerdings bilanzieren Schalke, die SGE und der VfB zum 31. Dezember und hatten somit weniger Geisterspiele zu verkraften, als die Clubs, die zum 30. Juni bilanzieren. Umgekehrt spielte Schalke 04 die Hälfte des Bilanzzeitraum in der 2. Liga.

Den größten Punktverklust musste die TSG Hoffenheim verkraften (-5). Jeweils 2 Punkte weniger erzielten der FC Augsburg und Borussia Dortmund. Einen Punkt weniger verbuchten RB Leipzig, Greuther Fürth, der VfL Wolfsburg und der VfL Bochum.

Vergleicht man die Punkteausbeute zwischen 2019 (vor der Pandemie) und 2021 erkennt man die finanziellen Schäden, die die Pandemie verursacht hat auf einen Blick. Es gibt keinen Club, der eine Punktesteigerung erzielen konnte. Hertha BSC und der VfL Wolfsburg (sowie Schalke 04) konnten die Punkte stabil halten. Die meisten Punkte (-9) hat in diesen zwei Jahren Eintracht Frankfurt verloren, gefolgt vom VfL Bochum (-8), Borussia Dortmund , Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart, dem 1. FC Köln (jeweils -7). 6 Punkte haben Mainz 05, der FC Augsburg und Arminia Bielefeld verloren.

Die positive Überraschung sind diesmal vielleicht neben dem SC Freiburg auch der FC Augsburg und Mainz 05, die als vergleichsweise kleine Clubs in der Pandemie nicht komplett finanziell abgeschmiert sind. Reichten letztes Jahr 3 Punkte noch für Rang 9, landet die Borussia aus Mönchengladbach damit nun auf Platz 12. Anzunehmen, dass die finanzielle Talsohle mittlerweile durchschritten ist und es bei den meisten Clubs wieder finanziell bergauf geht.

Das nächste Jahr wird sicherlich spannend. Einerseits bereitet der 1. FC Köln ein wenig Sorgen, da dessen Eigenkapital so massiv geschrumpft ist. Was Eintracht Frankfurt mit dem Geld aus der Champions League anstellt wird spannend werden. Arminia Bielefeld und Greuther Fürth sind abgestiegen. Während Fürth finanziell vergleichsweise gut dasteht, bleibt abzuwarten, wie sich die Ostwestfalen in Liga 2 finanziell neu aufstellen. Von den überschuldeten Clubs aus Köpenik, Gelsenkirchen, Bremen und Bochum ist lediglich Schalke auf einem guten Weg.

Financial Fairplay ist weitrhin ein Fremdwort in der Bundesliga. Es gibt Vereine, die können das Geld zum Fenster rausschmeißen und das wird einfach durch Dritte ausgeglichen. Andere Vereine haben diese Möglichkeit nicht. Damit wird die Spaltung der Liga weiter verschärft und ein Wettbewerb kann so kaum noch stattfinden. Corona wirkte als Brandbeschleuniger, wenn man bedenkt, dass das Bundeskartellamt auf eine Einhaltung von 50 plus 1 drängt. Dazu hört man aber leider seitens der DFL aktuell nicht wirklich viel.

Es wird extrem spannend sein, wie die Clubs aus der Pandemie herauskommen. Vielleicht gibt es bei den Clubs, die ihr Geschäftsjahr zum 31. Dezember abschließen, bereits ein Licht am Ende des Pandemietunnels. Antworten darauf gibt es im nächstes Jahr im Sommer, wenn die DFL die Bilanzen der Clubs veröffentlicht hat und sich hoffentlich eindeutig zu 50 plus 1 positioniert hat.

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 3

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten beiden Teilen ging es um das Vermögen der Vereine, das bei einigen Vereinen durch Dritte kurzerhand erhöht wird, um Gewinne, die die Vereine erzielen und wenn sie diese nicht erzielen, dass diese bei einigen Vereinen (oft den selben) ausgeglichen werden. Daraus resultierten bisher vier KPIs. Im letzten Teil kommen zwei weitere KPIs hinzu: Die Personalaufwandsquote und der Verschuldungsgrad.

5. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Geld schießt Tore. Ob diese These stimmt, wird sich zeigen. Hier geht es zunächst einmal um Umsatz, der mit dem vorhandenen Personal erwirtschaftet wurde. Daher gilt hier, je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

Der Personalaufwand

Bevor es um die Quote geht, werfen wir zunächst einen Blick auf den Personalaufwand. Dieser sollte in der Pandemie möglichst gesenkt werden, da die meisten Clubs ja enorme Umsatzeinbußen hatten.

In beiden Pandemiejahren die Personalkosten senken konnte nur der VfL Wolfsburg (2020: -6 Prozent, 2021: -1 Prozent) sowie die beiden Aufsteiger Werder Bremen (2020: -2 Prozent, 2021: -4 Prozent) und Schalke 04 (2020: -10 Prozent, 2021: -20 Prozent). Die Personalkosten wenigstens im Vergleich zu 2019 bis 2021 zu senken, gelang Greuther Fürth (-5 Prozent), Mainz 05 (-1 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-1 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (-2 Prozent). In der Blase Profifußball ist die Pandemie bei den Gehältern nie wirklich angekommen. In den beiden Pandemiejahren sind die Personalkosten am höchsten gestiegen bei Arminia Bielefeld (94 Prozent), dem 1. FC Köln (60 Prozent), Union Berlin (56 Prozent), Hertha BSC Berlin (49 Prozent), RB Leipzig (35 Prozent), VfL Bochum (24 Prozent), SC Freiburg (19 Prozent), FC Augsburg (16 Prozent), TSG Hoffenheim und VfB Stuttgart (9 Prozent), FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund (5 Prozent). Interessant, dass die bilanziell übeschuldeten Clubs Bielefeld und Union so massive Gehaltssprünge zu verzeichnen haben. Auch interessant die Tatsache, dass Greuther Fürth kein finanzieles Harakiri veranstaltet hat, um aufzusteigen. Auch der VfB Stuttgart hat gezeigt, dass Aufsteigen und massive Gehaltssteigerungen nicht unbedingt miteinander korrelieren müssen.

In absoluten Zahlen liegen die Personalkosten beim FC Bayern München mit 373 Mio. Euro am höchsten, sprich der Clubs gibt täglich eine Million Euro für sein Personal aus. Am Tabellenende liegt Greuther Fürth mit 13 Mio. Euro Personalkosten pro Jahr – sprich nach 12 Tagen wär das Personalbudget in Fürth aufgebraucht, müsste man einen Kader, wie den des FC Bayern finanzieren.

Auf Platz 2 liegt Borussia Dortmund mit 216 Mio. Euro, gefolgt von RB Leipzig mit 169 Mio. Euro, gefolgt von Bayer 04 Leverkusen mit 134 Mio. Euro. In der sportlichen Tabelle haben nur Leverkusen und Leipzig die Plätze getauscht. Auf den Plätzen 5 und 6 folgen der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach (123 Mio. Euro bzw. 98 Mio. Euro). Damit ist in der sportlichen Tabelle Platz 12 bzw. Platz 10 herausgekommen. Euro League Gewinner Eintracht Frankfurt folgt auf Platz 7 mit 97 Mio. Euro vor dem Relegationsteilnehmer Hertha BSC Berlin mit 93 Mio. Euro. Dahinter würde Aufsteiger Schalke 04 mit 88 Mio. Euro folgen, was für einen Aufsteiger extrem außergewöhnlich ist. Die Plätze 9 und 10 gehen nach Baden Würtemberg mit der TSG Hoffenheim (84 Mio. Euro) und dem VfB Stuttgart (83 Mio. Euro), die in der sportlichen Abschlusstabelle Platz 9 bzw. Platz 15 erreicht haben. Der Conference League Teilnehmer 1. FC Köln folgt auf Platz 11 mit 76 Mio. Euro. Dahinter würde der zweite Aufsteiger Werder Bremen (68 Mio. Euro) liegen. Der SC Freiburg folgt auf Platz 12 mit 54 Mio. Euro und Platz 6 in der sportlichen Abschlussrechnung. Auf Platz 13 liegt Mainz 05 mit 48 Mio. Euro vor dem FC Augsburg mit 44 Mio. Euro. Auf Platz 15 liegt Europa League Teilnehmer Union Berlin mit 40 Mio. Euro. Platz 16 geht an Arminia Bielefeld mit 31 Mio. Euro vor dem VfL Bochum mit 19 Mio. Euro, die mit Platz 13 in der sportlichen Tabelle damit ein sehr gutes Ergebnis erzielt haben. Geld schießt eben nicht unbedingt Tore.

Die Personalaufwandsquoten-Tabelle (in Klammern das Ergebnis vom Vorjahr)

1. RB Leipzig (2.)
2. Eintracht Frankfurt (9.)
3. 1. FSV Mainz 05 (4.)
4. SC Freiburg (10.)
5. Bayer 04 Leverkusen (7.)
6. Greuther Fürth (neu)
7. FC Augsburg (5.)
8. FC Union Berlin (8.)
9. VfB Stuttgart (18.)
10. Borussia Mönchengladbach (16.)
11. FC Bayern München (6.)
12. Borussia Dortmund (3.)
13. VfL Wolfsburg (11.)
14. Arminia Bielefeld (13.)
15. TSG Hoffenheim (1.)
16. VfL Bochum (neu)
17. 1. FC Köln (14.)
18. Hertha BSC Berlin (17.)

Der Absturz der TSG Hoffenheim ist vorallem auf den massiven Umsatzrückgang zurückzuführen. Der SC Freiburg, der in dieser Disziplin letztes Jahr noch im Mittelfeld landete, steht jetzt in der Spitzengruppe, sprich der Club hat an den Stellschrauben, die noch nicht perfekt waren, anscheinend richtig gut gedreht. RB Leipzig weiß mit seinem Geld etwas anzufangen, was man bei der Hertha noch nicht wirklich behaupten kann. Der Unterschied beim finanziellen Verhalten der Aufsteiger 2021 Fürth und Bochum wird auch hier sichtbar. Die beiden Aufsteiger 2022 Werder Bremen und Schalke 04 würden zwischen dem VfB Stuttgart und Mönchengladbach bzw. auf Platz 1 landen. Insbesondere Schalke scheint langsam seine Hausaufgaben zu machen.

Die Personalaufwandsquote im Vergleich zu 2019 (vor der Pandemie) zu senken gelangen RB Leipzig (-1 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (- 9 Prozent). Die Personalaufwandsquote mehr als verdoppelt hat Hertha BSC Berlin (104 Prozent). Auch bei Arminia Bielefeld (78 Prozent), Eintracht Frankfurt (53 Prozent), Köln, Mainz und Bochum (jeweils 48 Prozent) ist sie stark nach oben geschossen. Moderat ist sie bei Greuther Fürth (8 Prozent), dem SC Freiburg (4 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (1 Prozent) gestiegen.

6. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen. Ist selbst das Eigenkapital negativ, wie bei den Sorgenkindern Union Berlin, Arminia Bielefeld, dem VfL Bochum und den Aufsteigern Werder und Schalke ist das eigentlich gar nicht messbar. Für die Lizenzerteilung hat das aber wie immer anscheinend keine Rolle gespielt.

Das Fremdkapital

Bevor wir auf den Grad der Verschuldung schauen, blicken wir erstmal auf das Fremdkapital. Es bildet das Gegenteil des Eigenkaptials und bezeichnet die Schulden, eines Unternehmens. Konnten zwischen 2018 und 2019 noch sechs Vereine ihr Fremdkapital senken (FC Bayern, RB Leipzig, Schalke 04, VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen, FC Union Berlin), gelang dies zwischen 2019 und 2020 nur noch drei Vereinen: Eintracht Frankfurt (-7 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-15 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (-14 Prozent). Zwischen 2020 und 2021 schafften es wieder acht Vereine: Mainz 05 (-48 Prozent), TSG Hoffenheim (-31 Prozent), Hertha BSC Berlin (-26 Prozent), FC Augsburg (-24 Prozent), FC Bayern München (-12 Prozent), Eintracht Frankfurt (-10 Prozent) und der VfL Wolfsburg (-6 Prozent).

Während im letzten Jahr der VfB Stuttgart (91 Prozent) und Arminia Bielefeld (89 Prozent) ihr Fremdkapital noch fast verdoppelt hatten, lief es dieses Jahr für die Clubs deutlich besser. Mit 58 Prozent Zuwachs liegt hier der SC Freiburg vorne – mal eine wirklich untypische Konstellation, dass Mainz 05 und der SC Freiburg so weit auseinanderliegen. Bei Greuther Fürth stieg das Fremdkapital um 55 Prozent, gefolgt von RB Leipzig (39 Prozent). Bei den Clubs mit negativem Eigenkapital stieg das Fremdkapital um 24 Prozent (VfL Bochum), 16 Prozent (Union) bzw. 8 Prozent (Arminia Bielefeld). Während es beim Aufsteiger Schalke 04 um 20 Prozent gesunken ist, stieg es bei Werder um 32 Prozent an. Das meiste Fremdkapital hat RB Leipzig mit 303 Mio. Euro angehäuft. Aufsteiger Schalke 04, der im Jahr zuvor mit 244 Mio. Euro noch unrühmlicher Spitzenreiter war, landet hinter dem Derby-Nachbarn aus Dortmund mit „nur“ noch 195 Mio. Euro auf Platz 3. Mit Abstand das geringste Fremdkapital weist Greuther Fürth mit 7 Mio. Euro auf. Allerdings sagt die Zahl des meisten Fremdkapitals alleine wenig aus. Daher setzt man das Fremdkapital in Relation zum Eigenkapital und erhält den Verschuldungsgrad.

Die Verschuldungsgrad-Tabelle (in Klammern das Ergebnis vom Vorjahr)

1. TSG Hoffenheim (1.)
2. FC Bayern München (3.)
3. SC Freiburg (2.)
4. 1. FSV Mainz 05 (6.)
5. FC Augsburg (7.)
6. Borussia Dortmund (4.)
7. Bayer 04 Leverkusen (5.)
8. Hertha BSC Berlin (11.)
9. Borussia Mönchengladbach (8.)
10. RB Leipzig (9.)
11. Eintracht Frankfurt (10.)
12. Greuther Fürth (neu)
13. VfB Stuttgart (12.)
14. VfL Wolfsburg (14.)
15. 1. FC Köln (13.)
16. FC Union Berlin (16.)
17. Arminia Bielefeld (17.)
18. VfL Bochum (neu)

Wie im letzten Jahr, gab es auf den vorderen Plätzen keine großen Änderungen. Ein risikoarmes Geschäftsgebaren legen also Hoffenheim, die Bayern und der Freiburg weiterhin an den Tag. Der Verschuldungsgrad blieb bei der TSG seit Einführung der Bilanzpublikation konstant auf einem niedrigen Niveau (0,20) und ist in diesem Jahr sogar auf 0,15 gesunken. Das bekommt kein anderer Bundesligist hin, selbst die Bayern liegen bei 0,31. Bis Corona hat sich der SC Freibug auf ähnlichem Niveau bewegt, aber der Verschuldungsgrad hat sich mehr als verdoppelt (von 0,20 auf 0,42) – jedoch ebenfalls auf sehr niedrigem Niveau. Bei Mainz 05 läuft es trotz Pandemie von Jahr zu Jahr besser. Lag er 2018 noch bei 0,98 steht er jetzt bei 0,64. Der FC Augsburg, Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen sind die weiteren Vereine, die noch einen Veschuldungsgrad unter 1 aufweisen, d.h. bei denen das Eigenkapital noch größer als das Fremdkapital ist.

Trotz Pandemie gelang es neben Mainz 05 weiteren Clubs den Verschuldungsgrad zu senken. Durch den Investor senkte ihn Hertha von über 12 (2019) bereits auf unter 4 (2020) und nun auf 1,01. Auch der FC Augsburg senkte ihn von 0,92 (2019) auf 0,82 (2021), die Bayern von 0,34 (2019) auf 0,31 (2021) und der VfL Wolfsburg von 7,1 (2019) auf 5,81 (2021).

Umgekehrt hat sich der Verschuldungsgrad in den letzten beiden Jahren beim 1. FC Köln versechsundfünfzigfacht, bei Greuther Fürth versiebenfacht, beim BVB verdreifacht, beim SC Freiburg und bei Bayer 04 verdoppelt, Während RB Leipzig im vorletzten Geschäftsjahr durch die 100 Mio. Euro, die dem Eigenkapital aus Fuschl am See damals zugeflossen sind, den Verschuldungsgrad massiv senken konnte, trat wie im letzten Jahr auch ein kleiner Jo-Jo-Effekt ein und der Verschuldungsgrad nahm wieder zu, so dass er jetzt mit 2,30 doppelt so hoch lag wie vor der Pandemie (1,15).

Für die Plätze 16 bis 18 lässt sich der Verschuldungsgrad gar nicht richtig kalkulieren, da die Vereine negatives Eigenkapital aufweisen. Gleiches gilt für die Aufsteiger Werder Bremen und Schalke 04. Damit würde Werder zwischen Bielefeld und Bochum landen, Schalke zwischen Köln und Union.

Doch was zählt schon ein „Spieltag“, sprich eine Unternehmenskennzahl. Diese würde zu kurz greifen, um tatsächlich einen Club von allen Seiten finanziell abzuchecken, ihn mit den anderen Clubs zu vergleichen und Änderungen im Vergleich zum Vorjahr aufzuzeigen. Die von mir genutzten Kennzahlen spiegeln kurzfristige und längerfristige finanzielle Kriterien wieder. Die Abschlusstabelle „lügt“ nicht, wie wir alle wissen. Diese folgt dann in Teil 4. In 2019 und 20020 hat der SC Freiburg den Titel geholt. Ob dem Verein dies in der „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ 2021/22 wieder gelingt?  Oder schafft die TSG Hoffenheim die Titelverteidigung?