Spätlese Bremen 2019/2020

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Zwischen der letzten mitgemachten Auswärtsfahrt nach Leipzig und der aktuellen Fahrt nach Bremen lag ein kleiner Ausflug auf die älteste Insel der Welt nach Madagaskar. Dass das Internet dort ruckelt ist spätestens dann nachvollziehbar, wenn man weiß, dass 83% der Leute dort erst gar keinen Zugang zu Elektrizität haben. Trotzdem komisch, dass da plötzlich die Kicker App ein 1:5 in Ho$$enheim anzeigte… Zwei Wochen später funktionierte das Internet in Madagaskar dann wieder richtig, denn die traditionelle Niederlage für Nullfünf in Augsburg wurde korrekt angezeigt… Zurück in Deutschland ging es dann mit der Bahn gen Norden, um wieder einmal ein Zu-Null-Spiel anzugucken, so ähnlich wie beim letzten Mal in Leipzig 😉  

Weihnachtsmarkt am Bremer Hauptbahnhof

02 (N)immer nuff:

Bremen ist eine tolle Stadt – das stand für mich schon vor dem Dienstagabend fest. Tatsächlich schaffte ich es erstmals in diese wunderschöne Stadt, als wir zum ersten Mal in der ersten Liga dort spielten und die Krake aus Brake aka Dimo Woche das 0:0 gegen den damaligen amtierenden Deutschen Meister 2005 festhielt. Der Spaziergang am Dienstagabend vom Weihnachtsmarkt am Bahnhof durch die Altstadt an die Weser und dann immer dem Flutlicht entgegen gehört für mich zu den schönsten Fanmärschen in Deutschland überhaupt.

Flutlichtliebe

03 Kon-Trolle

Ganz ehrlich: Ich mag die Englische Woche. Natürlich geht das Auswärtsfahren unter der Woche nicht dauerhaft und jede Woche. Doch so eine oder zwei Fahrten am Dienstag oder Mittwoch quer durch die Republik und dann mit ein paar anderen Nullfünfern im Block zu stehen und sich die Kehle aus dem Hals zu schreien – das hat was!  Dieses Gefühl werden Fans vom FC Bayern, Dortmund, Gladbach  oder Schalke nie haben, denn deren Blöcke sind natürlich immer voll, da diese Vereine ja teilweise auch eine bundesweite Fanbase haben und es für viele Fans dann oftmals sogar ein „Heimspiel“ ist, wenn der Lieblingsverein direkt vor der Haustür gastiert.

Dass der Spieltag aber noch weiter zerstückelt wird, in dem nun ein 18.30 Uhr Spiel stattfindet, ist wieder ein Mosaiksteinchen mehr, das zeigt, dass auf Stadiongänger*innen so überhaupt keine Rücksicht genommen wird. Minuten vor dem Anpfiff war selbst der Oberrang der Bremer Ostkurve noch ziemlich leer. Der größte Teil der mitgereisten Nullfünfer bekam das erste Tor von Robin Quaison ebenfalls nicht mit, da in Deutschland Staus und keine Stadionbesuche an einem Dienstnachmittag Alltag sind.

Die Kontrolle am Stadion selbst lief zumindest für mich ohne Probleme ab.

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Willkommenskultur am Weserstadion

04 Kampf um den Mampf

Das Angebot an Speisen und Getränken lässt in Bremen keine Wünsche offen. Es gibt sogar Weinschorle…gut für 5 Euro aber wer wie unser OB Michael Ebling auf eine Schorle Tour steht, kann sie auch im hohen Norden durchziehen. Was aber noch wesentlich mehr Erwähnung finden soll, ist die Geste der Mannschaft, die allen mitgereisten Fans etwas zu Essen und zu Trinken spendierte. Schon letztes Jahr in Ho$$enheim, als der Verein die Nullfünfer nach dem „Last Christmas“ Ständchen zu Speis und Trank einlud, war ich etwas gerührt. Dass jetzt sogar die Spieler ihre Mannschaftskasse plünderten, zeigt dann doch große Empathie den Fans gegenüber. Sehr groß!   

Auch am Dienstagabend bot sich wieder die Möglichkeit mit Hilfe der Becherspende die Fanszene zu unterstützen.

05 Käfighaltung

Spricht Rolf in München im Stadion am Kurt-Landauer-Weg gerne von Ameisenfußball, den man im dritten Stock genießen darf, kann man im Gästeblock im Weserstadion vielleicht von Mäusefußball im zweiten Stock sprechen – Rattenball würde natürlich ähnlich passen, doch dieser Begriff wird bereits von manchen Fans für einen ostdeutschen „Traditionsverein“ genutzt. Also dann doch lieber Mäusefußball! Dass in der ersten Halbzeit auf der Westseite des Weserstadions vier Tore fielen, direkt oberhalb des Gästeblocks, machten diesen Mäusefußball am Ende des Spiels dann sogar noch zu etwas Historischem: dem höchsten Auswärtssieg von Mainz 05 in der ersten Liga im letzten Auswärtsspiel des Jahres.

Word! – Egal wohin der Weg von Werder führt!

Fazit: Der Jahrgang 2019/2020 hat wier immer in Bremen eine annehme Note und ist im Abgang historisch und geht runner wie Öl.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour