Finanzielle Nachhaltigkeit TSG Hoffenheim Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des morgigen Gasts von Mainz 05, der TSG Hoffenheim.

Einleitung
Vergleich der KPIs der TSG Hoffenheim und von Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit der TSG Hoffenheim
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit der TSG Hoffenheim

Mainz 05 Fans im Stadion Sinsheim am 23. Dezember 2018

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Flügelverleihung in Leipzig.

Vergleich der KPIs der TSG Hoffenheim und von Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
TSG Hoffenheim194%183%190%206%215%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
TSG Hoffenheim81%81%83%86%90%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
TSG Hoffenheim48%48%37%65%75%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
TSG Hoffenheim19%20%20%15%9%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 20er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben (inklusive Aufsteiger).

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit der TSG Hoffenheim

Die TSG Hoffenheim würde drei von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Damit belegt der Club Platz 4 in der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023.

Der geforderte Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent wird mit 215 Prozent deutlich übertroffen. Damit liegt die TSG mit deutlichem Abstand auf Platz 1 vor dem SC Freiburg mit 161 Prozent und Mainz 05 mit 127 Prozent. Die Bayern liegen auf Platz 4 mit 114 Prozent.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 90 Prozent ebenfalls deutlich über den geforderten 20 Prozent. Auch hier liegt die TSG mit deutlichem Abstand auf Platz 1 vor den Bayern (71 Prozent), dem SC Freiburg (69 Prozent), Borussia Dortmund (62 Prozent) und Mainz 05 (60 Prozent).

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 9 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 200 Prozent. Hier kann man eigentlich gar nicht mehr von „Verschuldung“ sprechen. Logischerweise ist auch hier die TSG Spitzenreiter in der Nicht-Verschuldung, gefolgt vom FC Bayern (29 Prozent), Mainz 05 (41 Prozent) und dem SC Freiburg (44 Prozent).

Lediglich bei der Personalaufwandsquote gibt es bei der TSG einen kompletten Ausreiser nach unten. Mit den hingelegten 75 Prozent liegt sie etwas oberhalb der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Dieser vierte KPI wird von allen Clubs eingehalten, bis auf die TSG. Sie belegt damit den letzten Platz. Folglich ist sie sogar schlechter als die Hertha (68 Prozent) und Borussia Mönchengladbach (62 Prozent), die vor ihr liegen.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit der TSG Hoffenheim

Wenn man nur die nackten Zahlen anschaut, dann könnte man meinen, die TSG sei ein Vorzeigeclub – die Personalaufwandsquote mal ausgenommen. Allerdings muss man natürlich wissen, dass die TSG einen Hauptgesellschafter hat, der mal 240 Mio. Euro Einlage mitgebracht hatte. Zum Geschäftsjahresende am 30. Juni 2022 hatte die TSG nur noch knapp 202 Mio. Euro Eigenkapital. Damit könnte dann das Kraichgauer Märchen auch zu Ende erzählt sein. Allerdings sind wir hier im Profifußball und da sind 240 Mio. Euro für manche Clubs auch nur Peanuts und 38 Mio., die ja von den 240 Mio. Euro sozusagen „fehlen“, noch so viel weniger als Peanuts, wenn man mal an die Hertha und Co. denkt.

Will sagen, schlimmer geht immer und Corona hat der TSG wirklich hart zugesetzt. Anlagendeckungsgrad, Eigenkapitalquote und Verschuldungsgrad haben immer etwas mit dem Eigenkapital zu tun – das Mäzen Hopp ja mit den 240 Mio. Euro massiv gestärkt hat. Die Personalaufwandsquote, die sich nicht mit Eigenkapital, sondern mit dem Verhältnis von Personalaufwand zu Umsatz errechnet, zeigt, wie es zum Geschäftsjahresende 2022 um die TSG „ungefiltert“ stand: Der Umsatz ging stark nach unten – auch weil keine Transfers getätigt wurden und die Personalkosten blieben immens hoch. Dadurch entstand diese extrem hohe Personalaufwandsquote. Wird diese in den nächsten Jahren wieder gesenkt, weil man Einnahmen aus dem Transfer-Geschäft hat und damit der Umsatz anzieht, steht die TSG rein theoretisch wieder finanziell sehr nachhaltig da – wenn da nicht die Krux mit der Macht im Verein wäre.

50+1 wird auf dem Papier wieder eingehalten

Denn vor etwas mehr als einem Jahr hat Dietmar Hopp die Stimmmehrheit an den Verein zurück gegeben. Damit hält die TSG formal wieder die 50+1-Kritierien ein, nachdem die DFL 2015 für die TSG eine Ausnahme gemacht hat (wie schon für Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg). Allerdings behält Hopp weiterhin die 96 Prozent der Kapitalanteile an der Fußball-Spielbetriebs-GmbH. Sprich er hat weiterhin die Kohle in der Hand, was natürlich auch nachvollziehbar ist, wenn man mal 240 Mio. Euro einfach so in einen Club steckt. Ergo hält die TSG auf dem Papier 50+1 ein und agiert vergleichsweise finanziell nachhaltig – ob das Financial Fairplay ist, kann jede*r selbst entscheiden.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: Wie abhängig bleibt die TSG 1899 Hoffenheim von Dietmar Hopp – kicker.de