Guyanas 2002 Teil 2

Mittlerweile habe ich das sog. 2. Guyana durchquert, da Surinam früher Niederländisch Guyana hieß, und die Holländer dieses Land 1667 von den Engländern im Tausch gegen New Amsterdam, besser bekannt unter dem Namen Manhattan (New York City), eingetauscht hatten.

Im Gegensatz zu Französisch Guyana ist Surinam nun seit 1975 unabhängig, aber die Verbindungen zu Holland scheinen noch immer zu bestehen: Jeder hier (vielleicht mit Ausnahme von mir) bedauert dass das Oranje Team nicht zur Fußball WM fahren darf, denn Fußball ist hier Nationalsport Nummer 1, dank Clarence Seedorf, dem holländischen Fußballstar, der hier eine Fußballnationalmannschaft samt Stadion aufbaut. Außerdem fahren natürlich die schrottreifen Autos der alten Kolonialmacht bis zum Auseinanderfallen weiter, obwohl hier Linksverkehr herrscht, und damit eigentlich das Steuer besser rechts angebracht wäre. Der  Linksverkehrt ist auf den Kutschen-Linksverkehr vor 1667 von den Engländer eingeführt, zurückzuführen. Es ist schon ein angenehmes Gefühl endlich wieder mit diesen zweifelhaften Gefährten unterwegs zu sein, die höchstens 60 km/h fahren, nachdem in Französisch Guyana mit 140 km/h in ‚Raketengeschwindigkeit‘ durch den Urwald geprescht wurde.    

Die Hauptstadt Surinams mit dem wunderschönen Namen Paramaribo (zu deutsch aus dem Sranan Tango (Surinamesisch): Ort an dem der Maramara-Baum wächst) ist wirklich ein Amsterdam in den Tropen. Die ‚Waterkant‘ ist mit stilvollen Holzhäuschen übersät, die auch an einer Gracht 7.000km weiter nordöstlich stehen könnten. Allerdings ist Parbo, wie die Einheimischen sagen, nicht immer ganz ungefährlich, zumindest für Fußgänger, denn Fußgängerampeln gibt es nicht. Dafür aber Ampeln für Autofahrer, die man als Fußgänger wiederum nicht einsehen kann. Plötzlich befindet man sich dann in folgender Situation: An allen Ecken warten die Autos, und man weiß eh schon nicht mehr wohin man beim Linksverkehr blicken soll, und dann heißt es den ganzen Mut zusammennehmen und die Fahrbahn überqueren, da man ja nie weiß, wie viele Sekunden bleiben, das rettende Ufer in Form eines Bürgersteiges zu erreichen.  

Von Surinam können einige Regionen unserer Erde wirklich etwas Lernen, was das Zusammenleben von Kulturen anbetrifft. Die Bevölkerung besteht aus ca. 50% Afroamerikanern, die seit der Abschaffung der Sklaverei, nicht mehr in den Plantagen der Weißen arbeiten wollten. Daher wurden neue Arbeiter aus Indien und Indonesien herbeigeschafft, die mittlerweile die anderen 50% der Bevölkerung ausmachen. Vier große Weltreligionen sind in Surinam durch diese multikulturelle Gesellschaft hier vertreten: Moslems (Indonesier und einige Inder), Hindus (Inder), Christen (Afroamerikaner) und Juden (einige Weiße). Dieser Mischmasch an Religionen und Kulturen lebt hier nicht nebeneinander sondern miteinander. In Parbo z. B. steht die Synagoge direkt neben der Moschee und keiner hat damit ein Problem. Natürlich sind die Surinamesen auf ihre kleine heile Welt gerade in diesen Zeiten mächtig stolz und meiner Meinung nach haben sie auch einen guten Grund dazu…  

Kulinarisch hat dieser Völkermischmasch natürlich auch paradiesische Zustände für Gourmets hervorgebracht. Frühstücken auf europäisch mit gutem Koffie (Cafe) und Schokokuchen, dann einen Chicken-Curry-Sandwich als Zwischenmahl bevor es Nasi Goreng oder Bami Goreng als Mittagessen gibt. Nachmittags dann die leckeren Früchte von den Märkten als Vitaminschocker (Litschis, Bananen, Mangos, Papayas etc.) und abends von den Holländern Pommes mit Mayo. Na dann guten Appetit.  

Von Parbo ging es weiter an der Nordküste Südamerikas weiter in Richtung Westen, um in das dritte Guyana, das nun auch tatsächlich einfach Guyana (früher Britisch Guyana) zu gelangen. Der Name Guyana soll eigentlich von einem Indianerstamm, den Yuyannas abgeleitet sein. Andere Quellen besagen, dass Guyana „Land des reichlichen Wassers“ bedeutet. Dieser Interpretation stimme ich voll zu, da hier alle paar Kilometer riesige Ströme bei der Reise nach Westen zu überqueren sind. Außerdem regnet es hier regelmäßig auch in der Trockenzeit, und Guyanas Hauptstadt ist mit Kanälen (ähnlich wie in Freiburg)durchzogen. Und schließlich gibt es hier noch den höchsten frei fallenden Wasserfall (ohne Kaskaden) der Welt.  

Auch das dritte Guyana hat mit dem, was man sich unter dem Subkontinent Südamerika vorstellt absolut nichts gemein. Vielmehr ist das Land von karibischen Einflüssen geprägt, und ich fühle mich an meine Reise letztes Jahr durch die Inselwelt der kleinen Antillen stark erinnert. Auch die „No Problem People“ tauchten in Guyana wieder auf. Die erste dieser Personen war ein etwas makaberer Typ im Moslemgewand und sehr sehr langem Bart, der sich selbst ständig „Bin Ladin“ nannte, und es total cool fand, einen Ami (ich), der gar keiner war, mit seinem „Terror Ship“ (japanischer Minibus) vom Grenzfluss zu Surinam in die Hauptstadt Georgetown zu bringen. Zu seinem „Service“ gehörte Schwarztauschen von US-Dollar zu einem echt guten Kurs (wo im Busch soll man auch eine Bank finden), die gleich mit dem Fahrpreis verrechnet wurden. Danach besorgte er für alle Nasi Goreng hinter der Grenze zum Essen, und er drängelte so geschickt mit seinem „Terror Ship“, dass wir als erste wieder von der Fähre über einen weiteren Fluss herunterkamen, und dann in der Pole Position Richtung Georgetown düsen konnten. Natürlich setzte er mich auch noch genau an meinem Hotelschuppen ab, den ich mir vorher ausgesucht habe, da er das finanzielle Budget nicht sonderlich belastet.  

Genau dort traf ich dann zum erstem Mal auf dieser Tour so richtige Touris, die dann natürlich auch noch genau aus Mainz kommen müssen. Per Email hatten Steffen, Jochen und ich ganz sponti-mässig ausgemacht, uns in Georgetown, wenn irgendwie möglich zu treffen. Dass dies dann geklappt hat, war natürlich gut, für die Brauereiindustrie Guyanas und ein harter Job für einige Barkeeper…  

Nach einem Tag trennten sich dann wieder unsere Wege, da Jochen und Steffen unbedingt den Schildkröten beim Eierlegen zuschauen wollten, und ich nun langsam landeinwärts touren wollte, um irgendwann mal am Amazonas in Manaus herauszukommen.  

Bis es bei mir weiterging, versuchte ich den Lieblingssport Guyanas endlich mal zu verstehen. Um es vorwegzunehmen: Beim Cricket Game West Indies (alle Karibikstaaten) gegen Indien war ich zwar physisch anwesend, doch ich raffte nicht gerade viel. Außerdem kam ich mitten im Spiel erst an, da diese Verrückten doch tatsächlich von 9.30 bis 17.30 durchspielen. Wer gewonnen hat? Keine Ahnung! Obwohl zahlreiche Guyana-Fans mir versuchten, irgendeine Logik bei diesem Spiel zu zeigen. Vielleicht könnt Ihr mir ja weiterhelfen. Auf jeden Fall war das Spiel eh nur Nebensache, denn es gab einen extra DJ der das Publikum ständig mit guten Beats einheizte, und die Stimmung zum Kochen brachte. Doch die Stimmung artete nur in eine grenzenlose Party aus, ohne dass auch nur eine Person irgendwie aggressiv wurde. Tja, andere Länder andere Sitten. Hooligans gibt es hier einfach nicht, dazu sind die Leute einfach viel zu locker drauf…  

Am nächsten Tag ging es dann wieder on the road bzw. ON AIR, denn in Guyana kann man viele Gegenden weder mit dem Boot (zu viele Wasserfälle) noch mit dem Auto (keine Strassen, zu viel Wald) erreichen. Daher gibt es das gute alte Flugzeug. Doch hier läuft das Fliegen etwas anders ab, als wir es kennen. Die Maschine vom Typ Briten Norman Islander hatte lediglich 9 Sitze, wobei eigentlich 10 Passagiere mitkommen hätten können, da der Sitz des Co Piloten leer blieb –  drastischste Sparmaßnahme? – keine Ahnung. Die Maschine kann nur 65 Gallonen Treibstoff tanken, dies sind rund 250 Liter oder 200 kg. Daher werden schon mal ein paar Kerosinfässer hinten in den Gepäckraum verladen. Gefahrgutverordnungen gibt es hier wohl eher nicht. Übrigens verbraucht ein Airbus A320 schon 200 kg Kerosin, um überhaupt mal zur Startbahn zu rollen. Mit 90 Knoten etwa 160 km/h flogen wir dann über den Regenwald Guyanas. Vor dem Abflug aber mussten allerdings erstmal alle Passagiere gewogen werden. Die Resultate waren vor allem für die weiblichen Passagiere sehr schockierend gewesen. Handgepäck wurde auch gewogen und bei einer Freigepäckgrenze von 25 lbs. etwa 12 kg, musste ich doch für sage und schreibe 38 lbs. Übergepäck zahlen (20 US$). Die Tatsache, dass hier so exakt gearbeitet wurde, hatte in mir erst mal ein gutes Gefühl ausgelöst. Auch der Start war eigentlich echt lässig. Dumm nur, dass wir genau in eine Gewitterfront herein geflogen sind. Der Regen und die Wolken durchschüttelten das Flugzeug wie ein Mixer einen Wodka Martini, und als es begann, ins Flugzeug hereinzuregnen, fing ich langsam an, mir so meine Gedanken zu machen. Als es dann auch noch blitzte wollte ich nur noch heil wieder rauskommen. Für Leute mit Flugangst war dies eine richtige Schocktherapie gewesen.  

Ich machte mir zwischen Hoffen und Bangen, dann Gedanken, wie ich den Rück- bzw. Weiterflug irgendwie verhindern könnte, denn ich hatte keine große Lust mehr, falls ich denn überhaupt heil lande, noch mal mit dieser Kiste zu fliegen. Das Einzige was mich irgendwie beruhigte, waren die anderen Passagiere, die z. T. sogar schliefen! Der Pilot hinter dem ich unmittelbar saß, machte seine Aufzeichnungen während des Gewitters, als ob er einen Lottoschein ausfüllen würde, und zum Glück funktionierte wenigstens das GPS-Gerät, mit dem die Maschine ausgestattet war. Und plötzlich war alles vorbei. Flogen wir die ganze Zeit durch Wolken in einer Höhe von 6800 Fuß (ca. 2.200 m ) – mehr lässt die nicht vorhandene Druckkabine nicht zu – wurde es immer heller und dann war mein Ziel auch schon erkennbar: Die Kaieteur Wasserfälle, die wie gesagt, die höchsten der Welt ohne Kaskaden sind, wurden durch die Wolkendecke sichtbar.

Der Pilot flog auch noch extra eine Schleife, damit jeder dieses herrliche Naturschauspiel von oben genießen konnte. Rundherum nur Regenwald und ein mäandernder Fluss, der plötzlich in einer Stufe von 800 Fuß von einem Hochplateau in die Tiefe stürzt. Der Airstrip und 3 Häuser waren die einzigen Zeugen von Zivilisation in diesem Gebiet. Ich war natürlich der Einzige der hier ausstieg, die anderen Mitflieger hatten natürlich besseres zu tun, als sich mitten im Regenwald absetzen zu lassen. Doch so ganz alleine war ich nun auch nicht, denn schließlich gibt es Paul, den indianischen Ranger, der in einem „Guesthouse“ direkt an den Fällen für den Fall ausharrt, das so jemand wie ich, mal hier vorbeischaut.  

Wie die Story weitergeht… Schauen wir mal… Ich muss jetzt mal langsam was zu Essen fassen, denn meine Fingermuskulatur ist mittlerweile vom Tippen ganz schön beansprucht…  

Guyanas 2002

Ich hoffe, Ihr habt die letzten Ostereier endlich gefunden und genießt die ersten Sonnenstrahlen im langsam erblühenden Deutschland. Mir war dieses Wetter allerdings viel zu trocken und angenehm, deshalb habe ich mal wieder die Flucht nach Süden ergriffen. Doch statt angenehmen Sonnenstrahlen erblickte ich graue Wolken und heftigen Platzregen!  La Guyane vous souhaite la bienvenue!!! Endlich kann ich mir vorstellen, dass in Cayenne echt ätzendes Klima herrscht: 30 Grad und 100% Luftfeuchtigkeit, so dass man ständig gegen eine Mauer aus warmer Feuchtigkeit läuft. Diese klimatischen Bedingungen haben aber zweierlei Vorteil: Null Touris und viel tropischer Regenwald mit den hübschesten Blumen und Hiking Trails, die man ganz alleine entdecken kann. Das Fehlen der Touris macht es allerdings verdammt schwer, hier irgendwie zu rechtzukommen. Keine Hotels, keine Busse, keine Internetcafes, und irgendwie ist man für die wirklich freundlichen Einheimischen die totale Attraktion, wenn man mit dem Rucksack durch die Strassen von Cayenne dackelt. Allerdings wird man hier dadurch auch nicht abgezockt, wie in bekannten Touristenregionen. Die Taxifahrer runden z. B. großzügig die Tarife nach unten ab. Fragt man einen Einheimischen nach einem Hotel, guckt dieser Hilfe suchend um sich, und fährt Dich mit dem Pick up solange durch den Regen, bis man doch was gefunden hat. Kourou ist wirklich ein space-iges Riesendorf, denn bevor hier Raketen abgeschossen wurden, schoss hier höchstens mal einer eine Dose Heineken auf Ex herunter. Das alte Kourou besteht lediglich aus ein paar Hütten. In den 1960er Jahren wurden dann Plattenbauten hochgezogen, um für die Arbeiter Unterkünfte bereitzustellen. Das ganze erinnert ein bisschen an einen tropischen Mainzer Lerchenberg. Die neueren Neubaugebiete sind wesentlich attraktiver und wegen der anscheinend hohen Kaufkraft gibt es hier auch Plattenbauboutiquen der nobelsten Haute Couture, wie in Paris.  Das Centre Spatial Guyanais (CSG) wie der Weltraumbahnhof offiziell heißt, wurde in Kourou aufgebaut, da er optimal gelegen ist: Die Nähe zum Äquator ist dabei besonders wichtig um die optimal Schubkraft zu erreichen. Das Kennedy Space Centre z. B., in Florida gelgen, hat durch die nördlichere Lage rund 20% an Einbußen bei der Schubkraft. Dadurch kann weniger Nutzlast bei einem Abschuss mitgenommen werden. Außerdem kann bei dem Abschuss glücklicherweise nicht viel schief gehen, da alle Abschüsse einer Route um den Äquator nach Osten folgen und da lediglich Meer ist. (Ganz Guyana, das so groß ist wie Portugal, hat weniger Einwohner als Mainz). Zur Zeit werden zwei verschiedene Raketen hier abgefeuert: Ariane 4 und Ariane 5. Bei Ariane 5 ist die Abschussrampe fast nicht mehr existent, um bei einer Explosion der Rakete, wie 1996 bereits geschehen (teuerstes Feuerwerk der Welt), nicht 3 Jahre abwarten zu müssen, um eine neue Abschussrampe fertig gestellt zu haben. Diese Raketen werden erst hier in Kourou zusammen gebaut.  A propos Euro! Hier ist man natürlich total Stolz, dass auf den Euroscheinen Französisch. Guyana als Teil der Eurozone auf dem Schein abgebildet ist (Rückseite des Scheins neben dem Omega. Die anderen Tupfer sind Guadeloupe, Martinique und Reunion). Es ist schon ein komisches Gefühl, die Leute hier im tiefsten Dschungel mit Euroscheinen bewaffnet auf Einkaufstour gehen zu sehen. Übrigens wir hier alles noch in Französischen Francs kalkuliert und dann lediglich in Euro umgerechnet. Dann kommt es allerdings auch zu keinen versteckten Preiserhöhungen wie wohl in Deutschlands Kneipen geschehen…   Den Menschen in Französisch Guyana scheint es im Durchschnitt doch relativ gut zu gehen. Es gibt kaum Papphütten und Bettler. Da macht die Hilfe der EU doch Sinn: Viele Projekte sind direkt aus Brüssel gesponsert. Außerdem haben sich schon einige Wohlstandsgewohnheiten hier eingeschlichen, die ich aus anderen tropischen Regionen überhaupt nicht gewohnt bin: Autowaschen zum Beispiel wird mit äußerster Passion von Freitag mittags bis Sonntag abends betrieben. Dafür muss an anderen Ecken gespart werden, indem anscheinend alle Sammeltaxis nur einen Scheibenwischer für den Fahrer haben. Der andere Scheibenwischer wurde aus Kostengründen abgeschafft…  Die historischen Bauwerke haben mehr oder weniger alle mit dem Status als Gefangenenlager der Franzosen bis ca. 1950 zu tun. Dreyfus und Papillon waren die bekanntesten Gefangenen in dieser klimatischen Hölle, nachdem sie nach einer 20-tägigen „Kreuzfahrt“ aus dem Mutterland hierher kamen. Die Gefängnisse, die noch sehr gut erhalten sind, vermitteln einen realistischen Eindruck, unter welchen Umständen hier gelebt werden musste. Die meisten der Gefangenen sind dementsprechend auch nicht mehr lebend von hier weggekommen. Heute werden die Bauwerke von Totenkopfäffchen und murmeltierartigen Viechern bewohnt und erinnern eher an einen Zoo als an ein Gefängnis.  Ich konnte Französisch Guyana ohne Probleme als freier Mensch anders als Dreyfus heute über den Maroni Fluss, der sicherlich dreimal so breit ist wie der Rhein, in Richtung Surinam verlassen, von wo Euch diese Mail erreicht. War in Franzöisch Guyana noch alles frankophon ausgerichtet, fühle ich mich nun eher wie in Holland, obwohl es schon etwas strange ist, Afroamerikaner und Indonesier, die hier die Hautfarbenpalette dominieren, Holländisch reden zu hören. Das coole aber ist, dass viele Surinamesen mein Deutsch eher verstehen als Englisch, da sie in der Schule Deutsch gelernt haben. In Surinam gibt es ebenfalls überhaupt keine Touris und dementsprechend ätzend ist es hier überhaupt etwas touristisches anzustellen. Mal gespannt, ob ich das auf die Reihe kriege. Ich wünsche Euch viel Spaß beim ersten Bier im Biergarten, in den ich mich jetzt auch mit einem kühlen Parbo Bier zurückziehen werde.    

Antillen 2001 Letzter Teil

Wie ich höre war das mit der Sonne und den Plustemperaturen nur ein kurzes Intermezzo! Aber freut Euch nur, leider heißt es nun für mich auch Abschied nehmen von Sonne, Strand und Abenteuern! Bevor ich Euch die letzten kleinen Geschichten noch schnell erzähle, möchte ich mich bei Euch allen für Eure vielen Mails (besonders am 31.01. und kurz danach) bedanken. Übrigens hatte ich am 31. keine Gelegenheit ins Internet zu gehen, so dass ich es nicht gemerkt hätte, ob jemand „geschlafen“ hat ;-)Leider muss ich nun auch Abschied nehmen von den Trinis und den anderen Menschen auf den Inseln, die den Aufenthalt dort so angenehm gemacht haben. Da ich ja nicht wusste, wie ich nun von Trinidad weiterkomme, sprangen wieder die „No Problem“ People ein und fanden doch tatsächlich ein Boot, das ausgerechnet an meinem Geburtstag nach Venezuela fahren sollte. Dadurch hatte ich nun noch drei Tage Zeit TT zu erleben. Wie gesagt, der Karneval in Trinidad wird ziemlich heftig gefeiert. Zur Zeit üben in so genannten „Mas Camps“ (von Masquerade) die Menschen für ihren Auftritt mit den Steel Pan (den umgedrehten Ölfässern) und nähen Kostüme. Aber sie trainieren auch in den Parks von Port of Spain. Überall sieht man die Menschen joggen oder walken. Ob jung, ob alt, alles ist auf den Beinen um die 5. Jahreszeit durchzuhalten, die dort am Rosenmontagmorgen so richtig beginnt, und ihren Höhepunkt am Dienstag findet, ehe auch dort am Aschermittwoch alles vorbei ist. Allerdings sagen mir die Leute läuft das mit dem Fasten hier anders ab. Carnival bedeutet hier, dass die Leute bis Fastnachtdienstag kein Fleisch essen, und danach wieder Fleisch essen dürfen. Diese Fastenzeit dauert hier 30 Tage bis zum Aschermittwoch. Ob diese Story wahr ist, bleibt für immer ungewiss, da der Trini, der mir das erzählt hat, schon einige Caribs intus hatte, bevor er mir seine Carnival Story erzählte. Bildet Euch Eure eigene Meinung dazu. Übrigens hat Trinidad etwas auf das wir tagtäglich abfahren und das wahrscheinlich sogar aus Trinidad kommt. Und diese Sache stimmt nun wirklich. Trinidad besitzt den einzigen Teer-See der Welt. Und dieser Teer wird kommerziell genutzt und Deutschland ist der Hauptimporteur des Teers, der hier abgebaut wird. Ausgerechnet kurz vor dem Teersee ist die Strasse in so schlechtem Zustand und der Belag vollkommen verschwunden. Tja statt die eigenen Strassen auszubessern wird halt alles exportiert. Den See kann man übrigens betreten und der Grossteil sieht aus wie Elefantenhaut. Kratzt man die Oberfläche allerdings ab, so hat man darunter flüssigen Teer, und es riecht wie im Sommer auf einem Parkplatz wenn der Teer flüssig wird. Überall blubbert es wieder herum, was auf die Gasbildung zurückzuführen ist. Dabei gibt es auf dem See Glescherspaltenartige Verwerfungen in den sich Wasser befindet und auch sehr viel Schwefel. In dieser Brühe gibt es Fische, die in normalen Wasser gar nicht leben könnten. Dieser See ist echt der Hit. Als Andenken bekam ich sogar ein Stück des Sees als Souvenir! Leider hieß es dann am nächsten Tag Abschied nehmen von der Karibik und ihren wundervollen Menschen, die wirklich wissen, wie man das Leben in einem angenehmen Rhythmus verbringt. Nun ging mein Traum in Erfüllung und ich erreichte meinen letzten bewohnten Kontinent, den ich noch nicht betreten hatte, nicht mit dem Flugzeug sondern mit dem Schiff. Das Schiff war eigentlich mehr eine Open Air Disco als ein Schiff. Das Deck war voll gestellt mit riesigen Boxen und es gab Cola so viel man wollte. Die Musik von Brittney Spears, den Backstreet Boys, Christina Aguilera und anderen „hochwertigen“ Künstlern wusste ich wie gewohnt nicht zu schätzen aber nachdem ich in Grenada die Calypsoversion von Celine Dion schon ausgehalten hatte, bin ich nun ziemlich abgehärtet. Dies muss man allerdings auch sein, möchte man nicht den totalen Koller in Venezuela bekommen. Dort werden die kleinen Busse bis in die letzte Ecke mit Bassröhren, Endstufen, Equalizern und Lichterketten voll gestopft, so dass das Gepäck keine Platz mehr finden kann! Und dann kommt irgendeine Corazon (Herzschmerzmusik) in der Lautstärke eines startenden Jumbos, so dass ich es schon manchmal bereut habe, meine Gehörschützer nicht mitgenommen zu haben. Nach 4 Stunden Überfahrt hieß es dann Bienvienudos Venezuela! Mit dem Bus ging es dann langsam aber sicher meinem Ziel der Reise Caracas der Hauptstadt von Venezuela entgegen. Brauchte ich bisher als Klamotten ein T Shirt und Shorts, so braucht man für Venezuela mindestens 5 Daunenjacken und Thermohosen. Ich hatte den Eindruck die lieben Venezolaner wollten mich schon auf die Temperaturen in der Heimat einstimmen. Denn wenn etwas hier wirklich immer funktioniert dann die Klimaanlage der Firma „Thermo King“ in den Überlandbussen. Schockgefrostet kam ich dann irgendwann in dieser Chaotenstadt namens Caracas an. In Venezuela würde man wahrscheinlich den Smart für ein neues Scooter-Model halten. Die Autos hier sind irgendwelche amerikanischen „Schiffe“ hinter deren Windschutzscheibe man meist kaum mehr den kleinen Kapitän der Strasse erkennen kann. Aber bei Spritpreisen von 20 Pfennig pro Liter hat hier jeder so ein Schiff, so dass der Verkehr natürlich zum erliegen kommt. Daher mache ich jetzt Schluss und versuche nun zum Aeropuerto zu kommen. Schluss Ende Aus!