Nullfünf-Sucht süß-sauer

 „Ich bin verrückt nach dir, ich bin verliebt in dich, ich lass dich nie im Stich…“ so sangen wir seit Jahren im Block und drückten damit auch eine gewisse Sucht nach unserem Verein aus. Das mit dem Singen im Block stammt aus einer längst vergangenen Zeit. Damals drehten sich noch viele Diskussionen um das Thema Pyro. In der neuen Normalität des Jahres 2020 hat das Thema Geisterspiele das Thema Pyro als Dauerbrenner (hust) definitiv abgelöst. Keine Sorge – dieser Text beschäftigt sich nicht mit Geisterspielen, Stehplatzverboten, Verboten von Gästefans und Alkoholverbot im Stadion – da ja Mainz 05 an all diesen Punkten nach eigener Aussage nichts ändern kann. Und Beiträge von Fanseite zu diesen Themen sollten meiner Meinung nach tatsächlich lieber von Fanorganisationen wie „Unsere Kurve“ oder „Unser Fußball“ kommen, als über unzählige Blogposts, die ohnehin nichts an der Situation ändern werden.

In diesem Text soll es vielmehr um die Dinge gehen, auf die unser Verein Einfluss nehmen kann. An dieser Stelle soll es auch nicht um den neuen Ausrüster gehen, den sich der Verein doch hoffentlich noch selbst ausgesucht hat – oder wurde dieser womöglich auch einfach so vom Zentralkomitee der DFL aus der Stadt am Nebenfluss zugeteilt?

„Nur für das Trikot“ bzw. den Aufdruck am Ärmel hat ein chinesisches Unternehmen einen 7-stelligen Betrag an Mainz 05 bezahlt…

Es soll auch nicht darum gehen, zu hinterfragen, wer die neuen Trikots hergestellt hat, denn fair gehandelte Trikots gibt es im Profisport bisher eigentlich gar nicht. Und dass unser Verein da mal einen USP hätte heraushauen können, also einen „Unique Selling Point“, der aus Marketing-Sicht so wichtig wäre, ist wahrscheinlich „nicht darstellbar“ – wie es immer so schön heißt. Dass die schön anzusehenden Trikots in China produziert wurden – ebenfalls geschenkt, schließlich wird meine Tastatur, auf der ich diesen Text schreibe, ebenfalls dort produziert und das Unternehmen „vaude“ beweist, dass „Made in China“ nicht gleichbedeutend ist mit menschenunwürdiger Arbeit. Es erstellt vielmehr einen Nachhaltigkeitsbericht, in dem man tatsächlich nachlesen kann, wie die Menschen behandelt werden, die vaude-Produkte herstellen. Mainz 05 könnte seine Popularität nutzen, um den Ausrüster dazu zu bringen, wie vaude einen Nachhaltigkeitsbericht zu publizieren – zumal Kappa mit der Partnerschaft direkt auf der Startseite wirbt und sogar eine eigene Rubrik „Mainz 05“ auf seiner Webseite eingeführt hat. Ist aber sicherlich nicht darstellbar…

Kappa ist in Deutschland ein Tochterunternehmen der Schmidt Group GmbH aus Norderstedt bei Hamburg. Diese schreibt auf ihrer Seite „Die unternehmerische Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt nimmt bei SCHMIDT GROUP GmbH einen hohen Stellenwert ein. Mit unserem nachhaltigen Handeln in der Wertschöpfungskette verbessern wir langfristig die sozialen und ökologischen Kriterien. Unser Bestreben die Umwelt anhaltend zu schützen, treibt uns an, mit unseren Geschäftspartnern Programme zu entwickeln, die dazu führen zukünftig noch mehr Wasser und Energie einzusparen und den ökologischen Standard immer wieder in höchstem Maße erfüllen zu können.“ Von daher habe ich da große Hoffnung, dass sich da in der nächsten Zeit tatsächlich etwas tun wird. Ist vielleicht dann doch darstellbar?

Auf jenen angesprochenen Trikots prangt seit Kurzem das Logo eines neuen Anbieters „fb88.com“. Es geht in diesem Text auch nicht um die Zahlenkombination „88“. Die Bedeutung hat Jan Lehmann, Kaufmännischer Vorstand von Mainz 05, in der Allgemeinen Zeitung Mainz erklärt: Das Unternehmen hat seinen Sitz in China und dort gilt diese Zahlenkombi als Glückssymbol. In eben jenem Artikel wird auch erklärt, dass dieses Unternehmen einen siebenstelligen Betrag an Mainz 05 zahlt, um auf dem Trikot präsent zu sein. Der Verein hätte Lehmann zufolge gerne einem regionalen Anbieter den Vorzug gegeben. Es fand sich jedoch kein Unternehmen, das es sich leisten konnte, so viel Kohle dafür abzudrücken.

Es ist bemerkenswert, mit welcher Offenheit mittlerweile so etwas kommuniziert wird. Spätestens mit Corona hat der knallharte Kapitalismus auch bei Nullfünf Einzug gehalten: Derjenige der am meisten bietet, bekommt den Platz auf dem Trikot. Vorbei die Zeiten, in denen man bei Mainz 05 noch mit einem Piccolo die lokale Unternehmer-Prominenz für ein Engagement bei Nullfünf „ködern“ musste. Dass in diesem Fall der Meistbietende ein Unternehmen ist, das Wetten anbietet, ist dem Verein anscheinend egal.

„Allein unter den Spielsüchtigen, die sich in den Beratungsstellen in Bayern melden, sei der Anteil der Sportwetten-Teilnehmer schon auf knapp über 13 Prozent gestiegen, sagt Konrad Landgraf, Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht.“ in einem Bericht des Bayerischen Rundfunks. Schließlich kann man sich gerade in Corona-Zeiten seine Partner wohl nicht aussuchen. Oder sind chinesische Spielsüchtige egal?

Manche von uns waren vor Corona sicherlich schon mal in Asien unterwegs. Dort ist das Zocken „Volkssport“, so dass einige Länder das Glücksspiel gänzlich verboten haben, wie z.B. Thailand. Da radelte ich 2005 herum und über die Grenze nach Kambodscha. Im Niemandsland war ein riesiges Kasino errichtet worden, in denen die Thais ihre Baht, die thailändische Landeswährung, in aller Ruhe verlieren konnten. Ein paar Tage später konnte ich samstags abends in Siem Reap tatsächlich Bundesliga in einer Open Air Kneipe gucken. Auf dem einen Fernseher lief HSV vs. Hertha – ohne Ton. Schließlich standen da noch ein paar andere Fernseher herum, auf denen Premier League-Spiele übertragen wurden. Ich hatte den Eindruck, ich sei der Einzige, der sich tatsächlich für das Spielgeschehen im Volksparkstadion interessierte. Die Kambodschaner um mich herum, Frauen waren nicht anwesend, wetteten was das Zeug hielt und versenkten ihre hart verdienten Kip, die kambodschanische Landeswährung, mit dem größten Vergnügen. Da der Ton eh abgeschaltet war, würden Geisterspiele der Vermarktung der Bundesliga in Asien garantiert nicht schaden – und eine gefakte Tonspur wäre erst gar nicht nötig. Welch herrliche Verhältnisse aus der Perspektive der Vermarkter.

Laut Lehmann und dem AZ-Artikel „hoffen die Mainzer darauf, im attraktiven asiatischen Markt weiter Fuß zu fassen.“ Und das mit Hilfe eines Wettanbieters, dessen Kunden sich sicherlich bald das rote, das weiße und das goldene Nullfünf-Trikot wegen des farblich herrlich passenden grünen „fb88.com“-Logos darauf kaufen werden.

In eben jenem Bericht des Bayerischen Rundfunks wird auch von einer Suchtberatungsstelle berichtet. Diese wird von der Caritas geführt. Gut möglich, dass im Rahmen von „Mainz 05 hilft e.V.“ auch Gelder an die Caritas fließen. Diese stammen dann auch indirekt vom chinesischen Wettanbieter. Das ist dann eine etwas andere Kreislaufwirtschaft, eine wirklich runde Sache und definitiv darstellbar!

Quellen:

VAUDE CSR-Report – Unsere Produzenten:

https://nachhaltigkeitsbericht.vaude.com/gri/menschen/unsere-produzenten.php

Über uns – Schmidt Group: Eco Facts:

https://www.eco-facts.eu/ueber-uns-schmidt-group

Was steckt hinter dem „FB88“-Deal von Mainz 05?

https://www.allgemeine-zeitung.de/sport/fussball/mainz-05/was-steckt-hinter-dem-fb88-deal-von-mainz-05_22118911

Suchtgefahr bei Sportwetten: Experten schlagen Alarm | BR24

https://www.br.de/nachrichten/bayern/suchtgefahr-bei-sportwetten-experten-schlagen-alarm,ReKMCOz

Tschö Schü!

Könnt Ihr Euch noch an den 19. September 2009 erinnern? Damals spielte Mainz 05 in der 1. Liga im Ruhrstadion gegen den VfL Bochum. Bochum war für uns in der 1. Liga immer eine Reise wert gewesen: 2005 feierten wir dort den Klassenerhalt in jenem legendären 6:2 Spiel. Im Januar 2007 sorgte Erstliga-Spieler Marco Rose mit seinem Tor dafür, dass die Rückrunde 2006/2007 nochmals spannend wurde und 2009 kann ich mich an das Spiel beim VfL eigentlich nur wegen André Schürrle erinnern. Wir lagen 2:1 zurück und dann erzielte der eben erst aus der U19 hochgezogene Bub aus Lu mit seinen ersten zwei von 20 Toren für Nullfünf den Auswärtssieg an der Castroper Straße.

Schü und Lewis Holtby nach der Qualifikation für die Europa-League 2011 auf Schalke

Schü sorgte mit seinem Antritt bei mir im Block immer für große Begeisterung. Ein knappes Jahr später habe ich noch so eine Erinnerung an ihn. Wir lagen in Gladbach wieder hinten. Er sorgte wieder für den Ausgleich. Zwischenzeitlich brachte ein gewisser Marco Reus die Fohlen erneut in Front, doch am Ende gewann der FSV auch dieses Spiel 3:2 mit einem furios aufspielenden Schü und dem Doppelpacker Sami Allagui.

Ein paar Monate später belohnte sich das Team für eine grandiose Saison und für diesen furiosen Start mit unglaublichen 7 Siegen am Stück auf Schalke mit der Quali für die Europa-League. Natürlich lagen die rot-weißen Jungs auch dort wieder 1:0 zurück und wer sorgte für den Ausgleich? Ihr wisst es ja eh.

Wenn ich Spielern praktisch jede Woche nur durch einen Zaun getrennt gegenüberstehe, dann ist da eine Verbundenheit da. Gerade wenn man sich gegenseitig puscht, am besten bereits beim Aufwärmen und am besten auswärts! Ich kann mich noch gut an die Eskalation in den Blöcken in Bochum und Gladbach nach den Toren erinnern. Auf Schalke war das wegen der „Kein Zwanni“-Aktion anders. Schade eigentlich, denn es war das letzte Auswärtsspiel für Schü im Dress von Mainz 05. Aber dafür war der Empfang am Bruchweg sicherlich umso eindrucksvoller.

Tschö Schü! Danke für die vielen schönen Momente, die Du uns gemeinsam mit den anderen rot-weißen Jungs in diesen beiden Spielzeiten beschert hast! Und auch danke für Deine ehrlichen Worte zum Abschied aus dem Profi-Dasein! Genieße das Nicht-mehr-funktionieren-müssen und Deinen Ausstieg aus dem Hamsterrad des Profifußballs!

Finanz-Bundesliga-Tabelle 2019/20: Das Mittelmaß

Im Mai 2019 veröffentlichte die DFL nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Da wir bei der Bundesliga nicht erst seit den Geisterspielen wissen, dass es nur ums Geschäft geht, hatte ich im letzten Jahr die „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ veröffentlicht. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits letztes Jahr extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. In diesem Jahr wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln. Bilanzstichtag war der 30. Juni 2019 (bei Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und dem FC Schalke 04 der 31. Dezember 2019). Zu diesem Zeitraum spielten der SC Paderborn, der 1. FC Köln und Union Berlin in der 2. Liga. Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni oder 31. Dezember 2018) spielten Union Berlin und Fortuna Düsseldorf in der 2. Liga und der SC Paderborn in der 3. Liga.

Da sich letztes Jahr Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessiert haben, gehe ich dieses Jahr auf alle 18 Erstligisten der Saison 2019/20 ein. Dadurch wird der Umfang dieser Analyse deutlich erweitert. Aus diesem Grund macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2019/20
Teil 5: Kurz-Analyse pro Verein – die Kellerkinder
Teil 6: Kurz-Analyse pro Verein – das Mittelmaß
Teil 7: Kurz-Analyse pro Verein – die High-Performer

Mit Hilfe von sechs KPIs habe ich in den Teilen 1 bis 3 die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2019/20 erstellt. Bei jedem KPI gab es pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten. Damit waren 18 Punkte insgesamt zu holen. Die Abschlusstabelle in Teil 4 ergibt im aktuellen Geschäftsjahr eine Drei-Teilung bei den Vereinen:

Die Kellerkinder (2 bis 4 Punkte):

  • VfL Wolfsburg
  • FC Schalke 04
  • SC Paderborn
  • FC Union Berlin
  • Hertha BSC Berlin

Das Mittelmaß (8 bis 10 Punkte):

  • SV Werder Bremen
  • Fortuna Düsseldorf
  • RB Leipzig
  • Bayer 04 Leverkusen
  • 1. FC Köln
  • Borussia Mönchengladbach

Die High-Performer (12 bis 14 Punkte):

  • FC Augsburg
  • Borussia Dortmund
  • Eintracht Frankfurt
  • 1. FSV Mainz 05
  • FC Bayern München
  • TSG Hoffenheim
  • SC Freiburg

Dabei darf nicht vergessen werden, dass sich die Zahlen auf das Geschäftsjahr 2018/19 bzw. auf 2019 beziehen. Zu dieser Zeit galt die Bundesliga als so genannte „Cash Cow“ in der sozusagen monetär „Milch und Honig flossen“. Dass es dennoch fünf Kellerkinder gibt, die vielleicht bei einem Abbruch der Saison den Spielbetrieb gar nicht mehr hätten aufnehmen können, zeigt, auf welch tönernen Füßen manche Vereine in der Vergangenheit gewirtschaftet haben – trotz exorbitant hoher Fernsehgelder, die es gab. Die Pandemie wird hier zu einem „Game Changer“ werden – und es bleibt abzuwarten, wie sich im nächsten Jahr die finanzielle Lage der Clubs darstellt. Ich habe in die Kurz-Analyse eine kleine Prognose einfließen lassen. Ob sich diese letztlich bewahrheitet hat, zeigt sich nächstes Jahr. Wenn es schon nicht sportlich interessant wird, sorgen wenigstens die Bilanzen der Vereine für Spannung. Und das Beste: Dafür sind noch nicht mal Pay-TV-Verträge abzuschließen, um die „Finanz-Bundesliga“ mitzuerleben.

High-Performer des Mittelmaßes: Die Elf vom Niederrhein

Das Mittelmaß

Mit erreichten acht bis zehn Punkten bei sechs untersuchten KPIs liegen diese sechs Clubs, was ihr Finanzverhalten angeht, ebenfalls ziemlich nah beieinander, aber weit genug von den Kellerkindern entfernt, die höchstens vier Punkte erzielt haben. Alle sechs Clubs haben ihr Anlagevermögen und ihr Eigenkapital erhöhen können bzw. letzteres unverändert belassen (Bayer 04). Die anderen Zahlen sind in dieser Gruppe recht heterogen. Einige Clubs haben die Spitzengruppe im Blick – andere müssen aufpassen, nicht zu Kellerkindern zu werden. Auch hier droht eine Spaltung der Liga – wie auf vielen anderen Feldern auch.

SV Werder Bremen 12. Platz (Vorjahr 13.) – 8 Punkte (Vorjahr 5 Punkte)

Konzernabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018

Sportliche Platzierung

  • Geschäftsjahr: Bundesliga 8. Platz
  • Vorjahr: Bundesliga 11. Platz
  • Vorvorjahr: Bundesliga 8. Platz

KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
    1 Punkt (Vorjahr 1 Punkt)
  • Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
    1 Punkt (Vorjahr 1 Punkt)
  • Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
    2 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
  • Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
  • Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
  • Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
    0 Punkte (Vorjahr 0 Punkte)

In diesen Tagen positive Nachrichten über ihren Verein zu lesen, ist sicherlich Balsam für die Seele aller Grün-Weißen. Daher lohnt es sich für alle Werderaner*innen hier nicht wegzuklicken. Blickt man in die Bücher, gewinnt man den Eindruck, dass der Verein eine seriöse langfristig angelegte Strategie verfolgt – so wie beim Trainerposten: Anlagendeckungsgrad um 20 Prozent verbessert, die Eigenkapitalquote leicht verbessert, die Eigenkapitalrendite ist um das 5-fache gestiegen, die Personalaufwandsquote um 4 Prozent gedrückt, die Umsatzrentabilität vervierfacht. Lediglich der Verschuldungsgrad ging um 20 Prozent nach oben – das drückt das Gesamtergebnis, aber da ist Werder in schlechter Gesellschaft, denn den meisten anderen Vereinen geht es ähnlich. Insgesamt macht der Weg von Werder aber einen guten Eindruck, der jetzt durch die Pandemie hoffentlich nicht allzusehr durchkreuzt wird.

Fortuna Düsseldorf 12. Platz (Vorjahr 10.) – 8 Punkte (Vorjahr 9 Punkte)

Einzelabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018

Sportliche Platzierung

  • Geschäftsjahr: Bundesliga 10. Platz
  • Vorjahr: 2. Liga 1. Platz
  • Vorvorjahr: 2. Liga 11. Platz

KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
    1 Punkt (Vorjahr 2 Punkte)
  • Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
    1 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
  • Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
    0 Punkte (Vorjahr 0 Punkte)

Der Abstiegt tut weh – auch aus finanzieller Sicht. Denn die Fortuna befand sich auf einem guten Weg zu einem finanziell seriös wirtschaftenden Verein. Bis auf den Verschuldungsgrad, der um 75 Prozent gestiegen ist, lassen die Kennzahlen erahnen, dass versucht wird, solide zu arbeiten. Nach einem Aufstieg die Personalaufwandsquote sogar leicht zu senken und damit Platz 10 im sportlichen Bereich zu holen – Respekt! Zwar sind Anlagendeckungsgrad, Eigenkapitalquote, Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität leicht gesunken – befinden sich aber noch auf einem akzeptablen Niveau. Es bleibt die Hoffnung, dass die Pandemie die Zahlen in diesem Geschäftsjahr 2019/20 nicht komplett ruiniert hat und ein finanzielles solides „Weiter so“  in Liga 2 stattfinden kann.

RB Leipzig 9. Platz (Vorjahr 12.) – 9 Punkte (Vorjahr 8 Punkte)

Konzernabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018

Sportliche Platzierung

  • Geschäftsjahr: Bundesliga 3. Platz, Europa League Gruppenphase
  • Vorjahr: Bundesliga  6. Platz, Champions League, Gruppenphase 3. – Europa League Viertelfinale
  • Vorvorjahr: Bundesliga 2. Platz

KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
  • Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
  • Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
    1 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
    0 Punkte (Vorjahr 0 Punkte)

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Finanziell gesehen geht es bei den Roten Bullen nicht so schnell voran wie sportlich. Das hat man wohl auch in Fuschl am See bemerkt. Daher gab es einfach mal eine Kapitalspritze in Höhe von 100 Mio. Euro, die im aktuellen Geschäftsjahr ins Eigenkapital gewandert ist. Dadurch haben sich bis auf die Eigenkapitalrendite (durch den geringen Jahresüberschuss) der Anlagendeckungsgrad, die Eigenkapitalquote und der Verschuldungsgrad deutlich in eine positive Richtung entwickelt. Das Konstrukt versucht langfristig eine finanzielle Solidität hinzubekommen. Selbst die Personalaufwandsquote ist nur leicht gestiegen – bei den Ambitionen des Vereins ein eindeutiges Zeichen, dass finanziell professionell mit dem eingesetzten Geld umgegangen wird.

Bayer 04 Leverkusen 9. Platz (Vorjahr 9.) – 9 Punkte (Vorjahr 10 Punkte)

Konzernabschluss: 31. Dezember 2019 – Vorjahr 31. Dezember 2018

Sportliche Platzierung

  • Saison 2018/2019: Bundesliga 4. Platz, Europa League 2018/19 Sechzehntel-Finale
  • Saison 2017/2018: Bundesliga 5. Platz
  • Saison 2016/2017: Bundesliga 12. Platz

KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
    1 Punkt (Vorjahr 1 Punkt)
  • Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
    1 Punkt (Vorjahr 1 Punkt)
  • Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
    1 Punkt (Vorjahr 2 Punkte)
  • Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)

Für außenstehende Finanzfans mag Bayer als ziemlich langweilig daherkommen. Von den nackten Zahlen her bewegt man sich im Feld der Champions League Qualifikanten. Schließlich hat man mit 200 Mio. Eigenkapital und einem Fremdkapital von nur 100 Mio. Euro optimale Bedingungen durchzustarten. Wenn da nicht der große Konzern im Hintergrund wäre, an den man den bescheidenen Jahresüberschuss von 0,7 Mio. Euro abdrücken musste. Sprich Bayer 04 war im abgelaufenen Geschäftsjahr eine gelungene Investition für den Arzneimittelhersteller. Es wird hier seit Jahren extrem solide gearbeitet. Das ist für Außenstehende langweilig – für Fans von Bayer 04 hingegen ist das die Beruhigungspille par Excellence, gerade in Zeiten der Pandemie.

1. FC Köln 9. Platz (Vorjahr 5.) – 9 Punkte (11 Punkte)

Konzernabschluss: 30. Juni 2019 – Vorjahr 30. Juni 2018

Sportliche Platzierung

  • Geschäftsjahr: 2. Liga 1. Platz
  • Vorjahr: Bundesliga 18. Platz, Europa League Gruppenphase 3. Platz
  • Vorvorjahr: Bundesliga 5. Platz

KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
    1 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 3 Punkte)
  • Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
    0 Punkte (Vorjahr 0 Punkte)

Nach der sportlichen Berg- und Talfahrt im Vorjahr, die aus finanzieller Sicht deutlich positiver verlaufen ist, hatte der Effzeh auch nach dem Abstieg die Finanzen im Griff – was gar nicht hoch genug zu bewerten ist. Der Jahresüberschuss ist um 94 Prozent eingebrochen, aber wir sprechen immer noch über einen Überschuss. Das liegt auch daran, dass der Personalaufwand um 27 Prozent gesenkt werden konnte. Dadurch ist die Personalaufwandsquote lediglich um 4 Prozent gestiegen. Die gesunkene Punktzahl und der „Abstieg“ von Platz 5 auf 9 ist wahrscheinlich nur vorübergehend, da sich der Verein im Geschäftsjahr 2019/20 in der Liga halten konnte und somit gute Voraussetzungen für ein weiteres solides Wirtschaften gelegt wurden – was gerade während der Pandemie essentiell ist.

Borussia Mönchengladbach 8. Platz (Vorjahr 13.) –  10 Punkte (Vorjahr 5 Punkte)

Einzelabschluss: 31. Dezember 2019 – Vorjahr 31. Dezember 2018

Sportliche Platzierung

  • Saison 2019/20: Bundesliga 5. Platz
  • Saison 2018/19: Bundesliga 9. Platz
  • Saison 2017/18: Bundesliga 9. Platz

KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 2 Punkte)
  • Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital) – Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
    2 Punkte (Vorjahr 0 Punkte)
  • Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 0 Punkte)
  • Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
    2 Punkte (Vorjahr 1 Punkt)
  • Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
    0 Punkte (Vorjahr 0 Punkte)

Die Borussia hat ihre Punkteausbeute im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Das hat kein anderer Verein hinbekommen. Während im Vorjahr noch ein Fehlbetrag von mehr als 3 Mio. Euro verbucht werden musste, haben die Fohlen diesmal einen satten Jahresüberschuss von mehr als 12 Mio. Euro hingelegt. Dementsprechend gab es diesmal zwei statt null Punkte bei der Eigenkapitalrendite und bei der Umsatzrentabilität. Der fünfte zusätzliche Punkt wurde bei der Personalaufwandsquote eingesammelt, da der Personalaufwand geringer als der Umsatz gestiegen ist. Das Manko ist, wie bei vielen Vereinen auch, der Verschuldungsgrad, der im Geschäftsjahr 2019 allerdings konstant blieb. Damit ist die Elf vom Niederrhein insgesamt gut aufgestellt, um die Pandemie finanziell zu meistern, denn Borussias Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr, anders als bei den meisten anderen Clubs. Damit wird die Pandemie Borussias Bilanz 2020 komplett belasten. Die gerade erreichte Qualifikation zur Champions League ist da sicherlich eine finanzielle Wohltat.

In Teil 7 geht es um die High-Performer und die sieben Clubs, die sich in diesem Tabellenteil befinden.