Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2023 – Teil 1

Interessieren Dich die Finanzen der Bundesliga-Clubs? Wenn ja, dann bist Du hier genau richtig. Mit Hilfe von Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine, die die DFL öffentlich verfügbar macht, lassen sich finanzielle Entwicklungen der Clubs erkennen. So ist es möglich, zu analysieren, wie finanziell nachhaltig Vereine wirtschaften, welche Vereine finanziell gut aufgestellt sind, welche Clubs finanziell eher Verbesserungspotential haben und wie FinancialFairplay gelebt wird.

Einleitung
Einführung Key Performance Indicators (KPIs)
KPI Anlagendeckungsgrad

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Dies geht zurück auf den Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018. So war es 2019 erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. Ferner lässt sich erkennen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Basis sind Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat. Mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiere ich diese Finanzkennzahlen und ermittele die Finanz-Bundesliga-Tabelle.

Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse: Da sie sich untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch interessanter, weil es möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr (2019 zu 2018) zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren (Geschäftsjahr 2020). 2022(Geschäftsjahr 2021) war das Jahr, in dem teilweise wieder Zuschauende wieder im Stadion zugelassen waren.

Um die Vereine besser vergleichen zu können, sind in der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2023 alle Erstliga-Clubs der Saison 2022/2023 und der Saison 2023/2024 vertreten. Allerdings bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart, der diesjährige Absteiger FC Schalke 04 und der Aufsteiger FC Heidenheim zum 31. Dezember. Dadurch sind die Ergebnisse seit 2021 verzerrt, da diese Clubs Corona anders in der Bilanz zu verarbeiten haben als der Rest der Liga. Sie waren 2021 die ersten, die für das Geschäftsjahr 2020 10 Monate Pandemie bilanzieren mussten, da die Pandemie im März 2020 startete Die Club, die zum 30. Juni bilanziern, waren 2021 also nur vier Monate betroffen. Umgekehrt sieht es dieses Jahr aus. Die Clubs, die zum 31. Dezember bilanzieren, hatten von Juli bis Dezember 2022 keine finanziellen Einschränkungen mehr durch die Pandemie. Für die anderen Clubs schlägt die Pandemie nochmal komplett durch, da sie vom 1. Juli 2021 bis zum 30. Juni 2022 bilanziert haben.

Ob die sechs Clubs im Ergebnis der Finanz-Bundesliga besser dastehen, klärt sich in den weiteren Teilen dieser Analyse. Wie 2022 lohnt es sich auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Geschäftsjahr 2019, dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022 spielte Werder Bremen in der 2. Liga, genauso wie die Aufsteiger Darmstadt 98 und FC Heidenheim. Der FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2022).

Im vorangegangen Jahr (Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021) spielte der VfL Bochum, Darmstadt 98 und der FC Heidenheim in der 2. Liga. Der FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021).

Die Analyse wird in verschiedene Bereiche unterteilt:

Einführung und der KPIs Anlagendeckungsgrad
Aus den folgenden von der DFL veröffentlichten Finanzkennzahlen habe ich die folgenden Leistungskennzahlen hergeleitet:

  • Anlagevermögen
  • Eigenkapital
  • Verbindlichkeiten + Rückstellungen (=Fremdkapital)
  • Bilanzsumme
  • Jahresüberschuss
  • Personalkosten
  • Rohergebnis (als Umsatz genutzt)

Daraus habe ich die folgenden Leistungskennzahlen hergeleitet:

  • Anlagendeckungsgrad
  • Eigenkapitalquote
  • Eigenkapitalrendite
  • Umsatzrentabilität
  • Personalaufwandsquote
  • Verschuldungsgrad

Anmerkung in eigener Sache: Unter den Lesenden dieses Blogs gibt es sicherlich versiertere „Bilanzbuchhalter*innen“ als ich es bin. Man hätte zum Beispiel die passiven Rechnungsabgrenzungsposten dem Fremdkapital hinzurechnen können. Dazu hätte ich dann allerdings auch wissen müssen, um was es sich da tatsächlich handelt. Ziel dieser Finanz-Bundesliga ist es daher nicht, für 20 Vereine wasserdichte Finanzgutachten zu erstellen. Vielmehr soll sie Fußballfans dazu dienen, sich ein grobes Bild des eigenen Vereins in Bezug auf die finanzielle Situation zu machen – im Vergleich zum Konkurrenten genauso wie zum Vorjahr. Wie bei vielen anderen Fan-Aktionen auch, ist dieser Artikel in der Freizeit entstanden, ohne finanzielle oder sonstige Kompensation. Eine noch detaillierte Aufstellung hätte den zeitlichen Aufwand deutlich gesprengt.

1. Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs.

Das Eigenkapital

Wie in allen Jahren zuvor, seitdem die Finanzkennzahlen publiziert werden, gibt es Clubs mit negativem Eigenkapital, sprich diese Clubs sind bilanziell überschuldet. Das Vermögen des Vereins deckt nicht mehr die Schulden.

2022ClubMio. Euro2021Veränderung
1.FC Bayern München5041.3%
2.Borussia Dortmund2813.21%
3.TSG Hoffenheim2022.-18%
4.Bayer 04 Leverkusen2014.0%
5.RB Leipzig1385.4%
6.SC Freiburg957.2%
7.FC Augsburg589.-1%
8.Borussia Mönchengladbach478.-34%
9.1. FSV Mainz 054111.9%
10.VfL Wolfsburg3112.0%
11.Hertha BSC Berlin306.-73%
12.Eintracht Frankfurt2810.-34%
13.VfB Stuttgart1113.-50%
14.1. FC Köln314.111%
15.VfL Bochum115.n/v
16.SV Werder Bremen-14 16.-31%
17.Union Berlin-1617.44%
18.Schalke 04-11018.-24%
Eigenkapital-Tabelle 2022 – Quelle DFL

Darmstadt 98 würde mit 18 Mio. Euro hinter der SGE, der FC Heidenheim mit 2 Mio. Euro. hinter KOE liegen.

Die überschuldeten Clubs in der Historie (negatives Eigenkapital) seit der Publikation der Finanzkennzahlen durch die DFL:

  • 2018:
    • Hertha BSC Berlin
    • SC Paderborn
    • Union Berlin
  • 2019:
    • Union Berlin
    • Arminia Bielefeld
    • FC Schalke 04
  • 2020:
    • Union Berlin
    • Arminia Bielefeld
    • Werder Bremen
    • Schalke 04
    • VfL Bochum1
  • 2021:
    • Union Berlin
    • VfL Bochum
    • Arminia Bielefeld2
    • Werder Bremen3
    • Schalke 043
  • 2022:
    • Union Berlin
    • Werder Bremen1
    • Schalke 041

1: Aufsteiger; 2: Arminia Bielefeld ist 2022 nicht mehr in der Liste enthalten, da der Club 2022 abstiegen ist. Das Eigenkapital ist allerdings weiterhin negativ; 3: Absteiger

Das negative Eigenkapital ist im Geschäftsjahr 2022 bei Werder Bremen um ein Viertel gesunken (von -20 Mio. auf -14 Mio. Euro). Union Berlin hat es fast halbiert (von -29 Mio. auf -16 Mio. Euro). Lediglich bei Schalke 04 ist es von -88 Mio. auf -110 Mio. Euro angewachsen.

Der FC Augsburg (16,9 Mio. Euro) und der 1. FSV Mainz 05 (1,7 Mio. Euro) haben wie im Vorjahr Investitionszuschüsse (wahrscheinlich für das jeweilige Stadion) erhalten, die man dem Eigenkapital zurechnen kann. Ich habe diese Zuschüsse weggelassen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erzielen. Beim FCA blieben die Zuschüsse 2022 gleich, heißen jetzt in der Bilanz allerdings „Unterschiedsbetrag aus Kapitalkonsolidierung“. Bei M05 sind sie um 0,3 Mio Euro gesunken. RB Leipzig hat in den Vorjahren ebenfalls Zuschüsse erhalten, in 2022 aber nicht mehr. 2018 Jahr war dieser Zuschuss bei RBL größer als damals das eigentliche Eigenkapital in Höhe von 27 Mio. Euro. 2019 fanden sich in der Bilanz von RBL 100 Mio. Euro mehr Eigenkapital, die vermutlich vom Brausekonzern stammen. In 2020, 2021 und 2022 ist das Eigenkapital wieder „normal“ gewachsen (zwischen 0,3 Mio. und 6 Mio Euro).

Die Flügel gestutzt wurden 2022 Hertha BSC Berlin, was umso bittererer ist, wenn man den Eigenkaptialzuwachs seit 2019 betrachtet. Der Eigenkapitalzuwachs beim „Big City Club“ in Höhe von 70 Mio. Euro war schon 2019 nicht „normal“ – dem Investor sei Dank! Damals schaft BSC das Eigenkapital wieder ins Positive zu bringen. In 2020 kamen nochmals 28 Mio. Euro hinzu – das entspricht einem Zuwachs von 350 Prozent! Und in 2021 stieg es nochmals um sagenhafte 193 Prozent oder in absoluten Zahlen ausgedrückt um 70 Mio. Euro! Insgesamt sind es in drei Jahren 168 Mio. Euro gewesen. Das Eigenkapital lag 2021 bei 108 Mio. Euro, 2022 bei nur noch 30 Mio. Euro! Eine sagenhafte Kapitalvernichtung (-73 Prozent).

Den prozentual größten Zuwachs des Eigenkapitals legte 2022 der 1. FC Köln hin. Es wurde mehr als verdoppelt, allerdings auf sehr niedrigem Niveau (von 1,5 Mio. auf 3,2 Mio Euro). Im Vorjahr ist es allerdings um 89 Prozent gesunken. Dennoch ist diese Leistung beachtlich, wenn man sieht dass 11 von 20 Clubs ihr Eigenkapital verringert haben. Der SC Freiburg hat es hinbekommen trotz Pandemie sein Eigenkapital im fünften Jahr in Folge zu steigern und das ohne Investor.

Ein weiteres Positivbeispiel ist der VfL Bochum, der seine Überschuldung beendet hat. Mittlerweile steht wieder ein Eigenkapital von 1 Mio. Euro in der Bilanz (nach -5 Mio. Euro im Vorjahr).

Keine Veränderungen gab es wie jedes Jahr beim VfL Wolfsburg und bei Bayer 04 Leverkusen, da es bei diesen Vereinen eigentlich egal ist, wie sie wirtschaften, da am Ende alles durch den Pharmariesen bzw. den Autokonzern augeglichen wird.

Betrachtet man an dieser Stelle die Entwicklung des Eigenkapitals während der Pandemie (2022 zu 2019) fällt folgendes in Auge: Einen wahren Booster erhielt Hertha BSC Berlin mit einer Steigerung um 261 Prozent. Das zeigt, wie finanziell BSC bereits vor der Pandemie angeschlagen war. Und trotz der Kapitalvernichtung in den letzten Jahren hat BSC immer noch 2,5-mal mehr Eigenkaptial als vor der Pandemie.

Eine gesunde Steigerung legten der SC Freiburg (14 Prozent), RB Leipzig (9 Prozent – nach der 100 Mio. Euro Spritze in 2018), der SV Darmstadt 98 (8 Prozent) hin.

Nahezu unverändert hat sich das Eigenkapital beim FC Bayern München und beim FC Augsburg (+1 Prozent). Wie bereits erwähnt, spielt Corona bei Bayer 04 Leverkusen und beim VfL Wolfsburg keine Rolle – das Eigenkapital bleibt einfach gleich.

Bei allen anderen Clubs kam es zu einer Eigenkapitalvernichtung: FC Heidenheim (-7 Prozent), TSG Hoffenheim (-9 Prozent), 1. FSV Mainz 05 (-18 Prozent), Borussia Dortmund (-21 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-54 Prozent), Eintracht Frankfurt (-59 Prozent), VfL Bochum (-64 Prozent), VfB Stuttgart (-76 Prozent), 1. FC Köln (-92 Prozent).

Werder Bremen hatte vor der Pandemie noch 11 Mio. Eigenkaptial in der Bilanz stehen. Jezt steht dort ein Minus von 14 Mio. Euro.

Bereits vor der Pandemie hatten der FC Schalke 04 und Union Berlin negatives Eigenkapital vorzuweisen. Bei S04 ist es von -18 Mio. auf -110 Mio. Euro gestiegen. Beim FCU von -9 Mio. auf -16 Mio. Euro. Zwischenzeitlich lag es beim FCU2021 schon mal bei -29 Mio. Euro, so dass der FCU sich aktuell nicht nur sportlich auf einem guten Weg befindet.

Addiert man das gesamte Eigenkapital aller 20 Clubs (inklusive Aufsteiger), dann hatte die Liga 2019 noch ein Eigenkapital von 1,892 Mrd. Euro. 2021 lag es nur noch bei 1,549 Mrd. Euro, was einer Kapitalvernichtung von 18 Prozent entspricht.

Das Anlagevermögen

Das Anlagevermögen sind die so genannten Steine eines Vereins, sprich diese sollen dem Verein dauerhaft dazu dienen, den Spielbetrieb durchzuführen. Als Steine des Vereins gelten auch die Beine des Vereins, sprich der Spielerwert.

2022ClubMio. Euro2021Veränderung
1.FC Bayern München4411.-5%
2.RB Leipzig3612.-8%
3.Borussia Dortmund3573.-8%
4.Bayer 04 Leverkusen2364.-13%
5.VfL Wolfsburg1497.25%
6. Borussia Mönchengladbach1485.-13%
7.Eintracht Frankfurt10910.5%
8.VfB Stuttgart1039.-1%
9.FC Augsburg9612.10%
10.TSG Hoffenheim946.-22%
11.Schalke 048411.-12%
12.Hertha BSC Berlin778.-30%
13.SC Freiburg5913.-5%
14.1. FC Köln5814.1%
15.Union Berlin4216.22%
16.1. FSV Mainz 053215.-25%
17.Werder Bremen2117.-21%
18.VfL Bochum1618.-2%
Anlagevermögen-Tabelle 2022

Der FC Heidenheim würde mit 24 Mio. Euro gefolgt von Darmstadt 98 mit 23 Mio. zwischen M05 und SVW liegen.

Das Anlagevermögen ist am stärksten beim VfL Wolfsburg (25 Prozent) und bei Union Berlin (22 Prozent) gestiegen.

Die stärksten Verluste im Anlagevermögen mussten Werder Bremen (-21 Prozent), die TSG Hoffenheim (-22 Prozent), der 1. FSV Mainz 05 (-25 Prozent) und Hertha BSC Berlin (-30 Prozent) verkraften.

Auch hier lohnt ein Vergleich zwischen der Zeit vor der Pandemie und dem Ende des Bilanzierungszeitraums. Hertha BSC konnte sein Anlagevermögen während der Pandemie fast verdreifachen (+266 Prozent). Darmstadt 98 konnte sein Anlagevermögen mehr als verdoppeln (+115 Prozent). Der SC Freiburg (+59 Prozent) und RB Leipzig (+50 Prozent) legten ebenfalls satte Steigerungen hin.

Bei den überschuldeten Clubs Union Berlin, Werder Bremen und Schalke 04 sieht das Bild komplett unterschiedlich aus. Beim FCU ist es um 31 Prozent gestiegen, beim SVW und bei S04 um 56 bzw. 57 Prozent gesunken.

Der Anlagendeckungsgrad (AD)

Der AD zeigt an, inwieweit das Anlagevermögen durch das Eigenkapital gedeckt ist, sprich inwieweit die Manschaft eigenfinanziert ist und somit unter FinancialFairplay-Bedingungen finanziert wird. Ein AD von 50% bedeutet, dass das Anlagevermögen zu 50% mit Eigenkapital gedeckt ist. Damit finanzielle Stabilität gewährleistet ist, sollte der AD zwischen 60 und 100% liegen. Ein AD von mindestens 60% könnte beispielsweise ein Lizenzierungskriterium der DFL in Bezug auf finanzielle Nachhaltigkeit sein. Dieses würden 2022 7 Clubs plus Darmstadt 98 erfüllen. Daran erkennt man die finanzielle Schieflage vieler Clubs.

Es ergibt sich die Anlagendeckungsgrad-Tabelle 2021/22 (in Klammern das Ergebnis vom Vorjahr)

2022ClubAD 20222021AD2021
1.TSG Hoffenheim215%1.206%
2.SC Freiburg161%2.149%
3.1. FSV Mainz 05127%5.88%
4.FC Bayern München114%3.106%
5.Bayer 04 Leverkusen85%6.74%
6.Borussia Dortmund79%9.60%
7.FC Augsburg60%8.67%
8.Hertha BSC Berlin39%4.98%
9.RB Leipzig38%12.34%
10.Borussia Mönchengladbach32%10.42%
11.Eintracht Frankfurt26%11.41%
12.VfL Wolfsburg21%13.26%
13.VfB Stuttgart11%14.21%
14.VfL Bochum7%16.-31%
15.1. FC Köln6%15.3%
16.FC Union Berlin-39%17.-84%
17.SV Werder Bremen-67%neu-77%
18.FC Schalke 04-131%neu-93%
Anlagendeckungsgrad-Tabelle 2022 – Quelle Meenzer-on-Tour.de

Darmstadt 98 kommt auf einen AD von 80% (Vorjahr 99%) und würde hinter Bayer Leverkusen auf Rang 6 liegen. Der FC Heidenheim kommt auf 7% (Vorjahr 7%) und würde hinter dem VfB Stuttgart liegen.

Baden dominiert seit der Einführung der Finanz-Bundesliga 2019 diese Tabelle. Sowohl die TSG Hoffenheim, als auch der SC Freiburg haben einen Deckungsgrad weit über 1 – d.h. die Steine und Beine sind also mehr als vollkommen selbst finanziert. Gleiches gilt wieder für den 1. FSV Mainz 05, der es 2022 wieder geschafft hat, nachdem es 2021 nicht ganz gereicht hat. Der FC Bayern München hat seine Überdeckung gesteigert. Machte Hertha BSC Berlin im Geschäftsjahr 2021 noch den größten Sprung nach vorne, ging es 2022 wieder deutlich bergab. RB Leipzig konnte erstmals seit drei Jahren seinen AD wieder etwas steigern. Waren 2021 noch bei 9 Mannschaften die Mehrheit der Steine und Beine eigenfinanziert, trifft dies 2022 nur noch auf 7 Mannschaften (plus Aufsteiger Darmstadt 98) zu. Der VfL Bochum hat es 2022 hinbekommen, Steine und Beine zu 7% selbst zu finanzieren, nachdem 2021 noch eine komplette Fremdfinanzierung vorlag. Komplett fremdfinanziert, da überschuldet sind die Steine bei Platz 16 bis 18, also bei Union Berlin, Werder Bremen und dem FC Schalke 04. Der FCU hat allerdings sein Ergebnis deutlich verbessert, der SVW leicht, nur bei S04 wurde es noch deutlich schlimmer als 2021.

Im zweiten Teil der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2023 geht es um die Eigenkapitalquote.

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 4

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten drei Teilen habe ich die 18 Erstligisten und die zwei Aufsteiger mit Hilfe von insgesamt sechs KPIs analysiert und für jeden KPI eine Tabelle erstellt. In diesem Teil habe ich nun pro KPI pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten vergeben. Ich hätte natürlich auch nach Tabellenplatz bewerten können. Doch sagt ein Platz in der Tabelle nicht wirklich etwas über den finanziellen Zustand des Clubs aus. Deshalb habe ich die Bewertung in jeder Kategorie nach Punkten durchgeführt und jede Kategorie gleich gewichtet. Natürlich ist das rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht, wer gut wirtschaftet, wer mit Geld zugeschüttet wird und wer, zumindest in Zeiten außerhalb der Pandemie, sogar Geld abdrücken muss, weil er vorher jahrelang sehr großzügig alimentiert wurde – und ist es auch möglich, Vergleiche zwischen dem aktuellen Geschäftsjahr und dem Vorjahr herzustellen, und so die Auswirkungen der Pandemie auf den Fußball aus finanzieller Sicht zu erkennen.

Die Punkteverteilung im Überblick für die Nerds (in Klammern die Punkte des Vorjahres):

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
> 1 3 Punkte für: TSG, SCF, FCB (alle 3)
> 0,5 2 Punkte für: BSC (1), M05, B04, SGF, FCA, BVB ( alle 2)
>0 1 Punkt für: BMG, SGE, RBL, WOB, VFB, KOE (alle 1)
<0 0 Punkte für: BOC, SVW, FCU, DSC, S04 (alle 0)

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
> 0,66 3 Punkte für: TSG, FCB, SCF (alle 3)
> 0,33 2 Punkte für: BSC (1), BVB, B04, M05, FCA, BMG (alle 2)
> 0 1 Punkt für: RBL, SGF (beide 2), SGE, WOB , VFB, KOE (alle 1)
< 0 0 Punkte für: BOC, SVW, DSC, FCU, S04 (alle 0)

Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)- Macht der Spielbetrieb finanziell Sinn?
> 0,5 3 Punkte für: –
> 0,1 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkte für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 oder nicht berechenbar 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE. B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

2019 Jahr gab es die 3 Punkte erst bei einer Eigenkapitalrendite von > 1. Schalke hatte damals (in seinen besseren Zeiten) den sagenhaften Wert 5,23 erzielt. Das beste Ergebnis erzielte im vorletzten betrachteten Geschäftsjahr Eintracht Frankfurt mit 0,54. Der Zweite SV Werder Bremen erzielte damals 0,33. Damit war genügend Abstand vorhanden, um 3 Punkte an die SGE zu verteilen. Letztes Jahr waren die Ergebnisse pandemiebedingt alle sehr schlecht. Daher gab es 2021 nur 1 und 0 Punkte. Natürlich hätte ich das auch anpassen können – aber damit wäre der Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr verwässert worden. Dieses Jahr bekommt mit dem SCF wieder ein Club 2 Punkte.

Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz) – Effizienz des Vereins
> 0,1 3 Punkte für: –
> 0,01 2 Punkte für: SCF (1)
> 0 1 Punkt für: RBL, FCB (beide 1)
< 0 0 Punkte für: TSG, FCA (beide 1), BSC, FCU, DSC, BVB, SGE, KOE, B04, M05, BMG, VFB, WOB, SVW, S04, SGF, BOC (alle 0)

Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
< 0,4 3 Punkte für: –
< 0,5 2 Punkte für: S04 (0), RBL (2), SGE (1)
< 0,6 1 Punkte für: M05, FCA (beide 2), SCF, B04, SGF, FCU (alle 1), VFB (0)
>  0,6 0 Punkte für:  FCB, BOC, WOB (alle 1), BVB (2), TSG 3), SVW, BMG, DSC, KOE, BSC (alle 0)

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
< 0.33 3 Punke für: TSG (3), FCB (2)
< 0.66 2 Punkte für: SCF (3), M05 (1)
< 1 1 Punkt für: FCA (0), BVB, B04 (beide 1)
> 1 bzw. negativ 0 Punkte für: SGF, BOC, BSC, FCU, DSC, SGE, KOE, RBL, BMG, VFB, WOB, SVW, S04 (alle 0)

 Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle ist damit wie 2019 und 2020 der SC Freiburg

KPI-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22 – in Klammer jeweils die Platzierung und die erzielten Punkt im Vorjahr.

1. SC Freiburg (2.) 13 Punkte (12)
2. FC Bayern München (3.) 11 Punkte (11)
3. TSG Hoffenheim (1.) 9 Punkte (14)
4. 1. FSV Mainz 05 (5.) 7 Punkte (7)
5. FC Augsburg (4.) 6 Punkte (8)
5. RB Leipzig (5.) 6 Punkte (7)
5. Bayer 04 Leverkusen* (8.) 6 Punkte (6)
8. Borussia Dortmund (5.) 5 Punkte (7)
9. Eintracht Frankfurt* (9.) 4 Punkte (3)
9. Hertha BSC Berlin (12.) 4 Punkte (2)
9. SpVgg Greuther Fürth(neu) 4 Punkte (5)
12. Borussia Mönchengladbach* (9.) 3 Punkte (3)
12. VfB Stuttgart* (12.) 3 Punkte (2)
14. VfL Wolfsburg (9.) 2 Punkte (3)
14. 1. FC Köln (12.)2 Punkte (2)
16. FC Union Berlin (15.) 1 Punkt (1)
17. VfL Bochum (neu) 0 Punkte (1)
17. Arminia Bielefeld (16.) 0 Punkte (0) 
* Bilanzstichtag 31. Dezember statt 30. Juni

Fazit: Nachdem letztes Jahr noch die TSG Hoffenheim den „Serienmeister“ SC Freiburg ablösen konnte, holten sich die Südbadener wie schon 2019 und 2020 wieder den Titel zurück. Während 2019 noch 16 Punkte und 2020 und 2021 noch 14 Punkte für den Titel erzielt werden mussten, reichten diesmal 13 von maximal 18 möglichen Punkten zum Sieg. Das zeigt, welchen Einfluss die Pandemie auf die Bilanzen aller Clubs hat. Am anderen Ende der Tabelle gibt es allerdings nur noch zwei Clubs mit 0 Punkten. Letztes Jahr waren es derer noch drei (Arminia sowie die damaligen Absteiger Werder und Schalke 04). Während Werder wieder nur 0 Punkte erzielen würde, hätte Schalke 2 statt 0 Punkten erhalten – ein deutliches Zeichen der Konsolidierung bei den Knappen.

Neben dem Meister aus Freiburg (1 Punkt) konnten sich auch Hertha BSC Berlin (2 Punkte), Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart (je 1 Punkte) punktemäßig verbessern. Allerdings bilanzieren Schalke, die SGE und der VfB zum 31. Dezember und hatten somit weniger Geisterspiele zu verkraften, als die Clubs, die zum 30. Juni bilanzieren. Umgekehrt spielte Schalke 04 die Hälfte des Bilanzzeitraum in der 2. Liga.

Den größten Punktverklust musste die TSG Hoffenheim verkraften (-5). Jeweils 2 Punkte weniger erzielten der FC Augsburg und Borussia Dortmund. Einen Punkt weniger verbuchten RB Leipzig, Greuther Fürth, der VfL Wolfsburg und der VfL Bochum.

Vergleicht man die Punkteausbeute zwischen 2019 (vor der Pandemie) und 2021 erkennt man die finanziellen Schäden, die die Pandemie verursacht hat auf einen Blick. Es gibt keinen Club, der eine Punktesteigerung erzielen konnte. Hertha BSC und der VfL Wolfsburg (sowie Schalke 04) konnten die Punkte stabil halten. Die meisten Punkte (-9) hat in diesen zwei Jahren Eintracht Frankfurt verloren, gefolgt vom VfL Bochum (-8), Borussia Dortmund , Borussia Mönchengladbach, VfB Stuttgart, dem 1. FC Köln (jeweils -7). 6 Punkte haben Mainz 05, der FC Augsburg und Arminia Bielefeld verloren.

Die positive Überraschung sind diesmal vielleicht neben dem SC Freiburg auch der FC Augsburg und Mainz 05, die als vergleichsweise kleine Clubs in der Pandemie nicht komplett finanziell abgeschmiert sind. Reichten letztes Jahr 3 Punkte noch für Rang 9, landet die Borussia aus Mönchengladbach damit nun auf Platz 12. Anzunehmen, dass die finanzielle Talsohle mittlerweile durchschritten ist und es bei den meisten Clubs wieder finanziell bergauf geht.

Das nächste Jahr wird sicherlich spannend. Einerseits bereitet der 1. FC Köln ein wenig Sorgen, da dessen Eigenkapital so massiv geschrumpft ist. Was Eintracht Frankfurt mit dem Geld aus der Champions League anstellt wird spannend werden. Arminia Bielefeld und Greuther Fürth sind abgestiegen. Während Fürth finanziell vergleichsweise gut dasteht, bleibt abzuwarten, wie sich die Ostwestfalen in Liga 2 finanziell neu aufstellen. Von den überschuldeten Clubs aus Köpenik, Gelsenkirchen, Bremen und Bochum ist lediglich Schalke auf einem guten Weg.

Financial Fairplay ist weitrhin ein Fremdwort in der Bundesliga. Es gibt Vereine, die können das Geld zum Fenster rausschmeißen und das wird einfach durch Dritte ausgeglichen. Andere Vereine haben diese Möglichkeit nicht. Damit wird die Spaltung der Liga weiter verschärft und ein Wettbewerb kann so kaum noch stattfinden. Corona wirkte als Brandbeschleuniger, wenn man bedenkt, dass das Bundeskartellamt auf eine Einhaltung von 50 plus 1 drängt. Dazu hört man aber leider seitens der DFL aktuell nicht wirklich viel.

Es wird extrem spannend sein, wie die Clubs aus der Pandemie herauskommen. Vielleicht gibt es bei den Clubs, die ihr Geschäftsjahr zum 31. Dezember abschließen, bereits ein Licht am Ende des Pandemietunnels. Antworten darauf gibt es im nächstes Jahr im Sommer, wenn die DFL die Bilanzen der Clubs veröffentlicht hat und sich hoffentlich eindeutig zu 50 plus 1 positioniert hat.

Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2021/2022 Teil 3

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) nach dem Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018 erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. So war es vor drei Jahren erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19“ zu erstellen. In dieser habe ich die Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat, mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiert. Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse. Da sich die Vereine untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch einen Tick interessanter, weil es erstmals möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren, da der Bilanzstichtag der meisten Vereine der 30. Juni ist. Allerding bilanzieren Eintracht Frankfurt, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der damalige Absteiger FC Schalke 04 zum 31. Dezember. Dadurch waren die Ergebnisse im letzten Jahr verzerrt, da diese fünf Clubs 10 statt 4 Monate Corona in der Bilanz zu verarbeiten hatten. Somit sind die Ergebnisse dieses Mal wesentlich aussagekräfter, da bei allen Clubs die Pandemie durchschlägt – allerdings profitieren nun die fünf Clubs ein wenig vom abweichenden Bilanzstichtag, da sie weniger Geisterspiele zu verkraften hatten. Schließlich waren von August bis Dezember 2021 in den meisten Stadien wieder Zuschauende zugelassen. Die anderen Clubs konnten im Sommer/Herbst 2020 nur ein bis zwei Spiele mit Zuschauern austragen. Während in den vergangenen Jahren der Vergleich mit dem Vorjahr gesucht wurde, lohnt es sich diesmal auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was die Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Bilanzierungszeitraum 1. Juli 2018 bis 30. Juni 2019 (bzw. 1. Januar 2019 bis 31. Dezember 2019) dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2020 bis 30. Juni 2021 spielte der VfL Bochum und Absteiger Greuter Fürth in der 2. Liga, Aufsteiger FC Schalke 04 spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2021). Im vorangegangen Jahr (Bilanzstichtag 30. Juni 2020) spielte Absteiger Arminia Bielefeld in der 2. Liga, der VfB Stutgart spielte die Hälfte seines Geschäftsjahres in der 2. Liga (bis zum 30. Juni 2020).

Da sich Fans zahlreicher anderer Vereine für diese Tabelle interessieren, gehe ich auf alle 18 Erstligisten der Saison 2021/2022 ein und beleuchte wie letztes Jahr die Aufsteiger also Schalke und Werder. Dadurch macht es meiner Meinung nach Sinn, dieses Thema wie in den vorangegangen Jahren in Abschnitte zu unterteilen:

Teil 1: Einführung und die KPIs Anlagendeckungsgrad und Eigenkapitalquote
Teil 2: Die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität
Teil 3: Die KPIs Personalaufwandsquote und Verschuldungsgrad
Teil 4: Die Finanz-Bundesliga-Abschlusstabelle 2021/22

In den ersten beiden Teilen ging es um das Vermögen der Vereine, das bei einigen Vereinen durch Dritte kurzerhand erhöht wird, um Gewinne, die die Vereine erzielen und wenn sie diese nicht erzielen, dass diese bei einigen Vereinen (oft den selben) ausgeglichen werden. Daraus resultierten bisher vier KPIs. Im letzten Teil kommen zwei weitere KPIs hinzu: Die Personalaufwandsquote und der Verschuldungsgrad.

5. Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Geld schießt Tore. Ob diese These stimmt, wird sich zeigen. Hier geht es zunächst einmal um Umsatz, der mit dem vorhandenen Personal erwirtschaftet wurde. Daher gilt hier, je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

Der Personalaufwand

Bevor es um die Quote geht, werfen wir zunächst einen Blick auf den Personalaufwand. Dieser sollte in der Pandemie möglichst gesenkt werden, da die meisten Clubs ja enorme Umsatzeinbußen hatten.

In beiden Pandemiejahren die Personalkosten senken konnte nur der VfL Wolfsburg (2020: -6 Prozent, 2021: -1 Prozent) sowie die beiden Aufsteiger Werder Bremen (2020: -2 Prozent, 2021: -4 Prozent) und Schalke 04 (2020: -10 Prozent, 2021: -20 Prozent). Die Personalkosten wenigstens im Vergleich zu 2019 bis 2021 zu senken, gelang Greuther Fürth (-5 Prozent), Mainz 05 (-1 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-1 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (-2 Prozent). In der Blase Profifußball ist die Pandemie bei den Gehältern nie wirklich angekommen. In den beiden Pandemiejahren sind die Personalkosten am höchsten gestiegen bei Arminia Bielefeld (94 Prozent), dem 1. FC Köln (60 Prozent), Union Berlin (56 Prozent), Hertha BSC Berlin (49 Prozent), RB Leipzig (35 Prozent), VfL Bochum (24 Prozent), SC Freiburg (19 Prozent), FC Augsburg (16 Prozent), TSG Hoffenheim und VfB Stuttgart (9 Prozent), FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund (5 Prozent). Interessant, dass die bilanziell übeschuldeten Clubs Bielefeld und Union so massive Gehaltssprünge zu verzeichnen haben. Auch interessant die Tatsache, dass Greuther Fürth kein finanzieles Harakiri veranstaltet hat, um aufzusteigen. Auch der VfB Stuttgart hat gezeigt, dass Aufsteigen und massive Gehaltssteigerungen nicht unbedingt miteinander korrelieren müssen.

In absoluten Zahlen liegen die Personalkosten beim FC Bayern München mit 373 Mio. Euro am höchsten, sprich der Clubs gibt täglich eine Million Euro für sein Personal aus. Am Tabellenende liegt Greuther Fürth mit 13 Mio. Euro Personalkosten pro Jahr – sprich nach 12 Tagen wär das Personalbudget in Fürth aufgebraucht, müsste man einen Kader, wie den des FC Bayern finanzieren.

Auf Platz 2 liegt Borussia Dortmund mit 216 Mio. Euro, gefolgt von RB Leipzig mit 169 Mio. Euro, gefolgt von Bayer 04 Leverkusen mit 134 Mio. Euro. In der sportlichen Tabelle haben nur Leverkusen und Leipzig die Plätze getauscht. Auf den Plätzen 5 und 6 folgen der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach (123 Mio. Euro bzw. 98 Mio. Euro). Damit ist in der sportlichen Tabelle Platz 12 bzw. Platz 10 herausgekommen. Euro League Gewinner Eintracht Frankfurt folgt auf Platz 7 mit 97 Mio. Euro vor dem Relegationsteilnehmer Hertha BSC Berlin mit 93 Mio. Euro. Dahinter würde Aufsteiger Schalke 04 mit 88 Mio. Euro folgen, was für einen Aufsteiger extrem außergewöhnlich ist. Die Plätze 9 und 10 gehen nach Baden Würtemberg mit der TSG Hoffenheim (84 Mio. Euro) und dem VfB Stuttgart (83 Mio. Euro), die in der sportlichen Abschlusstabelle Platz 9 bzw. Platz 15 erreicht haben. Der Conference League Teilnehmer 1. FC Köln folgt auf Platz 11 mit 76 Mio. Euro. Dahinter würde der zweite Aufsteiger Werder Bremen (68 Mio. Euro) liegen. Der SC Freiburg folgt auf Platz 12 mit 54 Mio. Euro und Platz 6 in der sportlichen Abschlussrechnung. Auf Platz 13 liegt Mainz 05 mit 48 Mio. Euro vor dem FC Augsburg mit 44 Mio. Euro. Auf Platz 15 liegt Europa League Teilnehmer Union Berlin mit 40 Mio. Euro. Platz 16 geht an Arminia Bielefeld mit 31 Mio. Euro vor dem VfL Bochum mit 19 Mio. Euro, die mit Platz 13 in der sportlichen Tabelle damit ein sehr gutes Ergebnis erzielt haben. Geld schießt eben nicht unbedingt Tore.

Die Personalaufwandsquoten-Tabelle (in Klammern das Ergebnis vom Vorjahr)

1. RB Leipzig (2.)
2. Eintracht Frankfurt (9.)
3. 1. FSV Mainz 05 (4.)
4. SC Freiburg (10.)
5. Bayer 04 Leverkusen (7.)
6. Greuther Fürth (neu)
7. FC Augsburg (5.)
8. FC Union Berlin (8.)
9. VfB Stuttgart (18.)
10. Borussia Mönchengladbach (16.)
11. FC Bayern München (6.)
12. Borussia Dortmund (3.)
13. VfL Wolfsburg (11.)
14. Arminia Bielefeld (13.)
15. TSG Hoffenheim (1.)
16. VfL Bochum (neu)
17. 1. FC Köln (14.)
18. Hertha BSC Berlin (17.)

Der Absturz der TSG Hoffenheim ist vorallem auf den massiven Umsatzrückgang zurückzuführen. Der SC Freiburg, der in dieser Disziplin letztes Jahr noch im Mittelfeld landete, steht jetzt in der Spitzengruppe, sprich der Club hat an den Stellschrauben, die noch nicht perfekt waren, anscheinend richtig gut gedreht. RB Leipzig weiß mit seinem Geld etwas anzufangen, was man bei der Hertha noch nicht wirklich behaupten kann. Der Unterschied beim finanziellen Verhalten der Aufsteiger 2021 Fürth und Bochum wird auch hier sichtbar. Die beiden Aufsteiger 2022 Werder Bremen und Schalke 04 würden zwischen dem VfB Stuttgart und Mönchengladbach bzw. auf Platz 1 landen. Insbesondere Schalke scheint langsam seine Hausaufgaben zu machen.

Die Personalaufwandsquote im Vergleich zu 2019 (vor der Pandemie) zu senken gelangen RB Leipzig (-1 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (- 9 Prozent). Die Personalaufwandsquote mehr als verdoppelt hat Hertha BSC Berlin (104 Prozent). Auch bei Arminia Bielefeld (78 Prozent), Eintracht Frankfurt (53 Prozent), Köln, Mainz und Bochum (jeweils 48 Prozent) ist sie stark nach oben geschossen. Moderat ist sie bei Greuther Fürth (8 Prozent), dem SC Freiburg (4 Prozent) und Bayer 04 Leverkusen (1 Prozent) gestiegen.

6. Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen. Ist selbst das Eigenkapital negativ, wie bei den Sorgenkindern Union Berlin, Arminia Bielefeld, dem VfL Bochum und den Aufsteigern Werder und Schalke ist das eigentlich gar nicht messbar. Für die Lizenzerteilung hat das aber wie immer anscheinend keine Rolle gespielt.

Das Fremdkapital

Bevor wir auf den Grad der Verschuldung schauen, blicken wir erstmal auf das Fremdkapital. Es bildet das Gegenteil des Eigenkaptials und bezeichnet die Schulden, eines Unternehmens. Konnten zwischen 2018 und 2019 noch sechs Vereine ihr Fremdkapital senken (FC Bayern, RB Leipzig, Schalke 04, VfL Wolfsburg, Bayer 04 Leverkusen, FC Union Berlin), gelang dies zwischen 2019 und 2020 nur noch drei Vereinen: Eintracht Frankfurt (-7 Prozent), Borussia Mönchengladbach (-15 Prozent) und dem VfL Wolfsburg (-14 Prozent). Zwischen 2020 und 2021 schafften es wieder acht Vereine: Mainz 05 (-48 Prozent), TSG Hoffenheim (-31 Prozent), Hertha BSC Berlin (-26 Prozent), FC Augsburg (-24 Prozent), FC Bayern München (-12 Prozent), Eintracht Frankfurt (-10 Prozent) und der VfL Wolfsburg (-6 Prozent).

Während im letzten Jahr der VfB Stuttgart (91 Prozent) und Arminia Bielefeld (89 Prozent) ihr Fremdkapital noch fast verdoppelt hatten, lief es dieses Jahr für die Clubs deutlich besser. Mit 58 Prozent Zuwachs liegt hier der SC Freiburg vorne – mal eine wirklich untypische Konstellation, dass Mainz 05 und der SC Freiburg so weit auseinanderliegen. Bei Greuther Fürth stieg das Fremdkapital um 55 Prozent, gefolgt von RB Leipzig (39 Prozent). Bei den Clubs mit negativem Eigenkapital stieg das Fremdkapital um 24 Prozent (VfL Bochum), 16 Prozent (Union) bzw. 8 Prozent (Arminia Bielefeld). Während es beim Aufsteiger Schalke 04 um 20 Prozent gesunken ist, stieg es bei Werder um 32 Prozent an. Das meiste Fremdkapital hat RB Leipzig mit 303 Mio. Euro angehäuft. Aufsteiger Schalke 04, der im Jahr zuvor mit 244 Mio. Euro noch unrühmlicher Spitzenreiter war, landet hinter dem Derby-Nachbarn aus Dortmund mit „nur“ noch 195 Mio. Euro auf Platz 3. Mit Abstand das geringste Fremdkapital weist Greuther Fürth mit 7 Mio. Euro auf. Allerdings sagt die Zahl des meisten Fremdkapitals alleine wenig aus. Daher setzt man das Fremdkapital in Relation zum Eigenkapital und erhält den Verschuldungsgrad.

Die Verschuldungsgrad-Tabelle (in Klammern das Ergebnis vom Vorjahr)

1. TSG Hoffenheim (1.)
2. FC Bayern München (3.)
3. SC Freiburg (2.)
4. 1. FSV Mainz 05 (6.)
5. FC Augsburg (7.)
6. Borussia Dortmund (4.)
7. Bayer 04 Leverkusen (5.)
8. Hertha BSC Berlin (11.)
9. Borussia Mönchengladbach (8.)
10. RB Leipzig (9.)
11. Eintracht Frankfurt (10.)
12. Greuther Fürth (neu)
13. VfB Stuttgart (12.)
14. VfL Wolfsburg (14.)
15. 1. FC Köln (13.)
16. FC Union Berlin (16.)
17. Arminia Bielefeld (17.)
18. VfL Bochum (neu)

Wie im letzten Jahr, gab es auf den vorderen Plätzen keine großen Änderungen. Ein risikoarmes Geschäftsgebaren legen also Hoffenheim, die Bayern und der Freiburg weiterhin an den Tag. Der Verschuldungsgrad blieb bei der TSG seit Einführung der Bilanzpublikation konstant auf einem niedrigen Niveau (0,20) und ist in diesem Jahr sogar auf 0,15 gesunken. Das bekommt kein anderer Bundesligist hin, selbst die Bayern liegen bei 0,31. Bis Corona hat sich der SC Freibug auf ähnlichem Niveau bewegt, aber der Verschuldungsgrad hat sich mehr als verdoppelt (von 0,20 auf 0,42) – jedoch ebenfalls auf sehr niedrigem Niveau. Bei Mainz 05 läuft es trotz Pandemie von Jahr zu Jahr besser. Lag er 2018 noch bei 0,98 steht er jetzt bei 0,64. Der FC Augsburg, Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen sind die weiteren Vereine, die noch einen Veschuldungsgrad unter 1 aufweisen, d.h. bei denen das Eigenkapital noch größer als das Fremdkapital ist.

Trotz Pandemie gelang es neben Mainz 05 weiteren Clubs den Verschuldungsgrad zu senken. Durch den Investor senkte ihn Hertha von über 12 (2019) bereits auf unter 4 (2020) und nun auf 1,01. Auch der FC Augsburg senkte ihn von 0,92 (2019) auf 0,82 (2021), die Bayern von 0,34 (2019) auf 0,31 (2021) und der VfL Wolfsburg von 7,1 (2019) auf 5,81 (2021).

Umgekehrt hat sich der Verschuldungsgrad in den letzten beiden Jahren beim 1. FC Köln versechsundfünfzigfacht, bei Greuther Fürth versiebenfacht, beim BVB verdreifacht, beim SC Freiburg und bei Bayer 04 verdoppelt, Während RB Leipzig im vorletzten Geschäftsjahr durch die 100 Mio. Euro, die dem Eigenkapital aus Fuschl am See damals zugeflossen sind, den Verschuldungsgrad massiv senken konnte, trat wie im letzten Jahr auch ein kleiner Jo-Jo-Effekt ein und der Verschuldungsgrad nahm wieder zu, so dass er jetzt mit 2,30 doppelt so hoch lag wie vor der Pandemie (1,15).

Für die Plätze 16 bis 18 lässt sich der Verschuldungsgrad gar nicht richtig kalkulieren, da die Vereine negatives Eigenkapital aufweisen. Gleiches gilt für die Aufsteiger Werder Bremen und Schalke 04. Damit würde Werder zwischen Bielefeld und Bochum landen, Schalke zwischen Köln und Union.

Doch was zählt schon ein „Spieltag“, sprich eine Unternehmenskennzahl. Diese würde zu kurz greifen, um tatsächlich einen Club von allen Seiten finanziell abzuchecken, ihn mit den anderen Clubs zu vergleichen und Änderungen im Vergleich zum Vorjahr aufzuzeigen. Die von mir genutzten Kennzahlen spiegeln kurzfristige und längerfristige finanzielle Kriterien wieder. Die Abschlusstabelle „lügt“ nicht, wie wir alle wissen. Diese folgt dann in Teil 4. In 2019 und 20020 hat der SC Freiburg den Titel geholt. Ob dem Verein dies in der „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ 2021/22 wieder gelingt?  Oder schafft die TSG Hoffenheim die Titelverteidigung?