Helfen und Helfen lassen

Heute möchte ich mir mal von Euch helfen lassen. In den vergangenen Monaten wurde ich von vielen Seiten angesprochen, dass die Aktion, die drei Organisationen Tacugama in Sierra Leone, den Sheldrick Wildlife Trust in Kenia und Helfende Hände für Nepal Mainz e.V. mit meinem Buch „Zu Gast – In vielen Ecken dieser Welt“ zu unterstützen, eine tolle Sache sei. Nur das mit dem Lesen finden nicht alle wirklich prima, was natürlich vollkommen in Ordnung ist. Was jedoch auf große Zustimmung stößt, ist das Logo „Meenzer on Tour“. Dieses hat Mibo entworfen, ein erfahrenen Graphiker und langjährigen Stadiongänger aus dem R-Block.

Ich selbst bin kein Logo-Fetischist und ich bin mir auch unsicher, ob das Logo auf Merchandise-Artikeln bei Euch gut ankommt. Trotzdem habe ich mir zu diesem Thema ein paar Gedanken gemacht. Wie bei dem Buch steht nicht mein Profit im Vordergrund, sondern die Möglichkeit, mit einem Produkt, was Euch einen Mehrwert bietet, Gutes zu tun. „Meenzer on Tour“ soll dabei nicht für meinen Blog stehen, sondern für das was Mainz ausmacht: Offenheit, Toleranz und Lust, Neues kennenzulernen. Da Meenzer auch als Plural verwendet wird, hoffe ich, dass sich auch Meenzerinnen durch den Titel vertreten fühlen.

Der einfachste Merch-Artikel ist ein Sticker. Tatsächlich habe ich einige Anfragen erhalten, ob ich nicht Meenzer-on-Tour-Aufkleber unters Volk bringen möchte. Was für mich beim Produzieren von Büchern oder Merch-Artikeln höchste Priorität hat, ist das Thema Nachhaltigkeit. Ich habe zahlreiche Anbieterseiten für (vegane (!)) Aufkleber durchforstet, musste die Suche aber ständig neu beginnen: Schließlich sind Lack und Kleber bis heute nicht wirklich umweltfreundlich. Daher habe ich mich nach anderen Produkten umgeschaut, die einen Mehrwert bieten, „on Tour“ mitgenommen werden können und die möglichst nachhaltig produziert werden: Gelandet bin ich unter anderem bei einem Turnbeutel.

Da aber auch das nachhaltigste Produkt reine Verschwendung ist, wenn es niemand nachfragt, lasse ich die Sachen nur produzieren, wenn ich ein entsprechendes Feedback von Euch erhalte. Dabei geht es um keine verbindliche Bestellung. Natürlich könnte ich auch einfach bei einem großen T-Shirt-Händler einen Turnbeutel entwerfen und Euch die Möglichkeit bieten, diesen dort zu bestellen. Aber geht es Euch nicht auch so, dass es nervt, mittlerweile fast alles online zu bestellen und geliefert zu bekommen? Natürlich liefere ich gerne an Leute außerhalb von Mainz per Post, aber wie bei den Büchern, bietet die persönliche Übergabe die Möglichkeit, mal wieder ins persönliche Gespräch zu kommen. Davon ab, gibt es aktuell bei den bekannten Online-Händlern gar keine fair gehandelten Bio-Turnbeutel. 

Langer Rede, kurzer Sinn – voilà das Produkt, das mir aktuell vorschwebt:

Meenzer on Tour Turnbeutel für maximal 7 €

  • 1 € geht an die Organisation Deiner Wahl: Das Schimpansen-Reservat Tacugama in Sierra Leone, das Elefanten-Waisenhaus Sheldrick Wildlife Trust in Kenia bzw. „Helfende Hände für Nepal Mainz e.V.“
  • 100 % Bio-Baumwolle
  • „Meenzer on Tour“ Logo in rot
  • Öko-Siebdruck: Die Druckfarben sind wasserbasierend und öklogisch abbaubar
  • Fair gehandelt
  • Maschinenwäsche 30°C
  • Format 32 x 42 cm
  • GOTS- und Fairtrade-Zertifizierung
  • Produziert von GREEN SHIRTS, die erneuerbare Energien in der Produktion verwenden, klimaneutral versenden und soweit möglich in Deutschland die Sachen herstellen.

Der Preis ist ein Maximalpreis, sprich bei höherer Auflage wird der Gesamtpreis niedriger. Allerdings soll natürlich 1 Euro, der für die gewählte Organisation gedacht ist, garantiert werden. Vielleicht liege ich komplett falsch und niemand hat ein Interesse an diesem Artikel. Dann ist das alles überhaupt kein Problem, denn wie bereits geschrieben, lieber nichts produzieren als etwas auf Halde liefern lassen, das niemand möchte.

Ich bin auf Euer Feedback gespannt! Jedes Feedback egal ob positiv oder negativ hilft. Gerne könnt ihr mir dieses auch morgen am Stadion oder danach im Fanhaus geben.

Spätlese Dortmund Jahrgang 2018/19

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Die Fahrt nach Dortmund mit der Bahn verlief relativ unspektakulär. Lediglich die Ansage der zwischenzeitlichen Verspätung ließ aufhorchen: „Wir haben eine Ausbildungsgruppe auf der Lokomotive“. Und kurz darauf „Die Lokomotive hat eine technische Störung“. Schließlich „Die Ausbildungsgruppe arbeitet an einer Lösung“ und bald darauf ging es mit sehr geringer Verzögerung im Betriebsablauf weiter. Was jetzt Ursache und was Wirkung war, bleibt ein Geheimnis der Bahn. Aber wenigstens bildet die Bahn noch aus, was leider nicht jeder größere Betrieb in Deutschland von sich behaupten kann.

Zuschauer-Magnet Westfalenstadion
Zuschauer-Magnet Westfalenstadion

02 (N)immer nuff:

Über 80.000 Zuschauer müssen alle zwei Wochen in Dortmund aus allen Ecken Nordrhein-Westfalens ins größte Stadion der Republik gekarrt werden. Mittlerweile habe ich jedwede Variante ausprobiert. Mit Ausnahme der Variante zu Fuß vom Hauptbahnhof oder per Fanzug zum Stadion zu gelangen, sind alle anderen Optionen ein ziemlich stressiges Vergnügen. Diesmal wählte ich wieder die U-Bahn. Damit sich die Leute am Hauptbahnhof nicht gegenseitig auf die Gleise stoßen, wird bereits eine Etage oben drüber ein Eingang zu den Gleisen komplett gesperrt und beim zweiten Eingang gibt es eine Einlasskontrolle des Sicherheitsdienstes. Diese Kontrolle gilt für alle Nutzer der U-Bahn, egal ob sie mit der U45 zum Stadion fahren möchten oder mit Fußball gar nichts am Hut haben und wo ganz anders hinfahren möchten. Dortmund lebt Fußball – diesem wird am Spieltag wohl komplett alles untergeordnet. Man kann den Ballspielverein Borussia gut oder schlecht finden, der Großteil der Menschen in der Region ist einfach herzlich und dieses abgedroschene Motto „Echte Liebe“ kommt hier wirklich noch echt rüber. Vier Tage blieb ich diesmal in der Stadt und jeden Tag sah ich Dutzende von Menschen mit BVB-Trikots und anderen Utensilien durch die Straßen ziehen.

Mit stoischer Gelassenheit wurde nachkicks am Stadionbahnhof auf den Zug gewartet. An den beiden unendlich langen Bahnsteigen tummelten sich mehrere hundert Menschen im einsetzenden Schneeregen. Die Ansage verstand niemand. Es hielten hintereinander mehrere Regionalbahnen in Richtung Sauerland mit einem Fassungsvermögen von vielleicht 100 Plätzen – am anderen Ende des Bahnsteigs. Im Aushang stand etwas von Sonderzügen – die Minizüge gab es gar nicht auf dem Fahrplan, weder auf dem Sonder- noch auf dem regulären Fahrplan. Irgendwann fuhr ein extrem langer, leerer Zug ein. Statt anzuzeigen, wohin dieser fährt, war „Fußballsonderzug“ angegeben. Wieder knackste und kruschelte die Ansage und die Menge stieg ein. Die einen wollten nach Soest, die anderen nach Unna, manche nach Hamm. Es war sicher, dass ein Teil dieser Gruppe im falschen Zug gelandet war. Die Gelassenheit, einfach mal einzusteigen und zu schauen was kommt, fand ich schon ziemlich sympathisch. Ich musste nur eine Station fahren und auf mein Nachfragen hin, ob der Zug in Hörde halten würde, bejahten dies alle Umstehenden. Tatsächlich kam ich pitschenass nach ein paar Minuten an meinen Zielbahnhof an. Wohin der Zug weiterfuhr, erfuhr ich dann nicht mehr.

Nice Photobombing in Rot, Weiß und Gold
Nice Photobombing in Rot, Weiß und Gold

03 Kon-Trolle

„Die Zuschauerzahl des heutigen Abends beträgt 81.365. Damit ist das Stadion wieder ausverkauft“. Traditionell wird diese Ansage so um die 60. Minute vom Stadionsprecher verkündet. Norbert Dickel sprache sie mit ein bisschen Patos in der Stimme aus. Das größte Stadion der Republik wieder bis auf den letzten Platz gefüllt! Alles super!? Keineswegs! Der Gastmannschaft stehen 10% des Fassungsvermögens zur Verfügung, sprich 8.136 Plätze. Nach Aussage von Mainz 05 haben 4.500 Fans des FSV die rot-weißen Jungs in den Pott begleitet. Nun stellt sich die Frage, wer die anderen 3.600 Menschen sind, die sich im Gästeblock aufhielten.

Die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA ist natürlich ihren Shareholdern verpflichtet – sprich den Aktionären. Diese drängen auf Gewinnmaximierung. Dies setzt wiederum eine möglichst hohe Auslastung des Stadions voraus. Jeder Platz, der nach dem Anpfiff leer bleibt, ist, um im schwarz-gelben Umfeld zu bleiben, wie eine Banane die braun und damit unverkäuflich geworden ist. Wenn es nun Mainz 05 nicht auf die Reihe bekommt, mit über 8.000 Menschen nach Dortmund zu ziehen, verkauft Borussia Dortmund die Karten an andere Interessierte.

Da es im Fußball nur noch ums Geschäft geht, ist diese Maßnahme nachvollziehbar. Aus diesem Grund steht auf den Eintrittskarten des Gästeblocks auch deutlich drauf „Kein Zutritt in BVB-Fankleidung“. Damit sichert sich die schwarz-gelbe Kapitalgesellschaft prima ab. Die Tickets werden verkauf. Es gibt keine Umsatzeinbußen und die Gästefans bleiben zumindest visuell unter sich. Soweit die Theorie.

Für jedes Fußballspiel stellt der gastgebende Verein eine Anzahl an Ordnern, die die existierende Stadionordnung mittels Kontrollen durchsetzen sollen. Allerdings ist es in Dortmund Tradition, dass Zuschauer in schwarz-gelben Fanutensilien in den Gästeblock gelassen werden. Dies sollte doch mit dem Hinweis auf dem Ticket eigentlich ausgeschlossen sein. Dass die Realität ganz anders aussieht, bewies wieder einmal der Samstagabend. Unzählige Groundhopper und Touristen mischten sich unter das Publikum im Gästeblock. Dagegen ist eigentlich nicht viel einzuwenden, denn wenn wir den Block nicht voll bekommen und die Leute dort nicht durch Provokationen auffallen, hält sich da die Schwellung meiner Halsschlagader in Grenzen. Aber leider ließen die Ordner jeden Zuschauer in die beiden Blöcke, der eine entsprechende Eintrittskarte vorweisen konnte.

Lediglich die Ordner von Mainz 05 versuchten bereits vor dem Anpfiff die Sache halbwegs zu regeln. Sie forderten einerseits die BVB-Ordner auf, ihre Arbeit zu machen, und baten höflich schwarz-gelb gekleidete Leute, sich aus dem unteren Bereich des Gästeblocks in den oberen Bereich zurückzuziehen. Spätestens nach dem Dortmunder Führungstreffer hätten die BVB-Ordner dafür sorgen müssen, schwarz-gelbe Provokateure aus dem Block zu geleiten. Aber sie taten nichts. Frei nach Uli Hoeneß sind natürlich die Fans für die Stimmung verantwortlich. Diese war nach dem Führungstreffer merklich verdorben, was aber weniger am sportlichen Geschehen denn am Versagen der BVB-Ordner lag. In der zweiten Halbzeit dominierten die rot-weißen Jungs das Geschehen auf dem Platz und der Funke sprang tatsächlich vom Platz auf den Block über und die Stimmung im Block kochte im positiven Sinne über.

Mit etwas Abstand betrachtet, frage ich mich, warum der BVB nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernt? Sicherlich fahren nicht nur die Nullfünfer sondern auch andere Vereine nicht mit 8.000 Leuten nach Dortmund. Gleichzeitig gibt es zwei Fanblöcke 60 und 61. Wieso ist es nicht möglich, dem Gastverein zunächst nur einen Block für den Vorverkauf zuzuweisen? In diesem Block wären dann die, die immer fahren und die die halt schon früh planen, nach Dortmund zu fahren. Das wäre sicherlich ein Großteil der 4.500 Leute gewesen, die die Nullfünfer begleitet haben. Den anderen Block kann man dann später mit Fußballtouristen und schwarz-gelben Sympathisanten locker auffüllen. Somit hätten alle mehr vom Spiel gehabt. Schließlich flüchteten nach dem Führungstreffer auch schwarz-gelbe „Normalos“ aus dem Block, die nur Karten für diesen Bereich ergattern konnten, weil sie sich im Gästeblock natürlich nicht wirklich wohl fühlten.

"Kein Zutritt in BVB-Fankleidung" - Entscheidend ist, was der Sicherheitsdienst (nicht) macht
„Kein Zutritt in BVB-Fankleidung“ – Entscheidend ist, was der Sicherheitsdienst (nicht) macht

04 Kampf um den Mampf

Mehr als 80.000 Menschen mit Futter und Getränken zu versorgen ist eine Kunst für sich. Dass das in Dortmund im Gästebereich auch mit Barzahlung funktioniert, beweist, dass die Einführung von Kartenbezahlsystemen, zumindest im Gästeblock, einfach eine verdeckte Abzockmöglichkeit ist. Nicht jede(r) gibt seine Kate nach Spielschluss zurück. Die Karten haben auch nur eine begrenzte Gültigkeit oder die Firmen, die hinter den Bezahlsystemen stecken, gehen einfach mal Pleite.

Der Sonderschalter für Bier sucht Seinesgleichen in der Republik – orientiert sich aber wenigstens nicht nur an der Gewinnmaximierung sondern auch am Grundbedürfnis vieler Stadionbesucher*innen. Eine vegetarische Frikadelle, die schmeckt und nicht gleichzeitig mit Knoblauchwürze gepimpt wurde, sucht man in den anderen Gästeblöcken der Republik vergebens.

Fast-Lane für den Gerstensaft
Fast-Lane für den Gerstensaft

05 Käfighaltung

Anders als in München, wo es als Gast nur „Ameisenfußball“ (Copyright by Rolf) zu sehen gibt, bietet der Block 61 eigentlich eine recht gute Sicht aufs Spielfeld. Leider allerdings auch eine perfekte Sicht auf die Gelbe Wand. Das ist vielleicht ein weiterer Grund, warum es viele Touristen in den Gästeblock zieht. Das Photobombing der Szene mit ihren rot-weiß-goldenen Fahnen verdarb dann doch das eine oder andere Bild, das doch eigentlich das schwarz-gelbe Chaos-Intro zeigen sollte.

In der zweiten Halbzeit ist der Funke vom Platz wieder in den rot-weißen Gästeblock übergesprungen - den  schwarz-gelben Farbtupfern zum Trotz
In der zweiten Halbzeit ist der Funke vom Platz wieder in den rot-weißen Gästeblock übergesprungen – den schwarz-gelben Farbtupfern zum Trotz

Fazit: Der Jahrgang 2018/2019, schmeckte etwas schal, da schwarz-gelbe Zutaten in einem guten Tropfen nichts zu suchen haben.