Finanzielle Nachhaltigkeit Borussia Mönchengladbach Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des heutigen Gasts von Mainz 05, Borussia Mönchengladbach.

Einleitung
Vergleich der KPIs von Borussia Mönchengladbach und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach

Mainz 05-Fans im Borussia-Park

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs von Borussia Mönchengladbach und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach50%51%49%42%32%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach42%43%43%36%26%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach51%49%67%61%62%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
Borussia Mönchengladbach119%119%121%154%207%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

* Borussia Mönchengladbach bilanziert zum 31. Dezember statt wie die meisten Clubs zum 30. Juni, daher beziehen sich die Zahlen auf den Bilanzstichtag 31. Dezember 2022.

Quelle: DFL

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 20er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben (inklusive Aufsteiger).

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach würde zwei von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Damit belegt die Borussia Platz 7 in der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023, sprich mit 50 % erfüllter Nachhaltigkeitskriterien schafft es die Borussia in die Conference League. Da hat man keine Fragen mehr, wenn es darum geht, ob die DFL, sprich die Clubs, mit Geld umgehen können.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 26 Prozent noch über den geforderten 20 Prozent. Sie hat sich in den letzten Jahren allerdings negativ entwickelt. Die Borussia bilanziert zum Jahresende, sprich, sie war 2020 schon mitten in der Pandemie, hatte diese aber auch 2022 komplett hinter sich gelassen. Daher wiegt es wirklich schwer, dass die Eigenkapitalquote (und auch die anderen Finanzkennzahlen) nach der Pandemie noch schlechter wurde als während der Pandemie. Mit den 26 Prozent liegt die Borussia auf Platz 10 zwischen RB Leipzig und der Hertha – also zwischen zwei Clubs, die es trotz Investor nicht hinbekommen, eine höhere Eigenkapitalquote zu erreichen als die Borussia. Auch ist es ein Zeichen, dass ein Investor nicht unbedingt ein Garant dafür ist, dass es finanziell töfte läuft.

Die Personalaufwandsquote der Borussia liegt mit 62 Prozent unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Allerdings lag sie 2019 noch bei vergleichsweise guten 49 Prozent. 2020 war sie aber auch schon mal bei 67 Prozent angelangt, sprich die Borussia reagierte auf die Auswirkungen der Pandemie und hat sie wieder senken können. Trotzdem ist die Quote im Vergleich zu den anderen Clubs viel zu hoch. Noch schlechter sieht es nur bei Hoffenheim und der Hertha aus, die ja mittlerweile in der 2. Liga kickt.

Der geforderte Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent wird mit 32 Prozent deutlich verfehlt. Selbst vor der Pandemie lag er nur bei 50 Prozent, sprich selbst in „guten“ Zeiten war die Borussia nicht in der Lage, möglichst viel selbst zu finanzieren. Mit den 32 Prozent liegt die Borussia auf Platz 11 zwischen RB Leipzig und der SGE.

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 207 Prozent liegt knapp über den geforderten 200 Prozent. Damit belegt die Borussia Platz 9. Lediglich 8 Clubs (TSG, FCB, M05, SCF, BVB, B04, FCA und SVD) schaffen es unter den 200 Prozent zu bleiben – interessanterweise schaffen es diese 8 Clubs sogar unter 100 Prozent zu bleiben – so wird eine extreme Kluft sichtbar zwischen Vereinen, die es schaffen, mit eigenen Kapital (bzw. dem vom Bayer-Konzern) den Spielbetrieb zu finanzieren und Clubs, die verstärkt auf Fremdkapital angewiesen sind, um in der Bundesliga mitzuspielen. Hatte die Borussia die Verschuldung während der Pandemie noch gut im Griff (2020: 121 % und 2021: 154 %) sieht die Lage Ende 2022 nicht wirklich rosig aus. Man darf auf den Jahresabschluss 2023 gespannt sein.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von Borussia Mönchengladbach

Die Borussia ist irgendwie die Graue Maus der Liga, wenn es um die Finanzen geht. Sie fällt weder extrem positiv noch extrem negativ auf. Sie fällt allerdings nur nicht so negativ auf, weil es einfach so viele andere Clubs gibt, die finanziell noch so viel schlechter aufgestellt sind.

Bei der Borussia knallte die Pandemie mit Verzögerung rein. Nach Aussage von Geschäftsführer Stephan Schippers haute sie mit 10 Millionen Euro rein. 30 Millionen Euro TV-Gelder gab es zudem 2022 für die Borussia weniger und dann musste man noch Adi Hütter abfinden. Da der Umsatz allerdings trotzdem gestiegen ist, hat es die Borussia hinbekommen, sich von dem Tropf der TV-Gelder etwas unabhängiger zu machen. Vielleicht sollten unsere Verantwortlichen mal bei der Borussia nachfragen, wie sie das gemacht hat, denn unsere Vorstände tragen ja mantra-artig vor, dass Mainz 05 komplett abhängig von Fernsehgeldern sei. Die Borussia hat natürlich einen komplett anderen Hintergrund wie Mainz 05. Viele ältere Semester halten es noch mit der Borussia aus Zeiten der Fohlen-Elf. Das zeigt aber, dass es durchaus möglich ist, mit einem geschärften Profil wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Wenn man allerdings mit den Großen für einen Investoren-Deal stimmt und gegen Aufsichtsrat und Mitglieder votiert, dann schärft man kein Profil, sondern man wird austauschbar. Das hat man bei uns im Vorstand noch nicht verstanden. Eigentlich haben wir mit unserem Leitbild gute Voraussetzungen, unser Profil zu schärfen – der Vorstand müsste es nur mal tun .  

Die Borussia ist übrigens sehr stolz darauf „über das zweitgrößte Eigenkapital aller eigenständigen Bundesligisten, die keine Anteilseigner haben“ mit 47 Mio. Euro zu verfügen (hinter dem SC Freiburg mit 95 Mio. Euro). Mainz 05 folgt mit 40 Mio. Euro. Das wäre doch eigentlich auch für uns mal ein Grund, stolz zu sein, dass wir das als Verein 2022 geschafft haben. Stattdessen wird im Vorstand nur darüber geredet, dass wir uns nichts leisten könnten. Mit so einer Attitüde begeistert man die Mitglieder sicherlich nicht. Die meisten 05er*innen glauben wahrscheinlich, dass wir kurz vor der Pleite stehen. Daher sollten die Verantwortlichen die Situation nicht schlimmer reden, als sie ist und etwas mehr Optimismus ausstrahlen. Den haben sie sich ja mit „Bo 2“ gerade eingekauft.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: Borussia Mönchengladbach – Schippers ordnet Geschäfszahlen ein

Spätlese Bayer 04 Leverkusen Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

Mainz 05-Fans im Gästeblock des Ulrich Haberland-Stadions

01 Hin und weg:

Fahrten nach Leverkusen bieten wahrlich kein Feuerwerk an zu erwartenden Anekdoten. Trotzdem mag ich die Fahrt dorthin immer ganz gerne. Ich komme mit dem Zug gut hin und freitags sogar noch zurück nach Mainz – dem Nachtzug Amsterdam – Zürich sei Dank. Das war dann doch mal ein Novum für mich. Nicht mit dem IC oder ICE zu fahren, sondern mit einer niederländischen Lok, die Schweizer Großraum- und Österreichische Liegewagen zog.  Man könnte ja schon fast von „Mainz 05 International“ sprechen. Vielleicht sind das die gefühlten Ansprüche, die uns in der nächsten Zeit erwarten. Insbesondere wenn man es dienstags abends nicht zum Bruchweg nuff schafft.

02 (N)immer nuff:

Leverkusen wird vielleicht erstmals Deutscher Meister – einen Hauptbahnhof haben sie aber nicht. Den hat selbst Wolfsburg. Leverkusen hat erst recht keinen Fernverkehr zu bieten. Das höchste der Gefühle sind Regionalexpresse. Aber egal – der Spaziergang vom Bahnhof Leverkusen-Mitte zum Stadion durch einen Park ist wirklich nett, Er ist nicht zu lang. Er bietet auch die Möglichkeit, sogar noch das eine oder andere Kaltgetränk bei fliegenden Händler*innen zu erwerben. Das gibt es leider auf vielen anderen Fußwegen zu den Stadien der Republik überhaupt nicht mehr, z. B. wenn ich an Augsburg denke.

Mit dem Nachtzug von Köln zurück nach Mainz

03 Kon-Trolle

Wenn man wie ich freitags ins Büro muss, montags aber nicht, und dann freitagsabends auswärts fahre, dann steht und fällt vieles mit der Infrastruktur vor Ort. Zum Glück gibt es in Leverkusen eine Abgabestelle direkt vor dem Gästeblock. Die Abgabe kostet einen Euro. So ist die Arbeitstasche in guten Händen und der Preis dafür ist natürlich im Vergleich zum Schließfach wesentlich günstiger. Und natürlich gibt es in Leverkusen-Mitte gar kein Schließfach. Man muss halt als Fußballfan immer wieder vor einem Auswärtsspiel die Faninfos lesen. Denn jeder Verein hält es mit der Abgabe anders. Das ist auch eines dieser Mosaiksteinchen, die mir zeigen, dass man als DFL auf internationale dicke Hose machen möchte. Aber man bekommt es nicht mal gebacken, bei so einem simplen Thema in der Liga einen Standard einzuführen. Man darf halt nicht mit Sack und Pack ins Stadion – das ist wenigstens Konsens.

Daraus aber eine Handlung abzuleiten, dass den Stadionbesuchenden eine Abgabestelle zur Verfügung steht, ist natürlich zu viel verlangt. Zum Beispiel gibt es sie in Köln oder Bochum nicht. Die Print @ Home-Tickets mussten übrigens nicht ausgedruckt werden. Daher hier mal ein doppeltes meisterliches Lob an Lev. Das sieht ja in anderen Stadien auch wieder anders auch. Auch hier wäre eine Standardisierung angebracht. Ich erhalte immer wieder von Heimfans den Hinweis, doch einfach ein elektronisches Ticket zu erwerben. Blöd nur, dass Tickets für den Gästeblock mit Ausnahme der Bayern-Heimspiele ausschließlich als Print@Home angeboten werden. Ja ja, die Standardisierung bei der DFL…

Ankunft in Leverkusen-Mitte

04 Kampf um den Mampf

Theorie und Praxis klaffen auch beim fleischlosen Futter komplett auseinander. Leverkusen war eigentlich immer schon extravagant, was den Gästeblock anbetraf. Es gab schon mal Blattsalat – von daher wunderte ich mich über Bulgursalat mit Falafel nicht wirklich. Aber der war zwanzig Minuten nach Stadionöffnung schon ausverkauft. Auch hier bekomme ich häufig die Rückmeldung, dass das, was ich schreibe nicht stimmen kann. Schließlich können sie vegane Gerichte wählen oder der Bulgur-Salat war doch noch verfügbar… Ja, im Heimbereich vielleicht oder sogar im Gäste-Sitzbereich.

Daran erkennt man, dass auch innerhalb des Stadions keine Standardisierung erfolgt. Ist ja in Mainz genauso. Dass PETA Schalke 04 immer zum „Vegetarier-freundlichsten Stadion“ kürt ist auch so eine Sache. Denn im Gästeblock gibt es nur Brezeln. Nun gut, bei Bayer 04 gab es auch Pommes, Brezel und Süßkram – von daher kann man da nicht meckern.

„Fußball gehört den Fans“-Banner in der Nordkurve

05 Käfighaltung

Nach einer Spielminute habe ich verstanden, warum Nadiem Amiri beim ersten Spiel im Stadion am Europakreisel so „lost“ beim Einwurf wirkte. Im Ulrich Haberland-Stadion liegen alle fünf Meter Bälle für schnelle Einwürfe bereit. Bei uns in Mainz können wir uns gefühlt zwei Ballmenschen für das gesamte Stadionrund leisten.

Aber gut, Bayer 04 muss ja auch nicht auf`‘s Geld achten. Das wird alles schön vom Konzern ausgeglichen, wenn mal eine Pandemie dazwischenkommt oder man sich mit den Spielern verzockt hat. Daher war das Spruchband „Der Fußball gehört den Fans“, den die Levs am Anfang hochhielten ja schon ein bisschen putzig. Sie werden wohl dank der Pillenmillionen erstmals deutscher Meister. Sie profitieren von der Sonderrolle bei 50+1 und denken, sie wären ein normaler mitgliedergeführter Verein. Schlimmer geht natürlich immer. Denn Lev kann in der Regel ganz gut mit dem Geld umgehen, was sie aus der Konzernzentrale erhalten. Im Gegensatz zu Wolfsburg.

Aber dennoch wird im Zweifelsfall halt, wie auch in Leipzig, Geld einfach nachgeschossen. Dass diese drei Clubs einfach so Saison für Saison weiterwurschteln, ist einfach ein Unding. Eigentlich hätte dieser Umstand bei jedem Spiel viele Tennisbälle verdient, zumal Bayer gerade einen Stellenabbau angeht. Es ist schon sehr delikat, die Meisterschaft zu holen und gleichzeitig Leute vor die Tür zu setzen.

„Wenigstens“ war bei den Levs die Stimmung diesmal vergleichsweise gut. Es verließ niemand in der 80. Minute das Stadion – das war in den letzten Jahren ergebnisunabhängig immer der Fall gewesen. Da frage ich mich schon manchmal, was einen ins Stadion treibt. Wenn am Ende die Prio ist, möglichst schnell mit seinem Auto wieder auf dem Weg nach Hause zu sein – unfassbar.

„Erfolg! Alles andere interessiert mich nicht.“

Bayer 04 Leverkusen-Boss Carro

So wird am Ende der Saison nach 2009 mal wieder ein Club Deutscher Meister, der auf 50+1 verzichten darf. Schließlich ist das ja Tradition. Und Tradition ist im Fußball ja wichtiger als Financial Fairplay. Das darf dann auch Bayer 04-Boss Carro behaupten: „Ich und die meisten anderen sehen uns nicht als Pillen- oder Plastikklub, sondern wir sind hundertprozentig ein Traditionsverein, der vielleicht eine Under-Governance hat beziehungsweise eine Ausnahme der 50+1-Regel ist, aber Tradition zu hundert Prozent“. Und weiter „Erfolg! Alles andere interessiert mich nicht.“

Ich denke, Bayer Leverkusen würde auch mit Einhaltung der 50+1-Regel gut dastehen. Daher verstehe ich solche Äußerungen nicht wirklich. Aber gut, man muss wohl ein Alphamännchen sein, um in gewisse Positionen zu kommen. Und sicherlich wurmt es gerade sehr viele Alphamännchen, dass sie auch wegen ein paar Tennisbällen ihren puren Machtwillen gerade nicht dursetzen konnten.

Financial Fairplay, richtig angewendet, würde hingegen dafür sorgen, dass die Clubs nicht mehr ausgeben können als sie einnehmen. Damit wäre es auch möglich, in die Digitalisierung und die Auslandsvermarktung selbst zu investieren. Aber da würden dann ja so sportlich tolle Entwicklungen wie die von Union, die alles auf Schulden aufgebaut haben, der Vergangenheit angehören. Und man könnte nicht mehr vom Fußballmärchen sprechen. Irgendwie haben wir da als Mainz 05 die Dauerkarte als Depp gebucht. Man hat den Boppes in der Hose und stellt einen Spieler frei, der sich mit den Werten des Vereins nicht identifizieren kann. Man wirtschaftet (zumindest bis 2022) seriös und steigt womöglich ab, weil man nicht mehr ausgibt als man einnimmt.

Aber, das war nach dem Schlusspfiff erstmal alles sekundär. Die Kurve ließ sich nicht hängen und baute Robin mit Sprechchören wieder auf. Und das ist gut so.

Unterstützung für Robin Zentner nach Abpfliff

Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 zeigt, wie meisterlich es Leverkusen hinbekommt, einem den Stadionbesuch angenehm zu gestalten. Wenn da nicht der Bruch von 50+1 wäre.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quellen:

WDR – „Bayer will zahlreiche Stellen in Deutschland streichen“

Transfermarkt: „Carro: Leverkusen zu 100 Prozent ein Traditionsklub – 50+1-Lockerung „würde guttun““

DAZN: Bayer CEO Carro exklusiv „Erfolg! Alles andere interessiert mich nicht“

Finanzielle Nachhaltigkeit FC Augsburg Saison 2023/2024

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit unseres heutigen Gasts von Mainz 05, den FC Augsburg.

Einleitung
Vergleich der KPIs vom FC Augsburg und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Augsburg
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Augsburg

Mainz 05-Fans im Schwabenstadion

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei der TSG Hoffenheim, bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie die österreichische Brause-Alimentierung in Leipzig.

Vergleich der KPIs vom FC Augsburg und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

20182019202020212022
FC Augsburg64%70%61%67%60%
Mainz 0586%79%74%88%127%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2022

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

20182019202020212022
FC Augsburg36%39%39%44%43%
Mainz 0544%50%45%51%60%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2022

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

20182019202020212022
FC Augsburg35%40%48%54%56%
Mainz 0539%34%46%50%46%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2022

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

20182019202020212022
FC Augsburg87%92%107%82%87%
Mainz 0598%84%97%64%41%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2022

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2022/2023 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2022/2023 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Augsburg

Der FC Augsburg würde vier von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde. Damit gehört der FC Augsburg zu einem der wenigen Vereine, die im Betrachtungszeitraum tatsächlich finanziell nachhaltig agieren. Der Großteil der Liga bekommt dies einfach nicht hin. Daher möchte der Großteil der Liga auch mehr Geld durch einen Investor erhalten. Da aber die Mehrheit der Clubs mit Geld leider gar nicht umgehen kann, ist bereits heute klar, dass das meiste Geld, das die Clubs erhalten würden, ohnehin wieder verbrannt werden würde.

Der geforderte Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent wird gerade noch erreicht. In früheren Jahren wurden die 60 Prozent übertroffen – selbst während der Pandemie. Mit den 60 Prozent liegt der FC Augsburg auf Platz 8. Championsleague-Dauergäste wie RB Leipzig (38 Prozent), die Diva vom Main (26 prozent) oder der daueralimentierte VfL Wolfsburg (21 Prozent) schneiden deutlich schlechter ab.

Die Eigenkapitalquote liegt mit 43 Prozent deutlich über den geforderten 20 Prozent. Sie hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt und stabilisiert. Auch hier liegt der FC Augsburg auf Platz 8. Insgesamt können 11 Clubs die geforderten 20 Prozent erreichen.

Die Personalaufwandsquote vom FC Augsburg liegt mit 56 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Allerdings lag sie 2018 noch bei hervorragenden 35 Prozent und stieg Jahr für Jahr an. Sie liegt jetzt auf dem Niveau des FC Bayern München. Beide Clubs belegen damit Platz 14. Noch schlechter sieht es nur bei Gladbach, und Hoffenheim aus sowie bei Clubs, die in den letzten Jahren in der 2. Liga kickten oder kicken (VfB, Darmstadt und Hertha).

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 87 Prozent liegt deutlich unter den geforderten 200 Prozent. Damit belegt der FC Augsburg einen guten 7. Platz. Zwischenzeitlich waren der Verschuldungsgrad während der Pandemie auf 107 Prozent gestiegen. Diesen Ausreiser hat man aber längst wieder eingefangen.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit vom FC Augsburg

Blickt man auf die Zahlen des FC Augsburg kann schon von einem Märchen sprechen. Der Verein kickte lange Zeit in der Bayern-Liga und bekommt es mittlerweile gebacken. finanziell seriös zu wirtschaften. Mit Letzterem befindet sich der FC Augsburg in einer Minderheit unter den Erstligisten. Einzig die Personalaufwandsquote steigt und steigt, während es sportlich stagniert. Wenn man die Zahlen vom FC Augsburg und von Mainz 05 vergleicht, könnte man meinen, beide Clubs agieren finanziell solide. Das stimmt auch. Allerdings lohnt sich hier ein Blick hinter die Kulissen beider Clubs. Mainz 05 ist ein eingetragener der Verein. Gerade die Eigentümerstruktur ist sehr transparent, denn der Verein gehört den Mitgliedern.

Anders der FC Augsburg: Hierbei handelt es sich um die Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA. 99,4 Prozent der Kommanditaktionäre gehören zur Hofmann Investoren GmbH. 0,6 Prozent gehören zum FC Augsburg e.V. Dementsprechend sind die Machtverhältnisse im Club. „Es werden im Hintergrund Millionenbeträge transferiert und ggf. Anteile an unserem FCA an eine unbekannte amerikanische Investorengruppe veräußert, ohne dass Fans und Mitglieder des FCA ins Boot geholt oder über den Einstieg informiert wurden.“ schreibt die Legio Augusta. Sprich: Der FC Augsburg wirtschaftet seriös mit dem vom Investor erhaltenen Geld. Man könnte meinen, dass das eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Ist sie in vielen Branchen auch – nur nicht im Fußballgeschäft, wenn wir da zum Beispiel an die Hertha denken – oder auch an die anderen Konstrukte der Liga, die finanziell auch nicht sagenhaft dastehen.

Es stellt sich die Frage, ob so eine Perspektive, wie sie der FC Augsburg erlebt, erstrebenswert ist – für den eigenen Verein aber auch für die DFL, wenn wir gerade an ihre Pläne denken. Ja, die sportliche Lage bei Mainz 05 ist aktuell bescheiden. Ob man allerdings mit den Fans des FC Augsburg tauschen möchte, steht auf einem anderen Blatt. Und dass Mainz 05 so eine finanzielle Stabilität ohne Investor hinbekommt, kann an dieser Stelle gar nicht genug gelobt werden.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Quelle: Investoreneinstieg beim FCA – Original 1907