Die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2018/19

Update 6. Juli 2020: Hier geht es zur Finanz-Bundeliga-Tabelle 2019/20

Erinnert Ihr Euch noch an die Traumbundesliga? In dieser hauptsächlich auf Twitter gezwitscherten Zusammenstellung füllten Fußballfans die 18 Plätze mit ihren Wunschvereinen. Daher auch der Name Traum…

Jetzt wissen wir alle, dass es bei der Bundesliga nur ums Geschäft geht. Um finanzielles Fairplay geht es dabei relativ wenig. Die DFL schaut in ihrer Lizenzierung hauptsächlich darauf, dass der Spielbetrieb in der nächsten Saison durch die sich sportlich qualifizierten Teilnehmer garantiert ist. Allerdings hat die Mitgliederversammlung der DFL im Dezember 2018 beschlossen, Club-Finanzkennzahlen zu veröffentlichen. Diese stehen seit 29. Mai 2019 öffentlich zur Verfügung. In der Wirtschaft also auch in der 1. Liga sollten Kennzahlen eine wichtige Rolle spielen, wenn es um Entscheidungen geht, die den Club beeinflussen. Kaufe ich den Spieler A, verkaufe ich den Spieler B, investiere ich in Steine etc.? Wichtig ist auch immer diese Kennzahlen im Vergleich zu anderen Clubs zu sehen, um zu erkennen, wie man so dasteht, als Verein, rein finanziell gesehen. Um eine solche Finanz-Bundesliga-Tabelle zu erstellen habe ich die Daten aller 18 Bundesligisten der Saison 2018/19 sowie der drei Aufsteiger, die 2019/20 dabei sind, analysiert. Bilanzstichtag war entweder der 30. Juni oder der 31. Dezember 2018.

Aus den folgenden von der DFL veröffentlichten Kennzahlen habe ich die weiter unten stehenden Unternehmenskennzahlen hergeleitet.

Finanzkennzahlen der DFL, u.a.

  • Anlagevermögen
  • Eigenkapital
  • Verbindlichkeiten + Rückstellungen (=Fremdkapital)
  • Bilanzsumme
  • Jahrsüberschuss
  • Personalkosten
  • Rohergebnis (als Umsatz genutzt)
100 % Einsatz für finanziell solides Wirtschaften zeigt der 1. FSV Mainz 05
100 % Einsatz für finanziell solides Wirtschaften zeigt der 1. FSV Mainz 05

Daraus habe ich die folgenden Unternehmenskennzahlen hergeleitet und Tabellen erstellt – jeweils die vier ersten Vereine (CL-Teilnehmer) und die drei letzten Vereine (Absteiger – Relegation ist Mist) habe ich genannt und natürlich Mainz 05. Wer die Excel-Tabelle sehen möchte, einfach Bescheid sagen:

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs. Der 1. FC Nürnberg und Hertha BSC haben negatives Eigenkapital, sprich die Clubs sind eigentlich überschuldet (gleiches gilt für die Aufsteiger Union Berlin und SC Paderborn). Der FC Augsburg (17 Mio. Euro), RB Leipzig (36 Mio. Euro) und der 1. FSV Mainz 05 (3 Mio. Euro) haben Investitionszuschüsse (wahrscheinlich für das jeweilige Stadion) erhalten, die man dem Eigenkapital zurechnen kann. Ich habe diese Zuschüsse weggelassen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erzielen. Dass allerdings der Zuschuss bei RB Leipzig größer ist als das restliche Eigenkapital von 27 Mio. lässt aufhorchen:

1. SC Freiburg
2. TSG Hoffenheim
3. Borussia Dortmund
4. FC Bayern München

6. 1. FSV Mainz 05

16. FC Schalke 04
17. 1. FC Nürnberg
18. Hertha BSC

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Quote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf.

1. TSG Hoffenheim
2. SC Freiburg
3. Borussia Dortmund
4. Bayer 04 Leverkusen

6. 1. FSV Mainz 05

16. FC Schalke 04
17. 1. FC Nürnberg
18. Hertha BSC

Eigenkapitalrendite (Jahresüberschuss zu Eigenkapital)

Die Kennzahl klärt, ob es sich für den Club finanziell lohnt, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Da Schalke den größten Jahresüberschuss zu verzeichnen hat, liegt der Club ganz vorne. Mit fast 40 Mio. Überschuss überflügelt Schalke den FC Bayern um 10 Mio. Euro. Dass Christian Heidel alles falsch gemacht hat auf Schalke ist somit aus finanzieller Sicht widerlegt. Interessant sind die Jahresüberschüsse von 0 Euro von Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg. Während die knapp 18 Mio. Überschuss von Bayer 04 an so genannte „andere Gesellschafter“ gewandert sind, haben diese „anderen Gesellschafter“ beim VfL Wolfsburg den Verlust von 19 Mio. einfach ausgeglichen. Interessant auch die „Ergebnisabführung an atypisch stillen Gesellschafter“ bei der TSG Hoffenheim in Höhe von 27 Mio. Euro. Einen Verlust haben Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach, der SC Paderborn und der VfB Stuttgart erwirtschaftet:

1. FC Schalke 04
2. Fortuna Düsseldorf
3. FC Augsburg
4. Eintracht Frankfurt

7. 1. FSV Mainz 05

16. Borussia Mönchengladbach
17. VfB Stuttgart
18. 1. FC Nürnberg

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Geld schießt Tore. Hier geht es allerdings um Umsatz, der mit dem vorhandenen Personal erwirtschaftet wurde. Daher gilt hier, je niedriger die Quote, desto besser wirtschaftet der Club. Da ich auch die Aufsteiger mit in die Analyse hinein genommen habe, zeigt sich, dass der SC Paderborn hier ganz schlecht abschneidet, sogar schlechter als der VfL Wolfsburg. D.h. finanziell ist der Aufstieg von der 3. in die 2. Liga gar nicht so ein Zufall gewesen. Die Frage, ob der Aufstieg in Liga 1 auch kein finanzieller Zufall war, lässt sich erst nächstes Jahr beantworten, wenn die Bilanz 18/19 veröffentlicht ist:

1. FC Augsburg
2. Borussia Dortmund
3. FC Schalke 04
4. 1. FSV Mainz 05

16. Hannover 96
17. VfB Stuttgart
18. VfL Wolfsburg

Umsatzrentabilität (Jahresüberschuss zu Umsatz)

Die Zahl sagt aus, wieviel Prozent des Umsatzes als Gewinn verbleiben, sprich wie finanziell erfolgreich der Club in der Saison war:

1. FC Schalke 04
2. SC Freiburg
3. FC Augsburg
4. 1. FC Nürnberg

10. 1. FSV Mainz 05

16. Borussia Mönchengladbach
17. Hertha BSC
18. VfB Stuttgart

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Grad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern. Bei negativem Eigenkapital, wie es beim Glubb, bei Union, bei Hertha und bei Paderborn der Fall ist, lässt sich das gar nicht messen. Daher fallen diese Clubs hier raus:

1. TSG Hoffenheim
2. SC Freiburg
3. Borussia Dortmund
4. FC Bayern München

7. 1. FSV Mainz 05

15. RB Leipzig
16. VfL Wolfsburg
17. FC Schalke 04

Doch was zählt schon ein „Spieltag“, sprich eine Unternehmenskennzahl. Der Kicker hat bspw. nur den Jahresüberschuss analysiert. Dieser ist kurzfristig. Die von mir genutzten Kennzahlen spiegeln kurzfristige und längerfristige finanzielle Kriterien wieder. Die Abschlusstabelle „lügt“ nicht, wie wir alle wissen 😉

Daher habe ich die sechs Unternehmenskennzahlen jeweils mit 0 bis 3 Punkten bewertet. Natürlich ist das ganze rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht, wer gut wirtschaftet, wer mit Geld zugeschüttet wird und wer sogar Geld abdrücken muss, weil er vorher jahrelang sehr großzügig alimentiert wurde.

Anlagendeckungsgrad
> 1 3 Punkte für: SCF, TSG, BVB, FCB
> 0,5 2 Punkte für: B04, M05, FCA, SGE, KOE, F95, H96, BMG
>0 1 Punkt für: VFB, WOB, SVW, RBL, S04
<0 0 Punkte für: FCU, FCN, BSC, SCP

Eigenkapitalquote
> 0,66 3 Punkte für: TSG, SCF, BVB
> 0,33 2 Punkte für: B04, FCB, M05, BMG, KOE, FCA
> 0 1 Punkte für: H96, SGE, VFB, F95, SVW, WOB, RBL, S04
< 0 0 Punkte für: FCU, FCN, BSC, SCP

Eigenkapitalrendite
> 1 3 Punkte für: S04
> 0,1 2 Punkte für: KOE, F95, FCA, SGE, RBL, SCF
> 0 1 Punkte für: M05, BVB, SVW, FCB, H96,
= 0 1 Punkt für B04 da Gewinn nach Steuern vor Ermittlung des Jahresüberschusses
< 0 oder nicht berechenbar 0 Punkte für: SCP, BSC, TSG, WOB, FCU, BMG, VFB, FCN

Personalaufwandsquote
< 0,4 2 Punkte für: FCA, BVB, S04, M05
< 0,5 1 Punkte für: KOE, FCU, SCF, SGE, RBL, B04, BSC, F95, FCN, TSG
< 0,6 0 Punkte für: BMG, FCB, SVW, H96, VFB, WOB, SCP

Umsatzrentabilität
> 0,1 3 Punkte für: S04, SCF, FCA, KOE
> 0,01 2 Punkte für: FCN, BVB, FCB, F95, SGE, M05, RBL
> 0 1 Punkt für: H96, FCU, SVW, TSG
= 0 1 Punkt: B04 da Gewinn nach Steuern vor Ermittlung des Jahresüberschusses
< 0 0 Punkte für: WOB, BMG, BSC, VFB, SCP

Verschuldungsgrad
< 0.33 3 Punke für: SCF, TSG
< 0.66 2 Punkte für: B04, FCB, BVB
< 1 1 Punkt für: FCA, M05
> 1 bzw. negativ 0 Punkte für: BMG, KOE, F95, H96, SGE, VFB, SVW, RBL, WOB, S04, SCP, BSC, FCN, FCU

Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle: SC Freiburg
Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle: SC Freiburg

KPI-Bundesliga-Abschlusstabelle

1. SC Freiburg 15 Punkte
2. Borussia Dortmund 13 Punkte
3. FC Augsburg 12 Punkte
4. TSG Hoffenheim 11 Punkte
5. FC Bayern München 10 Punkte
5. 1. FSV Mainz 05 10 Punkte
5. FC Schalke 04 10 Punkte
8. Bayer 04 Leverkusen 9 Punkte
9. Eintracht Frankfurt 8 Punkte
9. Fortuna Düsseldorf 8 Punkte
11. RB Leipzig 7 Punkte
12. Hannover 96 5 Punkte
13. SV Werder Bremen 4 Punkte
13. Borussia Mönchengladbach 4 Punkte
15. 1. FC Nürnberg 3 Punkte
16. VfL Wolfsburg 2 Punkte
16. VfB Stuttgart 2 Punkte
18. Hertha BSC 1 Punkt

Die Aufsteiger, die ja 2017/18 in der 1. Liga (KOE), in der 2. Liga (FCU) bzw. in der 3. Liga (SCP) gespielt haben, erzielten folgende Punktzahlen:

1. FC Köln 10 Punkte (wäre Platz 5)
FC Union Berlin 2 Punkte (wäre Platz 16)
SC Paderborn 0 Punkte (wäre Platz 18)

Fazit: Der SC Freiburg wird oft als sympathischster Verein Deutschlands wahrgenommen – vielleicht auch wegen des finanziell seriösen Auftretens? Der einzige an der Börse gehandelte Verein Borussia Dortmund zeigt, dass man als Kapitalgesellschaft transparent wirtschaften muss und das auch finanziell Erfolg bringt. Die TSG Hoffenheim wurde von Dietmar Hopp seriös finanziell aufgestellt. Dass der FC Bayern und Mainz 05 gleichauf liegen, zeigt, dass man sich in seinem finanziellen Level jeweils seriös bewegt. Dass bei Wolfsburg finanziell einfach unter die Arme gegriffen wird, zeigt die Bilanz – Bayer 04 hingegen muss Geld abdrücken. Interessant wäre es zu wissen, wenn B04 mal wirtschaftlich nicht so gut dasteht, ob dann entsprechende Gelder in den Club fließen. Dass Berlin arm aber sexy ist, wird hier doppelt unterstrichen.

Spätlese Augsburg Jahrgang 2018/19 Ligaedition

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Warum wir immer wieder sonntags in Augsburg spielen müssen, weiß wohl nur der „Terminator“ bei der DFL – getreu dem Motto: „Es kann nur einen geben“, den Sonntag eben als Spieltag. Im Gegensatz zur letzten Saison, in der wir im Vorfrühling des Aprils die schöne Stadt und das Umland der Metropole Bayerisch-Schwabens vorkicks, bestenfalls im Biergarten, entdecken durften, ging es diesmal gefühlt durch Sibirien aka Schwäbische Alb am Sonntagmorgen runter in den Süden Deutschlands. Dort angekommen, stellte ich zunächst fest, dass der Augsburger Hauptbahnhof gefühlt mit dem BER gleichzieht. Seit Jahren wird dort herumgewerkelt. Der Bahnhofsvorplatz ist ein Containerdorf und die Mischung aus Bauschutt und Schneematsch lädt auch nicht gerade zum Verweilen ein.

Leider kein Biergartenwetter in Augsburg
Leider kein Biergartenwetter in Augsburg

02 (N)immer nuff:

Obwohl ich bereits beim Pokalspiel den Fehler gemacht habe und mit der Straßenbahn nicht frühzeitig zum Stadion aufgebrochen bin, habe ich es wieder getan: Das Spiel erstmal Spiel sein lassen und im Riegele Brauhaus eingekehrt. Düsseldorf mag den längsten Tresen der Welt haben, aber die Riegele „Biererlebniswelt“ hat sicherlich die längste Reihe an Zapfhähnen, aus denen jeweils eine andere Sorte leckeren Gerstensafts fließt. Am Tresen dann noch gleich einen Nullfünfer aus Nackenheim getroffen machten wir uns gemeinsam auf, es mal wieder mit der Straßenbahn zum Stadion zu probieren. Anders als beim Pokalspiel, als ein Polizeieinsatz sämtlichen Bahnverkehr stoppte, zuckelte das Bähnchen diesmal bis kurz vors Stadion. Allerdings nur bis zum Abzweig der Hauptstrecke, da die Oberleitung auf dem Abbringer zum Stadion vereist war. Bereits seit der Ankunft in der Stadt schneite es unentwegt und so durften wir im Schneetreiben die letzte Meile zum Schwabenstadion zu Fuß zurücklegen.

Fassbierauswahl im Brauhaus Riegele
Fassbierauswahl im Brauhaus Riegele

03 Kon-Trolle

„Schlimmer geht immer“, dachte ich mir in diesem Augenblick, wohlwissend, dass das Auswärtsspiel in Augsburg immer für eine böse Überraschung gut ist. Macht der FCA schön auf Familienclub und sonnt sich ein bisschen im Underdock-Image gemeinsam mit Freiburg und Mainz, obwohl sie seit Jahren von einem Mäzen alimentiert werden von dem der SCF und die Nullfünfer nur träumen können, lässt sich deren Ordnungsdienst am Spieltag gegen uns oft etwas „Nettes“ einfallen. Das Netteste dieses Mal: Wir durften die Stadiontoiletten tatsächlich wieder nutzen. Schließlich ist das in Augsburg nicht selbstverständlich, denn Ende Oktober mussten wir noch auf Dixi-Klos ausweichen – weil es beim Spiel davor angeblich zu Sachbeschädigungen im Sanitärbereich gekommen war. Das mag stimmen, ist dann auch wirklich Bockmist, aber warum im Fußball immer wieder Kollektivstrafen en vogue sind, bleibt mir schleierhaft.

Sich endlich wieder im Stadion erleichtern - statt auf dem Dixi-Klo
Sich endlich wieder im Stadion erleichtern – statt auf dem Dixi-Klo

04 Kampf um den Mampf

Es sind daher die kleinen Dinge im Leben, die einem als Gästefan das Leben in Augsburg erleichtern. Bezahlkarte, saftige Preise und alkohohlfreies Bier sorgen ohnehin schon dafür, dass der Umsatz im Gästeblock zu vernachlässigen ist. Aber wenigstens ist es möglich, die Bezahlkarte bereits während der Halbzeitpause zurückzugeben und sich somit ein Schlangestehen im Schneematsch nachkicks zu ersparen.

Schnee im Gästeblock
Schnee im Gästeblock

05 Käfighaltung

Der Gästeblock im Schwabenstadion ist ziemlich steil angelegt. Das merkt man entweder, wenn man vorkicks im Riegele Brauhaus sämtliche neun Fassbiersorten nicht mittels 0,1l-Probierangebot sondern in der traditionellen Nullfünfer-Edition getestet hat oder halt bei heftigem Schneefall das Erlebnis Stadion genießen möchte. Der Bereich unter dem Mundloch war mit einer 5 cm hohen Schneedecke bedeckt. Die Stufen fühlten sich an, als ob sie mit Schmierseife versehen wurden. Auch oberhalb des Mundlochs war es extrem rutschig. Die Wellenbrecher alle drei oder vier Reihen hätten einem im Falle eines Falles wenig geholfen. „Safe Standing“ bei Schneematsch ist in Augsburg nicht drin. Und wieder waren es dann die kleinen Dinge, über die man sich schließlich in der Fuggerstadt am Ende freute. Während die Nullfünfer sich auf dem Platz gegen die Wintersport-erfahrenen Spieler des FCA erfolglos abmühten, gelang es den Mitarbeitern der Augsburger Verkehrsgesellschaft in der Zwischenzeit die Oberleitung zu enteisen, so dass es dann doch recht schnell wieder in die Innenstadt zum Brauhaus Riegele ging.

Fazit: Die Eiswein-Edition Jahrgang 2018/2019 führt einfach zu einem dicken Kopf, aber alles andere hätte in Augsburg an ein Wunder gegrenzt – zum Wohl!

Spätlese Augsburg Jahrgang 2018/19 Pokaledition

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Pokalspiele sind für mich oft die Saisonhöhepunkte schlechthin, da es ab und zu, besonders in der ersten Runde, neue Gästeblöcke zu betreten gibt, wie bspw. das alte Poststadion in Berlin beim Berliner AK vor rund 10 Jahren. Wenn es schon keinen neuen Ground gibt, dann war in der Vergangenheit wenigstens mal der Gegner neu, wie damals beim Spiel gegen Rossbach-Verscheid. Ich denke immer noch gerne an die grandiose Supporters-Schifffahrt den Rhein hinab zum Oberwerth zurück. Aue dieses Jahr war gefühlt ein neues Stadion, das ich zwar 2008 in der zweiten Liga bereits mitnahm, aber mittlerweile hatte dieses wenig mit dem alten Erzgebirgstadion zu tun, so dass das wenigstens ein kleine Neuerung war. Nun also Augsburg, wo wir mittlerweile jahrein jahraus in der Bundesliga zu Gast sein dürfen. Was also sollte da noch besonders sein? Zum Glück gibt’s ja die Deutsche Bahn, mit der es bekanntlich nie langweilig wird. Das liegt auch oft an den zahlreichen Baustellen, die es landauf landab in der ganzen Republik gibt. Aktuell in Ulm, so dass der Zug zwischen Stuttgart und Augsburg über Aalen und Donauwörth umgeleitet wurde. Und hinter Aalen war dann tatsächlich auch für mich in dieser Pokalsaison Neuland abzufahren. Gerade die Rückfahrt am Mittwochmorgen vorbei an nebelverhangenen Flüsschen über Alb-Hochflächen im ersten Licht der Sonnenstrahlen bestätigten mich mal wieder, dass der Herbst für Fotografen einfach die schönste Jahreszeit ist und wir in einem richtig hübschen Land dem Ball hinterherfahren.

Bahnfahren im Herbst durch Schwaben
Bahnfahren im Herbst durch Schwaben

02 (N)immer nuff:

Die letzten Meter sind bekanntlich oft die schwersten. Drei Stunden vor Anpfiff angekommen, machte ich den Anfängerfehler und trödelte in der schönen Stadt herum, wohlwissend, dass der Straßenbahnpendelverkehr in Augsburg wunderbar funktioniert. Ich hätte nie geglaubt, dass ich vorkicks noch ein Novum auf dieser Auswärtsfahrt erleben würde. Aber auf Auswärtsspielen kommt es ja oft anders als man denkt. Am Hauptbahnhof hieß es plötzlich, dass aufgrund eines Polizeieinsatzes die Bahnen zunächst gar nicht mehr fuhren und später nur noch bis zum Messegelände, das grob gesagt der Entfernung der Messe Mainz zum Stadion am Europakreisel entspricht. Angeblich hätten Ultras des FCA Pyro in der Straßenbahn gezündet. Nach Angaben der Augsburger Fanhilfe war das eine Halbwahrheit, denn es wurde nach deren Aussage während eines Fanmarsches der Fuggerstädter ein Feuerwerkskörper in die Nähe einer Straßenbahn geworfen. Rauchschwaden zogen daraufhin in die Bahn hinein. Dabei wurde ein Polizeibeamter verletzt. Weiterhin erklärt die Augsburger Fanhilfe, dass danach der Straßenbahnverkehr aufgrund des erwähnten Polizeieinsatzes teilweise eingestellt wurde, um Personenkontrollen durchzuführen. 75 Minuten vor Spielbeginn war ich mir plötzlich nicht mehr sicher, zum Anpfiff im Stadion zu sein. Seit Jahren fahre ich inkognito auswärts, also ohne Nullfünfklamotten sichtbar zu tragen. So sprachen mich zwei Augsburger an der Haltestelle an, ob wir uns ein Taxi teilen wollten. Eine ältere Dame bestärkte uns in der Entscheidung fürs Taxi, da sie meinte, es würde höchstens 20 Euro kosten. Ruckzuck hatten wir noch einen vierten Fan gefunden und schon erklärten wir dem Taxifahrer, dass wir „zum Stadion“ wollten. Mein Orientierungssinn sagte mir recht schnell, dass hier etwas nicht stimmte. Zum Glück sagte auch der eine Augsburger plötzlich zum Fahrer „Sie wissen schon, dass wir zum Fußball wollen?“. Der Taxifahrer schreckte zusammen und meinte „Wie? Nicht Eishockey?“. Ein großes Raunen im Auto und unser Fahrer wechselte im Handumdrehen mal schnell die Spur. Danach sprach der Fahrer entschuldigend aus „Fußball ist doch in der Arena!“. Arena! Argh… Danke für nichts, moderner Fußball 😉 Aber Augsburg ist ja nicht Berlin und somit erreichten wir noch lange vor dem Anpfiff das Schwabenstadion.

Die Jedi-Schwert-Arena zu Augsburg
Die Jedi-Schwert-Arena zu Augsburg

03 Kon-Trolle

Das Glasflaschenverbot rund ums Stadion kennt ja mittlerweile jeder, der schon mal im Schwabenstadion zu Gast war. Dass man aber seine Bierdose noch nicht mal bis zum Gästeblock mitnehmen durfte und bereits 200 Meter vor dem Block diesbezüglich kontrolliert wurde, ist einfach pure Schikane. Welchen Sinn macht es, die Dose schnell auszutrinken, um dann in Richtung Gästeblock weiterzulaufen? Dort dann die nächste Überraschung für meinen Mitfahrer im Taxi: Dieser ist 05-Fan aus München, (weil der Papa aus Mainz stammt – sehr löblich), und er wollte bargeldlos eine Karte für das Spiel erstehen. Debit- oder Kredit-Karten haben im Schwabenstadion noch nicht Einzug gehalten. Damit er das Spiel sehen konnte, streckte ich ihm die Kohle vor und weiter ging es zur eigentlichen Kontrolle. Diese verlief recht unspektakulär, bis auf die Tatsache, dass ich meine Kamera abgeben sollte. Bereits seit zehn Jahren fotografiere ich nicht mehr mit einer Kamera mit Wechselobjektiv, da dies mittlerweile fast bundesweit verboten ist. Die neue Kamera, (die alte ist mir letzte Saison in Dortmund mit dem Klassenerhalt kaputt gegangen), hatte bisher noch niemand beanstandet, weder in Aue, noch in Leverkusen, Schalke oder Gladbach…aber natürlich in Augsburg. Der Supervisor erteilte mir schließlich doch noch den Segen und hinein in den Disko-Stadl, denn das Stadion, das ich bisher nur tagsüber in seiner Collage aus Grautönen bestaunen durfte, erstrahlte jetzt durch rote, grüne und weiße Jedi-Ritter-Lichtschwerter.

FCA "Willkommenskultur"
FCA „Willkommenskultur“

04 Kampf um den Mampf

Mit Karten kann man in Augsburg zwar keine Tickets kaufen aber ohne Karte gibt’s in Augsburg dafür nichts zum Essen oder Trinken. In der Stadt Augsburg existieren zahlreiche Hausbrauereien mit richtig leckerem Bier. Schrieb ich letzte Woche noch, dass das Bolten in Gladbach mit die einzige lokale Brauerei in der Liga ist, die noch im Stadion ihr Frischgezapftes anbieten darf, muss ich das nun revidieren, schließlich wird im Stadion Riegele-Bier ausgeschenkt – auch im Gästeblock, aber alkoholfrei, abends, zum Pokal… Ach FCA, Du machst es einem aber auch arg leicht, Dich als wahrlich „guten“ Gastgeber zu outen.

Liebesgrüße aus Augsburg
Liebesgrüße aus Augsburg

05 Käfighaltung

Als „guter“ Gastgeber stellst Du, lieber FCA, natürlich für uns Nullfünfer auch extra eigene Toiletten zur Verfügung: Eine Reihe Dixis vor dem Stadion, wartete darauf, befüllt zu werden. An den eigentlich auch in Augsburg vorhandenen, aber verschlossenen Toiletten hing ein Hinweis, dass beim letzten Gastspiel der Nullfünfer die Stadiontoiletten beschädigt worden waren. Wie war das noch mit Kollektivstrafen des DFB? „Sippenhaft“ ist anno 2018 wieder vollkommen en vogue. Pyro, Grafitti, Vandalismus sind alles Dinge, die verboten sind. Dafür gibt es Strafverfolgungsbehörden, die mit ihren Mitteln versuchen, diese Delikte aufzudecken. Warum aber gerade beim Fußball die heterogene Schar von Kutten, Familien, Nerds, Ultras, Groundhoppern, Modefans und Traumlebenden in einen Topf geschmissen wird, und die Fußballfans die Taten einzelner ausbaden dürfen, verstehe ich nicht. Immer mehr Menschen haben keine Lust mehr auf das „Erlebnis Stadion“. Gerade einmal 15.600 Eintrittskarten wurden für das Spiel in Augsburg verkauft – Zuschauerschwund ist nicht nur ein Nullfünf-Problem. Und ob es tatsächlich alle Leute ins Stadion geschafft haben, die im Vorverkauf ein Ticket erstanden hatten, ist zweifelhaft, da ja der Straßenbahnverkehr unterbrochen worden war, um zahlreiche FCA-Fans für das Fehlverhalten einer Einzelperson oder weniger Leute büßen zu lassen. Eine Werbung für das „Erlebnis Stadion“ war das am Dienstag leider nicht, noch nicht mal für Fans des siegreichen FCA.

"Publikumsmagnet" DFB-Pokal
„Publikumsmagnet“ DFB-Pokal

Fazit: Der Jahrgang 2018/2019 besticht durch die eine interessante Anreise zu einem der
„gastfreundlichsten“ Clubs der Republik – zum Wohl!