Pokal-KO für Tipico

Beim DFB-Pokalspiel zwischen Dynamo Dresden und Mainz 05 vor zwei Wochen wurde ein Spruchband gegen Sportwetten-Werbung im Pokal gezeigt. Wieso diese Forderung legitim ist, erklärt Christoph Kessel in seiner aktuellen Fan-Kolumne.   

Vor zwei Wochen beim Mainz-05-DFB-Pokal-Spiel in Dresden ist das schwarz-gelbe Spruchband „Pokal-KO für tipico!“ im gelben Heimblock der Dynamo-Fans recht unscheinbar geblieben. Dieses Spruchband geht auf eine Initiative des Bündnisses gegen Sportwetten-Werbung (BgSwW) zurück. Das BgSwW setzt sich für die weitestgehende Einschränkung von Sportwetten-Werbung ein – so, wie es in einigen anderen europäischen Ländern bereits Usus ist.

Der Inhalt des Spruchbands richtet sich an den Deutschen Fußball Bund (DFB), der den DFB-Pokal ausrichtet. Sportwetten-Werbung ist allgegenwärtig, auch im DFB-Pokal, und suggeriert Harmlosigkeit, obwohl ein hohes Suchtpotenzial besteht, insbesondere bei Live-Wetten. Die Werbung erreicht auch Kinder und Jugendliche. Besonders gefährdet sind junge Männer, oft mit Vereinszugehörigkeit, da sie sich durch Fachwissen gegen Verluste wähnen – eine gefährliche Illusion. Am Ende profitieren immer die Wettanbieter, während Spieler*innen und ihr Umfeld unter möglichen schweren Verlusten und negativen Konsequenzen leiden.

Der Sportwetten-Anbieter Tipico ist Sponsor des DFB-Pokals, an dem auch Amateurvereine aus der 4. Liga und darunter teilnehmen. Wetten auf Amateurspiele sind in Deutschland allerdings verboten. Dennoch darf Tipico im DFB-Pokal unter Beteiligung von Amateurvereinen für Sportwetten werben. Die Präventionsangebote des DFB zum Schutz vor Spielsucht erscheinen als Feigenblatt, solange finanzielle Abhängigkeit von Wettanbietern besteht. Stattdessen wird Glücksspiel durch emotionale Sportwetten-Werbung verharmlost – auch gegenüber Jugendlichen. Der Sponsoring-Vertrag mit Tipico läuft am Saisonende aus und sollte nicht verlängert werden, um Fans, Jugendliche und Sporttreibende zu schützen. Hilfeangebote inklusive Selbsttest finden Betroffene und deren Angehörige unter www.buwei.de, eine Seite der Landeskoordinierungsstellen Glücksspielsucht. Plakate zum Ausdrucken, das Aktionslogo und einige Share-Pics zum Herunterladen gibt es auf der Seite des BgSwW – vielleicht sind sie Ende Oktober im 05-Stadion beim Pokalheimspiel gegen den VfB Stuttgart zu sehen.