In den ersten vier Teilen habe ich die 18 Erstligisten und die zwei Aufsteiger mit Hilfe von insgesamt vier KPIs analysiert und für jeden KPI eine Tabelle erstellt. In den letzten sechs Jahren, seitdem ich diese Analyse erstelle, haben sich die Ansprüche an diese Analyse verändert. Das Thema Nachhaltigkeit ist weiter in den Vordergrund gerückt. Dies gilt auch für ökonomische Aspekte. Diese Aspekte finden sich in der Abschlusstabelle 2025 in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs wider.
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Wertvorgaben für die KPIs zur Erstellung der Abschlusstabelle in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs
In allen vier Teilen habe ich für die entsprechenden KPIs Wertvorgaben für finanziell nachhaltiges Verhalten recherchiert:
- Ein Anlagendeckungsgrad von 60 Prozent und mehr gilt als finanzielle Stabilität
- Eine Eigenkapitalquote von mehr als 20 Prozent ist in Ordnung, bei mehr als 30 Prozent gilt sie als gesund.
- Eine Personalaufwandsquote, in Branchen, die auf menschliche Interaktion angewiesen sind, gelten Werte von 60 bis 70 Prozent als angemessen
- Beim Verschuldungsgrad wird ein Richtwert empfohlen, bei dem das Verhältnis zwischen Fremdkapital und Eigenkapital höchstens 2:1 ist, was einem Verschuldungsgrad von 200% entspricht.
Wer in den letzten Jahren aufmerksam die Finanz-Bundesliga-Tabellenerstellung verfolgt hat, wird feststellen, dass ich bis 2023 auch die Eigenkapitalrendite und die Umsatzrentabilität mit in die Tabelle hineingenommen habe. Diese beiden KPIs sind von eher kurzfristiger Natur, da in beiden Werten der Jahresüberschuss eine entscheidende Rolle spielt. Gerade während der Pandemie haben die meisten Vereine einen Jahresfehlbetrag ausgewiesen.
Ein (einmaliger) Jahresfehlbetrag ist langfristig gesehen unproblematisch, wenn der Club finanziell nachhaltig wirtschaftet. Ferner sind zumindest eingetragene Vereine keine „normalen“ Unternehmen. Sie sollen nicht unbedingt hohe Jahresüberschüsse erwirtschaften, sondern mit ihrem vorhandenen Geld, verantwortungsbewusst umgehen. Dass damit ein Jahresüberschuss und kein dauerhafter -fehlbetrag einhergeht, ist selbstredend. Die Clubs befinden sich in einem Wettbewerb untereinander und daher sollte das Ziel dieser Analyse sein, zu prüfen, welche Clubs Financial Fairplay eher leben als andere oder es nur leben können, weil Investoren eingestiegen sind. Aus diesem Grund habe ich diese beiden KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität letztes Jahr gestrichen.
Wie in den Jahren zuvor habe ich für die vier KPIs pro Verein zwischen 0 und 3 Punkten vergeben. Ich hätte natürlich auch nach Tabellenplatz bewerten können. Doch sagt ein Platz in der Tabelle nicht wirklich etwas über den finanziellen Zustand des Clubs aus. Deshalb habe ich die Bewertung in jeder Kategorie nach Punkten durchgeführt und jede Kategorie gleich gewichtet. Natürlich ist das rein subjektiv. Doch letztlich ergibt sich ein gutes Bild, wie es um das finanzielle Gebaren der Clubs untereinander aussieht.
Die Punkteverteilung im Überblick; für die Nerds (in Klammern die Punkte des Vorjahres):
Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen) – Finanzierung des Vereins
AD | Punkte | Vereine (in Klammern Punkte im Vorjahr) |
>1 | 3 | SCF (3), TSG 3 (3), M05 (3), FCB (3) |
>0,5 | 2 | BVB (2), B04 (2), SVW 2 (0), FCA (2) |
>0 | 1 | KOE (1), HSV (neu), WOB (1), VFB (1), SGE (1), BMG (1), RBL (1), KSV (2), BOC (1), FSP (1), FCH (1), FCU (1) |
<0 | 0 | – |
Zwei Punkte mehr konnte Werder Bremen erzielen. Holstein Kiel hat einen Punkt weniger erhalten.
Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme) – Chance auf Pleite des Vereins
EQ | Punkte | Vereine (in Klammern Punkte im Vorjahr) |
> 0,66 | 3 | SCF (3), TSG (3) |
> 0,33 | 2 | BVB (2), B04 (2), FCB (2), M05 (2), FCA (2), |
> 0 | 1 | HSV (neu), KOE (1), WOB (1), BMG (1), VFB (1), SVW (0), RBL (1), SGE (1), KSV (2), BOC (1), FSP (1), FCH (1), FCU (1) |
<0 | 0 | – |
Einen Punkt mehr gab es für Werder Bremen. Holstein Kiel hat einen Punkt weniger erhalten.
Personalaufwandsquote (Personalaufwand zu Umsatz) – Arbeitsintensität des Vereins
PQ | Punkte | Vereine (in Klammern Punkte im Vorjahr) |
< 0,5 | 3 | HSV (neu), SGE (3), SCF (2), KOE (3), RBL (3), BVB (3), FCH (2), FCU (3), FCB (2), FSP (2), VFB (2), B04 (3) |
<0,6 | 2 | SVW (2), WOB (2), FCA (2), M05 (3), BMG (2), KSV (2), BOC (3) |
<0,7 | 1 | TSG (2) |
>0,7 | 0 |
Eine PQ von unter 0,5 gilt für die Branche als sehr gut. Daher gibt es ab diesem Wert 3 Punkte. Eine PQ über 0,5 und unter 0,6 gibt zwei Punkte. Eine PQ über 0,6 und unter 0,7 gibt einen Punkt. In den Klammern stehen die revidierten Punktezahlen des Vorjahres.
Der SC Freiburg, der 1. FC Heidenheim, der FC Bayern München, der FC St. Pauli und der VfB Stuttgart erhielten jeweils einen Punkt mehr. Einen Punkt weniger erhielten der 1. FSV Mainz 05, der VfL Bochum und die TSG Hoffenheim.
Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital) – Abhängigkeit des Vereins
VQ | Punkte | Vereine (in Klammern Punkte im Vorjahr) |
< 0,5 | 3 | SCF (3), TSG (3) |
< 1 | 2 | BVB (2), B04 (2), FCB (2), M05 (2), |
< 2 | 1 | FCA (1) |
> 2 | 0 | HSV (neu), KOE (0), WOB (0), BMG (0), VFB (0),SVW (0), RBL (0), SGE (0), KSV (0), BOC (0), FSP (0), FCH (0), FCU (0), |
Ein Verschuldungsgrad von unter 0,5 gilt als sehr nachhaltig und ergibt 3 Punkte , von unter 1 ergibt 2 Punkte und von unter 2 1 Punkt.
Einen Punkt weniger erhielt der FC Augsburg.
Entwicklung der Punkte im Vergleich zu 2024
3 Punkte mehr konnte Werder Bremen (5 statt 3) erzielen. Einen Punkt mehr konnten der SC Freiburg (12 statt 11), der FC Bayern München (10 statt 9), der 1. FC Heidenheim, der FC St. Pauli und der VfB Stuttgart (jeweils 5 statt 4) erzielen. Einen Punkt weniger konnten die TSG Hoffenheim (10 statt 11), der 1. FSV Mainz 05 (9 statt 10), der FC Augsburg (7 statt 8) und der VfL Bochum (beide 4 statt 5) ergatten. Vier Punkte weniger erzielte Holstein Kiel (4 statt 8). Die beiden Aufsteiger 1. FC Köln und Hamburger SV erhalten 5 Punkte.
Die Meisterschaft in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs in einer Abschlusstabelle
Meister in der KPI-Bundesliga-Tabelle ist damit wie 2019, 2020, 2021, 2023 und 2024 der SC Freiburg.

Die Abschlusstabelle 2024 in Bezug auf die Finanzen der Bundesliga-Clubs
Platzierung | Verein | Punkte 2025 | Vorjahr | Punkte 2024 |
1. | SC Freiburg | 12 | 1. | 11 |
2. | TSG Hoffenheim | 10 | 1. | 11 |
FC Bayern München | 10 | 4. | 9 | |
4. | 1. FSV Mainz 05 | 9 | 3. | 10 |
Bayer 04 Leverkusen | 9 | 4. | 9 | |
Borussia Dortmund | 9 | 4. | 9 | |
7. | FC Augsburg | 7 | 7. | 8 |
8. | Eintracht Frankfurt | 5 | 9. | 5 |
RB Leipzig | 5 | 9. | 5 | |
1. FC Köln | 5 | 9. | 5 | |
1. FC Heidenheim | 5 | 14. | 4 | |
FC St. Pauli | 5 | 14. | 4 | |
VfB Stuttgart | 5 | 14. | 4 | |
Werder Bremen | 5 | 20. | 2 | |
Hamburger SV | 5 | neu | neu | |
Union Berlin | 5 | 9. | 5 | |
16. | Holstein Kiel | 4 | 7. | 8 |
VfL Bochum | 4 | 9. | 5 | |
VfL Wolfsburg | 4 | 14. | 4 | |
Borussia Mönchengladbach | 4 | 14. | 4 |
Das Fazit in Bezug auf die Abschlusstabelle der Finanzen der Bundesliga-Clubs
Bei nur noch vier KPIs gibt es natürlich Vereine, die sich Platzierungen teilen. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn so lässt sich auf einen Blick erkennen, welche Vereine auf dem Papier finanziell nachhaltig agieren und welche Clubs hier Nachholbedarf haben. „Auf dem Papier“ bedeutet, dass Clubs wie Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg in der Realität natürlich überhaupt nicht fair (aber nachhaltig) agieren, da ihre Fehlbeträge Jahr für Jahr durch Dritte ausgeglichen werden. Ähnlich sieht es mit RB Leipzig aus, das sich das Fremdkapital vom Brausekonzern leiht.
Der größte Sprung nach vorne gelang Werder Bremen (von 20 auf 8). Dem Investor sei Dank. Auch beim VfB Stuttgart ging es dank Investor von 14 auf 8. Ohne Investor haben das der 1. FC Heidenheim und der FC St. Pauli hinbekommen. Der FC Bayern München ist von 4 auf 2 gestiegen.
Einen Platz nach unten von 1 auf 2 ging es für die TSG Hoffenheim und für den 1. FSV Mainz 05 (von 3 auf 4). Ebenfalls bergab ging es für Holstein Kiel (von 7 auf 16), für Union Berlin und den VfL Bochum (von 9 auf 16) und für den VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach (von 14 auf 16).
Mit Hilfe der Tabelle lässt sich die Liga in sechs Gruppen einteilen:
- Meister und Champions League: der SC Freiburg, der in allen vier Kategorien die absolute Punktzahl erzielen konnte.
- Champions League-Qualifikation: TSG Hoffenheim und der FC Bayern München
- Europa League: 1. FSV Mainz 05, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund
- Europa Conference League: der FC Augsburg
- Mittelfeld: Eintracht Frankfurt, RB Leipzig, 1. FC Köln, 1. FC Heidenheim, FC St. Pauli, VfB Stuttgart, Werder Bremen, Hamburger SV
- Abstiegskampf: Holstein Kiel, Union Berlin, VfL Bochum, VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach
Die DFL-Linzenzordnung
Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs veranktert. Würde man die oben angesprochenen Werte für die KPIs:
- Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
- Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
- Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
- Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)
als Linzenkriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei Bayer 04 Leverkusen, dem VfL Wolfsburg und RB Leipzig beendet werden würde – so wie es auch das Bundeskartellamt in Bezug auf die 50+1-Regel fordert.
Welcher Verein erfüllt wieviele Kritieren
Die folgenden Vereine würden alle vier Kriterien erfüllen:
- SC Freiburg
- TSG Hoffenheim
- Borussia Dortmund
- Bayer Leverkusen
- FC Bayern München
- 1. FSV Mainz 05
Drei von vier Kriterien würde erfüllen:
- FC Augsburg
- SV Werder Bremen
Zwei von vier Kriterien würden erfüllen:
- Hamburger SV
- RB Leipzig
- 1. FC Köln
- VfL Wolfsburg
- Borussia Mönchengladbach
- VfB Stuttgart
- Eintracht Frankfurt
Eins von vier Kriterien würden erfüllen:
- Union Berlin
- FC St. Pauli
- 1. FC Heidenheim
- Holstein Kiel
- VfL Bochum
Diese Aufteilung der Liga zeigt ein relativ objektives Bild der finanziellen Situation aller Clubs der ersten Liga.
Alle Kriterien erfüllen nur noch sechs Clubs. Letztes Jahr waren es noch acht Clubs. Der FC Augsburg erfüllt nur noch 3 Kriterien, Holstein Kiel nur noch ein Kriterium. Der VfL Bochum erfüllt statt 2 nur noch 1 Kriterium.
Werder Bremen erfüllt nun drei statt einem Kriterium. Der 1. FC Köln, der VfL Wolfsburg, der VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt erfüllen jetzt zwei statt einem Kriterium.
Financial Fairplay?
Financial Fairplay ist weiterhin ein Fremdwort in der Bundesliga. Es gibt Vereine, die können das Geld zum Fenster rausschmeißen und das wird einfach durch Dritte ausgeglichen. Andere Vereine haben diese Möglichkeit nicht. Damit wird die Spaltung der Liga weiter verschärft und ein Wettbewerb kann so kaum noch stattfinden. Corona wirkte als Brandbeschleuniger, wenn man bedenkt, dass das Bundeskartellamt auf eine Einhaltung von 50 plus 1 drängt. Die Sonderstellung von Bayer Leverkusen, RB Leipzig und vom VfL Wolfsburg ist weiterhin kritisch zu betrachten.
Insgesamt haben viele Clubs viel zu viel Fremdkapital in der Bilanz stehen. Damit hallt die Pandemie in der Bundesliga immer noch nach. Gleichzeitig lassen immer mehr Clubs Investoren zu (VfB Stuttgart, Werder Bremen). Ob das Geld der Investoren langfristig verbrannt wird, zeigen die nächsten Jahre. Es gibt allerdings Clubs, die können sehr gut mit ihrem Geld umgehen – auch ohne Investor (der SC Freiburg). Und es gibt Clubs, die wirtschaften seriös (1. FSV Mainz 05, Borussia Dortmund, FC Bayern München) bzw. gesunden langsam aber sicher (1. FC Köln). Der Rest wurschtelt so vor sich hin und benötigt die immensen TV-Gelder, weil er mit Geld schlichtweg nicht umgehen kann.
In der Lizenzierungsordnung der DFL kann es mittlerweile Geldstrafen und ab der nächsten Saison Punktabzüge für negatives Eigenkapital geben. Doch diese Maßnahme greift viel zu kurz.
Es wird auch dieses Jahr spannend sein, wie die Clubs weiter wirtschaften. Antworten darauf gibt es nächstes Jahr im Sommer, wenn die DFL die Bilanzen der Clubs veröffentlicht hat.