Der Zweitliga-Frauenfußball ist zurück in Mainz. Nils Wöhl zeigt in seiner Fan-Kolumne, warum der starke Saisonstart mehr Aufmerksamkeit verdient und bessere Bedingungen für die 05erinnen nötig sind, um konkurrenzfähig zu bleiben.

2667 Tage hat es gedauert, bis Zweitliga-Frauenfußball in Mainz gespielt wird. Wo früher die Schott kickte, sind inzwischen die 05erinnen mitten im neuen Alltag angekommen und haben vier Pflichtspiele absolviert – Zeit für einen ersten Blick auf den Saisonstart.
Das Auftaktprogramm hatte es in sich: Mit Meppen und dem SC Sand ging es direkt gegen ehemalige Bundesligistinnen und Viktoria Berlin sowie der VfB Stuttgart gehören zu den ambitionierten Aufsteigerinnen. Umso erfreulicher ist die Bilanz: Weiterkommen im DFB-Pokal gegen den VfB und vier Punkte aus drei Ligaspielen.
Top, zwar gab es keinen Kaderumbruch, aber noch befindet sich die Mannschaft in ihrer Eingewöhnungsphase. Statt dominantem Ballbesitzfußball setzt das Team jetzt stärker auf Umschaltmomente – und zeigt dabei beachtliche Entwicklungsschritte. Besonders auffällig: Chiara Bouziane mit zwei Toren, zwei Vorlagen und vielen Dribblings.
Gerade das Auswärtsspiel bei Viktoria Berlin hat gezeigt, wie mutig das Team bereits auftritt – zwei Punkte mehr wären verdient gewesen.
Umso trauriger, dass diese Fortschritte drohen unterzugehen – weil es kaum unabhängige Berichterstattung gibt und auch vom Verein zu wenig getan wird, um Aufmerksamkeit zu schaffen. Wenn Mainz 05 im Frauenfußball ernsthaft mitmischen will, reichen gelegentliche Posts am Heimspielwochenenden nicht aus. Es braucht echten Buzz, klare Sichtbarkeit auf den Hauptkanälen und eine Präsenz, die dem Zweitliga-Status gerecht wird und wie es andere Bundesligisten vormachen.
Zusätzlich ist klar, wer dauerhaft sportlich konkurrenzfähig sein möchte, muss auch bei den Trainingsbedingungen mithalten. Dass die Mannschaft ausschließlich auf Kunstrasen trainiert, während alle Pflichtspiele auf Rasen stattfinden, darf kein Dauerzustand bleiben. Da erscheint der Saisonstart umso beeindruckender.
Will es der Verein wenigstens sportlich ernst meinen, müssen Raseneinheiten eine Selbstverständlichkeit sein. Die nächste Gelegenheit, die 05erinnen zu unterstützen, gibt es am Samstag um 11 Uhr im Bruchwegstadion beim Nachbarschaftsduell gegen die U20 von Eintracht Frankfurt.
Schon einmal war die Frankfurter Zweite hier zu Gast, damals vor fast neun Jahren – mit unter anderem Nadine Anstatt und Chiara Bouziane auf dem Platz, die heute beide für Mainz spielen. Endstand damals: 1:0 für Mainz. Gerne wieder.
Der Tagesplan für Samstag steht: erst die Frauen am Bruchweg, dann die Männer in der Arena siegen sehen, damit wir irgendwann erstmalig, erstklassigen Frauenfußball in Mainz sehen.
Über den Autor: Nils Wöhl ist Teil der Recherche-Unit des Hinterhofsänger-Talks. Der Mainz 05-Podcast widmet sich wöchentlich den Bundesligaspielen der Profi-Mannschannschaft und alles rund um den Verein.