Mission klimaneutrale Bequemlichkeit

Das Bundesliga-Team des 1. FSV Mainz 05 gastiert aktuell in Grassau südlich des bayerischen Chiemsees, um sich auf die neue Saison vorzubereiten. Als am Dienstag letzter Woche Mainz 05 via Twitter bekannt gab, dass der Teambus bereits Grassau erreichte und das Team am Mittwoch nachkommen würde, löste das bei manchen Leuten Irritationen aus, da damit klar war, dass das Team nicht mit dem Bus anreisen würde.

Vom Wolfgang Frank-Campus zum Team-Hotel sind 521 Kilometer zurückzulegen. Mit dem Auto lässt sich die Strecke in zirka 5 Stunden bewältigen. In derselben Zeit lässt es sich vom Mainzer Hauptbahnhof zum Bahnhof Rosenheim mit dem Zug fahren. Mit dem Bus wäre man sicher eine Stunde länger unterwegs, müsste aber nicht in Mannheim und München umsteigen.

Am Mittwoch war dann klar, wie die Mannschaft in den Chiemgau gelangen würde. „Mainz 05 International“ war angesagt. Zunächst fuhr man mit einem Bus zum Flughafen Frankfurt. Von dort ging es mit dem Flieger nach Österreich, genauer gesagt nach Salzburg. Dort wurde das Team dann mit dem bereits vor Ort befindlichen Bus nach Grassau zurück nach Deutschland befördert.

Selbstverständlich steht es dem Verein frei zu entscheiden, wie man von A nach B gelangt. Im Netz wurde die Entscheidung das Flugzeug zu nehmen allerdings durchaus kontrovers diskutiert. Das Hauptargument derjenigen, die Verständnis für den Flug aufgebracht haben, war die Regeneration der Spieler.

Im September 2020 flog „Die Mannschaft“ während der Nations League von Stuttgart nach Basel. Damals ging es um eine Busfahrt von dreieinhalb Stunden. Die Zahl der zumeist negativen Reaktionen im Netz waren damals natürlich deutlich höher und die Stuttgarter Zeitung hat im Nachgang den Sportmediziner Andreas Hoffmann zu dem Thema Regeneration befragt. Er ist Betreuer der Volleyball-Bundesligamannschaft der Damen des Allianz MTV Stuttgart. Hoffmann sagt:

„Der Einfluss ist relativ gering. Wenn man am Tag zuvor allerdings viel trainiert und zum Beispiel viele Sprints absolviert hat, ist die Muskulatur leicht übersäuert. Da ist langes Sitzen sicherlich eine unangenehme Situation. Die Beine sind angewinkelt und die Muskulatur wird schlechter durchblutet. Deshalb ist langes Sitzen keine optimale Weise der Regeneration, die gerade beim Profi-Sport enorm wichtig ist. Es kommt nämlich oft darauf an, wer in den letzten zehn Minuten eines Spiels ausgeruhter ist und die bessere Ausdauer hat. Generell kann man sagen, dass der Einfluss geringer ist, je länger die Pause zwischen Spielen ist.“

Bei der Nationalelf ging es damals darum, zwischen zwei Pflichtspielen innerhalb weniger Tage das Flugzeug zu nutzen. Das letzte Pflichtspiel der Nullfünfer fand im Mai statt. Das nächste findet Ende Juli statt. Aber selbst zwischen den Testspielen in diesem Juli liegen mehrere Tage, so dass das Argument nicht wirklich stichhaltig ist.

In dem Interview sagt Hoffmann weiter, zum Thema Regeneration „Ich denke, das war die einzig sinnvolle Ausrede, die man finden konnte.“ Er vermutete bei der Nationalmannschaft, dass die Logistik der entscheidende Faktor war. Sprich, es war anzunehmen, dass der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle gespielt hat.

Wenn man nun davon ausgeht, dass es zirka sieben Stunden dauert, um von Mainz mit dem Bus nach Grassau zu fahren und es vielleicht ein wenig kürzer wäre, würde man die Bahn nehmen, wie sieht es dann mit dem Flugzeug aus?

Bekanntlich wurde mit dem Bus zum Flughafen angereist. Dafür muss man zirka 35 Minuten veranschlagen. Aktuell empfehlen die meisten Airlines etwa 3 Stunden vor dem Abflug am Flughafen anzukommen. Der Flug dauert inklusive Rollen auf der Start- und Landebahn 1:10 Stunde. Angenommen, die Jungs sind nur mit Handgepäck geflogen (weil ihr Gepäck bereits mit dem Bus vorgefahren ist) braucht man ca. eine Stunde vom Aussteigen aus dem Flugzeug bis ins Teamhotel mit dem Bus. Insgesamt kommt man also auf 5:45 Stunden. Grob gesagt, gewinnt man damit eine Stunde im Vergleich zur reinen Busfahrt. Im Vergleich zur Zugfahrt spart man wahrscheinlich gar keine Zeit ein, muss aber nicht umsteigen.

Der Grund, warum das Flugzeug genommen wurde, liegt also weder in sportmedizinischer Natur begründet noch im Zeitmanagement.

Mainz 05 war mal Pionier. 2010 wurde man (wahrscheinlich auch wegen eines Sponsors aus dem Energiesektor) klimaneutral. Damals haben sich die wenigsten von uns mit dem Thema Klimaneutralität beschäftigt. Daher war damals diese Mission Klimaverteidiger ein wirklich löbliches Projekt, für das der Verein sicherlich bundesweit viel zu wenig Lorbeeren erhalten hat.

In den letzten 12 Jahren hat sich in Sachen Klima einiges verändert – gerade auch im Luftverkehr. Eine Airline hat 2019 beispielsweise die Botschaft „Fly Responsibly“ ausgesendet. Neben dem verantwortungsbewussten Fliegen, rief die Airline dazu auf, Alternativen zum Fliegen zu nutzen, also auch mal auf das Fliegen zu verzichten.

Denn natürlich ist der Flugverkehr grundsätzlich in unserer Welt unverzichtbar. Wenn wir nur daran denken, dass zum Beginn der Pandemie Masken aus China schnell nach Europa geliefert werden mussten. In einer globalisierten Welt leben Familien mittlerweile zerstreut auf vielen Erdteilen. Forschende müssen sich persönlich treffen, da nicht alles über Video-Schalte funktioniert. Fremde Länder zu bereisen, baut Vorurteile ab, Verständnis füreinander auf und so weiter und so fort.

Es geht also nicht darum, gar nicht mehr zu fliegen. Es sollte aber im Jahre 2022 darum gehen, das Flugzeug dann zu nutzen, wenn es Sinn macht – möchte man ein Vorbild sein. Und Mainz 05 trommelt, was das Thema Umwelt angeht, ziemlich viel und für seine Verhältnisse ziemlich laut.

Vielleicht sind diese Woche die Emotionen auch so hoch gekocht, weil der Verein mit seiner Klimaneutralität permanent wirbt. Und vielleicht haben wir dabei ein falsches Verständnis, was es mit Klimaneutralität auf sich hat. Dass der Verein formal als klimaneutral gilt, steht außer Frage. Auf seiner Webseite schreibt der Verein selbst, dass es aktuell „bislang gesetzlich keine Vorgaben“ gibt. Der Verein orientiert sich am so genannten Greenhouse Gas Protocol. Demnach werden CO2-Emissionen in drei Bereiche, so genannte Scopes, unterteilt:

  • Scope 1: direkte Emissionen durch eigene Autos und Gebäude inklusive Stadion
  • Scope 2: Zugekaufte Energie
  • Scope 3: vor- und nachgelagerte Emissionen die durch den Erwerb von Produkten, Dienstleistungen. Die An- und Abreise von Fans zu den Spielen gehört ebenfalls dazu.

Dadurch ergibt sich ein Wert an CO2-Emissionen. Damit Mainz 05 als klimaneutral gilt, müssen diese Emissionen ausgeglichen werden. Dafür kauft Mainz 05 Zertifikate eines Klimaschutzprojekts in Ruanda. Wie bereits geschrieben, ist es auf jeden Fall löblich, das CO2 zu kompensieren. Allerdings wird auf der Vereinsseite nicht geschrieben, wie lange es im Rahmen dieses Klimaschutzprojekts dauert, bis das CO2 eingespart wird.

Solche Ausgleichsprojekte stehen oft in der Kritik, gerade weil es an Transparenz fehlt. Daher empfiehlt das Umweltbundesamt, möglichst in Projekte zu investieren, die vom Goldstandard zertifiziert sind: „Achten Sie bei Kompensationsanbietern auf diese Zertifizierung. Die Gold-Standard-Foundation ist eine Non-Profit Zertifizierungsorganisation, die in der Schweiz registriert ist. Berechtigt zur Zertifizierung durch „The Gold Standard“ sind nur Projekte, die nachweislich zur Reduktion von Treibhausgasen führen und gleichzeitig gut für die lokale Umwelt und soziale Belange der Bevölkerung sind.“

Auf der Mainz 05-Seite steht nicht, wie das Projekt in Ruanda zertifziert ist. Im Umkehrschluss bedeutet es nicht, dass das Projekt in Ruanda schlecht ist. Es ist aber vielen Menschen nicht bewusst, dass es teilweise 10 Jahre dauert, bis die Menge an ausgestoßenem CO2 mit Hilfe solcher Projekte kompensiert ist. Daher wäre es wünschenswert, wenn das auf der Vereinsseite angegeben würde.

Da ist die Luftverkehrsbranche bereits einen Schritt weiter und bietet die Möglichkeit, so genanntes Sustainable Aviation Fuel (SAF), also nachhaltiges Kerosin zu kaufen. Dieses reduziert den CO2-Ausstoß direkt beim Fliegen um mindestens 75% und nicht erst 10 Jahre später. So etwas kostet allerdings Geld. Während auf dem Portal Compensaid die Kompensation über gewöhnliche Projekte schon für 1,34 € auf der Strecke Frankfurt – Salzburg zu haben ist (bei 10 Jahren Dauer der Kompensation) kostet es 42,88 €, wenn der Flug mit SAF durchgeführt wird.

Screenshot der CO2-Kompensation für den Flug Frankfurt-Salzburg über 10 Jahre
Screenshot der CO2-Kompensation für den Flug Frankfurt-Salzburg über 10 Jahre

Anzunehmen, dass die Kosten für das Projekt in Ruanda vergleichbar sind, mit den Kosten der 10-jährigen Kompensation. Möchte man direkt relativ klimaneutral sein, kostet das ein Vielfaches dessen, wie das oben genannte Preisbeispiel zeigt. Daher sei nochmals daran erinnert, was die eine Airline 2019 geschrieben hat: Fly Responsibly

Das deckt sich letztlich auch mit den Ansprüchen, die Mainz 05 auf seiner eigenen Seite formuliert: „Mittels des neu berechneten Fußabdrucks werden wir nun wie auch in der Vergangenheit Verbesserungspotenziale identifizieren, um Emissionen zu verringern oder im besten Fall zu vermeiden. Hier möchten wir in den kommenden Jahren noch gezielter Emittenten analysieren, um langfristig Verminderungsziele zu formulieren und Maßnahmen einzuleiten.“

Mainz 05 sollte also analysieren, wo Emissionen einzusparen sind. Steht im nächsten Jahr die Reise nach Grassau an, ist es ein Leichtes, die Emissionen zu senken. Statt zu fliegen, sollte der Bus oder die Bahn genommen werden. Und wenn das ganze Material nicht in den Bus passt, liegt es auf der Hand, einen Transporter zu mieten. Flüge über 10 Jahre zu kompensieren und damit einfach auf die Klimaneutralität zu verweisen passt nicht zur Mission Klimaverteidiger. Denn das Vermeiden oder wenigstens das Reduzieren sollte immer an erster Stelle stehen. Nur das, was sich nicht vermeiden lässt, sollte kompensiert werden. Diese These stelle nicht ich auf, sondern ist ja so auf der Mainz 05-Homepage nachzulesen, wie das Zitat oben zeigt.

Möchte man diesen selbst gesteckten Zielen genügen, sollte es also kar sein, wie man sich im nächsten Jahr entscheidet.  Es sei denn, das nächste Trainingslager findet wieder in den USA statt. Wie es dann mit der Regeneration auf einem Acht-Stunden-Flug aussieht, müsste allerdings noch geklärt werden.

Und aus welchem Grund ist der Verein jetzt genau nach Grassau geflogen?

Er selbst schreibt dazu nichts. Anzunehmen, dass es die Bequemlichkeit war. Und zwar die Bequemlichkeit, es so zu machen, wie man es immer schon gemacht hat. Dabei sollte man als Fußballsportverein wissen, dass man es dem Gegner leichtmacht, wenn man ausrechenbar ist und seine Strategie nicht ändert. Das gilt auch für die Klimaverteidiger von Mainz 05. Vom Pioniergeist 2010 ist leider 2022 nicht mehr viel übriggeblieben. Ähnlich wie beim Leitbild orientieren sich die handelnden Personen nicht an den Ambitionen, die sich der Verein selbst auf die rotweißen Farben geschrieben hat. Eigener Anspruch und die gelebte Wirklichkeit klaffen wieder einmal komplett auseinander.

Quellen:
FSV Mainz 05 – Klimaneutralität

Compensaid – fly CO2-neutral

Nationalelf fliegt von Stuttgart nach Basel – Das sagt ein Sportmediziner – Stuttgarter Zeitung

The Gold Standard | Umweltbundesamt


Nur für das Trikot, fairsteht sich!

Seit Jahren ist es in der Liga üblich, das Trikot der Folgesaison am letzten Spieltag der aktuellen Spielzeit zu präsentieren. Der Hintergrund ist, wie könnte es anders sein, kommerzieller Natur. Wir Fans sollen zum Konsum animiert werden. Dass es auch anders geht, zeigt ausgerechnet ein Verein aus der Premier League. Der FC Brentford wird die Trikots der abgelaufenen Saison auch in den kommenden 12 Monaten tragen. In Zeiten knapper Kassen in den meisten Fanfamilien ist dies ein durchaus guter Move, soll aber in diesem Blogpost nicht wirklich Thema sein. Schließlich können wir selbst entscheiden, ob wir uns in diese Konsumspirale begeben oder nicht.

Vielmehr soll es hier um Inhalte gehen und Dinge, die bei unserem Verein mal wieder nicht so richtig zusammenpassen wollen. Da kreiert der Verein gemeinsam mit dem Trikotsponsor eine löbliche Friedensbotschaft und verbindet sie mit einer vergleichsweise großzügigen Spende in Höhe von 10 Euro, die vom Verkaufspreis in Höhe von fast 80 Euro an die „Better World Stiftung“ des Trikotsponsors geht. Gleichzeitig wird von limitierter Edition gesprochen, damit das oben angesprochene Konsumieren stimuliert wird. „Wer sich dieses ganz besondere Trikot sichern möchte, muss schnell sein“, ist in den Vereins News zu lesen. Warum die Auflage limitiert ist, und warum es nicht möglich ist, sich das Trikot nicht in aller Ruhe bis zum Verkaufsstart des „regulären“ Trikots Mitte Juli zu sichern, wird in den News nicht erklärt. Die Fans zu solchen Impulskäufen zu drängeln hat schon etwas von Kaffeefahrten-Charakter. Damit wird die Botschaft, Menschen zu helfen, ein wenig in den Hintergrund gedrängt.

Der Mainz 05 Kapitän Mousa Niakhaté trägt das Trikot der neuen Saison mit dem "You never walk alone" Schriftzug in den Farben der Ukraine und dem Schriftzug der Kömmerling Better World Stiftung
Screenshot von der Mainz 05-Webseite

Und genau darum geht es eigentlich in diesem Text. Denn leider wird im Rahmen der Aktion, die ja für eine bessere Welt einstehen möchte, nur die eine Seite der Medaille betrachtet: Die Friedensbotschaft auf dem Trikot symbolisiert die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine, die völlig unverschuldet in einen Angriffskrieg hineingezogen wurden. Die 10 Euro pro Trikot sollen die Not der Menschen vor Ort lindern. Soweit so gut. Aber eine solche Aktion sollte meiner Meinung nach ganzheitlich angegangen werden. Es sollten also auch die Menschen einbezogen werden, die diese Trikots hergestellt haben. Und dazu gibt es leider überhaupt keine Information. Leider ist es als Verein bis heute extrem schwierig, fair gehandelte Trikots zu erwerben, insbesondere, wenn man an einen Ausrüstervertrag gebunden ist. Hat der Ausrüster mit Nachhaltigkeit, konkret mit der fairen Produktion seiner Textilien, nichts am Hut, bleibt einem Verein leider nur der Weg, alles selbst in die Hand zu nehmen.

Diesen Schritt ist der FC St. Pauli gegangen. Und dieser Schritt benötigt Zeit – im Falle des FC St. Pauli sage und schreibe fünf Jahre. Bernd von Geldern, Geschäftsleiter Vertrieb auf der Vereinwebseite im Jahr 2021: „Auf der Mitgliederversammlung 2016 haben wir den Auftrag bekommen, unser Merchandising fair und nachhaltig zu produzieren. Diesem Anspruch möchten wir in möglichst vielen Bereichen gerecht werden. Mit unserer eigenen Marke ‚DIIY‘ möchten wir nun zeigen, dass sich Qualität, Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen auch für Performance-Kleidung überhaupt nicht ausschließen müssen. Darum haben wir die Messlatte mit unseren selbst formulierten Ansprüchen an die neue Teamsport-Kollektion auch bewusst hochgelegt. Wir sind überzeugt davon, dass auch unsere Fans diesen Anspruch teilen und möchten sie auf unseren Weg mitnehmen. Deswegen starten wir schon jetzt in den Vorverkauf für das Heimtrikot der Saison 2021/22 – denn nur gemeinsam mit unseren Fans schaffen wir unser anspruchsvolles Ziel, die nachhaltigste Teamsport-Kollektion der Welt zu produzieren.“

Vor mehr als zwei Jahren habe ich bereits zum damaligen neuen Ausrüster etwas geschrieben („Fair Fashion for Future„) und meine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass mit dem Wechsel auch das Thema faire Trikotproduktion angegangen wird. Getan hat sich allerdings wohl nichts:

„Großes Problem der Mainzer ist die aktuell noch fehlende Transparenz. Es können beispielsweise weder Hauptproduktionsstandorte noch Angaben zur Auswahl und Überprüfung der Lieferanten gefunden werden“, lautet das ernüchternde Ergebnis der Studie „Die Vereine im Ranking – so fair sind ihre Shops“ von cum ratione im Jahr 2021. Damals arbeitete der Verein laut dieser Studie gerade intensiv daran, diese Transparenz herzustellen. Allerdings habe zumindest ich hierzu noch nichts gelesen. Aber selbst wenn diese Transparenz existiert, ist natürlich noch nicht sichergestellt, dass die Menschen, die die Trikots hergestellt haben, auch davon leben können. Auch hier gilt der FC St. Pauli als Vorbild. Er ist 2021 als erster und bisher einziger Verein weltweit Mitglied bei „Fair Wear“ geworden. Diese Organisation stellt sicher, dass die Arbeitenden freiwillig ihren Dienst verrichten, sprich, Sklaverei wird ausgeschlossen. Die Arbeitenden können Gewerkschaften gründen und Kollektivverträge vereinbaren. Diskriminierung jeder Art ist ausgeschlossen, Kinderarbeit verboten und existenzsichernde Löhne (nicht zu verwechseln mit Mindestlöhnen) werden gezahlt. Es wird sich an eine Höchstarbeitszeit gehalten und die Arbeitsumgebung entspricht Mindest-Arbeitsschutzrichtlinien. Ferner existiert ein Arbeitsvertrag mit Rechten und Pflichten. Diese Kriterien gelten für uns meist als selbstverständlich. Dass dies in anderen Ländern alles andere als ein Standard ist, wird sicherlich deutlich, wenn man sich die Sportartikelhersteller anschaut, die Mitglied bei Fair Wear sind, wie z.B. Deuter, Haglöfs, Hess Natur, Jack Wolfskin, Odlo, Salewa, Schöffel, Vaude, engelbert strauss und Mammut. Alle bekannten Ausrüster der Liga sind hier leider noch kein Mitglied.

Um in Zukunft keine halben Sachen zu machen, sollte sich Mainz 05 langfristig anders aufstellen, wenn der Ansatz ernst gemeint ist, Menschen zu helfen und nicht darauf hoffen, dass ein Ausrüster endlich sicherstellt, dass die Textilien unter fairen Bedingungen hergestellt werden. Dann würde auch die Kehrseite der Medaille für eine „Better World“ stehen.    

Quellen:

Premier League – Nachhaltigkeit: Brentford trägt Trikots auch nächste Saison – t-online.de
1. FSV Mainz 05 – News Detailansicht: Neues Heimtrikot
DIIY – Alles muss man selber machen! – FC St. Pauli
FSV Mainz 05 – cum-ratione.org
Member Brands – Fair Wear Foundation

Fairplay im Fanshop

Wie fair ist eigentlich der Fanshop des 1. FSV Mainz 05? Die gemeinnützige Gesellschaft „cumratione“ hat dazu zum zweiten Mal im Rahmen einer Studie die Online-Fanshops der Bundesligavereine unter die Lupe genommen. Schließlich steht bei allen Produkten, insbesondere auch bei Sportbekleidung, die Frage im Raum, unter welchen Arbeitsbedingungen der Artikel hergestellt wurde – insbesondere wenn er nicht aus Deutschland oder der EU stammt. Daher ist auch wichtig, möglichst viel über die Lieferkette des Artikels zu erfahren.

Im Fokus stand die Existenz von nachhaltig produzierten Fanartikeln. Da die Studie zum zweiten Mal erstellt wurde, war es auch interessant zu sehen, welche Entwicklungen die Vereine genommen haben, insbesondere natürlich unser Verein. Das Ranking ist dieses Jahr eindeutig zweitrangig, da im Vergleich zur Studie im vergangenen Jahr, in der nicht alle Vereine der 1. und 2. Liga enthalten waren, nun tatsächlich alle 36 Clubs und Konstrukte untersucht wurden.

Mainz 05 wird attestiert, auf dem richtigen Weg zu sein. Die mangelnde Transparenz seitens des Ausrüsters habe ich bereits vor knapp zwei Jahren in einem Blogpost angesprochen. Leider hat sich da bis heute noch nichts getan. Laut Studie sei der Verein da dran, dieses Manko zu beseitigen. Ob es sich dabei um eine bloße Hinhaltetaktik handelt oder sich hinter den Kulissen doch etwas zum Guten ändert, bleibt abzuwarten. Ich finde es gut, dass dieses Thema von einer unabhängigen Organisation beobachtet wird. Schließlich scheint das Thema bisher bei vielen Protagonisten des Fußballs noch nicht angekommen zu sein und spätestens nächstes Jahr muss Nullfünf Farbe bekennen. Bis dahin verharren wir auf einem 17. Platz (von 36). Alleine das sollte Ansporn für die Klimaverteidiger sein, hier in die richtige Richtung aufzubrechen, denn Nachhaltigkeit ist so viel mehr als ein klimaneutrales Auftreten.

Links:

Die Vereine im Ranking – wie fair sind ihre Shops cum-ratione.org

Die Tabelle cum-ratione.org

Das Profil von Mainz 05 cum-ratione.org