Im Schatten der Dos‘

Was war das eigentlich für eine turbulente Woche, dass man in der Länderspielpause bis Samstagmorgen braucht, um sich einigermaßen zu sortieren? Jonny schaffte es am Wochenanfang mehr als verdient zum Kader der Nationalmannschaft zu stoßen und auch gleich eingewechselt zu werden, Dome stößt zur Wochenmitte sein Hardkohr-Image um, und rettet vermutlich einer älteren Frau das Leben und Klopp macht mal wieder sein ganz eigenes Ding und beschäftigt uns für den Rest der Woche.

Mit Klopp 2005 in Eriwan, Armenien

Bei allen drei Menschen dreht es sich um Geschichten von Helden, Vorbildern oder auch gefallenen Vorbildern. Die Bodenständigkeit von Jonny wird allgemein anerkannt, aber wenn es konkret wird, zum Beispiel beim Clean-up an der Arena oder bei der Begrünung von Ballfangzäunen, um die Biodiversität zu erhalten, hält sich der Applaus für ihn in Grenzen. Gerade bei solchen Aktionen im kleinsten Fankreis bei Themen, die nicht direkt mit dem Fußball zu tun haben, lernt man den Menschen ein bisschen kennen. Bei Dome scheiden sich die Geister seit eh und je –  vielleicht macht es bei ihm ja durchaus Sinn, zwischen dem Spieler und dem Mensch zu unterscheiden. Und immer wenn es um Klopp geht, ist man bei der AZ der Ansicht, dass das menschgewordene Chat GPT aus Mallorca, den Zeitungslesenden aus Mainz erklären muss, warum, wie und wann Kloppo etwas macht, also konkret diesmal wie er zu der Entscheidung kam, sich dem RB-Imperium anzuschließen.

Dass diese Annahme der AZ gar nicht so verkehrt ist, lässt sich daran erkennen, wie viele Menschen seine Entscheidung emotional bewegt hat. Wir Menschen haben den Drang, einige „Auserwählte“ unserer Spezies zu verklären und wie einen Messias hochzustilisieren. Erkennbar war das bei Klopp spätestens durch die „Jürgen, Jürgen!“-Rufe im Stadion – egal ob in Mainz fast im ganzen Rund oder im Dortmunder Gästeblock einmal pro Saison 05-Jahre lang. Und natürlich haben wir an einen solchen Messias Erwartungen – ich zum Beispiel damals in Köln 2008 eine schlagfertige Truppe auf den Platz zu bringen. Werden diese Erwartungen nicht erfüllt, sind wir enttäuscht. Über diese Enttäuschung konnte man in den letzten Tagen sehr viele Texte lesen. Darum soll es in diesem Blogpost nicht gehen – das bekommen andere viel besser hin. Diese Texte aber erzeugten viele Reaktionen – ein bisschen Zustimmung, aber auch sehr viel Ablehnung.

Was ich befremdlich finde, ist die Tatsache, dass sich viele Menschen mit dem RB-Imperium gar nicht auseinandersetzen. Für sie scheint der Brausekonzern ein normales Unternehmen zu sein, wie der Chemiegigant aus Leverkusen, die AG aus Wolfsburg oder Hopps Ex-Firma. Für viele scheint der Fußball einfach eine Branche zu sein, bei der viel Geld im Spiel ist – das bei RB genauso wie beim BVB, Hertha oder Werder halt „irgendwie“ von Investoren kommt. Und für viele Fans scheint RB Leipzig einfach ein ganz „normaler“ Verein zu sein, wie Mainz 05, der SC Freiburg oder der FC St. Pauli – nur mit weniger Fußballromantiker:innen. Das war die Erkenntnis, die mich seit Mittwoch sehr beschäftigt.

Beim RB-Konzern geht es um die Marke und Umsatzwachstum beim Verkauf eines Energydrinks. Alles andere wird diesen Punkten untergeordnet – auch der Fußball. Mit der Verpflichtung von Klopp will der Konzern das Image seiner Marke polieren. Das wird dem Konzern auch gelingen – außerhalb von Deutschland. Aber was ist schon Deutschland gegen den Rest der Welt? Und Klopp, der ja mittlerweile selbst eine polierte Hochglanzmarke ist, sieht darin wahrscheinlich eine Win-Win-Situation. Er kann seine Markenbekanntheit steigern – etwa in den RB-Filialen in Japan und Brasilien. Klopp als Marke wird in Deutschland womöglich verbrannt sein – dumm für seine Werbepartner, aber weltweit wird er damit sicherlich an Bekanntheit dazugewinnen. Aber das ist seine Sache.

Marken möchten für etwas stehen. RB möchte vermitteln, dass man mit Hilfe des Energydrinks Flügel bekommt und Grenzen überwinden kann. Darum sponsert RB auch zahlreiche Randsportarten mit Risikopotential für die Teilnehmenden. Allein zwischen 2008 und 2017 starben laut Deutschlandfunkkultur neun Athleten bei Extremsportveranstaltungen, die von RB ausgerichtet wurden. Das Image kann also zur tödlichen Falle für Menschen werden, die ihr eigenes Leben bei solchen Veranstaltungen riskieren.

Das Produkt selbst? Energydrinks stehen laut Brisant im Verdacht, krank zu machen. Bei regelmäßigem Konsum besteht die Gefahr von Herzkrankheiten wie Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Herztod.

Und der Verein? Er bestand bei der Gründung 2009 laut RBlive aus sieben Mitgliedern. Der Verein lässt nur ausgewählte Menschen, die für RB tätig oder ihm nützlich sind, abstimmungsberechtigte Mitglieder werden. Mittlerweile wurde der elitäre Kreis auf 23 erweitert. Es gibt ferner nicht-stimmberechtigte Fördermitglieder, die der Mitgliederversammlung beiwohnen und Fragen stellen dürfen, nachdem DFB und DFL dies zur Auflage machten, damit der Verein seine Lizenz bekommt und der Schein eines Vereins, bei dem die Mitglieder das Sagen haben, gewahrt bleibt. 750 Menschen sind mittlerweile RB-Leipzig-Fördermitglied.

Und dann wäre da noch der hauseigene Kanal Servus-TV aus der RB Heimat Österreich. Dieser ist in der Pandemie laut BR zum Kanal der Querdenker geworden. Der Intendant erklärte beispielsweise im November 2021, dass das Anti-Parasitenmittel Ivermectin erfolgreich bei der Behandlung von Covid-19 Anwendung fände und dass die Corona-Impfstoffe die Gene verändern würden. Servus TV gilt laut Moment auch als rechtspopulistisch, hat ein Faible für Viktor Orbán und Marine Le Pen und wenn es um Expert:innen geht, werden hauptsächlich Männer eingeladen und wenig auf Ausgewogenheit geachtet.

Wenn man auf diese vier Punkte (Sponsoring von Risikoevents, Energydrink, Vereins-„Leben“ und politische Ausrichtung) schaut, merkt man sicherlich, dass der RB Konzern nicht viel gemein hat mit den genannten Konzernen aus Leverkusen, Wolfsburg und dem Kraichgau.

Und auch das liebe Geld fließt bei RB anders als bei den genannten Clubs. Das Eigenkapital von RB bekam während der Pandemie plötzlich Flügel und wurde um 100 Mio. Euro erhöht. Die Verbindlichkeiten waren mit 337 Mio. Euro 2023 die zweit höchsten in der gesamten Liga. Nur der FC Bayern hatte noch ein paar Mio. mehr zu verbuchen. Dafür war 2023 aber das Eigenkapital der Bayern fast fünfmal höher als das von RB. Sprich RB kann sich einfach so viel Geld leihen, wie es möchte – nicht am Kapitalmarkt zu entsprechenden Zinsen, sondern vom RB Konzern. Und da irrt Klopp, wenn er das trotzdem bereits 2022 in einem Video mit der DFL kleinredet, dass es nur kurz nach der RB Leipzig-Gründung um Geld ging, um die Aufstiege aus der 4. in die 3. Liga usw. hinzubekommen und man mittlerweile durch die Champions League-Teilnahmen sich quasi selbst finanziert.

Und das Hin- und Hergeschiebe von Fußballspielenden zwischen den einzelnen Teams hat ebenfalls Geschmäckle – interessiert aber DFB oder DFL irgendwie auch nicht. Aber deren Vorbildfunktion ist spätestens seit der WM Vergabe 2006 eh ebenfalls am Bobbes. Was sollen Kinder eigentlich bei den Stichworten DFB und Vorbild lernen? Wie man eine WM bekommt oder dass die Unschuldsvermutung bei Fans außer Kraft gesetzt wird, da der Verband nach der Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens gegen Fans die Vereine drängt, unmittelbar ein Stadionverbotsverfahren einzuleiten?

RB ist also alles andere als ein normaler Konzern in einem sonderbaren Verbandsumfeld. Er sponsert risikobehaftete Events, stellt ein womöglich gesundheitsgefährdendes Produkt her, dehnt das Vereinsrecht mit Hilfe von DFB und DFL maximal und hat einen Rechtsdrall im Bereich Medien. Es ist anzunehmen, dass dies auch Klopp gewusst hat, als er sich dafür entschied, Head of Soccer zu werden. Für viele Menschen ist damit der einstige Messias gefallen – weil sie wissen, wofür RB steht. Für andere ist RB ganz „normal“, weil es ihnen egal ist, wie der Fußball tickt und der Klopp ja so toll ist und für wieder andere ist RB sogar „toll“, weil er die Fußballromantiker:innen vor den Kopf stößt und RB den Fußball neu „erfindet“.

Vielleicht sollten wir einfach Abstand nehmen von Vorbildern, die wir nur aus den Medien kennen? Wer von uns kennt schon Jürgen Klopp persönlich – vorallem noch nach seiner Mainzer Zeit? Natürlich konnte man in der Vergangenheit viele Sachen an ihm sympathisch finden. Er hat natürlich viel Gutes bewirkt – auch fernab des grellen Scheinwerferlichts der Medien. Aber Menschen lassen sich ungern fremdbestimmen. Nur er weiß, was ihn getrieben hat, zu RB zu gehen. Das ist sein gutes Recht. Gut finden muss man es trotzdem nicht. Und vielleicht merkt er es irgendwann selbst, dass das ein Fehler war, weil sein Koordinatensystem womöglich doch etwas anders angelegt ist, als das von RB.

Für viele ist dieser Wechsel von Klopp zu RB eine Zäsur. Das verstehe ich überhaupt nicht. Wir wussten vor Mittwoch, dass es im Profifußball der Männer (und zunehmend der Frauen) nur um Kohle geht. Wir konsumieren diesen Fußball im Stadion oder in den Medien. Es kommt aber darauf an, was wir daraus machen. Oft wird der Satz ausgesprochen: Niemand ist größer als der Verein. Daher sollten wir uns doch bitte auf unseren Verein konzentrieren. Die jüngeren Fans haben Klopp nie bei Mainz 05 als Trainer wirken sehen, geschweige denn als Spieler die vier Tore in Erfurt gegen RWE erzielen sehen. Sie schreien lieber „Mainzaaa, Mainzaaa!“ als einem mittelalten Mann mit sehr weißen Zähnen zu huldigen, den sie nur aus Erzählungen oder vom Bildschirm her kennen.

Lassen wir doch Klopp Klopp-Dinge machen und uns Vorbilder bei uns suchen, bei Institutionen und Menschen, die wir wirklich kennen. Denn diese Woche zeigte ja, wofür ein Verein stehen kann, zum Beispiel beim Spiel für Liam in Jugenheim. Wir haben eine Fanabteilung mit ihrer AG Soziales, deren Mitglieder als Vorbilder und Aushängeschilder des Vereins in der Region Gutes tun. Wir haben einen Verein mit handelnden Personen der glaubhaft „Nie Wieder!“ ruft. Wir haben die Supporters mit einem Vorstand, der auch mal Tacheles redet, wenn es notwendig ist und bundesweit vernetzt ist, damit Fans gehört werden. Wir haben Fanbeauftragte, die sich für unsere Belange einsetzen. Wir haben ein Fanprojekt mit mehreren engagierten Mitarbeitenden, die für viele jüngere Fans eine Anlaufstelle sind, wenn sie Probleme haben. Wir haben die Fanhilfe, die sich für Fanrechte einsetzt – ebenfalls bundesweit, was gerade aktuell wieder sehr wichtig ist, wenn im Freistaat einige Politiker:innen, Fans zur Bedrohung der bayuwarischen Weltordnung hochjazzen. Und wir haben das Fanhaus, in dem regelmäßig sehr viele Vorbilder zu Gast sind.

Wir leben im Schatten des Doms – in Wiesbaden lebt man nun eben im Schatten der Dos‘.

Die Sache mit der Planung eines Stadionbesuchs

Am letzten Samstag beim ersten Spiel der 05er gegen Union Berlin herrschten im Stadion am Europakreisel sommerliche Temperaturen von über 30 Grad Celsius. Daher war es sehr wichtig, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen – sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen.

Mainz 05-Fans am letzten Samstag im Stadion am Europakreisl

Der halbe Liter Mineralwasser kostete 3,50 Euro. Anders als in Leipzig wurde der Getränkepreis dafür nicht kurzfristig (auf 1,50 Euro) gesenkt. Trinkbrunnen, wie im neuen Stadion in Freiburg, gibt es im Stadion am Europakreisel nicht. Daher kritisierten einige Fans den Verein, unter anderem auch ich in meiner Fankolumne für die Allgemeine Zeitung.

Der Verein hat auf diese Kritik reagiert. Eine Preisreduzierung wurde vorab nicht angedacht, da der Wasserpreis für „moderat“ gehalten wird. 32 Grad im Schatten hält der Verein für „nicht außergewöhnlich“ und für alle Fans planbar.

Um einen Stadionbesuch zu planen, ist es sinnvoll, die Stadionordnung zu konsultieren. Wenn man „Mainz 05 Stadionordnung“ googelt, erhält man zwei Ergebnisse für das Stadion am Europakreisel. Beide Ergebnisse führen auf die offizielle Webseite von Mainz 05. Bei der einen Seite handelt es sich um ein PDF-Dokument namens „Stadionordnung der MEWA ARENA“ mit Mainz-05-Branding – nennen wir sie PDF-Seite. Bei der anderen Seite handelt es sich um eine Webseite, auf der ebenfalls auf das PDF-Dokument verlinkt wird. Es wird aber auch zweisprachig auf „erlaubte und verbotene Gegenstände“ für den Heim- und Gästebereich mit Hilfe von Piktogrammen, die erklärt werden, hingewiesen. Nennen wir sie der Einfachheit halber Piktoseite.

Man sollte als gut planender Fußballfan davon ausgehen, dass vom Inhalt her PDF- und Piktoseite identisch sind. Grundsätzlich ist es fanfreundlich, überhaupt Gebinde mit ins Stadion nehmen zu dürfen. Auf der Piktoseite wird beim Thema Getränkemitnahme zwischen Heim- und Gästebereich unterschieden. Während im Teil Heimbereich „Tetr@ P@K bis 0,5l“ steht, findet sich im Teil Gästebereich „Tetr@ P@k bis 0,25l“. Dazu lässt sich folgendes feststellen:

  1. Der Begriff „Tetr@ P@k“ ist eine geschützte Marke und aus rechtlichen Gründen in diesem Blogpost leicht verändert dargestellt. Das Unternehmen dahinter erlaubt die Nutzung unter Umständen, allerdings nur mit dem „Registriert-Zeichen“, das auf der Mainz 05-Seite fehlt.
  2. Gästefans dürfen nur Gebinde mit 50 Prozent des Fassungsvermögens der erlaubten Gebinde für Heimfans mit ins Stadion bringen.
  3. Alkoholische Getränke dürfen nicht mit hineingenommen werden.
  4. Ob nur ein Gebinde mit hineingenommen werden kann oder ob man mehre mit hineinnehmen darf, bleibt fraglich.

Dazu hilft vielleicht ein Blick auf die PDF-Seite. Dort steht folgendes. Erlaubt sind „nicht alkoholische Getränke in Getränkekartons mit einem maximalen Fassungsvermögen von 500 ml bzw. 250ml“. Dazu lässt sich folgendes feststellen:

  1. Die Unterscheidung in 0,5l und 0,25l wird erwähnt, allerdings wird nicht erwähnt, dass diese Unterscheidung zwischen Heim- und Gästebereich vorgenommen wird, wie auf der Piktoseite erwähnt.
  2. Hier wird von Getränken und Kartons gesprochen und die Kartonmarke nicht genannt. Der Plural suggeriert, dass mehrere Gebinde mitgenommen werden können.

Möchte man also einen Stadionbesuch bei Mainz 05 planen, so wie es der Verein empfiehlt, ist die Planung, wenn es um die Mitnahme von Getränken geht, nicht möglich. Schließlich stellt sich die Frage, ob man mehr als einen Getränkekarton mitnehmen kann oder nicht. Das ist allerdings genau der Punkt bei der Planung, auf den es ankommt. In einer ebenfalls akzeptierten Stadiontasche passen sicherlich drei Getränkekartons à 0,5 l oder sechs Getränkekartons à 0,25 l hinein. Damit könnte man tatsächlich den Stadionbesuch bei sommerlichen Temperaturen dergestalt planen, dass man auf den Kauf oder das Auffüllen von Wasser an einem Trinkbrunnen verzichten kann. Nur lässt sich das nicht planen, weil man nicht weiß, wie die Mitarbeitenden an der Sicherheitskontrolle die Stadionordnung auslegen. Fans haben am Samstag berichtet, dass sie teilweise nur einen Getränkekarton mit hineinnehmen durften.

Geht man von der restriktiveren Auslegung aus, dass man nur einen Getränkekarton à 0,5 l bzw. 0,25 l mitnehmen darf, ist man darauf angewiesen, diesen am Waschbecken der Stadiontoiletten aufzufüllen. Warum Gästefans nur 0,25 l Getränkekartons mitnehmen dürfen, die es im Handel wahrscheinlich ohnehin kaum zu kaufen gibt, bleibt auch schleierhaft. Gerade der Gästeblock war am Samstagnachmittag durchweg massiver Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Auch dass so genannte Camel Bags oder Trinkblasen nicht Erwähnung finden, zeigt, dass die Stadionordnung in ihrer aktuellen Fassung nicht wirklich bei der Planung hilft.

Daher sollte sich der Verein fragen, ob er in Zukunft nicht auf die Unterscheidung zwischen Heim- und Gästebereich verzichtet. Er sollte auf die Verwendung des Markennamens verzichten, um nicht wie beim Begriff „klimaneutral“ wieder juristische Auseinandersetzungen zu riskieren. Er sollte eindeutig festlegen, ob ein oder mehrere Gebinde erlaubt sind und Trinkblasen akzeptieren. Schließlich sind letztere die eindeutig nachhaltigere Variante im Vergleich zu Getränkekartons. Und das Thema Nachhaltigkeit wird ja bei Mainz 05 großgeschrieben – genauso wie eine akribische Planung des Stadionbesuchs.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Stuttgart Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

Großer Jubel bei den 05erinnen nach dem Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals

01 Hin und weg:

Die erste Auswärtsfahrt der Saison trumpfte, was die Logistik angeht, gleich wieder voll auf. Da die Deutsche Bahn drüben in Hessen eine Bahnstrecke erneuert, hält sie für fünf Monate nicht im Bahnhof Mainz-Laubenheim. Begründet wird dies damit, dass über die Strecke Mainz – Mannheim viele Züge umgeleitet werden. Witzigerweise fährt die S-Bahn zwischen Mainz und Mannheim auch in dieser Zeit, doch fährt sie durch den Laubenheimer Bahnhof durch. Dafür setzt die Bahn einen Schienenersatzverkehr von Laubenheim nach Bodenheim ein. Die Bahn macht ja immer auf nachhaltig, obwohl viele ihrer Züge mit Dieselloks durchs Land dampfen. Aber einen Bus einzusetzen, der Leute von einem zum anderen Bahnhof bringt, obwohl die Bahn eigentlich zwischen beiden Bahnhöfen verkehrt, ist schon ein bisschen schräg.

Das liegt laut Bahn daran, dass durch das höhere Zugaufkommen, die S-Bahn schneller zwischen Mainz und Mannheim verkehren muss, um im Takt zu bleiben. Das klingt in der Theorie vernünftig, aber natürlich hat man da so in der Praxis als Bahnvielfahrender so seine Zweifel. Bis Ludwigshafen Hbf. kamen wir tatsächlich schnell voran, da in weiteren Bahnhöfen nicht gehalten wurde. Dann gab es die übliche Verspätung – diesmal in Form einer Weichenstörung. Somit musste ich fluchtartig den Zug mit meinem Klapprad verlassen, denn ich hatte nur etwas über 15 Minuten Zeit, um meinen ICE-Anschluss in Mannheim zu erreichen. Vor ein paar Monaten strandete ich ebenfalls in Ludwigshafen auf dem Weg zu den 05erinnen – damals fuhren an Fronleichnam plötzlich keine S-Bahnen nach Speyer zum Verbandspokalfinale… Lost in Lu halt…

Nach dem 15-Minuten-Sprint mit dem Klapprad ruckzuck in den ICE hinein

Der Vorteil von Spielen am Sonntag ist die Tatsache, dass sonntagsmorgens auf der Gasse nicht so viel los ist. So bahnte ich mir meinen Weg durch die Betonburg Ludwigshafen, die es ja im Versiegelungsranking deutscher Städte sogar geschafft hat, noch hinter Mainz zu landen. Danach flugs über den Rhein nach Mannheim und rein in den ICE, der schon am Bahnsteig stand.  Gut 35 Minuten später war ich auch schon in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs angelangt.

02 (N)immer nuff:

Die Spielstätte der VfB-Frauen befindet sich am VfB-Clubzentrum, das unmittelbar an das Neckarstadion anschließt. Aus diesem Grund hatte ich auch das Klapprad mitgeschleppt. Schließlich ist es eigentlich eine schöne Strecke, die sich da mit dem Rad zwischen Bahnhof und Fußballplatz zurücklegen lässt. Natürlich ist der Stuttgarter Hauptbahnhof seit mehreren Jahren eigentlich eine Vollkatatrophe, denn das Prestige-Objekt Stuttgart 21 wird einfach nicht fertig. Das Provisorium ist vollkommen überfüllt – es war mittlerweile Mittag und da fahren sonntags doch so einige durch die Gegend. Einmal den Molloch hinter mir gelassen, ließ es sich sehr gemütlich durch den Schlossgarten und über den Neckar nach Bad Cannstatt radeln. Danach ging es noch einen Kilometer auf dem Neckar-Radweg flussaufwärts und schon war das VfB Clubzentrum erreicht.

Radtour durch den Stuttgarter Schlosspark zum VfB-Clubzentrum

03 Kon-Trolle

Eigentlich sollte es die Tickets auf der VfB-Seite im Vorverkauf geben. Aber das klappte zumindest bei mir nicht. Auf der Webseite des VfB las ich auch noch, dass der Trainingsplatz 1 für maximal 1000 Zuschauende zugelassen wäre. Daher war es schon gut, den ICE in Mannheim nicht verpasst zu haben. So kam ich zeitig am Clubzentrum an und sah schon die Schlange vor dem Tickethäuschen. Am Ende war dann alles halb so wild, schließlich kamen „nur“ knapp 800 Zuschauende zum ersten Auftritt der VfB-Frauen im DFB-Pokal überhaupt. Anders als beim Männerfußball gibt es kaum Security und noch weniger Stress beim Mitnehmen von Sachen wie digitaler Spiegelreflexkamera oder Laptop. Den Krempel durfte ich ohne Diskussionen mit hineinnehmen.

Sehr leckere vegane Wurst am Trainingsplatz 1

04 Kampf um den Mampf

Der Nachteil, wenn 800 Menschen ein Fußballspiel besuchen möchten, liegt darin, dass der Catering-Bereich dafür nicht unbedingt ausgelegt ist. Die Schlangen vor dem Catering-Stand waren mit denen im Gästeblock im Neckarstadion durchaus vergleichbar. Das Warten lohnte sich allerdings, denn die vegane Wurst, die es so außer in Dortmund fast nirgends in der Männerbundesliga gibt, war echt lecker. Eine vergleichbare Variante gab es bisher bei den 05erinnen-Heimspielen auf dem Schott-Gelände. Hoffentlich wird sie demnächst dann auch bei den 05erinnen-Heimspielen am Bruchweg kredenzt. Dass sie auch im Stadion am Europakreisel ab dieser Saison angeboten wird, wage ich mal zu bezweifeln. Dort wird es wie in der Rückrunde der letzten Saison hoffentlich wenigstens die veganen Hot Dogs geben – die, das muss man auch mal sagen, deutlich günstiger sind, als die mit Fleisch – und diese Preisdifferenzierung zwischen pflanzenbasiertem Angebot und einer Fleischvariante ziehen noch weniger Vereine durch. Aber wer will schon mit einem Hot Dog in einen vollen Stehblock. Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, wollen einfach was auf die Hand, was auch im Getümmel zu verzehren ist, ohne danach komplett mit Saucen „verziert“ dem Geschehen auf dem Platz folgen zu müssen.

Auch für dieses Spiel hat das „Es war einmal Fanzine“ wieder einen besonderen Wimpel anfertigen lassen.

05 Käfighaltung

Anders als zuletzt in Bochum bei der Aufstiegsrelegation wurde auf eine Fantrennung komplett verzichtet. Wir sind ja hier beim Frauenfußball und da ist so etwas tatsächlich (noch) nicht nötig. Der Mainzer Mob, der aus rund 20 Leuten bestand, positionierte sich am Ende der dreistufigen Tribüne auf Höhe des 16ers. Dass es deutlich mehr Durchhaltevermögen braucht, ein Frauenfußballspiel zu besuchen, als ein Männerprofispiel in einer der hypermodernen Arenen, liegt daran, dass hier noch auf Plätzen gekickt wird, die sich genau die Fußballromantik bewahrt haben, die sich viele Fans wünschen. Man ist nah dran, man kann verbal so supporten, dass es die Teams mitbekommen und man steht wie die Spielerinnen im Regen. Schließlich haben diese Plätze eigentlich nie Sitzplätze, geschweige denn ein Dach.

Spielerin des Spiels: die neue Nummer 1 der 05erinnen: Mamiko Matsumoto

Bereits seitdem ich am Stuttgarter Hauptbahnhof aufgebrochen war, regnete es ununterbrochen. Dass unter diesen Umständen trotzdem 800 Leute zu diesem Spiel gekommen sind, zeigt, dass in Stuttgart mächtig die Werbetrommel dafür gerührt wurde. Die VfB-Frauen werden in dieser Saison als Aufsteigerinnen erstmals in der drittklassigen Regionalliga Süd spielen, also in der Spielklasse, in der auch die 05erinnen in der Südwest-Staffel antreten, da es insgesamt fünf drittklassige Staffeln gibt.

Während die VfB-Frauen keines ihrer Testspiele in der Sommerpause verloren haben, gelang den 05erinnen lediglich ein Sieg . Dementsprechend bin ich mit einem mulmigen Gefühl nach Schwaben gereist. Und die VfB-Frauen legten furios los. Sie erspielten sich Chance um Chance, aber das Tor fiel auf der anderen Seite durch Jule Stendebach.  In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Die VfB-Frauen liefen an, die 05erinnen schossen das Tor. Diesmal war es Nadine Anstatt. Es fiel zwar noch ein Anschlusstreffer, aber die 05erinnen kämpften bravourös und hielten das Ergebnis.

Die Atmosphäre war während der gesamten 90 Minuten sehr angenehm. Das lag sicherlich auch an dem Stadionsprecher, der auch immer wieder die 05-Fans in seine Moderation eingebunden hat. Ferner hat er sich tatsächlich vor der Bekanntgabe der Aufstellung eingelesen und den Namen der 05er-Kapitänin Ebru Uzungüney fast fehlerlos hinbekommen. Das wünschte ich mir auch im Männerprofifußball – ein Mensch, der sich vorab die Aufstellungen durchliest und gegebenenfalls beim Gastverein anfragt, wie die Namen der Spielenden ausgesprochen werden.

Letzte Einweisungen vor der ersten Humba für Mamiko Matsumoto

„Mamiko, Mamiko, Mamiko“ schallte es nach dem Abpfiff durch den „Gästeblock“. Gemeint war Mamiko Matsumoto, die neue Nummer 1 im Tor der 05erinnen, die mit ihren zahlreichen tollen Paraden, einen großen Anteil daran hatte, dass die 05erinnen nun am ersten Septemberwochenende im Bruchweg gegen die Kickers Frauen aus Offenbach in der 2. Runde antreten dürfen – gegen die sie in einem Testspiel in diesem Sommer verloren haben. Die Torfrau aus Japan durfte mit Hilfe von Lisa Gürtler die erste Humba der Saison anstimmen und den Dauerregen von Stuttgart bei allen, die es mit dem FSV halten, vergessen machen.

Fazit: Testspiele sind völlig überbewertet!

Rot-weiße Grüße,

Christoph