In Teil 1 der Finanzen der Bundesliga-Clubs ging es um die „Steine bzw. Beine“ eines Vereins. Außerdem ging es um die Frage, wieviel Geld der eigene Club mitbringt (oder sich durch Investoren mitbringen lässt), um Bundesliga spielen zu können. Aus den beiden Finanzkennzahlen Eigenkapital und Anlagevermögen hat sich die Leistungskennzahl Anlagendeckungsgrad ermitteln lassen. Sie ist das erste von vier Kriterien aus der die „Finanz-Bundesliga-Tabelle“ ermittelt wird. Im zweiten Teil der Finanzen der Bundesliga-Clubs geht es um die Eigenkapitalquote.
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Teil 1
Teil 3 (22. Juli 2025)
Teil 4 (23. Juli 2025)
Teil 5 (24. Juli 2025)
Die Bilanzsumme
Der KPI Eigenkapitalquote
Zusammenfassung Eigenkapitalquote
2. Die Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)
Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht. Das sind die Rücklagen, die von den Clubs in Bezug auf die Pandemie gefordert wurden, um Krisenzeiten länger als ein paar Wochen durchzustehen. Um die Eigenkapitalquote zu berechnen, muss zunächst die Bilanzsumme erklärt werden. Sie wird jährlich von der DFL im Rahmen der Finanzkennzahlen publiziert.
Die Bilanzsumme
Um die „Größe“ der Clubs miteinander zu vergleichen eignet sich die Bilanzsumme ganz gut. Sie zeigt das Gesamtvermögen eines Unternehmens auf. Gleichzeitig aber auch das Gesamtkapital, das notwendig ist, um den Laden am Laufen zu halten. Das Verhältnis der Clubs untereinander, das sich aus dem finanziellen Gebaren der Vorjahre herleitet, ist auch interessant zu betrachten.
Club | Mio. Euro | Index | Vorjahr | 2019 in Mio. Euro | |
1. | FC Bayern München | 1033 | 117 | 1. | 732 |
2. | RB Leipzig | 633 | 133 | 3. | 313 |
3. | Borussia Dortmund | 590 | 115 | 2, | 500 |
4. | Bayer Leverkusen | 362 | 102 | 4. | 306 |
5. | VfL Wolfsburg | 294 | 144 | 6. | 252 |
6. | VfB Stuttgart | 285 | 154 | 8. | 121 |
7. | Eintracht Frankfurt | 245 | 159 | 9. | 200 |
8. | TSG Hoffenheim | 238 | 105 | 5. | 275 |
9. | Borussia Mönchengladbac | 193 | 99 | 7. | 242 |
10. | SC Freiburg | 189 | 127 | 10. | 104 |
11. | Hamburger SV | 158 | 136 | neu | 168 |
12. | Union Berlin | 139 | 144 | 12. | 42 |
13. | FC Augsburg | 134 | 119 | 11, | 147 |
14. | Werder Bremen | 102 | 178 | 16. | 76 |
15. | 1. FC Köln | 92 | 100 | 13. | 95 |
16. | FC St. Pauli | 64 | 103 | 15. | 61 |
17. | 1. FSV Mainz 05 | 64 | 94 | 14. | 100 |
18. | 1. FC Heidenheim | 47 | 123 | 19. | 39 |
19. | VfL Bochum | 37 | 87 | 18. | 24 |
20. | Holstein Kiel | 19 | 140 | 20. | 23 |
Analyse der Bilanzsumme
Der größte Verein (FC Bayern München) ist 55-mal größer als der kleinste Verein (Holstein Kiel). Letztes Mal war er noch 63-mal größer. Der FC Bayern ist noch fast 50 Prozent größer, wie die neue Nummer 2 RB Leipzig.
Am stärksten gewachsen ist diesmal Werder Bremen (78 Prozent), dem Investor sei Dank, gefolgt von Eintracht Frankfurt (59 Prozent), dem Gewinn sei Dank. Auch einem Investor hat der VfB Stuttgart sein Wachstum (54 Prozent) zu verdanken. Im Vergleich zu vor der Pandemie hat sich der VfB mehr als verdoppelt. Es folgt Union Berlin (44 Prozent), das in jedem Jahr seit 2019 massiv gewachsen ist – seit 2019 um 600 Prozent! Der VfL Wolfsburg ist ebenfalls um 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.
Ebenfalls stark gewachsen sind der Hamburger SV (40 Prozent) und Holstein Kiel (36 Prozent). Beide Clubs haben ihre einstige Größe vor der Pandemie aber noch nicht erreicht.
RB Leipzig ist bilanzsummenmäßig gesehen nun der zweitgrößte Club hinter dem FC Bayern und hat damit Borussia Dortmund von Platz 2 verdrängt. RB ist um 33 Prozent gewachsen. Die Bilanzsumme hat sich seit der Zeit vor der Pandemie verdoppelt. Der BVB ist „nur“ im Vergleich zum Vorjahr nur um 15 Prozent gewachsen und im Vergleich zu vor der Pandemie ebenfalls „nur“ um 18 Prozent.
Permanent, auch während der Pandemie, ist der SC Freiburg am wachsen – im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent – im Vergleich zu vor der Pandemie um 82 Prozent.
Moderates Wachstum zum Vorjahr haben der 1. FC Heidenheim (23 Prozent), der FC Augsburg (19 Prozent), der FC Bayern München (17 Prozent) und Borussia Dortmund (15 Prozent) zu verzeichnen. Mit Ausnahme des FC Augsburg (-9 Prozent), sind die drei anderen Clubs im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie gewachsen.
Zu einem geringen Wachstum im Vergleich zum Vorjahr kam es bei der TSG Hoffenheim (5 Prozent). Damit ist der Club noch um 14 Prozent kleiner als vor der Pandemie.
Beim FC St. Pauli (3 Prozent) und bei Bayer 04 Leverkusen (2 Prozent) kam es im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls zu einem geringen Wachstum. Beide Clubs sind im Vergleich zu vor der Pandemie moderat gewachsen.
Keine große Veränderung gab es im Vergleich zum Vorjahr beim 1. FC Köln (-0,01 Prozent), im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie sind es ca. 3 Prozent.
Leicht geschrumpft ist Borussia Mönchengladbach (-1 Prozent). Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie ist der Club allerdings um 20 Prozent geschrumpft.
Etwas stärker geschrumpft ist der 1. FSV Mainz 05 (-6 Prozent). Der Club ist nur noch zwei Drittel so groß, wie vor der Pandemie.
Die größte Schrumpfung musste der VfL Bochum verkraften (-13 Prozent). Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie ist der Club allerdings um 56 Prozent gewachsen.
Erklärung der Bilanzsumme
Groß bedeutet nicht stark, solide oder solvent. Wenn das so einfach zu ermitteln wäre, dann könnte man sich die Analyse der Kennzahlen mit KPIs auch sparen. Daher ist die Berechnung der Eigenkapitalquote (EQ) wichtig, um zu ermitteln, wie nachhaltig die Größe der Clubs finanziert ist. In Deutschlands Unternehmen liegt die EQ bei 20 bis 25 Prozent. Bei einem Wert von über 20 % ist die Eigenkapitalquote in Ordnung. Bei einem Wert über 30 % wird von einer gesunden Eigenkapitalquote gesprochen und der Club ist auch in Krisen abgesichert. Folglich wäre ein Lizenzierungskriterium, eine EQ von mindestens 20 Prozent vorzuhalten. Dies wäre eine weitere Möglichkeit, finanzielle Nachhaltigkeit und damit Financial FairPlay den Clubs vorzuschreiben.

Die Eigenkapitalquoten-Tabelle 2024
Club | Eigenkapital- quote 2024 | Vorjahr | Eigenkapitalquote 2019 | |
1. | SC Freiburg | 80% | 2. | 80% |
2. | TSG Hoffenheim | 71% | 1. | 81% |
3. | Borussia Dortmund | 55% | 6. | 71% |
4. | Bayer 04 Leverkusen | 55% | 4. | 66% |
5. | FC Bayern München | 55% | 3. | 68% |
6. | 1. FSV Mainz 05 | 52% | 5. | 50% |
7. | FC Augsburg | 35% | 8. | 39% |
8. | Hamburger SV | 29% | neu | 25% |
9. | 1. FC Köln | 28% | 13. | 41% |
10. | VfL Wolfsburg | 26% | 15. | 12% |
11. | Borussia Mönchengladbach | 25% | 11. | 43% |
12. | VfB Stuttgart | 24% | 16. | 38% |
13. | Werder Bremen | 22% | 20. | 14% |
14. | RB Leipzig | 22% | 10. | 40% |
15. | Eintracht Frankfurt | 21% | 14. | 34% |
16. | Holstein Kiel | 15% | 7. | 35% |
17. | VfL Bochum | 11% | 12. | 12% |
18. | FC St. Pauli | 5% | 17. | 23% |
19. | 1. FC Heidenheim | 5% | 18. | 5% |
20. | Union Berlin | 2% | 19. | -22% |
Eigenkaptialquote – Definition
Die Eigenkapitialquote setzt das Eigenkapital ins Verhältnis zum Gesamtkapital, das gleichzeitig die Bilanzsumme ist. Die Eigenkapitalquote gibt über die finanzielle Stabilität und Unabhängigkeit eines Clubs Auskunft.
Bedeutung der Eigenkapitalquote
15 Clubs haben mittlerweile eine gesunde Eigenkapitalquote (EQ). Das sind im Vergleich zum Vorjahr 3 Clubs mehr und zum Vorvorjahr 7 Clubs mehr. Immer mehr Clubs scheinen die Pandemie finanziell überwunden zu haben.
Wie beim Anlagendeckungsgrad dominiert Baden die Liga. Allerdings ist die EQ beim SC Freiburg von 74 auf 80 Prozent gestiegen, bei der TSG Hoffenheim von 87 auf 71 Prozent gesunken. Das ist für die TSG der schlechteste Wert überhaupt, seitdem die Zahlen 2019 erstmals publiziert wurden.
Borussia Dortmund, Bayer 04 Leverkusen, der FC Bayern München und der 1. FSV Mainz 05 haben ebenfalls sehr gute EQ. Während sie bei den Bayern während der Pandemie mit um die 70 Prozent noch wesentlich besser war, liegt sie bei den drei anderen Clubs mehr oder weniger seit Jahren in diesem guten Bereich.
Der FC Augsburg hat mit 35 Prozent auch weiterhin eine sehr gute EQ – nur ist diese so niedrig wie noch nie. Während beim Hamburger SV die EQ zum Vorjahr mit 29 Prozent fast unverändert ist, verbessert der 1. FC Köln seine EQ von Jahr zu Jahr und liegt jetzt bei guten 28 Prozent. 2021 lag sie noch bei 2 Prozent!
Wundersame Dinge passieren beim VfL Wolfsburg, der Eigenkapitalerhöhung sei Dank. Die EQ liegt jetzt bei guten 26 Prozent. Vor der Pandemie lag sie noch bei 12 Prozent und im Vorjahr bei 15 Prozent.
Umgekehrt läuft es bei Borussia Mönchengladbach. Dort lag die EQ vor der Pandemie noch bei sehr guten 43 Prozent. Sie fällt von Jahr zu Jahr auf immer noch gute 25 Prozent.
Ebenfalls wundersame Dinge passieren beim VfB Stuttgart, der vor der Pandemie eine EQ von sehr guten 38 Prozent hat. Dann ging es bis auf 6 Prozent im Vorjahr runter. Nun ist sie von 6 Prozent auf gute 24 Prozent gestiegen – den Investoren sei Dank.
Das Wunder von der Weser ist die Entwicklung der EQ bei Werder Bremen. Vor der Pandemie lag sie bei nicht ganz so guten 14 Prozent. Dann schlitterte der Club in die Überschuldung. Zuletzt lag sie bei minus 31 Prozent. Dem Investor sei Dank liegt die EQ jetzt bei guten 22 Prozent.
Ebenfalls bei 22 Prozent liegt die EQ jetzt bei RB Leipzig. 2018 lag sie noch 11 Prozent. Dann wurde massiv das Eigenkapital von außen gestärkt und sie schoss auf 40 Prozent hoch. Nun geht sie Jahr für Jahr wieder runter.
Bei Eintracht Frankfurt lag die EQ vor der Pandemie bei sehr guten 34 Prozent. In der Pandemie und den Jahren danach ging sie bis auf nicht ganz so gute 16 Prozent runter. Nun ist sie wieder bei vergleichsweise guten 21 Prozent angekommen.
Einen massive Senkung der EQ gab es bei Holstein Kiel im Vergleich zum Vorjahr: von extrem guten 51 Prozent auf nicht so gute 15 Prozent. So schlecht lag sie noch nie, seit dem die Zahlen ab 2018 veröffentlich wurden.
Eine Berg- und Talfahrt erlebt die EQ beim VfL Bochum. Vor der Pandemie lag sie bei nicht so guten 12 Prozent, dann war der Club kurz überschuldet und schaffte den Turnaround mit einer EQ im Vorjahr von 22 Prozent. Jetzt liegt sie wieder bei nicht so guten 11 Prozent.
Beim FC St. Pauli ging es mit der EQ in der Pandemie rapide bergab. Von 23 Prozent 2019 auf 5 Prozent im Vorjahr. Diesen Wert erreichte sie auch dieses Mal.
Traditionell niedrig ist die EQ beim 1. FC Heidenheim – egal ob Pandemie oder nicht. Vor der Pandemie 5 Prozent, jetzt auch 5 Prozent.
Union Berlin war lange überschuldet und konnte die mageren 2 Prozent EQ auch dieses Jahr erreichen.
Fazit zum KPI Eigenkapitalquote
- 15 Clubs haben mittlerweile eine gute bis sehr gute EQ.
- Der 1. FSV Mainz 05, der Hamburger SV, der VfL Wolfsburg, Werder Bremen und Union Berlin konnten ihr EQ im Vergleich zu vor der Pandemie verbessern – auf sehr verschiedenem Niveau, schließlich waren Werder und Union zwischenzeitlich überschuldet.
In Teil 3 der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2025 wird es um die Personalaufwandsquote gehen.