Der Auftritt beim „Römerderby“ in Augsburg macht Mut für die kommenden Aufgaben

Sebastian Schneider über Mainzer Festtage beim unliebsamen Gegner in Augsburg und eine beeindruckende Leistung beim 4:1 Sieg auf und neben dem Platz.

Vene, Vidi, Vici! Ich kam, ich sah, ich siegte! Was für ein Mainzer Festtag in Augsburg. Unsere Mannschaft für im „Römerderby“ einen 4:1 Sieg ein, der sich sehen lassen kann. Dazu feierte Dominik Kohr gleich noch seine 100. gelbe Karte und bekommt obendrein wieder eine unfreiwillige Pause.

Apropos Römer…Ein großartiger Coup gelang auch der Social Media Abteilung des Vereins, die das Spiel scherzhaft unter das Motto „Römer“ stellte. Der Hintergrund ist die eigene Bezeichnung der Augsburger als „Stadt der Römer“, die sich nun auch der FC Augsburg zu eigen macht. Aus Mainzer Sicht sicher kein grandioses Alleinstellungsmerkmal der Augsburger, waren die Römer doch auch in Mainz unterwegs.

Aus Fansicht waren Reisen in die „Römerstadt“ Augsburg in der Vergangenheit immer beschwerlich. Schlechte Terminierung, schlechtes Wetter, schlechte Spiele, mäßige Gastfreundlichkeit. All das scheint momentan in den Hintergrund zu treten, wenn über 1.500 Mainzer:innen sich auf den Weg machen. Und belohnt wurden sie am Ende sehr, von unseren „Gladiatoren“ auf dem Platz.

Es ist bemerkenswert, wie trotz einer recht langen Unterzahl die drei Punkte so souverän mit nach Hause genommen wurden. Und noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die Mannschaft auch zu zehnt in der Lage war, weitere Treffer zu erzielen. Da hat am Samstag alles gepasst. Hoffen wir, dass dies der initiale Start für die Bundesliga Saison 2025/2026 war.

Schön ist auch, wie die Zahl der Auswärtsfahrer:innen zugenommen hat. Mit einer vierstelligen Zahl an Fans in Augsburg aufzutreten, ist außergewöhnlich. Die Nachfrage nach Tickets für die internationalen Spiele ist immens hoch, dabei bleibt bedauernswerterweise die 5% Regelung der UEFA als größte Hürde. Sehr schade, hier sollte dringend reformiert werden, würden doch gerne viel mehr Fans die Mannschaft zu den Spielen in der Ferne begleiten.

In Spieltagen gerechnet bleibt noch das kommende Heimspiel gegen Dortmund, bevor es dann wieder auf die internationale Bühne geht. Die Freude ist groß und die Reiselust ungebrochen. Der Trip nach Nikosia verspricht Abenteuer, aber auch Sonne, Strand und Meer. Es warten also spannende Tage auf alle 05er:innen.

Zwischen Magie und Muggeltum

Alex Schulz über den Kontrast von Ligaalltag und Europapokal-Nächten.

Die Zeit rennt im Fußball schneller als manch langjähriger Innenverteidiger in der Konterabsicherung. Gefühlt hatten wir gestern erst eine magische Europapokalnacht und doch liegen seit besagtem Donnerstagabend bereits 2 Länderspiele und ein Bundesligawochenende hinter uns.

Gerne erinnern wir uns alle an diese Atmosphäre mit einer Choreo und einem Stadion, welches – egal auf welcher Tribüne – textsicher und lautstark jeden Fangesang mittrug. Gemeinsam mit dem Team auf dem Platz trotzten alle 05er selbst dem zwischenzeitlichen Ausgleich und auch noch Tage später kam niemand aus dem Schwärmen heraus. Negative Töne gab es keine. Warum auch?!

Dann kam die Länderspielpause, die dank Nadiem Amiri und dessen Torjubel mit Paul Nebel auch ein 05-Festspiel wurde. Alle und alles rosarot oder eher rotweißrot.

Wäre dann nicht der Bundesligaalltag. Zugegeben, die bisherige Punkteausbeute ist eher dürftig und gerade die Betriebsmannschaft eines Brauseherstellers ist alles andere als ein dankbarer Gegner. Doch gerade rund um dieses Spiel war wenig von der Magie zu spüren, die uns wenige Tage vorher alle so verzauberte.

Bereits vor dem Spiel wurde bekannt, dass die UEFA Mainz 05 für die Ereignisse bei den beiden Qualifikationsspielen sanktioniert. Während klar war, was in Trondheim passierte und dass sowas überhaupt nicht OK ist, musste man sich doch die Frage stellen, was beim Heimspiel Schlimmes vorgefallen sei. Gab es gefühlt niemanden, der die Choreobilder nicht in den sozialen Medien teilte oder zumindest mit einem Like versah. Fans, Medien und selbst Mainz 05 lobten das Gesehene und Erlebte. Doch plötzlich weht der Wind anders. Dass die Androhung von Sanktionen, die andere Vereine selbst nach dem X-ten Vorfall nicht spüren, sicher bei vielen Menschen für Schnappatmung sorgte, ist natürlich verständlich. Doch wo ist die Magie, die alle wenige Tage vorher noch durchströmte?

Das Bundesligaheimspiel war dann auch stimmungstechnisch weit weg von dem, was wir alle an einem Donnerstagabend vollbracht hatten. Ein Alles-oder-nichts-Spiel setzt dann doch besondere Kräfte frei. Der Funke konnte am Samstag nicht überspringen. Alltag eben.

Am kommenden Wochenende geht es nach Augsburg. Eine vergleichsweise hohe Zahl an Fans wird sich auf den Weg machen, um dort endlich die ersten 3 Punkte einzusacken. Das geht nur gemeinsam! Bei uns müssen alle an einem Strang ziehen, um solche Wunder zu wirken, wie wir es seit 1 ½ Jahren immer wieder schaffen. Noch gibt es Tickets!

Also los! Lasst uns keine Muggel sein und weiter gemeinsam zauberhafte Momente schaffen.

05erinnen in Liga Zwei – jetzt braucht es echten Support

Der Zweitliga-Frauenfußball ist zurück in Mainz. Nils Wöhl zeigt in seiner Fan-Kolumne, warum der starke Saisonstart mehr Aufmerksamkeit verdient und bessere Bedingungen für die 05erinnen nötig sind, um konkurrenzfähig zu bleiben.

2667 Tage hat es gedauert, bis Zweitliga-Frauenfußball in Mainz gespielt wird. Wo früher die Schott kickte, sind inzwischen die 05erinnen mitten im neuen Alltag angekommen und haben vier Pflichtspiele absolviert – Zeit für einen ersten Blick auf den Saisonstart.

 Das Auftaktprogramm hatte es in sich: Mit Meppen und dem SC Sand ging es direkt gegen ehemalige Bundesligistinnen und Viktoria Berlin sowie der VfB Stuttgart gehören zu den ambitionierten Aufsteigerinnen. Umso erfreulicher ist die Bilanz: Weiterkommen im DFB-Pokal gegen den VfB und vier Punkte aus drei Ligaspielen.

 Top, zwar gab es keinen Kaderumbruch, aber noch befindet sich die Mannschaft in ihrer Eingewöhnungsphase. Statt dominantem Ballbesitzfußball setzt das Team jetzt stärker auf Umschaltmomente – und zeigt dabei beachtliche Entwicklungsschritte. Besonders auffällig: Chiara Bouziane mit zwei Toren, zwei Vorlagen und vielen Dribblings.

Gerade das Auswärtsspiel bei Viktoria Berlin hat gezeigt, wie mutig das Team bereits auftritt – zwei Punkte mehr wären verdient gewesen.

 Umso trauriger, dass diese Fortschritte drohen unterzugehen – weil es kaum unabhängige Berichterstattung gibt und auch vom Verein zu wenig getan wird, um Aufmerksamkeit zu schaffen. Wenn Mainz 05 im Frauenfußball ernsthaft mitmischen will, reichen gelegentliche Posts am Heimspielwochenenden nicht aus. Es braucht echten Buzz, klare Sichtbarkeit auf den Hauptkanälen und eine Präsenz, die dem Zweitliga-Status gerecht wird und wie es andere Bundesligisten vormachen.

 Zusätzlich ist klar, wer dauerhaft sportlich konkurrenzfähig sein möchte, muss auch bei den Trainingsbedingungen mithalten. Dass die Mannschaft ausschließlich auf Kunstrasen trainiert, während alle Pflichtspiele auf Rasen stattfinden, darf kein Dauerzustand bleiben. Da erscheint der Saisonstart umso beeindruckender.

 Will es der Verein wenigstens sportlich ernst meinen, müssen Raseneinheiten eine Selbstverständlichkeit sein. Die nächste Gelegenheit, die 05erinnen zu unterstützen, gibt es am Samstag um 11 Uhr im Bruchwegstadion beim Nachbarschaftsduell gegen die U20 von Eintracht Frankfurt.

 Schon einmal war die Frankfurter Zweite hier zu Gast, damals vor fast neun Jahren – mit unter anderem Nadine Anstatt und Chiara Bouziane auf dem Platz, die heute beide für Mainz spielen. Endstand damals: 1:0 für Mainz. Gerne wieder.

Der Tagesplan für Samstag steht: erst die Frauen am Bruchweg, dann die Männer in der Arena siegen sehen, damit wir irgendwann erstmalig, erstklassigen Frauenfußball in Mainz sehen.

Über den Autor: Nils Wöhl ist Teil der Recherche-Unit des Hinterhofsänger-Talks. Der Mainz 05-Podcast widmet sich wöchentlich den Bundesligaspielen der Profi-Mannschannschaft und alles rund um den Verein.