Finanzielle Nachhaltigkeit Union Berlin 2024/2025

Im Profifußball spielt Geld eine immer größere Rolle. Daher geht es in diesem Blogplost um die finanzielle Nachhaltigkeit des Gasts von Mainz 05 am heutigen Samstag, Union Berlin.

Einleitung
Vergleich der KPIs von Union Berlin und Mainz 05
Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von Union Berlin
Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von Union Berlin

Mainz 05-Fans in der alten Försterei zum Auftakt der Saison 2023/2024

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Seither erstelle ich jährlich eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle“. Mit Hilfe dieser Kennzahlen lassen sich so genannte Key Performance Indicators, kurz KPIs, ermitteln, die klar herausstellen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Die DFL hat in ihren Lizenzierungskriterien zum Thema Finanzen leider keine dieser KPIs verankert. Würde man die KPIs:

  • Anlagendeckungsgrad (> 60 Prozent)
  • Eigenkapitalquote (> 20 Prozent)
  • Personalaufwandsquote (< 70 Prozent)
  • Verschuldungsgrad (< 200 Prozent)

als Lizenz-Kriterien einführen, wäre es ein großer Schritt in Richtung Financial Fairplay getan, wenn gleichzeitig die jährliche Alimentierung bei Bayer 04 Leverkusen und dem VfL Wolfsburg beendet werden würde – genauso wie der österreichische Brause-Support in Leipzig.

Vergleich der KPIs von Union Berlin und Mainz 05

Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs:

201820192020202120222023
Union Berlin-27%-28%-43%-84%-39%3%
Mainz 0586%79%74%88%127%121%
Entwicklung des Anlagendeckungsgrads 2018-2023

Eigenkapitalquote (Eigenkapital zu Bilanzsumme)

Je höher die Eigenkapitalquote desto mehr finanzielles Engagement bringt der eigene Club auf, sprich desto mehr finanziert sich der Verein selber und desto geringer ist die Chance, dass der Verein pleite geht.

201820192020202120222023
Union Berlin-22%-22%-35%-62%-26%2%
Mainz 0544%50%45%51%60%55%
Entwicklung der Eigenkapitalquote 2018-2023

Personalaufwandsquote (Personalaufwand/Umsatz)

Je niedriger die Personalaufwandsquote, desto besser wirtschaftet der Club.

201820192020202120222023
Union Berlin41%43%52%58%45%46%
Mainz 0539%34%46%50%46%48%
Entwicklung der Personalaufwandsquote 2018-2023

Verschuldungsgrad (Fremdkapital zu Eigenkapital)

Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto abhängiger ist das Unternehmen von externen Gläubigern und desto riskanter agiert dieses Unternehmen.

201820192020202120222023
Union Berlin-503%-504%-379%-258%-411%5289%
Mainz 0598%84%97%64%41%77%
Entwicklung des Verschuldungsgrads 2018-2023

Weitere Finanzkennzahlen können bei der DFL eingesehen werden. Mit Hilfe dieser lassen sich Leistungskennzahlen ermitteln, die in die Finanz-Bundesliga-Tabelle 2023/2024 einfließen. Pro Leistungskennzahl ist die jeweilige Platzierung im 18er-Feld der Clubs der Saison 2023/2024 angegeben.

Analyse: Finanzielle Nachhaltigkeit von Union Berlin

Union Berlin würde eines von vier Kriterien erfüllen, wenn die DFL ihr Nachhaltigkeitsbekenntnis ernst nehmen würde und dieses auf die finanzielle Nachhaltigkeit anwenden würde.

Die Personalaufwandsquote von Union liegt mit 46 Prozent deutlich unter der geforderten maximalen Quote von 70 Prozent. Die lag im gesamten Vergleichszeitraum von 2018 bis 2023 unter diesem Wert und war insbesondere vor der Pandemie mit 41 % bzw. 43 % auch sehr niedrig. Union liegt bei der Personalaufwandsquote auf Platz vier hinter Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Köln und dem VfL Bochum.

Der Anlagendeckungsgrad in Höhe von 3 Prozent ist zwar niedrig, aber zum ersten Mal positiv, da Union erstmals Eigenkapital aufweist, sprich (geringe) Teile selbst finanziert. Damit liegt Union auf dem vorletzten Platz (im 20er-Feld mit den beiden Aufsteigern), vor Werder Bremen (-86%), das überschuldet ist, und negatives Eigenkapital aufweist.

Die Eigenkapitalquote ist mit 2 Prozent auch sehr niedrig. Aber im Vergleich zu 2021 (-62 Prozent) ist sie wesentlich verbessert. Sie ist weiterhin die zweit schlechteste der Liga. Nur bei Werder ist sie noch schlechter (-31 Prozent).

Der Verschuldungsgrad in Höhe von 5289 Prozent ist im Vergleich zu den Vorjahren erstmals positiv – allerdings auf extrem hohem Niveau. Auch hier ist Union vorletzter in der Liga und nur Werder war mit -422 Prozent schlechter.

Fazit: Finanzielle Nachhaltigkeit von Union Berlin

Union Berlin war lange Jahre extrem überschuldet und hat damit den sportlichen Erfolg erkauft. Dieses riskante Spiel ist aufgegangen und mündete zunächst in der Qualifikation für die Conference League, dann für die Europa League und schließlich für die Champions League. Auch ohne die Millionen der Champions League, die erst im Geschäftsjahr 2023/2024 eingepreist werden, hat Union für seine Verhältnisse Historisches geschafft und erstmals Eigenkapital erwirtschaftet. Das darf man neidlos anerkennen und konstatieren, dass der Club mit seinem „All in“ am Ende Recht behalten hat. Die Verhinderung des Abstiegs am letzten Spieltag der Saison 2023/2024 (wie Mainz 05) setzt dem Ganzen die Krone auf. Bei einem Gang ins Unterhaus wäre die Entwicklung in Köpenick womöglich jäh gestoppt worden. So kann sich der Verein in dieser Saison weiter entwickeln – spielerisch unter Bo I und finanziell, was das Eigenkapital anbetrifft.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Stuttgart Saison 2024/2025

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

Großer Jubel bei den 05erinnen nach dem Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals

01 Hin und weg:

Die erste Auswärtsfahrt der Saison trumpfte, was die Logistik angeht, gleich wieder voll auf. Da die Deutsche Bahn drüben in Hessen eine Bahnstrecke erneuert, hält sie für fünf Monate nicht im Bahnhof Mainz-Laubenheim. Begründet wird dies damit, dass über die Strecke Mainz – Mannheim viele Züge umgeleitet werden. Witzigerweise fährt die S-Bahn zwischen Mainz und Mannheim auch in dieser Zeit, doch fährt sie durch den Laubenheimer Bahnhof durch. Dafür setzt die Bahn einen Schienenersatzverkehr von Laubenheim nach Bodenheim ein. Die Bahn macht ja immer auf nachhaltig, obwohl viele ihrer Züge mit Dieselloks durchs Land dampfen. Aber einen Bus einzusetzen, der Leute von einem zum anderen Bahnhof bringt, obwohl die Bahn eigentlich zwischen beiden Bahnhöfen verkehrt, ist schon ein bisschen schräg.

Das liegt laut Bahn daran, dass durch das höhere Zugaufkommen, die S-Bahn schneller zwischen Mainz und Mannheim verkehren muss, um im Takt zu bleiben. Das klingt in der Theorie vernünftig, aber natürlich hat man da so in der Praxis als Bahnvielfahrender so seine Zweifel. Bis Ludwigshafen Hbf. kamen wir tatsächlich schnell voran, da in weiteren Bahnhöfen nicht gehalten wurde. Dann gab es die übliche Verspätung – diesmal in Form einer Weichenstörung. Somit musste ich fluchtartig den Zug mit meinem Klapprad verlassen, denn ich hatte nur etwas über 15 Minuten Zeit, um meinen ICE-Anschluss in Mannheim zu erreichen. Vor ein paar Monaten strandete ich ebenfalls in Ludwigshafen auf dem Weg zu den 05erinnen – damals fuhren an Fronleichnam plötzlich keine S-Bahnen nach Speyer zum Verbandspokalfinale… Lost in Lu halt…

Nach dem 15-Minuten-Sprint mit dem Klapprad ruckzuck in den ICE hinein

Der Vorteil von Spielen am Sonntag ist die Tatsache, dass sonntagsmorgens auf der Gasse nicht so viel los ist. So bahnte ich mir meinen Weg durch die Betonburg Ludwigshafen, die es ja im Versiegelungsranking deutscher Städte sogar geschafft hat, noch hinter Mainz zu landen. Danach flugs über den Rhein nach Mannheim und rein in den ICE, der schon am Bahnsteig stand.  Gut 35 Minuten später war ich auch schon in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs angelangt.

02 (N)immer nuff:

Die Spielstätte der VfB-Frauen befindet sich am VfB-Clubzentrum, das unmittelbar an das Neckarstadion anschließt. Aus diesem Grund hatte ich auch das Klapprad mitgeschleppt. Schließlich ist es eigentlich eine schöne Strecke, die sich da mit dem Rad zwischen Bahnhof und Fußballplatz zurücklegen lässt. Natürlich ist der Stuttgarter Hauptbahnhof seit mehreren Jahren eigentlich eine Vollkatatrophe, denn das Prestige-Objekt Stuttgart 21 wird einfach nicht fertig. Das Provisorium ist vollkommen überfüllt – es war mittlerweile Mittag und da fahren sonntags doch so einige durch die Gegend. Einmal den Molloch hinter mir gelassen, ließ es sich sehr gemütlich durch den Schlossgarten und über den Neckar nach Bad Cannstatt radeln. Danach ging es noch einen Kilometer auf dem Neckar-Radweg flussaufwärts und schon war das VfB Clubzentrum erreicht.

Radtour durch den Stuttgarter Schlosspark zum VfB-Clubzentrum

03 Kon-Trolle

Eigentlich sollte es die Tickets auf der VfB-Seite im Vorverkauf geben. Aber das klappte zumindest bei mir nicht. Auf der Webseite des VfB las ich auch noch, dass der Trainingsplatz 1 für maximal 1000 Zuschauende zugelassen wäre. Daher war es schon gut, den ICE in Mannheim nicht verpasst zu haben. So kam ich zeitig am Clubzentrum an und sah schon die Schlange vor dem Tickethäuschen. Am Ende war dann alles halb so wild, schließlich kamen „nur“ knapp 800 Zuschauende zum ersten Auftritt der VfB-Frauen im DFB-Pokal überhaupt. Anders als beim Männerfußball gibt es kaum Security und noch weniger Stress beim Mitnehmen von Sachen wie digitaler Spiegelreflexkamera oder Laptop. Den Krempel durfte ich ohne Diskussionen mit hineinnehmen.

Sehr leckere vegane Wurst am Trainingsplatz 1

04 Kampf um den Mampf

Der Nachteil, wenn 800 Menschen ein Fußballspiel besuchen möchten, liegt darin, dass der Catering-Bereich dafür nicht unbedingt ausgelegt ist. Die Schlangen vor dem Catering-Stand waren mit denen im Gästeblock im Neckarstadion durchaus vergleichbar. Das Warten lohnte sich allerdings, denn die vegane Wurst, die es so außer in Dortmund fast nirgends in der Männerbundesliga gibt, war echt lecker. Eine vergleichbare Variante gab es bisher bei den 05erinnen-Heimspielen auf dem Schott-Gelände. Hoffentlich wird sie demnächst dann auch bei den 05erinnen-Heimspielen am Bruchweg kredenzt. Dass sie auch im Stadion am Europakreisel ab dieser Saison angeboten wird, wage ich mal zu bezweifeln. Dort wird es wie in der Rückrunde der letzten Saison hoffentlich wenigstens die veganen Hot Dogs geben – die, das muss man auch mal sagen, deutlich günstiger sind, als die mit Fleisch – und diese Preisdifferenzierung zwischen pflanzenbasiertem Angebot und einer Fleischvariante ziehen noch weniger Vereine durch. Aber wer will schon mit einem Hot Dog in einen vollen Stehblock. Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren, wollen einfach was auf die Hand, was auch im Getümmel zu verzehren ist, ohne danach komplett mit Saucen „verziert“ dem Geschehen auf dem Platz folgen zu müssen.

Auch für dieses Spiel hat das „Es war einmal Fanzine“ wieder einen besonderen Wimpel anfertigen lassen.

05 Käfighaltung

Anders als zuletzt in Bochum bei der Aufstiegsrelegation wurde auf eine Fantrennung komplett verzichtet. Wir sind ja hier beim Frauenfußball und da ist so etwas tatsächlich (noch) nicht nötig. Der Mainzer Mob, der aus rund 20 Leuten bestand, positionierte sich am Ende der dreistufigen Tribüne auf Höhe des 16ers. Dass es deutlich mehr Durchhaltevermögen braucht, ein Frauenfußballspiel zu besuchen, als ein Männerprofispiel in einer der hypermodernen Arenen, liegt daran, dass hier noch auf Plätzen gekickt wird, die sich genau die Fußballromantik bewahrt haben, die sich viele Fans wünschen. Man ist nah dran, man kann verbal so supporten, dass es die Teams mitbekommen und man steht wie die Spielerinnen im Regen. Schließlich haben diese Plätze eigentlich nie Sitzplätze, geschweige denn ein Dach.

Spielerin des Spiels: die neue Nummer 1 der 05erinnen: Mamiko Matsumoto

Bereits seitdem ich am Stuttgarter Hauptbahnhof aufgebrochen war, regnete es ununterbrochen. Dass unter diesen Umständen trotzdem 800 Leute zu diesem Spiel gekommen sind, zeigt, dass in Stuttgart mächtig die Werbetrommel dafür gerührt wurde. Die VfB-Frauen werden in dieser Saison als Aufsteigerinnen erstmals in der drittklassigen Regionalliga Süd spielen, also in der Spielklasse, in der auch die 05erinnen in der Südwest-Staffel antreten, da es insgesamt fünf drittklassige Staffeln gibt.

Während die VfB-Frauen keines ihrer Testspiele in der Sommerpause verloren haben, gelang den 05erinnen lediglich ein Sieg . Dementsprechend bin ich mit einem mulmigen Gefühl nach Schwaben gereist. Und die VfB-Frauen legten furios los. Sie erspielten sich Chance um Chance, aber das Tor fiel auf der anderen Seite durch Jule Stendebach.  In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Die VfB-Frauen liefen an, die 05erinnen schossen das Tor. Diesmal war es Nadine Anstatt. Es fiel zwar noch ein Anschlusstreffer, aber die 05erinnen kämpften bravourös und hielten das Ergebnis.

Die Atmosphäre war während der gesamten 90 Minuten sehr angenehm. Das lag sicherlich auch an dem Stadionsprecher, der auch immer wieder die 05-Fans in seine Moderation eingebunden hat. Ferner hat er sich tatsächlich vor der Bekanntgabe der Aufstellung eingelesen und den Namen der 05er-Kapitänin Ebru Uzungüney fast fehlerlos hinbekommen. Das wünschte ich mir auch im Männerprofifußball – ein Mensch, der sich vorab die Aufstellungen durchliest und gegebenenfalls beim Gastverein anfragt, wie die Namen der Spielenden ausgesprochen werden.

Letzte Einweisungen vor der ersten Humba für Mamiko Matsumoto

„Mamiko, Mamiko, Mamiko“ schallte es nach dem Abpfiff durch den „Gästeblock“. Gemeint war Mamiko Matsumoto, die neue Nummer 1 im Tor der 05erinnen, die mit ihren zahlreichen tollen Paraden, einen großen Anteil daran hatte, dass die 05erinnen nun am ersten Septemberwochenende im Bruchweg gegen die Kickers Frauen aus Offenbach in der 2. Runde antreten dürfen – gegen die sie in einem Testspiel in diesem Sommer verloren haben. Die Torfrau aus Japan durfte mit Hilfe von Lisa Gürtler die erste Humba der Saison anstimmen und den Dauerregen von Stuttgart bei allen, die es mit dem FSV halten, vergessen machen.

Fazit: Testspiele sind völlig überbewertet!

Rot-weiße Grüße,

Christoph

Die Finanzen der Bundesliga-Clubs 2024 Teil 1

Interessieren Dich die Finanzen der Bundesliga-Clubs? Wenn ja, dann bist Du hier genau richtig. Mit Hilfe von Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine, die die DFL öffentlich verfügbar macht, lassen sich finanzielle Entwicklungen der Clubs erkennen. So ist es möglich, zu analysieren, wie finanziell nachhaltig Vereine wirtschaften, welche Vereine finanziell gut aufgestellt sind, welche Clubs finanziell eher Verbesserungspotential haben und wie FinancialFairplay gelebt wird.

Einleitung
Einführung Key Performance Indicators (KPIs)
KPI Anlagendeckungsgrad

Hier geht es zu:
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5 (Abschlusstabelle)

Einleitung

Im Mai 2019 veröffentlichte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erstmals die Finanzkennzahlen der Bundesliga-Vereine. Dies geht zurück auf den Beschluss der Mitgliederversammlung Ende 2018. So war es 2019 erstmals möglich, eine „Finanz-Bundesliga-Tabelle 2019“ zu erstellen. Ferner lässt sich erkennen, welche Vereine finanziell nachhaltig agieren.

Basis sind Finanzkennzahlen, die die DFL pro Verein veröffentlicht hat. Mit Hilfe von Leistungskennzahlen, so genannten „Key Performance Indicators“, kurz KPIs, analysiere ich diese Finanzkennzahlen und ermittele seit 2019 jährlich die Finanz-Bundesliga-Tabelle.

Daraus ergaben sich für die einzelnen Vereine viele interessante Ergebnisse: Da sie sich untereinander in einem Wettbewerb befinden, war es bereits 2019 extrem spannend zu sehen, wie es tatsächlich um „Financial Fairplay“ bestellt ist. 2020 wurde es noch interessanter, weil es möglich war, Veränderungen im Vergleich zum vorangegangen Geschäftsjahr (2019 zu 2018) zu ermitteln . 2021 war das erste Jahr, in dem alle Vereine finanziell von der Pandemie betroffen waren (Geschäftsjahr 2020). 2022(Geschäftsjahr 2021) war das Jahr, in dem teilweise wieder Zuschauende wieder im Stadion zugelassen waren. 2023 (Geschäftsfahr 2022) war das Jahr, in dem sich langsam der Gechäftsbetrieb in der Bundesliga nach der Pandemie wieder normalisierte.

Vergleichbarkeit der Vereine

Um die Vereine besser vergleichen zu können, sind in der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2024 alle Erstliga-Clubs der Saison 2023/2024 und der Saison 2024/2025 vertreten. Allerdings bilanzieren Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach, der VfB Stuttgart und der 1. FC Heidenheim zum 31. Dezember. Eintracht Frankfurt publizierte ein Rumpfgeschäftsjahr vom 1. Jnaur bis zum 30. Juni 2023, da der Club seine Bilanz umgestellt hat.

Wie 2023 lohnt es sich auf die Zeiten vor der Pandemie zu schauen, um zu sehen, was Corona mit der Bundesliga finanziell angestellt hat. Daher gibt es an einigen Stellen Vergleiche mit dem Geschäftsjahr 2019, dem letzten Jahr, ohne Geisterspiele.

Im Bilanzzeitraum 1. Juli 2022 bis 30. Juni 2023 spielten Darmstadt 98, der 1. FC Heidenheim, und die beiden diesjährigen Aufsteiger FC St. Pauli und Holstein Kiel in der 2. Liga.

Die Analyse wird in verschiedene Bereiche unterteilt:

Einführung und der Key Performance Indicators (KPIs)

Ich habe die folgenden von der DFL veröffentlichten Finanzkennzahlen genutzt:

  • Anlagevermögen
  • Eigenkapital
  • Verbindlichkeiten + Rückstellungen + passive Rechnungsabgrenzungsposten (=Fremdkapital)
  • Bilanzsumme
  • Personalkosten
  • Rohergebnis (als Umsatz genutzt)

Daraus habe ich die folgenden Leistungskennzahlen hergeleitet:

  • Anlagendeckungsgrad
  • Eigenkapitalquote
  • Personalaufwandsquote
  • Verschuldungsgrad

Anmerkung in eigener Sache: Unter den Lesenden dieses Blogs gibt es sicherlich versiertere „Bilanzbuchhalter*innen“ als ich es bin. Da die passiven Rechnungsabgrenzungsposten immer größer werden, habe ich diese erstmals mit ins Fremdkapital hinein genommen. Gleichzeitig habe ich die gesamte Analyse verschlankt. Der Jahresüberschuss fehlt ab sofort in dieser Aufstellung, da er nur kurzfristig für das Geschäftsjahr aussagekräftig ist. Dementsprechend fehlen nun auch die KPIs Eigenkapitalrendite und Umsatzrentabilität. Ziel dieser Finanz-Bundesliga ist es nicht, für 20 Vereine wasserdichte Finanzgutachten zu erstellen. Vielmehr soll sie Fußballfans dazu dienen, sich ein grobes Bild des eigenen Vereins in Bezug auf die langfristige finanzielle Situation zu machen – im Vergleich zu Konkurrenten genauso wie zum Vorjahr. Wie bei vielen anderen Fan-Aktionen auch, ist dieser Artikel in der Freizeit entstanden, ohne finanzielle oder sonstige Kompensation. Eine noch detaillierte Aufstellung hätte den zeitlichen Aufwand deutlich gesprengt.

1. Anlagendeckungsgrad (Eigenkapital zu Anlagevermögen)

Je höher der Deckungsgrad, desto besser steht es um die Finanzierung des Clubs.

Das Eigenkapital

Wie in allen Jahren zuvor, seitdem die Finanzkennzahlen publiziert werden, gibt es Clubs mit negativem Eigenkapital, sprich diese Clubs sind bilanziell überschuldet. Das Vermögen des Vereins deckt nicht mehr die Schulden.

ClubMio. Euro
1.FC Bayern München536
2.Borussia Dortmund283
3.Bayer 04 Leverksuen201
4.TSG Hoffenheim198
5.RB Leipzig139
6.SC Freiburg111
7.FC Augsburg54
8.Borussia Mönchengladbach51
9.1. FSV Mainz 0538
10.VfL Wolfsburg31
11.Eintracht Frankfurt25
12.Darmstadt 9817
13.1. FC Köln16
14.VfB Stuttgart12
15.VfL Bochum9
16.Holstein Kiel7
17.FC St. Pauli3
18.Union Berlin2
19.1. FC Heidenheim2
20.Werder Bremen-18
Eigenkapital-Tabelle Geschäftsjahr 2023 – Quelle DFL

Die überschuldeten Clubs in der Historie

Die überschuldeten Clubs in der Historie (negatives Eigenkapital) seit der Publikation der Finanzkennzahlen durch die DFL:

  • 2018:
    • Hertha BSC Berlin
    • SC Paderborn
    • Union Berlin
  • 2019:
    • Union Berlin
    • Arminia Bielefeld
    • FC Schalke 04
  • 2020:
    • Union Berlin
    • Arminia Bielefeld
    • Werder Bremen
    • Schalke 04
    • VfL Bochum1
  • 2021:
    • Union Berlin
    • VfL Bochum
    • Arminia Bielefeld2
    • Werder Bremen3
    • Schalke 043
  • 2022:
    • Union Berlin
    • Werder Bremen1
    • Schalke 041
  • 2023:
    • Werder Bremen
    • Schalke 044

1: Aufsteiger; 2: Arminia Bielefeld ist 2022 nicht mehr in der Liste enthalten, da der Club 2022 abstiegen ist. Das Eigenkapital ist allerdings weiterhin negativ; 3: Absteiger 4: der FC Schalke 04 ist 2024 nicht mehr in der Liste enthalten, da der Club 2023 abgestiegen ist. Das Eigenkapital ist allerdings weiterhin negativ.

Entwicklung des Eigenkapitals

Das negative Eigenkapital ist im Geschäftsjahr 2023 bei Werder Bremen um 3 Mio. Euro gestiegen. Damit ist der Club der einzige überschuldete Club der Bundesliga. Union Berlin hat erstmals seit der Veröffentlichung der Zahlen im Jahr 2019 geschafft, die Überschuldung zu beenden.

Der FC Augsburg (16,9 Mio. Euro), Holstein Kiel (1,3 Mio. Euro) und der 1. FSV Mainz 05 (1,3 Mio. Euro) haben wie im Vorjahr Investitionszuschüsse (wahrscheinlich für das jeweilige Stadion) erhalten, die man dem Eigenkapital zurechnen kann. Ich habe diese Zuschüsse weggelassen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu erzielen. RB Leipzig hat in den Vorjahren ebenfalls Zuschüsse erhalten, seit 2022 aber nicht mehr. 2018 Jahr war dieser Zuschuss bei RBL größer als damals das eigentliche Eigenkapital in Höhe von 27 Mio. Euro. 2019 fanden sich in der Bilanz von RBL 100 Mio. Euro mehr Eigenkapital, die vermutlich vom Brausekonzern stammen. Seit 2020 ist das Eigenkapital wieder „normal“ gewachsen (zwischen 0,3 Mio. und 6 Mio Euro).

Den prozentual größten Zuwachs des Eigenkapitals legte 2023 der VfL Bochum hin. Es wurde mehr als verachtfacht, allerdings auf relativ niedrigem Niveau (von 1 auf 9 Mio Euro). Der 1. FC Köln hat sein Eigenkapital vervierfacht, ebenfalls auf eher niedrigem Niveau (von 3 auf 16 Mio. Euro). Beide Clubs fahren seit dem Ende der Pandemie einen beachtlichen finanziellen Konsolidierungskurs. Auch für Union Berlin geht es bergauf. Die Überschuldung (2022: -16,3 Mio. Euro) ist mit 1,8 Mio. Euro Eigenkapital 2023 Geschichte.

Der SC Freiburg hat es hinbekommen trotz Pandemie sein Eigenkapital im sechsten Jahr in Folge zu steigern und das ohne Investor (von 76 auf 111 Mio. Euro).

Moderate Steigerungen des Eigenkapitals haben Borussia Mönchengladbach (9 Prozent), der FC Bayern München (6 Prozent), der VfB Stuttgart (5 Prozent), RB Leipzig und Borussia Dortmund (1 Prozent) hinbekommen.

Die Ausnahmen Bayer 04 Leverkusen und der VfL Wolfsburg

Keine Veränderungen gab es wie jedes Jahr beim VfL Wolfsburg und bei Bayer 04 Leverkusen, da es bei diesen Vereinen eigentlich egal ist, wie sie wirtschaften, da am Ende alles durch den Pharmariesen bzw. den Autokonzern ausgeglichen wird.

Bei allen anderen Clubs kam es zu einer Eigenkapitalverringerung: TSG Hoffenheim (-2 Prozent), 1. FSV Mainz 05 (-6 Prozent), FC Augsburg und Darmstadt 98 (-7 Prozent), Eintracht Frankfurt (-12 Prozent).

Auch bei den beiden Aufsteigern verringerte sich das Eigenkapital (Holstein Kiel -18 Prozent; FC St. Pauli – 60 Prozent).

Werder Bremen hatte vor der Pandemie noch 11 Mio. Eigenkapital in der Bilanz stehen. Jezt steht dort ein Minus von fast 18 Mio. Euro. Es ist im letzten Jahr um 27 Prozent gestiegen.

Fazit: Die massive Kapitalvernichtung während der Pandemie, bei der viele Clubs teilweise die Hälfte des Eigenkapital vernichtet haben, ist glücklicherweise zu Ende. Es gibt nur noch einen Verein, der überschuldet ist. So wenig überschuldete Clubs gab es noch nie. 2021 waren es noch fünf Clubs.

Das Anlagevermögen

Das Anlagevermögen bezeichnet die so genannten Steine eines Vereins, sprich diese sollen dem Verein dauerhaft dazu dienen, den Spielbetrieb durchzuführen. Als Steine des Vereins gelten auch die Beine des Vereins, sprich der Spielerwert.

ClubMio. Euro
1.FC Bayern München469
2.RB Leipzig370
3.Borussia Dortmund363
4.Bayer 04 Leverkusen257
5.Borussia Mönchengladbach160
6. VfL Wolfsburg139
7.TSG Hoffenheim132
8.VfB Stuttgart118
9.Eintracht Frankfurt103
10.FC Augsburg85
11.SC Freiburg63
12.Union Berlin61
13.1. FC Köln55
14.FC St. Pauli42
15.Darmstadt 9838
16.1. FSV Mainz 0531
17.1. FC Heidenheim27
18.Werder Bremen21
19.VfL Bochum19
20.Holstein Kiel9
Anlagevermögen-Tabelle 2023 – Quelle DFL

Das Anlagevermögen ist am stärksten bei Darmstadt 98 (65 Prozent), bei Union Berlin (45 Prozent), der TSG Hoffenheim (40 Prozent), dem VfL Bochum (23 Prozent), dem VfB Stuttgart (14 Prozent) und dem 1. FC Heidenheim (13 Prozent) gestiegen.

Moderate Steigerungen gab es bei Bayer 04 Leverkusen (9 Prozent), Borussia Mönchengladbach (8 Prozent), dem FC Bayern, dem SC Freiburg, dem FC St. Pauli (6 Prozent), RB Leipzig und Borussia Dortmund (2 Prozent).

Leichte Verluste im Anlagevermögen mussten Werder Bremen (1 Prozent), der 1. FSV Mainz 05 (2 Prozent), 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt (6 Prozent) und der VfL Wolfsburg (7 Prozent) hinnehmen.

Lediglich der FC Augsburg und Holstein Kiel mussten mit 12 Prozent vergleichsweise relativ große Verluste im Anlagevermögen hinnehmen.

Fazit: Insgesamt ist das Anlagevermögen erstmals nach der Pandemie nicht mehr rapide gesunken. Im Vergleich zum Vorjahr fallen diese Zahlen moderat aus. Dass Absteiger Darmstadt 98 die prozentual größte Zunahme hat, überrascht.

Der Anlagendeckungsgrad (AD)

Der AD zeigt an, inwieweit das Anlagevermögen durch das Eigenkapital gedeckt ist, sprich inwieweit die Mannschaft eigenfinanziert ist und somit unter FinancialFairplay-Bedingungen finanziert wird. Ein AD von 50% bedeutet, dass das Anlagevermögen zu 50% mit Eigenkapital gedeckt ist. Damit finanzielle Stabilität gewährleistet ist, sollte der AD zwischen 60 und 100% liegen. Ein AD von mindestens 60% könnte beispielsweise ein Lizenzierungskriterium der DFL in Bezug auf finanzielle Nachhaltigkeit sein. Dieses würden 2023 7 Clubs plus Holstein Kiel erfüllen. Daran erkennt man die finanzielle Schieflage vieler Clubs. Damit ergibt sich trotz dem Ende der Pandemie keine höhere Zahl an Clubs, die das Ziel erreichen.

Finanz-Bundesliga-Teil 1: Der SC Freiburg hat den besten Anlagendeckungsgrad im Geschäftsjahr 2023
Der SC Freiburg hat den besten Anlagendeckungsgrad im Geschäftsjahr 2023

Die Anlagendeckungsgrad-Tabelle 2023

ClubAnlagen-
deckungsgrad
1.SC Freiburg177 %
2.TSG Hoffenheim150 %
3.1. FSV Mainz 05121 %
4.FC Bayern München114 %
5.Bayer 04 Leverkusen78 %
6.Borussia Dortmund78 %
7.Holstein Kiel73%
8.FC Augsburg64 %
9.VfL Bochum48 %
10.Darmstadt 9845 %
11.RB Leipzig38 %
12.Borussia Mönchengladbach32 %
13.1. FC Köln29 %
14.Eintracht Frankfurt24 %
15.VfL Wolfsburg22 %
16.VfB Stuttgart10 %
17.FC St. Pauli8%
18.1. FC Heidenheim6 %
19.Union Berlin3 %
20.Werder Bremenn/a
Anlagendeckungsgrad-Tabelle Geschäftsjahr 2023 – Quelle Meenzer-on-Tour.de

Baden dominiert seit der Einführung der Finanz-Bundesliga 2019 diese Tabelle. Sowohl der SC Freiburg als auch die TSG Hoffenheim haben einen Deckungsgrad weit über 1 – d.h. die Steine und Beine sind also mehr als vollkommen selbst finanziert. Gleiches gilt wieder für den 1. FSV Mainz 05, der es 2023 wie 2022 wieder geschafft hat, nachdem es 2021 nicht ganz gereicht hat. Beim FC Bayern München hat sich die Überdeckung nicht verändert.

Bayer 04 Leverkusen, Borussia Dortmund, Holstein Kiel und der FC Augsburg haben alle einen Anlagendeckungsgrad von über 60 Prozent, was als finanziell nachhaltig gilt. Den größten Sprung nach vorne machte der VfL Bochum, der mittlerweile 48 Prozent (Vorjahr 7 Prozent) vorzuweisen hat. Auch der 1. FC Köln hat seinen Anlagendeckungsgrad massiv erhöhen können (von 6 auf 29 Prozent). Erstmals kann Union Berlin mit 3 Prozent überhaupt einen Anlagendeckungsgrad ausweisen.

Darmstadt 98 hingegen hat seinen guten Anlagendeckungsgrad von 80 Prozent auf 45 Prozent fast halbiert.

Im zweiten Teil der Finanz-Bundesliga-Tabelle 2024 geht es um die Eigenkapitalquote.