Die seltsame Mainz-05-„Kreislaufwirtschaft“

In der neuen Saison wurde der Wasserpreis im Stadion von 3,50 Euro auf 2 Euro gesenkt. Ein richtiger Schritt, der aber nicht zu Lasten der Umwelt durch den Einsatz von Getränkekartons gehen sollte, findet Christoph in seiner aktuellen Fan-Kolumne.

Zu Beginn der neuen Saison gab es einige Änderungen, was das Getränkeangebot im Mainz-05-Stadion angeht. Der Literpreis für das alkoholfreie Bier ist löblicherweise von 13,20 Euro auf 10,40 Euro gesunken. Damit kostet der halbe Liter in der alkoholfreien Variante nun 0,20 Euro weniger als Bier mit Alkohol. Beide Sorten werden weiterhin im Pfandbecher ausgeschenkt. Auch beim Wasser hat sich etwas getan. Bezeichnete der Verein im letzten Sommer den Preis von 3,50 Euro für den halben Liter noch als „moderat“, wurde er nun dankenswerterweise auf 2 Euro gesenkt. Statt Sprudel im Pfandbecher wird nun Stilles Wasser im Getränkekarton ohne Pfand ausgegeben.  

Man muss das mal sacken lassen: Wir Menschen sind für den Klimawandel verantwortlich und schaden damit der Umwelt. Durch die steigenden Temperaturen gibt es das immer größere Bedürfnis, Flüssigkeit im Stadion zu sich zu nehmen. Das Naturschutzbund-Mitglied Mainz 05 reagiert darauf mit mehr Einwegmüll – zum Schaden der Natur. Zwar behaupten die Produzent*innen von Getränkekartons, dass ihre Produkte zu recyceln seien. Allerdings ist das laut Deutscher Umwelthilfe nur die halbe Wahrheit. Die Kartons werden, anders als Pfandbecher und -flaschen, nicht in ihrem Ausgangszustand wiederverwendet. In einem energieaufwendigen Prozess wird das Papier von Kunststoff und Aluminium getrennt. Ersteres wird als Altpapier recycelt, die beiden anderen Stoffe werden meist verbrannt. Zur Herstellung der Kartons wird Frischfaser aus Holz statt Altpapier verwendet. Im Vergleich zu Pfandbechern sind Getränkekartons also alles andere als nachhaltig. Dazu landen sie oft noch nicht einmal im Mülleimer.

Dabei wird das Thema Nachhaltigkeit bei Mainz 05 eigentlich großgeschrieben. Ein Bild davon kann man sich im gelungenen neuen Klimapark am Stadion machen. Beim Thema Müll wird allerdings nur auf Zigarettenkippen eingegangen und auf die Möglichkeit hingewiesen, an regelmäßigen Cleanups teilzunehmen. Der nächste steht im Rahmen der Klimaverteidiger-Woche an. Dann dürfen die Teilnehmenden zusätzlich zu den achtlos in die Büsche und Felder geworfenen Zigarettenstummeln, Kronenkorken und Bonbonpapieren auch Getränkekartons einsammeln – was für eine seltsame Kreislaufwirtschaft seitens des Vereins.

Der Auftritt beim „Römerderby“ in Augsburg macht Mut für die kommenden Aufgaben

Sebastian Schneider über Mainzer Festtage beim unliebsamen Gegner in Augsburg und eine beeindruckende Leistung beim 4:1 Sieg auf und neben dem Platz.

Vene, Vidi, Vici! Ich kam, ich sah, ich siegte! Was für ein Mainzer Festtag in Augsburg. Unsere Mannschaft für im „Römerderby“ einen 4:1 Sieg ein, der sich sehen lassen kann. Dazu feierte Dominik Kohr gleich noch seine 100. gelbe Karte und bekommt obendrein wieder eine unfreiwillige Pause.

Apropos Römer…Ein großartiger Coup gelang auch der Social Media Abteilung des Vereins, die das Spiel scherzhaft unter das Motto „Römer“ stellte. Der Hintergrund ist die eigene Bezeichnung der Augsburger als „Stadt der Römer“, die sich nun auch der FC Augsburg zu eigen macht. Aus Mainzer Sicht sicher kein grandioses Alleinstellungsmerkmal der Augsburger, waren die Römer doch auch in Mainz unterwegs.

Aus Fansicht waren Reisen in die „Römerstadt“ Augsburg in der Vergangenheit immer beschwerlich. Schlechte Terminierung, schlechtes Wetter, schlechte Spiele, mäßige Gastfreundlichkeit. All das scheint momentan in den Hintergrund zu treten, wenn über 1.500 Mainzer:innen sich auf den Weg machen. Und belohnt wurden sie am Ende sehr, von unseren „Gladiatoren“ auf dem Platz.

Es ist bemerkenswert, wie trotz einer recht langen Unterzahl die drei Punkte so souverän mit nach Hause genommen wurden. Und noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die Mannschaft auch zu zehnt in der Lage war, weitere Treffer zu erzielen. Da hat am Samstag alles gepasst. Hoffen wir, dass dies der initiale Start für die Bundesliga Saison 2025/2026 war.

Schön ist auch, wie die Zahl der Auswärtsfahrer:innen zugenommen hat. Mit einer vierstelligen Zahl an Fans in Augsburg aufzutreten, ist außergewöhnlich. Die Nachfrage nach Tickets für die internationalen Spiele ist immens hoch, dabei bleibt bedauernswerterweise die 5% Regelung der UEFA als größte Hürde. Sehr schade, hier sollte dringend reformiert werden, würden doch gerne viel mehr Fans die Mannschaft zu den Spielen in der Ferne begleiten.

In Spieltagen gerechnet bleibt noch das kommende Heimspiel gegen Dortmund, bevor es dann wieder auf die internationale Bühne geht. Die Freude ist groß und die Reiselust ungebrochen. Der Trip nach Nikosia verspricht Abenteuer, aber auch Sonne, Strand und Meer. Es warten also spannende Tage auf alle 05er:innen.

Zwischen Magie und Muggeltum

Alex Schulz über den Kontrast von Ligaalltag und Europapokal-Nächten.

Die Zeit rennt im Fußball schneller als manch langjähriger Innenverteidiger in der Konterabsicherung. Gefühlt hatten wir gestern erst eine magische Europapokalnacht und doch liegen seit besagtem Donnerstagabend bereits 2 Länderspiele und ein Bundesligawochenende hinter uns.

Gerne erinnern wir uns alle an diese Atmosphäre mit einer Choreo und einem Stadion, welches – egal auf welcher Tribüne – textsicher und lautstark jeden Fangesang mittrug. Gemeinsam mit dem Team auf dem Platz trotzten alle 05er selbst dem zwischenzeitlichen Ausgleich und auch noch Tage später kam niemand aus dem Schwärmen heraus. Negative Töne gab es keine. Warum auch?!

Dann kam die Länderspielpause, die dank Nadiem Amiri und dessen Torjubel mit Paul Nebel auch ein 05-Festspiel wurde. Alle und alles rosarot oder eher rotweißrot.

Wäre dann nicht der Bundesligaalltag. Zugegeben, die bisherige Punkteausbeute ist eher dürftig und gerade die Betriebsmannschaft eines Brauseherstellers ist alles andere als ein dankbarer Gegner. Doch gerade rund um dieses Spiel war wenig von der Magie zu spüren, die uns wenige Tage vorher alle so verzauberte.

Bereits vor dem Spiel wurde bekannt, dass die UEFA Mainz 05 für die Ereignisse bei den beiden Qualifikationsspielen sanktioniert. Während klar war, was in Trondheim passierte und dass sowas überhaupt nicht OK ist, musste man sich doch die Frage stellen, was beim Heimspiel Schlimmes vorgefallen sei. Gab es gefühlt niemanden, der die Choreobilder nicht in den sozialen Medien teilte oder zumindest mit einem Like versah. Fans, Medien und selbst Mainz 05 lobten das Gesehene und Erlebte. Doch plötzlich weht der Wind anders. Dass die Androhung von Sanktionen, die andere Vereine selbst nach dem X-ten Vorfall nicht spüren, sicher bei vielen Menschen für Schnappatmung sorgte, ist natürlich verständlich. Doch wo ist die Magie, die alle wenige Tage vorher noch durchströmte?

Das Bundesligaheimspiel war dann auch stimmungstechnisch weit weg von dem, was wir alle an einem Donnerstagabend vollbracht hatten. Ein Alles-oder-nichts-Spiel setzt dann doch besondere Kräfte frei. Der Funke konnte am Samstag nicht überspringen. Alltag eben.

Am kommenden Wochenende geht es nach Augsburg. Eine vergleichsweise hohe Zahl an Fans wird sich auf den Weg machen, um dort endlich die ersten 3 Punkte einzusacken. Das geht nur gemeinsam! Bei uns müssen alle an einem Strang ziehen, um solche Wunder zu wirken, wie wir es seit 1 ½ Jahren immer wieder schaffen. Noch gibt es Tickets!

Also los! Lasst uns keine Muggel sein und weiter gemeinsam zauberhafte Momente schaffen.