Spätlese FC Augsburg Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Rund 600 Fans des FSV fanden wir ihren Weg nach Augsburg
Rund 600 Fans des FSV fanden wir ihren Weg nach Augsburg

01 Hin und weg:

Wer sich Ende September samstags auf eine Zugfahrt in den Süden der Republik begibt, landet unweigerlich auf einer Mottofahrt „Tracht oder Trikot – Hauptsache Tradition“. Besonders gewagt war die Kombi aus Bayern-Trikot und Lederhose. Dazu kamen Bochumer mit Fischerhut und natürlich zahlreiche Nasen in Rot und Weiß. Bis Stuttgart war der Zug komplett voll – die Passagiere zum Glück aber noch nicht. Gefühlt die Hälfte stieg in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg aus, bis mir einfiel, dass es ja neben dem Oktoberfest noch den Canstatter Wasen gibt, zu dem Menschen aus der ganzen Republik pilgern. Die restliche Zugfahrt verlief pünktlich und fast schon hätte ich die Bahn echt mal gelobt.

Durch die Schließfachsuche gab es noch einen Stadtrundgang gratis dazu
Durch die Schließfachsuche gab es noch einen Stadtrundgang gratis dazu

02 (N)immer nuff:

Aber wie wir alle wissen, ist die Bahn eine Großbaustelle – der Augsburger Hauptbahnhof sowieso. Gefühlt seit dem Aufstieg des FCA besteht das Ding aus Baugerüsten, bei denen man gar nicht weiß, was da überhaupt gebaut wird. Jedenfalls kam jemand auf die tolle Idee, die angeblich 120 Schließfächer mit Plastikband zu umwickeln – sie also dem Zustand des restlichen Gebäudes anzupassen. Im Durchgang gab es eine Handvoll Schließfächer, die entweder besetzt oder kaputt waren. Man kann ja eine Abneigung gegen den FCA haben – aber wenigstens bieten sie eine Abgabestelle. Auf diese wollte ich mich allerdings nicht verlassen, da ich diesmal ein paar Wertsachen dabei hatte, die ich nicht gerne zwei Stunden in einem Container liegen lassen wollte. Zum Glück hilft ja Google (anders als Google Maps beim Radfahren nach Ober-Olm) und ich fand kostenlose Schließfächer in der City-Galerie am anderen Ende der Altstadt. So bekam ich praktisch gratis noch einen Stadtrundgang geschenkt…

Auch die U19 war am Start, um das Team zu unterstützen
Auch die U19 war am Start, um das Team zu unterstützen

03 Kon-Trolle

Da der FCA mittlerweile einer der wenigen Vereine ist, der Tageskarten auch tastsächlich noch am Spieltag unters Volk bringen möchte, und es somit Spontanfahrenden möglich macht, auswärts das Team zu unterstützen, ging ich diesmal bewusst ein Wagnis ein: Ich druckte das Print@Home-Ticket nicht vorab aus und ließ es darauf ankommen, ob ich ohne Papier durch die Schleuse komme. Im schlimmsten Fall hätte ich mir ja noch ein Ticket kaufen können.

Denn wie so oft werden Dinge bei uns nicht bis zum Ende durchgedacht. Man kann es eine gute Idee finden, dass die Eintrittskarten im Vorverkauf per PDF-Datei verschickt werden (aber bitte ohne Personalisierung). Dadurch werden Portokosten und Versandwege eingespart. Dass man bei den Print@Home-Tickets dann allerdings den dezenten Hinweis gibt, das Dokument unbedingt auszudrucken, ist halt einfach Quatsch. Dadurch wird sinnlos Papier vergeudet, Druckertinte verplempert und von der eigentlichen Idee, papierlos ins Stadion zu gelangen, bleibt nichts übrig.

Nach einigen Versuchen, den QR-Code auf dem Smartphone zu vergrößern, gelang es mir ohne Papier durch die Schleuse zu gelangen – Test bestanden.

Hinweis auf eine Energieberatung auf der Pommes-Tüte - endlich mal sinnvolle Werbung
Hinweis auf eine Energieberatung auf der Pommes-Tüte – endlich mal sinnvolle Werbung

04 Kampf um den Mampf

Letztes Jahr feierte ich an dieser Stelle den FCA dafür ab, dass er es endlich den Zuschauenden im Gästeblock überlässt, Bier oder alkoholfreie Getränke zu kaufen. Diese Wahlmöglichkeit blieb auch dieses Mal bestehen. Es musste nun endlich auch keine FCA-Card mehr erstanden werden, die ja auch nur zusätzlichen Plastikmüll produziert hatte, wie all die anderen Karten in den ganzen Stadien der Republik. Es ging nun auch in Augsburg endlich mit den normalen Kredit- und Debitkarten.

Das Standard-Angebot an Speis und Trank fiel dadurch auf, dass der Ketchup in den Spendern angeblich klimaneutral sei. Die Geschichte mit dem Begriff „klimaneutral“ kennen wir ja als Fans des FSV seit 2010. Dass die Umwelthilfe vor kurzem dagegen bei Mainz 05 juristisch vorging auch – vielleicht sollte die Umwelthilfe nun mal in Augsburg vorbeischauen und neue Klagen vorbereiten. Denn ist anzunehmen, dass die Klimaneutralität wie bei Mainz 05 auf dem Papier durch Kompensation erzielt wurde und nach Vermeidung und Reduzierung klimaschädlicher Substanzen nur die dritte Wahl ist. Und ob die Kompensationsprojekte der Ketchup-Firma bestmöglich zertifiziert wurden, wie bei Mainz 05, sei dahingestellt. Wenigstens gab es auf den Pommes-Tüten noch einen Hinweis auf die durchaus sinnvolle Energieberatung für Haushalte. Dies ist dann wenigstens tatsächlich alles andere als das vermeintliche „Greenwashing“ durch angebliche „Klimaneutralität“.

Klimaneutraler Ketchup - wenn das die Umwelthilfe erfährt...
Klimaneutraler Ketchup – wenn das die Umwelthilfe erfährt…

Einen Anachronismus gab es dann doch noch – bargeldlos eine Tageskarte zu erstehen, war weiterhin nicht möglich. Cash musste ja noch irgendwo im Land bajuwarischen Könige und Flugblattschreiber King sein.

05 Käfighaltung

Fahrten nach Augsburg sind unter Vielfahrenden relativ unbeliebt. Ich finde, dass es mittlerweile eigentlich eine recht nette Reise ist. Vom Bahnhof kommt man easy mit dem Klapprad oder der Tram zum Stadion. Und der Block ist steil – aber bei uns nie überfüllt.

Und gut, die Ergebnisse sind in Augsburg oft miserabel. Aber wenigstens war das Spiel diesmal nicht schon nach 3 Minuten durch einen bizarren Elfmeter entschieden. Wir durften ja sogar mal eine Führung bejubeln und es sah am Anfang ja recht nice aus. Sollte sich der Dahmen-Besuch wirklich lohnen?

Nun, das Ergebnis ist bekannt, fand es aber bemerkenswert, wie die Mannschaft von den mitgereisten Fans wieder motiviert wurde „Wir gehen diesen Weg geinsam nur mit dir!“. Und die U19, die das Spiel auch besuchte, sorgte dann am nächsten Morgen doch noch für einen positiven Moment. Sie gewann schließlich ihr Spiel in der Fuggerstadt.

Fans und U19 bauen das Team nach Abpfiff wieder auf
Fans und U19 bauen das Team nach Abpfiff wieder auf

Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 zeigt, dass in Augsburg nicht alles schlecht ist – traditionell das Ergebnis der Männerprofimannschaft mal ausgeklammert.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese SV Ober-Olm vs. 1. FSV Mainz 05 Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Die Mannschaft bedankt sich bei den Fans des FSV

01 Hin und weg:

Eine neue Liga ist wie ein neues Leben, sagt man ja so. Nun ist das bei Mainz 05 etwas komplizierter, denn der Großteil des Kaders der 05er-Frauenmannschaft kickte letzte Saison bereits in der Frauen-Regionalliga Südwest, was der 3. Liga bei den Männern entspricht. „Nur für das Trikot“ hat sich das geändert, schließlich hat Mainz 05 dank der Kooperation mit Schott Mainz nun endlich wieder ein Frauenteam am Start.

Die Radroute von Google Maps führte über Stock und Stein

Für Auswärtsfahrende bietet diese Liga aber in der Tat sehr viele neue Möglichkeiten, Mainz 05 auf den Plätzen im Südwesten zu unterstützen. Der Spielplan meinte es gut mit uns und so stand am ersten Spieltag der neuen Saison das Derby beim SV Ober-Olm an.

Damit bot sich bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Gelegenheit, klimaneutral anzureisen. Genauso wie beim Spiel der Männer im Mai in Frankfurt ging es also mit dem Drahtesel zum Auswärtsspiel.

02 (N)immer nuff:

Ich machte mir den Spaß und gab bei Google Maps den „Sportplatz Ober-Olm“ als Ziel ein und war ziemlich verwundert, welche Strecke mir empfohlen wurde. Daher brach ich sehr zeitig auf, wohlwissend, dass das, was mir da die angebliche Künstliche Intelligenz kredenzte alles war nur keine Hilfe beim Planen meiner Radtour durch Rheinhessen.

Immer nach Westen durch Rheinhessen

Zunächst empfiehl mir Google hinter Laubenheim schnurstracks den Weg hoch auf die Höhe zu nehmen. Zwei Drittel des Feldwegs waren asphaltiert und die Steigung von zirka 15 % war noch fahrbar. Dann mutierte der Weg zu einem Ackerpfad, den mir Google trotzdem als Radroute auswies. Bei dieser Steigung wäre es wohl selbst mit dem Mountainbike aufgrund der Rillen und Gräben fast unmöglich gewesen, radelnd hier hochzukommen.

Die laut Google Maps „Beste Route“ führt mitten durch Gebäude des Hechtsheimer Gewerbegebiets

Also galt die alte Devise, wer sein Rad liebt, der schiebt, die paar Meter bis zum nächsten querenden asphaltierten Feldweg hinauf. Weiter ging’s zwischen Hechtsheim und Ebersheim zur Rheinhessenstraße – natürlich auf einem Wiesenweg, statt auf dem parallel dazu führenden asphaltierten Weg. Da es flach war, war das kein Problem, aber beim Blick auf den weiteren Routenvorschlag wusste ich bereits, dass das so nicht würde klappen werden.

Google führte die Route schnurstracks durch die Gebäude des ehemaligen Impfzentrums hindurch in Richtung Westen. Ja, das Hechstheimer Gewerbegebiet verändert sich recht schnell. Aber dass Google nicht in der Lage ist, dies mal zu korrigieren, ist echt peinlich und hat auch nichts mit dem Radmodus zu tun. Mittlerweile ist der gesamte westliche Teil des Gewerbegebiets umzäunt und es ist nicht mehr möglich (früher war alles besser 😉 ), einen Durchschlupf zu finden.

Vorbei ging es an leise summenden Windrädern in Richtung Ober-Olm

So irrte ich geplant (daher das frühe Aufbrechen) bei Möbel Martin von Ecke zu Ecke, um weiter nach Westen zu kommen. Google hatte ich da schon längst abgestellt. Schließlich radelte ich nach Nordosten auf der Straße zurück zur Rheinhessenstraße, drehte nach Norden ab und bog in den nächsten sich bietenden Feldweg nach Westen ein. Nach Sicht, immer den Essenheimer Fernsehturm im Blick, fuhr ich an den drei riesigen Windrädern vielleicht im Abstand von 100 Metern vorbei. Diese surrten vor sich hin und ich fragte mich nur, warum die Bayern ein empfindlicheres Gehör als der Rest der Republik haben. Schließlich dürfen in Bayern die Dinger, dank der 10-H-Regel (Höhe des Windrads mal 10) praktisch nirgends aufgestellt werden, da immer irgendwo ein Bajuware seine Hütte hat und sich in seinem Weißbier-Waldi-Leben gestört fühlen könnte… zum Beispiel beim Flugblattschreiben…

03 Kon-Trolle

Mit erheblicher Verzögerung im Betriebsablauf radelte ich schließlich in Klein-Winternheim nochmal schön den Berg herunter, um dann nach Ober-Olm (ist ja schließlich nicht Nieder-Olm) wieder nuff zu strampeln. Dafür waren das Abstellen des Rads, das Bezahlen der Eintrittskarte und die nicht vorhandene Sicherheitskontrolle in Sekunden erledigt und ich kam tatsächlich überpünktlich zum Ligaauftakt an.  

Ankunft in Ober-Olm

04 Kampf um den Mampf

Es scheint keine Frage der Liga zu sein, nachhaltiger bei Speis und Trank zu agieren. Es gab beim SV Ober-Olm Mehrwegbecher, was bis vor kurzem einige Erstligisten im Männerfußball nicht hinbekommen haben. Es ist halt immer eine Frage der Einstellung. Gleiches gilt für das Futter. Neben der Wurst gab es auch Brezeln – alles kein Ding der Unmöglichkeit, wenn man denn nur willl.

Endlich mit der 05er-Fahne ein Fußballfrauen-Team unterstützen

05 Käfighaltung

Eine Frage des Willens war es sicherlich für die 05er*innen, samstags nach Bremen und sonntags nach Sprendlingen-Dreieich zur U23-Klatsche bei der Eintracht oder eben nach Ober-Olm zu den 05erinnen zu fahren. Nein, ich kannte das Ergebnis von Bremen nicht im Vorhinein, denke aber immer noch gerne an das 5:0 2019 mitten in der Woche zurück. Seither war ich auch nicht mehr im Weserstadion – damals gab die Mannschaft den mitgereisten Fans sogar Essen und Trinken aus. Hätte sie vielleicht am Samstag auch mal machen sollen…

Eine große zweistellige Zahl an Fans des FSV unterstützte das Team in Ober-Olm

Darauf konnten die 05erinnen getrost verzichten. Denn wie beim Pokalspiel in Erfurt drei Wochen zuvor lieferten sie eine starke Leistung ab und gewannen auch ihr Ligadebüt in Rot-Weiß zu null. Der Großteil der Zuschauenden hielt es mit den 05erinnen und Derby-Atmosphäre kam nur einmal auf, als es aus der SV Ober-Olm-Ecke schallte „Wir sind Euer Derby, ihr Bauern!“ Das war sicherlich nicht wirklich ernst gemeint, zumal 05 mit dem SV Ober-Olm auch auf Vereinsebene kooperiert, wie auf einem großen Schild am Rand des Kunstrasenplatzes zu lesen war.

„Willst Du 05er*innen siegen sehen, musst Du zu den Frauen geh’n“ war das Fazit dieser lohnenswerten Auswärtsfahrt. Dieser Spruch galt für letzte Woche und hat an diesem Wochenende, nach dem Sieg der Männer im Alla ‚dschee Süd-Test gegen Duisburg keinen Bestand. Aber vielleicht motiviert er die eine oder den anderen dazu, heute bei den 05erinnen am am Bruchweg (nochmals) vorbeizuschauen, wenn es im Pokal gegen Calden um den Einzug ins Achtelfinale geht.  Verdient haben es die 05erinnen allemal!

Fazit: Eine neue Liga ist wie ein neues Leben – für die Fans des FSV des Jahrgangs 2023/2024 auf jeden Fall!

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Union Berlin vs. 1. FSV Mainz 05 Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Die Fans des bauen die Mannschaft wieder auf

01 Hin und weg:

Es gibt sie noch, die Tage, bei denen bei der Bahn eigentlich alles planmäßig läuft. Zumindest wenn man es als normal empfindet, dass der gebuchte Zug bereits Tage zuvor gestrichen und die lästige Zugbindung bei Sparpreistickets aufgehoben ist. So ist auf der Strecke Frankfurt – Berlin möglich, auch einen Sprinter-ICE als Erstatz nehmen, der immerhin 30 Minuten schneller ist als der gewöhnliche ICE. Und so kamen wir fast pünktlich in der Hauptstadt ein, denn den eigentlich gebuchten ICE hatten wir da schon fast aus unserem Bewusstsein gestrichen und was sind schon 20 Minuten…

Mit dem Mietfahrrad die Hauptstadt entdecken war ein pures Vergnügen

02 (N)immer nuff:

Bewegt man sich im Jahr 2023 durch Berlin, so fällt auf, wie die Stadt die Verkehrsflächen neu aufgeteilt hat. Auf 6-spurigen Straßen gibt es in der Innenstadt pro Fahrtrichtung eine Spur für Autos, eine für Busse und eine für Radelnde. Auf 4-spurigen Straßen teilen sich Bus und Rad die Spur. Und was passiert in Mainz? Es gibt einen Aufschrei, weil dieses Konzept testweise für ein paar Tage auf der Rheinstraße umgesetzt wurde.

Der Streit um Radspuren – selten habe ich meine Heimatstadt als provinzieller wahrgenommen als die Tage – wenn man gleichzeitig sieht, dass das Spurenkonzept von allen am Verkehr teilnehmenden in Berlin problemlos akzeptiert wird. Das Radeln auf Berlins Straßen – wir radelnden in drei Tagen zirka sechs Stunden und etwa 70 km durch die Stadt – war zum Großteil ein purer Genuss. Und auch die Autos kamen voran – genauso wie die Menschen, die mit dem Bus unterwegs waren.

In der Hauptstadt kein Problem, in Mainz ein Aufreger: eine kombinierte Bus- und Radspur auf einer vierspurigen Straße wie hier „Unter den Linden“

03 Kon-Trolle

Da es die Tickets nur im Vorverkauf zu kaufen gab, blieb mir die Situation, die ich sonntags zuvor in Erfurt erlebt hatte, erspart. Beim Spiel der 05erinnen wurde ich tatsächlich von den Kids des 1. FFV Erfurt am Einlass gefragt, ob ich vielleicht Rentner sei. Dann würde das Ticket nur 3 statt 4 Euro kosten. Die Situation wurde auch dadurch nicht wirklich besser, dass sie danach pflichtschuldig fragten, ob ich alternativ vielleicht Student sei… 😉

Vor der Kontrolle am Stadion an der Alten Försterei nahm ich den Ort des Geschehens zum ersten Mal seit 21 Jahren wieder wahr. Hier begann meine Auswärtsfahrer-Karriere am 5. Mai 2002. Nach etwas mehr als 250 Auswärtsspielen mit Mainz 05 ging es am Sonntag mal wieder nach Köpenick. Die Kontrollen waren recht unstressig und direkt dahinter sah ich den Grashügel, den ich bereits 2002 hochgegangen war, in der Hoffnung ihn als Erstligist wieder hinunterzuschreiten.

Es hat sich seit 2002 an der Alten Försterei wenig geändert…

Mittlerweile haben die Fans von Union zumindest einen Teil des Stadions selbst umgebaut und ein Dach auf den Gästeblock gezimmert. Bei Union wird ja viel von Kult gesprochen. Bis ich hierher zurückgekehrt war, ging mir dieser Hype schon ein bisschen auf den Keks. Aber Picknicktische am Bierstand, ein Grashügel hoch zum Gästeblock hinauf und ein Grill im Gästeblock selbst – ja, das ist schon fein und ja, das finde auch ich ziemlich kultig. Chapeau Union – gut gemacht (nicht alles umzubauen).

04 Kampf um den Mampf

Warum Unions Präsident so eine Phobie vor veganen Würstchen hat, weiß ich nicht. Jedenfalls möchte er sie nicht bei Union sehen. Ich frage mich schon, was sein Problem ist. Soll doch jede*r futtern was er/sie will (Gendern lehnt er ebenfalls ab). Vielleicht muss dieser Stammtischparolen-schwingende Präsi sie irgendwann doch anbieten, wenn die DFL ihre Nachhaltigkeitskriterien um die vegane Quoten-Wurst erweitert. Dass die Bratwurst 3 Euro und die Brezel 3,50 Euro kosten, ist an Dreistigkeit eigentlich auch nicht mehr zu überbieten. Zum Glück bietet Berlin, wie keine andere Stadt in Deutschland, vegane Optionen en masse, so dass zumindest ich gut gestärkt zum Spiel aufbrechen konnte. Nur Auswärtsfahrende, die direkt mit dem Bus am Block ankommen, gucken halt in die Röhre. Wenigstens war die Preispolitik bei den Getränken in Ordnung. 2,50 € für 0,5l Sprudel war schon fair – und die Preisdifferenz zum Bier (4,50 €) auch recht groß.  

Vegane Speisen sucht man am Hauptverpflegungsstand vergeblich – es gab aber einen Brezelwagen

05 Käfighaltung

Ein voller Block mit motivierten Menschen, dazu die Lust auf die neue Saison – es hätte echt was werden können. Aber leider war halt nach einer Minute die Euphorie schon wieder ein wenig dahin – zumindest im Gästeblock. Drüben wurde eine schicke Choreo präsentiert und die Heimfans hatten natürlich mächtig was zu feiern: „Unser Schlüssel zum Erfolg: nie zu vergessen woher wir kommen“ könnte man natürlich auch umformulieren in „Unser Schlüssel zum Erfolg – die Mittelherkunft vergessen und sich auf die Mittelverwendung fokussieren“. Denn Unions Erfolg ist auf Schulden aufgebaut, alles fremdfinanziert und die Mitglieder dieses eingetragenen Vereins sind entweder nicht willens, die „Strategie“ ihres Präsi zu hinterfragen oder sie wissen es einfach nicht besser. Warnende Beispiele wie Schalke 04, Bielefeld (beide ebenfalls überschuldet) und Zwickau (es droht die Löschung aus dem Vereinsregister) werden in Köpenick ignoriert. Stattdessen freut man sich wie Bolle über den Erfolg und führt alles auf den Trainer, den Verein, die Nicht-Einführung der veganen Wurst und das Umfeld zurück. Nach dem persönlichen Austausch mit Unioner*innen möchte man ihnen das Gelingen dieser eigenartigen Planwirtschaft ja fast schon gönnen – wenn nicht direkt Vereine wie Nullfünf dadurch benachteiligt werden. Denn Financial Fairplay ist das natürlich nicht: Schulden anzuhäufen und hoffen, dass maximaler Erfolg das nicht vorhandene Geld irgendwann einspielt, das mit vollen Händen auch diese Saison wieder ausgegeben wird.

Kurz vor dem Anpfiff war die Euphorie im Block noch riesig

Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 zeigt Kontinuität in der Niederlage an der Alten Försterei

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour