Spätlese SG 99 Andernach II Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg
02 (N)immer nuff
03 Kon-Trolle
04 Kampf um den Mampf
05 Käfighaltung

05er-„Deich“-Beflaggung

01 Hin und weg:

Habt Ihr schon mal ein 05-Ligaspiel gegen eine Zweitvertretung besucht? Für mich war es ein Novum im Ligaalltag. Nach langem gemeinsamem Grübeln stand es fest: Die Begegnung der Mainz 05 Frauen bei der SG Andernach II am letzten Sonntag war keine komplett neue Konstellation. Selbst für mich nicht. Schließlich führte uns der DFB-Pokal der Männer 2005 zwischen den Gastspielen in Eriwan und Reyjavík zu Hansa Rostock II. Wer kann sich noch an den einprägsamen Chant der Rostocker*innen erinnern: „Ihr wollt nach Hause, doch der Bus kippt um!“?

Dieser schallte den 50 05er*innen damals nach dem dritten Tor für Mainz entgegen. Dann war plötzlich der Heimblock leer und der Mob wartete schon vor dem Gästeblock auf den Fanbus der 05er*innen. Damals wie heute ging es für mich mit der Deutschen Bahn zum Auswärtsspiel. Ob der Bus damals zumindest wackelte, müssen andere beantworten, die damals im August mit an die Ostsee gedüst sind. Leider schafften es diesmal keine 50 Leute nach Andernach. Dabei lässt sich der Spielort locker und lässig mit dem Deutschland-Ticket erreichen.

In Andernach wird ein angemessener Eintrittspreis für das Spiel aufgerufen

02 (N)immer nuff:

Vier Nasen haben sich dann doch am Bahnhof in Andernach am Gleis getroffen. Die beiden Kolumnen für die AZ und den Merkurist konnte ich vorher in aller Ruhe den Rhein hinab herunterschreiben. Nach dem Pokalspiel in Erfurt und dem Derby in Ober-Olm war es für mich erst das dritte Auswärtsspiel mit den 05erinnen. Meine drei Begleitungen hingegen waren quasi (Fast)-Allesfahrer*innen in der Frauen-Regionalliga Südwest der aktuellen Saison.

Dieses Engagement ist nicht hoch genug zu bewerten, genauso wie die Anfertigung des „Mainz 05 Frauen“-Banners. Dieses wird seit dem Start der Rückrunde an Heimspieltagen der 05erinnen aufgehängt. Zu nennen sind auch die „Mainz 05 Frauen“-Eckfähnchen, die den Schott-Kunstrasenplatz seit dem Kantersieg gegen Ober-Olm zieren. Dahinter steckt das Engagement des „Es war einmal…“-Fanzines. Es hat darüber hinaus in dieser Saison auch die Wimpel für die Pokalspiele der Frauen, Männer und der U19 anfertigen lassen. Das ist das Schöne an unserem Verein – er lebt vom Engagement seiner Mitglieder! Da wird dann auch mal darauf hingewiesen, wenn auf Insta und Facebook auf dem offiziellen 05-Frauen-Kanal vom Anpfiff um 14 Uhr die Rede ist, und der tatsächliche Spielbeginn aber auf 13 Uhr terminiert ist.  

Echte Flora am Kunstrasenplatz

03 Kon-Trolle

Eine Dreiviertelstunde vor dem Anpfiff war außer dem Teams noch niemand zu sehen. Das Tor zum Kunstrasenplatz stand offen und erinnerte mich schon wieder an die Saison 2005/2006. Damals in Reykjavík sollte es mittwochs eine Trainingseinheit der 05er-Männermannschaft im berühmten Weißbier-Waldi-Laugardalsvöllur-Stadion geben, doch der Haupteingang war zu. Also stapfte Kloppo mit den Jungs um die Haupttribüne herum und fand ebenfalls ein geöffnetes Tor. Wir fünf Fans standen vor dem Tor und Kloppo meinte, dass wir einfach mit durchschlüpfen sollten. So konnten wir das zweite Auswärts-Abschlusstraining von Mainz 05 auf europäischer Ebene im Innenraum des Stadions erleben, in dem 2003 der Rudi beim Waldi komplett durchdrehte. Hach Kloppo!

Perfekte Sicht vom „Deich“ auf das Spielgeschehen

Auch in Andernach wurden wir vom Staff freudig begrüßt. Das Team und das Team hinter dem Team der 05erinnen ist so dermaßen dankbar, Unterstützung von uns Fans zu erhalten. Sie sehen es wohl noch nicht als selbstverständlich an, dass man sehr viel Zeit und Geld investiert, um den Verein zu unterstützen: sei es beim Fußball, Handball oder Tischtennis und egal ob Frauen oder Männer.

Zirka 30 Minuten vor Anpfiff wurde die Anlage angeworfen. Es gab nette Warm-up-Mucke für die Zuschauenden. Das gibt es leider bei den Heimspielen der 05erinnen noch genauso wenig, wie ein Eintrittsgeld. Als dieser Umstand bei der letzten Mitgliederversammlung angesprochen wurde, verstand der Don die Welt nicht mehr. Er ist es gewohnt, dass über zu hohe Preise für Bier, Wurst und Merch gemeckert wird. Dass aber jemand fordert, dass für die Spiele der 05erinnen Eintritt zu zahlen ist , scheint in seiner Welt nicht vorzukommen.

Dass diese Forderung etwas mit Wertschätzung zu tun hat, scheint der Don nicht zu bedenken. Ein Produkt, das gratis ist, hat in unserer Gesellschaft keinen oder nur geringen Wert. Einen angemessenen Preis sollten wir eigentlich bereit sein, für alles zu zahlen, was wir konsumieren. Manchmal sind wir sogar bereit, vollkommen überzogene Preise zu bezahlen. Zum Beispiel fast 100 Euro für ein wahlweise rosa- oder weißes Trikot. Bei diesem weiß man noch nicht mal, wieviel Geld bei demjenigen landet, der es hergestellt hat.

Mich hat die Reaktion vom Don, auf die Forderung, Eintritt für die Spiele der 05erinnen zu verlangen, nicht wirklich gewundert. Es war die Art und Weise, die mich ins Grübeln brachte. Zum einen war die Reaktion dem Fordernden gegenüber herablassend und zum anderen der Ton. Man muss auf unseren Mitgliederversammlungen schon ein ziemlich dickes Fell haben, um Kritik zu üben. Dabei wäre es Aufgabe vom Leiter der Mitgliederversammlung eine Atmosphäre zu schaffen, die es Mitgliedern leicht macht, Fragen zu stellen. So hat für mich die Mitgliederversammlung den Anschein, dass sie die Verantwortlichen schnell hinter sich bringen möchten, um sich wieder dem Tagesgeschäft zuwenden zu können. Zum Beispiel einem Investoren-Deal, der Einfluss auf die Einnahmen des Vereins für die nächsten 20 Jahre hat.

Wozu Pfandbecher wenn es auch Glasflaschen gibt?

In Andernach kam während des Spiels der Kassenwart zu den Zuschauenden gelaufen. Er kassierte das Eintrittsgeld in Höhe von 4 Euro für Vollzahlende ab – und das bei einem Spiel der Zweitvertretung.  Wertschätzung – so wichtig!

04 Kampf um den Mampf

Neben der Mucke aus dem Lautsprecher, war das Geräusch eines nach oben gezogenen Rollladens Musik in meinen Ohren. Der Kiosk mit Speis und Trank wurde geöffnet. Die Karte war ellenlang, aber die vegetarischen herzhaften Optionen Brezel und Pommes gab es dieses Mal nicht. Dafür hätte ich mich am Kuchenbüffet laben können. Ich wählte dann doch lieber die Afri-Cola im Pfandglas, die eine der vielen Getränkeoptionen war. Später am Bahnhof gab es eine Mini-Brezel für 2,50 €. Wie gesagt, man gibt auch mal Geld für völlig überteuerte Dinge aus…

6 Tore nach 2 Pflichtspielen für Mainz 05: Sarah Khalifa

05 Käfighaltung

„Deichcharakter“ meinte Jannis, einer der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchenden 05ern, die es ebenfalls pünktlich zum Anpfiff nach Andernach schafften. Damit hat er wunderbar die Tribüne beschrieben, auf der sich der Support-Mob platziert hatte: Ein langgezogener Wiesenhügel, auf dem der Löwenzahn in der Sonne blühte, der von betonierten Treppen eingefasst war und auf dem eine leichte Brise wehte. Eine Metallbrüstung mit riesigen Aschenbechern, die man auch als Getränkehalter zweckentfremden konnte, machte es möglich, Fahnen zu befestigen und von oben eine perfekte Sicht auf das Spielgeschehen zu erhalten.

Auf dem Platz gab es lange keine großen Torchancen auf beiden Seiten und plötzlich sorgte ein Eigentor für die Führung der Andernacherinnen. Sie wurde aber quasi mit dem Pausenpfiff egalisiert. In der zweiten Halbzeit wurden die 05erinnen immer stärker und Sarah Khalifa, die erst in der Winterpause zum Team zugestoßen war, machte mit ihrem zweiten Dreierpack in zwei Spielen alles klar. Es gab wohl in der 119-jährigen Geschichte von Mainz 05 noch keinen Neuzugang, der nach zwei Pflichtspielen schon 6 Tore auf der Habenseite hatte.

Zweites Spiel, zweite Humba für Sarah Khalifa

Nach dem Abpfiff hatte Sarah Khalifa, wie am Sonntag in der vorherigen Woche, wieder großen Bock auf eine Humba. Hier beim Frauenfußball sind es mittlerweile die Spielerinnen, die die Fans zur Humba auffordern. Es macht einfach riesigen Spaß, diese Lust am Siege feiern mitzuerleben. Nach dem Sieg der Männer tags zuvor – war dies ein fast perfektes Wochenende. Es schmerzte nur, dass die U19 leider den Weg nach Potsdam zum Pokalfinale verpasste und an den Hoffis scheiterte.

 Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 weckt beim Auswärtsspiel gegen eine Römisch-Zwo-Auswahl nette Gedanken an Begegnungen, die fast eine Generation zurückliegen.

Rot-weiße Grüße,

Christoph

Spätlese SV Ober-Olm vs. 1. FSV Mainz 05 Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Die Mannschaft bedankt sich bei den Fans des FSV

01 Hin und weg:

Eine neue Liga ist wie ein neues Leben, sagt man ja so. Nun ist das bei Mainz 05 etwas komplizierter, denn der Großteil des Kaders der 05er-Frauenmannschaft kickte letzte Saison bereits in der Frauen-Regionalliga Südwest, was der 3. Liga bei den Männern entspricht. „Nur für das Trikot“ hat sich das geändert, schließlich hat Mainz 05 dank der Kooperation mit Schott Mainz nun endlich wieder ein Frauenteam am Start.

Die Radroute von Google Maps führte über Stock und Stein

Für Auswärtsfahrende bietet diese Liga aber in der Tat sehr viele neue Möglichkeiten, Mainz 05 auf den Plätzen im Südwesten zu unterstützen. Der Spielplan meinte es gut mit uns und so stand am ersten Spieltag der neuen Saison das Derby beim SV Ober-Olm an.

Damit bot sich bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Gelegenheit, klimaneutral anzureisen. Genauso wie beim Spiel der Männer im Mai in Frankfurt ging es also mit dem Drahtesel zum Auswärtsspiel.

02 (N)immer nuff:

Ich machte mir den Spaß und gab bei Google Maps den „Sportplatz Ober-Olm“ als Ziel ein und war ziemlich verwundert, welche Strecke mir empfohlen wurde. Daher brach ich sehr zeitig auf, wohlwissend, dass das, was mir da die angebliche Künstliche Intelligenz kredenzte alles war nur keine Hilfe beim Planen meiner Radtour durch Rheinhessen.

Immer nach Westen durch Rheinhessen

Zunächst empfiehl mir Google hinter Laubenheim schnurstracks den Weg hoch auf die Höhe zu nehmen. Zwei Drittel des Feldwegs waren asphaltiert und die Steigung von zirka 15 % war noch fahrbar. Dann mutierte der Weg zu einem Ackerpfad, den mir Google trotzdem als Radroute auswies. Bei dieser Steigung wäre es wohl selbst mit dem Mountainbike aufgrund der Rillen und Gräben fast unmöglich gewesen, radelnd hier hochzukommen.

Die laut Google Maps „Beste Route“ führt mitten durch Gebäude des Hechtsheimer Gewerbegebiets

Also galt die alte Devise, wer sein Rad liebt, der schiebt, die paar Meter bis zum nächsten querenden asphaltierten Feldweg hinauf. Weiter ging’s zwischen Hechtsheim und Ebersheim zur Rheinhessenstraße – natürlich auf einem Wiesenweg, statt auf dem parallel dazu führenden asphaltierten Weg. Da es flach war, war das kein Problem, aber beim Blick auf den weiteren Routenvorschlag wusste ich bereits, dass das so nicht würde klappen werden.

Google führte die Route schnurstracks durch die Gebäude des ehemaligen Impfzentrums hindurch in Richtung Westen. Ja, das Hechstheimer Gewerbegebiet verändert sich recht schnell. Aber dass Google nicht in der Lage ist, dies mal zu korrigieren, ist echt peinlich und hat auch nichts mit dem Radmodus zu tun. Mittlerweile ist der gesamte westliche Teil des Gewerbegebiets umzäunt und es ist nicht mehr möglich (früher war alles besser 😉 ), einen Durchschlupf zu finden.

Vorbei ging es an leise summenden Windrädern in Richtung Ober-Olm

So irrte ich geplant (daher das frühe Aufbrechen) bei Möbel Martin von Ecke zu Ecke, um weiter nach Westen zu kommen. Google hatte ich da schon längst abgestellt. Schließlich radelte ich nach Nordosten auf der Straße zurück zur Rheinhessenstraße, drehte nach Norden ab und bog in den nächsten sich bietenden Feldweg nach Westen ein. Nach Sicht, immer den Essenheimer Fernsehturm im Blick, fuhr ich an den drei riesigen Windrädern vielleicht im Abstand von 100 Metern vorbei. Diese surrten vor sich hin und ich fragte mich nur, warum die Bayern ein empfindlicheres Gehör als der Rest der Republik haben. Schließlich dürfen in Bayern die Dinger, dank der 10-H-Regel (Höhe des Windrads mal 10) praktisch nirgends aufgestellt werden, da immer irgendwo ein Bajuware seine Hütte hat und sich in seinem Weißbier-Waldi-Leben gestört fühlen könnte… zum Beispiel beim Flugblattschreiben…

03 Kon-Trolle

Mit erheblicher Verzögerung im Betriebsablauf radelte ich schließlich in Klein-Winternheim nochmal schön den Berg herunter, um dann nach Ober-Olm (ist ja schließlich nicht Nieder-Olm) wieder nuff zu strampeln. Dafür waren das Abstellen des Rads, das Bezahlen der Eintrittskarte und die nicht vorhandene Sicherheitskontrolle in Sekunden erledigt und ich kam tatsächlich überpünktlich zum Ligaauftakt an.  

Ankunft in Ober-Olm

04 Kampf um den Mampf

Es scheint keine Frage der Liga zu sein, nachhaltiger bei Speis und Trank zu agieren. Es gab beim SV Ober-Olm Mehrwegbecher, was bis vor kurzem einige Erstligisten im Männerfußball nicht hinbekommen haben. Es ist halt immer eine Frage der Einstellung. Gleiches gilt für das Futter. Neben der Wurst gab es auch Brezeln – alles kein Ding der Unmöglichkeit, wenn man denn nur willl.

Endlich mit der 05er-Fahne ein Fußballfrauen-Team unterstützen

05 Käfighaltung

Eine Frage des Willens war es sicherlich für die 05er*innen, samstags nach Bremen und sonntags nach Sprendlingen-Dreieich zur U23-Klatsche bei der Eintracht oder eben nach Ober-Olm zu den 05erinnen zu fahren. Nein, ich kannte das Ergebnis von Bremen nicht im Vorhinein, denke aber immer noch gerne an das 5:0 2019 mitten in der Woche zurück. Seither war ich auch nicht mehr im Weserstadion – damals gab die Mannschaft den mitgereisten Fans sogar Essen und Trinken aus. Hätte sie vielleicht am Samstag auch mal machen sollen…

Eine große zweistellige Zahl an Fans des FSV unterstützte das Team in Ober-Olm

Darauf konnten die 05erinnen getrost verzichten. Denn wie beim Pokalspiel in Erfurt drei Wochen zuvor lieferten sie eine starke Leistung ab und gewannen auch ihr Ligadebüt in Rot-Weiß zu null. Der Großteil der Zuschauenden hielt es mit den 05erinnen und Derby-Atmosphäre kam nur einmal auf, als es aus der SV Ober-Olm-Ecke schallte „Wir sind Euer Derby, ihr Bauern!“ Das war sicherlich nicht wirklich ernst gemeint, zumal 05 mit dem SV Ober-Olm auch auf Vereinsebene kooperiert, wie auf einem großen Schild am Rand des Kunstrasenplatzes zu lesen war.

„Willst Du 05er*innen siegen sehen, musst Du zu den Frauen geh’n“ war das Fazit dieser lohnenswerten Auswärtsfahrt. Dieser Spruch galt für letzte Woche und hat an diesem Wochenende, nach dem Sieg der Männer im Alla ‚dschee Süd-Test gegen Duisburg keinen Bestand. Aber vielleicht motiviert er die eine oder den anderen dazu, heute bei den 05erinnen am am Bruchweg (nochmals) vorbeizuschauen, wenn es im Pokal gegen Calden um den Einzug ins Achtelfinale geht.  Verdient haben es die 05erinnen allemal!

Fazit: Eine neue Liga ist wie ein neues Leben – für die Fans des FSV des Jahrgangs 2023/2024 auf jeden Fall!

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese 1. FFV Erfurt vs. 1. FSV Mainz 05 – Saison 2023/2024

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

Fans und das Frauenteam des FSV feiern diesen historischen Tag

01 Hin und weg:

Brücken sind ja nicht ganz so Mainz, wie alle wissen, die die Schiersteiner Brücke kennen. Allerdings trifft das auch auf Wiesbaden (Salzbachtalbrücke) und jetzt wohl sogar auf die Diva vom Main zu. Jedenfalls hielt der ICE nicht in Frankfurt Hauptbahnhof, sondern in Frankfurt-Süd – wegen Brückenschäden.

Fahrrad in Bahnhofsviertel
Mit dem Klapprad durch das Frankfurter Bahnhofsviertel zum Südbahnhof

So kam ich in den Genuss sonntagsmorgens mit dem geliebten Klapprad durchs Frankfurter Bahnhofsviertel zu fahren. Zum Glück hielten die Reifen durch, was angesichts der vielen Glasscherben nicht unbedingt zu erwarten war. Innerhalb von 10 Minuten in Frankfurt Hauptbahnhof aus dem Zug raus und im Südbahnhof am Gleis anzukommen, war wohl rekordverdächtig und das perfekte Intro für diesen historischen Tag. Der ICE in Frankfurt-Süd war pünktlich und los ging die Fahrt in die Partnerstadt von Mainz.

02 (N)immer nuff:

Das DFB-Pokalspiel der Frauenmannschaften zwischen dem 1. FFV Erfurt und Mainz 05 fand im Sportpark am Johannesplatz statt. Gegenüber dem Steigerwaldstadion, in dem Rot-Weiß Erfurt spielt, hat dieser Ground den Vorteil, dass man durch die wunderschöne Altstadt radeln kann, ehe es an einer Ausfallstraße, die von Plattenbauten gesäumt ist, zum Sportplatz ging.

Der Weg zum Stadion führte durch die schöne Altstadt von Erfurt, der Partnerstadt von Mainz

03 Kon-Trolle

Erstrundenspiele im DFB-Pokal haben ja oft den schönen Nebeneffekt, dass es mal nicht in die alljährlich bereisten Arenen der Republik geht, sondern mit etwas Glück zu Spielstätten, die noch etwas an den Fußball erinnern, wie er früher einmal war. So auch bei dieser Auswärtsfahrt. Das Kassenhäuschen bestand aus einem Tisch, einem Stuhl und einem Partyzelt. Sicherheitspersonal oder Polizei sah man an diesem Tag überhaupt nicht – und waren auch nicht nötig.

Support-Material an der Bank der Gäste

04 Kampf um den Mampf

Ein Getränkestand samt Bon-Stelle fürs Essen, ein Stand zum Abholen von Wurst und Steak – das war es auch schon. Natürlich kommt man hier als Mensch, der sich rein pflanzlich ernährt, nicht auf seine Kosten. Aber wir reden hier auch nicht von der 1. Bundesliga im Männerfußball. Daher war das Angebot schon vollkommen in Ordnung und Cash natürlich King. Das Bayreuther Hell vom Fass hatte sogar Championsleague-Niveau. Dass die Getränkepreise (Bier 3€/0,5l) für nicht alkoholische Getränke (2,50€ und niedriger) deutlich unter dem Bierpreis lagen, war auch vollkommen in Ordnung. Natürlich sind Einwegbecher Mist, aber nochmal: Es ist eine andere Liga. Daher darf man schon mit zweierlei Maß messen, wie ich finde.

Vom „Es war einmal“-Fanzine gefertigter Wimpel für diesen historischen Tag

05 Käfighaltung

Nach 50 Jahren gibt es endlich wieder Frauenfußball bei Mainz 05. Leider ist es gar nicht so einfach, hierzu etwas in Erfahrung zu bringen. Daher ein großes Dankeschön an das „Es war einmal Fanzine“, das pünktlich zum Start der Saison am 1. Juli 2023 in einem Facebook-Post seine Recherche-Arbeit publizierte. Denn man könnte meinen, Frauenfußball gab es bisher noch gar nicht bei Mainz 05. In der Vereinschronik ist hierzu auf der Webseite leider gar nichts zu lesen. Daher ist es so wichtig, dass sich Fans engagieren. Mitarbeitende in den Vereinen kommen und gehen und haben nicht immer den Bezug zu ihrem Arbeitgeber. Im wunderbaren Online-Archiv fsv05.de von Christian Karn ist natürlich längst ein Link „Frauenfußball“ in der Kopfzeile vorhanden und das „Es war einmal Fanzine“ hat für die Begegnung einen Wimpel produziert (genauso für das Spiel der Männer in Elversberg). Wie schon während der Pandemie gilt auch jetzt der Spruch „Der Verein lebt von seinen Fans und Mitgliedern“!

Fantrennung gab es auf diesem Sportplatz mit Aschebahn nicht. Anders als so manches Mal bei Spielen in Ostdeutschland, insbesondere bei der U23 während ihrer Drittligazeit, kam es diesmal zu keinen Anfeindungen. Vielmehr tat der Stadionsprecher alles dafür, eine faire und angenehme Atmosphäre zu schaffen. Es wurde natürlich auch an die Partnerschaft der beiden Landeshauptstädte erinnert und kurz die Historie der Mainzer Frauenmannschaft erklärt, die als TSV Schott Mainz noch den Verbandspokal gewann und sich so für die 1. Runde im DFB-Pokal als Mainz 05 qualifizierte.

Erstmals seit 50 Jahren tritt eine Mainz 05-Frauenmannschaft zu einem Pflichtspiel an

Insgesamt 20 Fans des FSV hatten es an diesem Nachmittag nach Erfurt geschafft. Am Geländer ließen sich 05-Fahne und -Schals mit Panzerband befestigen und natürlich wurde auch verbal supportet. Dabei waren die 20 Nasen aus Rheinhessen meist lauter als die restlichen 228 Zuschauenden, die außer „Ihr seid nur ein Karnevalsverein“ nur einmal kurz einen auf ihr Team gemünzten Gesang anstimmten. Innerhalb des 05-Anhangs wurde lebhaft diskutiert, ob Gesänge für die Frauenmannschaft abgeändert werden sollten. Neben dem gewöhnlichen Liedgut schallte schließlich auch „Fußballdamen 05er Fußballdamen“ über den Platz – angelehnt an die Unterstützung der 05er-Handballdamen. Später ertönte auch „Come on you girls in white“.

Das erste Tor für eine Mainz 05-Frauenmannschaft nach 50 Jahren, erzielt durch Cecilia Way

Zu diesem Zeitpunkt war schon längst wieder historisches passiert. Cecilia Way köpfte das erste Tor einer 05er-Frauenmannschaft seit 1973. Die Mainzerinnen dominierten das Spielgeschehen in der ersten Halbzeit, was so nicht unbedingt zu erwarten war, denn auch die Erfurterinnen kicken in der drittklassigen Regionalliga. Man konnte also getrost von einer Partie auf Augenhöhe ausgehen.

Aufforderung der Fans des FSV für die Humba nach dem ersten Sieg nach 50 Jahren für eine 05er-Frauenmannschaft

In der zweiten Halbzeit ein weiteres Highlight. Heiðrún Sigurðardóttir, wurde nach viermonatiger Verletzungspause eingewechselt. Davor sorgte der sympathische Stadionsprecher für ein Kuriosum. Anders als seine Kollegen in der 1. Männerliga, die einfach Spielernamen so aussprechen, wie es ihnen in den Sinn kommt, man denke nur an „Sallei“ oder „Solei“, bat er die mitgereisten Fans des FSV darum, den Namen zu skandieren. Einfach eine große Aktion des Stadionsprechers.

Kurz vor Schluss gab es ähnlich wie in Elversberg noch eine Großchance für das gegnerische Team – aber auch hier blieb es beim 1:0 für Mainz 05. Damit war das nächste Highlight sicher: Der erste Auswärtssieg einer 05er-Frauenmannschaft seit 1973. Dieser wurde natürlich standardmäßig gefeiert. Torschützin Cecilia Way durfte die Humba anstimmen. Die Kanadierin erhielt grandiose Unterstützung vom Co-Trainer Alexander Ulbrich. Das war dann wohl tatsächlich noch ein Novum, denn 1973 wurde wohl noch keine Humba nach historischen Siegen angestimmt.

Die erste Humba einer 05er-Frauenmannschaft in der 118-jährigen Geschichte des Vereins

Diese Partie war wirklich eine Werbung für den Frauenfußball bei Mainz 05. Das Team und das Staff waren sehr sehr dankbar für die Unterstützung. Man fühlte sich als Fan sehr wertgeschätzt und wir Fans werden es sicherlich nicht bereuen, diese Mannschaft auch in der Liga (und weiterhin im Pokal zu unterstützen).

Fazit: Der Jahrgang 2023/2024 ermöglicht es, dass auch die Humba nochmals ein Novum erlebt – den 05er-Fußballdamen sei Dank!

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour