Spätlese Elversberg 2021/22

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg

Nach 561 Tagen war es wieder soweit: A u s w ä r t s f a h r t . Auch wenn eine große MainzerTageszeitung behauptet, dass das letzte Mainz 05-Auswärtsspiel mit eigenem Anhang im Oktober 2020 an der Alten Försterei in Köpenick stattfand, war es in Wirklichkeit das Fastnachtsspiel in Wolfsburg am 23. Februar 2020. (Kein) Fun fact am Rande: Sowohl das Spiel bei Union als auch das in Wolfsburg gingen damals 4:0 für die Heimmannschaft aus. Von daher…hat sich die Zeitung nur um 8 Monate vertan 😉 Für Sportjournalist:innen hatte sich ja auch nicht wirklich etwas verändert – sie kamen ja die letzten Monate immer ins Stadion rein; zumal es stimmte, dass das Spiel bei Union das letzte mit Zuschauern war – aber halt ohne Gästefans, ein kleiner aber feiner Unterschied. Auf den Fehler aufmerksam gemacht, kam keine Reaktion seitens der Zeitung…

Vor letztem Sonntag war für mich persönlich bereits das Spiel in Gladbach Ende Januar das letzte Mal, dass es hieß, Schal einpacken und ab quer durch Deutschland den rot-weißen Jungs hinterher reisen.

Erstmals überhaupt ging es mit dem Klapprad und der Bahn auf ein Auswärtsspiel – Elversberg hat keinen Bahnanschluss

In der Zwischenzeit wurde meinem Impfpass ein weiterer Stempel hinzugefügt, neben denen für Gelbfieber, Japanische Encephalitis, Meningokokken und Co. Nachdem die DFL bestimmte, dass an den ersten beiden Bundesliga-Spieltagen der neuen Saison Gästefans nicht unbedingt zugelassen werden müssen, machte ich mir eigentlich keine großen Hoffnungen , dass es endlich mal was wird, mit dem Besuch des Waldstadions an der Kaiserlinde in Elversberg.

Aber im Saarland ticken die Uhren anders und es gab plötzlich doch Karten für das Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal. Ich konnte mein Glück kaum fassen, denn wer mich kennt, der weiß, dass diese Erstrundenspiele immer zu meinen persönlichen Highlights der Saison zählen – weniger, wegen der Ergebnisse, denn ich war zum Beispiel in Lübeck, Lautern und Chemnitz dabei – nein, es handelt sich ja meistens Stadien, die man jahrein jahraus nicht in der Bundesliga besucht, die nicht den Anschein erwecken, als seien sie allesamt aus dem selben 3-D-Drucker entstanden. Und leider hatte ich es bisher auch nie geschafft, mir mal ein U23-Spiel von Nullfünf hier anzugucken.

02 (N)immer nuff

Der Besuch bei der SV Elversberg stellte mich nach 17 Jahren auswärts fahren überhaupt zum ersten Mal vor ein logistisches Problem: Der Ort hat keinen Bahnanschluss! Den haben selbst Aue, Ahlen oder Unterhaching. Wer die InstaLives in diesem Winter und Frühjahr verfolgt hat, weiß, dass ich es liebe, mit der Bahn an- und abzureisen. Doch wie sollte es nun nach Elversberg gehen? Der nächstgelegene Bahnhof Friedrichsthal war 3 km entfernt, aber am Sonntag gab es von Neunkirchen Hbf. nur einen SEV (Schienen-Ersatz-Verkehr). Der Neunkirchner Hbf. selbst liegt 6 km entfernt und es gab nur ab und zu mal einen Bus, der in die Nähe des Stadions fuhr. So kam ich auf die Idee, das Fahrrad mitzunehmen.

Schließlich habe ich im letzten und in diesem Sommer etliche Touren mit dem Rad und der Bahn unternommen. Allerdings habe ich da gelernt, dass es keine Garantie auf Rad-Mitnahme im Nahverkehr gibt. Da auf die Idee mit der Kombi Rad/Zug mittlerweile auch viele E-Bike-Fahrer:innen gekommen sind, grenzt es immer an russisches Roulette, ob man mitkommt oder nicht. Mal eine Stunde irgendwo mit dem Rad hängen zu bleiben, ist schon auf Radferntouren doof, aber wenn man es zum Anpfiff pünktlich schaffen möchte und deswegen aus dem Zug rausfliegt, macht das ganze spätestens dann keinen sonderlich großen Spaß mehr.

Kein WLAN im Zug kein Problem – das Rausgucken aus dem Fenster klappt auch analog.

Daher entschied ich mich am Ende, mein Klapprad mitzunehmen. Das Ding lässt sich so klein machen, dass man gar nicht ins Gehege mit der E-Bike-Fraktion kommt und beim Einsteigen gleich in Richtung Sitzplatzreihen abdreht.

Eine Fahrt mit den Zügen der privaten vlexx zeigt, dass Privatisierung nicht gleich Fortschritt bedeutet. Während es in Zügen der Deutschen Bahn mittlerweile fast immer WLAN und immer und überall Stromanschluss gibt, musste ich mich hier auf meine Mobilfunkverbindung verlassen und kam in den Genuss, die vielleicht letzten Funklöcher Deutschlands zu entdecken. „Kein Netz“ war auf jeden Fall relativ häufig auf dem Display zu sehen. Und Stromanschlüsse waren zunächst erstmal keine zu entdecken. Allerdings wusste ich bereits, dass diese oft unter den Sitzen versteckt waren. Doch mein Getaste unter den Sitzen blieb erstmal erfolglos.

In einem Moment mit Netzabdeckung erhielt ich über Twitter und übers Googeln den Hinweis, dass an den Vierer-Sitzen zwischen einem der beiden gegenüberliegenden Sitze zwischen den Sitzen eine Steckdose verbaut sei. So hielt ich fortan Ausschau nach einem freien Vierer, den ich irgendwann ergattert hatte und abtasten durfte – mit Erfolg. So war sichergestellt, dass mein digitaler Impfpass am Stadioneingang noch abrufbar war, genauso wie mein Online-Ticket für die Rückfahrt.

Neunkirchen erinnert stark an Gelsenkirchen – es war quasi eine Ersatz-Schalke-Fahrt

In Neunkirchen angekommen ging es erstmal nuff – den Berg zum Stadion. Wer über den sanften Hügel von der Tanke hoch zum Bruchweg flucht, sollte mal in Neunkirchen zum Ellenfeldstadion laufen. Hier geht es fast 150 Höhenmeter hoch – und das mit dem Klapprad. Aber wieso eigentlich Ellenfeldstadion?

Es gab mal eine Bundesliga ohne Brauseklub, WOB, LEV und Ho$$enheim – in der zum Beispiel drei Jahre lang auch Borussia Neunkirchen spielte. Mich erinnerte der Weg dorthin ein bisschen an den Marsch quer durch Gelsenkirchen. Die Kohle, also die aus der Erde, dominierte hier viele Jahre und stillgelegte Hütten erinnern an diese Vergangenheit. Die Radtour kam mir wie eine Kompensations-Schalke-Fahrt vor.

Eben jenes Ellenfeldstadion bot mal Platz für 30.000 Zuschauer. Heute ist es noch für 21.000 Zuschauer zugelassen, doch die Borussia kickt mittlerweile in der Saarlandliga in der sechsten Spielklasse. Die Südtribüne ist aber immer noch ein beeindruckendes Zementbauwerk und vom Neubaugebiet im Norwesten bietet sich ein netter Blick auf das riesige Rund.

Blick hinein ins Ellenfeldstadion von Borussia Neunkirchen

Kaum weitergeradelt, schüttete es plötzlich wie aus Kübeln – 5 Minuten später hörte es auf und weiter ging es die restlichen Kilometer raus aus Neukirchen weiter nach Elversberg. Radwege sind in den meisten Teilen Deutschlands mittlerweile fester Bestandteil der Verkehrswege-Infrastruktur – im Saarland wohl leider noch nicht. Auf der Landesstraße im erneut einsetzenden Platzregen neben PKWs, die mit Tempo 100 an einem vorbeidonnern nach Elversberg zu fahren, war dann doch nicht wirklich witzig. Radfahren im Saarland? Da ist mal wohl noch Pionier…

Irgendwann erreichte ich dann doch die Kaiserlinde, bzw. deren Nachfahre, denn die Original-Kaiserlinde, die sogar einen Wikipedia-Eintrag hat, ist vor 6 Jahren entwurzelt worden. Seit einem halben Jahr steht jetzt ein neuer Baum vor dem Stadion, der dem Waldstadion an der Kaiserlinde seinen Namen gab.

03 Kon-Trolle

Schnell auf dem Gästeparkplatz das Rad angeschlossen und dann habe ich schon die ersten Nasen wieder getroffen, die ich seit etwa einem Jahr, seit der Jahresversammlung der Fanabteilung nicht mehr gesehen habe. Das war unabhängig vom Ergebnis sowieso das Schönste an dem Ausflug hierher gewesen. Menschen wieder persönlich treffen – live und in Farbe!

Veggie-Angebot (fast) verzweifelt gesucht

Die Kontrolle des digitalen Impfausweises und das Einchecken mit der Luca App funktionierten problemlos. Die Sicherheitskontrolle lief anders herum ab, sprich man drehte ich sich mit der Maske im Gesicht nach hinten, damit kontrolliert wurde. Alles in allem hat das problemlos funktioniert.

04 Kampf um den Mampf

Wie seit einigen Jahren auf Twitter üblich legen Fans zahlreicher Vereine vor der Saison ihre #Saisonspende fest. Es werden Ziele und Geldbeträge fixiert, die man beim Erreichen der Ziele an einen guten Zweck spendet. In diesem Jahr kam ich unter anderem auf die Idee 3 Euro pro mitgemachtes Auswärtsspiel zu spenden, wenn die günstigste Speise im Gästeblock vegetarisch ist.

Ich finde, dass jede:r selbst entscheiden soll, was gegessen wird. Allerdings finde ich es befremdlich, wenn ein Worscht-Weck billiger ist als eine Bretzel. Da stimmt dann wirklich etwas nicht. Aber Elversberg machte es diesbezüglich erstmal ganz einfach. Es gab gar keine vegetarischen Speisen… Da ich allerdings aufgrund des Groundspottings am Ellenfeldstadion keine Zeit hatte, mir vorher etwas zu Essen zu kaufen, hatte ich nun doch ziemlichen Hunger und wollte etwas futtern – aber möglichst ohne Fleisch.

1-Liter-Becher reduzieren die Gänge zum Getränkestand erheblich. Saarländische Effizienz!

Die Leute am Wurststand verstanden die Problematik, zeigten sich pragmatisch und verkauften mir zwei Weck für je 0,50 Euro. Damit flossen dann auch 3 Euro Saisonspende in die Kasse.

Nebendran am Getränkestand war die Schlange schon ziemlich lang. Auch hier war Pragmatismus angesagt. Es gab wie im Olympiastadion in Berlin 1 Liter-Becher, was natürlich die Zahl der Gänge zum Getränkestand für mache Besucher:innen reduzierte.

05 Käfighaltung

Erste Runde DFB-Pokal, dunkle Gewitterwolken, Donnergrollen und ein Gästeblock ohne Dach – das hatten wir schon einmal: 2014 in Chemnitz. Ich sagte noch vorkicks – das erinnert mich an das Stadion an der Gellerststraße – mal gespannt ob es wieder 10:9 ausgeht. Nun ja, der Rest ist bekannt.

Viele Emotionen nach über eineinhalb Jahren ohne Auswärtsfahrt und nun 120 Minuten plus Elfmeterschießen

Der Block war gut gefüllt, die Regenwolken auch – leerten sich zum Glück nur noch zum Anpfiff und natürlich brachte es der Spielverlauf mit sich, dass man Minute um Minute mehr emotional vom Geschehen auf dem Platz erfasst wurde. Über 120 Minuten und 16 Elfmeter lernte man mit der Zeit wieder ein bisschen zu eskalieren, die Sitztribüne zum Aufstehen zu bewegen und nasse Schuhe Basis für eine feucht fröhliche Auswärtsfahrt in der ersten Runde DFB-Pokal zu akzeptieren. Was für ein Einstieg in die Saison, oh Johnny!

Fazit

Der Jahrgang 2021/2022 lässt sich gut an. Hoffen wir, dass es kein kurzes Intermezzo war.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Spätlese Mönchengladbach 2019/20

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Zwischen der letzten Auswärtsfahrt zum vorweihnachtlichen Nullfünf-Singen in Bremen und der ersten Auswärtsfahrt der 20er Jahre konnten wir viele Dinge machen: Im Kick’n Rush die Supporters-Jahresabschlussparty mitnehmen, ins Trainingslager nach Südspanien düsen oder die Tischtennis-Jungs von Mainz 05 beim Heimspiel unterstützen – von wegen Winterpause. Ich habe die spielfreie Zeit dazu genutzt, mal wieder ein Buch zu schreiben. Dazu dann demnächst mehr, wenn ich den Probedruck nach dem Schreiben dieser Zeilen in Empfang genommen habe. Außerdem möglich: Gutes tun, was nix kostet – zum Beispiel einen Organspendeausweis mit sich führen oder sich bei der DKMS als Stammezellenspender*in registrieren lassen.

Fußball-Kultur-Tourismus im Schloss Rheydt

02 (N)immer nuff:

Auswärtsfahrten nach Mönchengladbach beschränkten sich für mich meist auf den Besuch der A63 oder des Shuttle-Busses zwischen Hauptbahnhof und Borussia-Park. Der Spaziergang vom Bahnhof zum Stadion gehört zu den eher tristeren in der Republik und empfiehlt sich nicht wirklich zum Nachmachen. Aber es gibt ja noch die Gladbacher Zwillingsstadt Rheydt und ihr Wasserschloss. Dieses ließ sich wirklich perfekt von der S-Bahn-Station Korschenbroich erwandern. Im Schloss selbst gibt’s leckeres Essen, so dass sich der „Kampf um den Mampf“ für mich später im Stadion erübrigte. Ein weiterer Waldspaziergang zur S-Bahn-Stadion Lürrip und nach drei Minuten Zugfahrt stand ich schon vor den Shuttle-Bussen, mit denen es vom Gladbacher Hauptbahnhof recht entspannt zum Stadion ging.

Ankunft am Borussia-Park

03 Kon-Trolle

Die Kontrolle am Stadion selbst lief zumindest für mich ohne Probleme ab. Die Szene bot schicke Mützen für 5 € Euro an und konnte vor dem Block letzte Vorbereitung für eine kleine aber feine Choreo abschließen. Schön auch, dass der Block später von roten Mützen nur so erstrahlte und damit auch diejenigen die Arbeit der Szene würdigen, die gar nicht so „nah dran“ sind. Der Block gab ein schmuckes Bild ab, das mit zahlreichen Fahnen mit „12“- und „Q“-Symbolen abgerundet wurde

Rote Mützen dominieren das Bild im Gästeblock!

04 Kampf um den Mampf

Ich sag‘ nur Bolten – das Altbier gibt’s seit 1266 und zum Glück auch seit Jahren im Gästeblock in Gladbach. Dass es mit Bit-Pils und Alt zwei Biersorten im Stadion gibt, ist in der Liga mittlerweile schon eine Erwähnung wert. Dass es auch noch etwas lokales wie das Bolten gibt eine Seltenheit. Leider dominieren hier halt auch wieder die üblichen Marken. Klar, wir Menschen sind Gewohnheitstiere und konsumieren oft lieber das, was wir schon immer aßen, tranken, anguckten etc. Daher ist es ja auch so schwer, Änderungen in Deutschland voranzubringen. Aber das ist eine andere Geschichte.

„!Nie wieder“ Erinnerungstag auch im Borussia-Park

05 Käfighaltung

Dass die deutsche Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, dafür soll auch die „Nie wieder“ Kampagne sorgen. „Nie wieder“ war die Botschaft der Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau vor den Toren Münchens, das ich in der letzten Saison vor dem Spiel im Stadion am Kurt-Landauer-Weg besucht hatte. 2004 haben diese Botschaft Fußballfreunde erstmals ins Stadion getragen – so auch dieses Jahr im Borussia-Park. Aber auch in Mainz finden aktuell zahlreiche Veranstaltungen rund um den 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz statt: Am Dienstag, den 28. Januar 2020 öffnet letztmalig die Ausstellung „Abseits im eigenen Land – Sinti und Roma-Sportler“ von 15 bis 20 Uhr ihre Pforten im Kick’n Rush, die vom FC Ente Bagdad organisiert wird.  

Fazit: Der Jahrgang 2019/2020 erinnert an die Jahrgänge zuvor – grundsolide, damit genug Zeit zum Erinnern und Nachdenken bleibt.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour

Linktipps:

!Nie Wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball

Kick’n Rush – Fanhaus Mainz

Spätlese Bremen 2019/2020

Auswärts fahren bietet in unserem komplett verplanten Alltag eine Möglichkeit, Unplanmäßiges geschehen zu lassen, überraschend positive Erlebnisse zu sammeln oder auch negative Erfahrungen zu machen. An dieser Stelle berichte ich über meine rein subjektiven Eindrücke rund um die jeweilige Auswärtsfahrt, jeweils mit ein wenig Abstand betrachtet – eine Spätlese eben!

01 Hin und weg:

Zwischen der letzten mitgemachten Auswärtsfahrt nach Leipzig und der aktuellen Fahrt nach Bremen lag ein kleiner Ausflug auf die älteste Insel der Welt nach Madagaskar. Dass das Internet dort ruckelt ist spätestens dann nachvollziehbar, wenn man weiß, dass 83% der Leute dort erst gar keinen Zugang zu Elektrizität haben. Trotzdem komisch, dass da plötzlich die Kicker App ein 1:5 in Ho$$enheim anzeigte… Zwei Wochen später funktionierte das Internet in Madagaskar dann wieder richtig, denn die traditionelle Niederlage für Nullfünf in Augsburg wurde korrekt angezeigt… Zurück in Deutschland ging es dann mit der Bahn gen Norden, um wieder einmal ein Zu-Null-Spiel anzugucken, so ähnlich wie beim letzten Mal in Leipzig 😉  

Weihnachtsmarkt am Bremer Hauptbahnhof

02 (N)immer nuff:

Bremen ist eine tolle Stadt – das stand für mich schon vor dem Dienstagabend fest. Tatsächlich schaffte ich es erstmals in diese wunderschöne Stadt, als wir zum ersten Mal in der ersten Liga dort spielten und die Krake aus Brake aka Dimo Woche das 0:0 gegen den damaligen amtierenden Deutschen Meister 2005 festhielt. Der Spaziergang am Dienstagabend vom Weihnachtsmarkt am Bahnhof durch die Altstadt an die Weser und dann immer dem Flutlicht entgegen gehört für mich zu den schönsten Fanmärschen in Deutschland überhaupt.

Flutlichtliebe

03 Kon-Trolle

Ganz ehrlich: Ich mag die Englische Woche. Natürlich geht das Auswärtsfahren unter der Woche nicht dauerhaft und jede Woche. Doch so eine oder zwei Fahrten am Dienstag oder Mittwoch quer durch die Republik und dann mit ein paar anderen Nullfünfern im Block zu stehen und sich die Kehle aus dem Hals zu schreien – das hat was!  Dieses Gefühl werden Fans vom FC Bayern, Dortmund, Gladbach  oder Schalke nie haben, denn deren Blöcke sind natürlich immer voll, da diese Vereine ja teilweise auch eine bundesweite Fanbase haben und es für viele Fans dann oftmals sogar ein „Heimspiel“ ist, wenn der Lieblingsverein direkt vor der Haustür gastiert.

Dass der Spieltag aber noch weiter zerstückelt wird, in dem nun ein 18.30 Uhr Spiel stattfindet, ist wieder ein Mosaiksteinchen mehr, das zeigt, dass auf Stadiongänger*innen so überhaupt keine Rücksicht genommen wird. Minuten vor dem Anpfiff war selbst der Oberrang der Bremer Ostkurve noch ziemlich leer. Der größte Teil der mitgereisten Nullfünfer bekam das erste Tor von Robin Quaison ebenfalls nicht mit, da in Deutschland Staus und keine Stadionbesuche an einem Dienstnachmittag Alltag sind.

Die Kontrolle am Stadion selbst lief zumindest für mich ohne Probleme ab.

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Willkommenskultur am Weserstadion

04 Kampf um den Mampf

Das Angebot an Speisen und Getränken lässt in Bremen keine Wünsche offen. Es gibt sogar Weinschorle…gut für 5 Euro aber wer wie unser OB Michael Ebling auf eine Schorle Tour steht, kann sie auch im hohen Norden durchziehen. Was aber noch wesentlich mehr Erwähnung finden soll, ist die Geste der Mannschaft, die allen mitgereisten Fans etwas zu Essen und zu Trinken spendierte. Schon letztes Jahr in Ho$$enheim, als der Verein die Nullfünfer nach dem „Last Christmas“ Ständchen zu Speis und Trank einlud, war ich etwas gerührt. Dass jetzt sogar die Spieler ihre Mannschaftskasse plünderten, zeigt dann doch große Empathie den Fans gegenüber. Sehr groß!   

Auch am Dienstagabend bot sich wieder die Möglichkeit mit Hilfe der Becherspende die Fanszene zu unterstützen.

05 Käfighaltung

Spricht Rolf in München im Stadion am Kurt-Landauer-Weg gerne von Ameisenfußball, den man im dritten Stock genießen darf, kann man im Gästeblock im Weserstadion vielleicht von Mäusefußball im zweiten Stock sprechen – Rattenball würde natürlich ähnlich passen, doch dieser Begriff wird bereits von manchen Fans für einen ostdeutschen „Traditionsverein“ genutzt. Also dann doch lieber Mäusefußball! Dass in der ersten Halbzeit auf der Westseite des Weserstadions vier Tore fielen, direkt oberhalb des Gästeblocks, machten diesen Mäusefußball am Ende des Spiels dann sogar noch zu etwas Historischem: dem höchsten Auswärtssieg von Mainz 05 in der ersten Liga im letzten Auswärtsspiel des Jahres.

Word! – Egal wohin der Weg von Werder führt!

Fazit: Der Jahrgang 2019/2020 hat wier immer in Bremen eine annehme Note und ist im Abgang historisch und geht runner wie Öl.

Rot-weiße Grüße,

Christoph – Meenzer on Tour