Schwarz-Rot-Grübeln

Es gibt Texte, die schreibe ich fast täglich um, bevor ich sie Euch zu Lesen gebe. Einerseits versuche ich dabei korrekt zu recherchieren und Dinge auch mal sacken zu lassen, wie damals, als der Don mit uns nicht mehr wollte. Gleichzeitig passiert in diesen schnelllebigen Zeiten so dermaßen viel, so dass ich manchmal gar nicht mehr mit dem Umschreiben und Aktualisieren hinterherkomme. Auch möchte ich nicht den Anschein erwecken, als würde ich Gedanken anderer kopieren und verwerfe daher dann auch wieder die eine oder andere Textpassage. Und wenn es um ein Thema wie Nationalmannschaft und Deutschland geht, ist es ein weitaus schwierigerer Ritt auf der Rasierklinge als über unseren geliebten FSV zu schreiben.

Angefangen hatte alles am Samstag Abend nach dem Spiel gegen die Schweden. Denn so euphorisiert wie viele andere Menschen war ich nach dem 2:1 überhaupt nicht. „So ist Fußball“ – mehr ist mir zunächst nach dem Tor von Toni Kroos nicht eingefallen. Aber ich freute mich für ihn, denn im Mannschaftssport Fußball finde ich es immer schlecht, wenn ein individueller Fehler so bestraft wird, wie sein Schnitzer zum 0:1. Das ging mir bei Loris neulich ähnlich. Und das Tor von Marco Reus habe ich dem Pechvogel vergangener Turniere sehr gegönnt. Aber ein komplettes Ausrasten, wie bspw. 2009 in Fürth, konnte ich an mir letzten Samstag nicht feststellen. Was ist da in meinem Verhältnis zur Nationalmannschaft irgendwann abhanden gekommen und wie sieht das jetzt nach dem Vorrundenaus aus?

Auswärtsspiel in Baku 2009
Auswärtsspiel in Baku 2009

Der Versuch einer Bestandsaufnahme

Mein Verhältnis zur Nationalmannschaft ist seit meiner ersten bewusst erlebten WM 1982 sehr ambivalent. Bei näherer Betrachtung hing es auch immer stark von meiner Beziehung zu Mainz 05 ab. Die erste WM 1982 in Spanien lief ja ähnlich mäßig an, wie die in Russland. Niederlage gegen Algerien, Sieg gegen Chile und das Skandalspiel von Gijon gegen Österreich. Spätestens aber seit dem epischen 8:7 n. E. in dem steilen Stadion von Sevilla gegen Frankreich, in dem wir 23 Jahre später ein 0:0 bejubeln durften, ehe der Sevilla FC einfach das Licht ausknipste, war ich erstmals richtig angefixt. Nach dem verlorenen Finale 1982 gegen Italien (das Fürth der Nationalmannschaft – ebendieses lernte ich erst später kennen) lag ich damals als Bub arg verschnupft im Bett und war völlig am Ende. Da bedeutete mir die Amateur-Meisterschaft von Mainz 05 im gleichen Sommer gar nichts (mehr). An 1986 habe ich vielleicht wegen der vielen Abendspiele kaum Erinnerungen.

Rollis der Sektion Gerstensaft in Helsinki 2008
Rollis der Sektion Gerstensaft in Helsinki 2008

Nach der WM in Mexiko passierte in meinem Fan-Dasein Ende der 80er etwas vollkommen verrücktes: Mein Verein Mainz 05 stieg von der Oberliga Südwest in die 2. Liga auf und ich verschlang plötzlich jeden Artikel in der damaligen jungen Mainzer Rheinzeitung, die 1987 startete. Nationalmannschaft und 05 kamen sich noch nicht ins Gehege – alles war gut. Am besten war es 1990 als ich mit Freunden in einem Mainzer Vorort den Weltmeistertitel feierte – Autochorsos gab es damals aber glaube ich noch nicht – zumindest nicht in dem mittlerweile gekannten Ausmaß. Auch die Fahne wurde eher verpönt geschwungen. Am nächsten Tag erschien die Mainzer Rheinzeitung allerdings in Schwarz-Rot-Gold mit dem Titel „Deutschland ist Weltmeister“ und Bilder zeigten Menschen auf Bussen am Schillerplatz stehen. Alles in allem war das ein Feiern, was man nach heutigen Maßstäben als „mit angezogener Handbremse“ charakterisieren würde – ganz im Gegensatz zu der Aussage von Franz Beckenbauer am Finalabend Deutschland wäre nach der Wiedervereinigung auf Jahre unschlagbar. Genau dieser arrogante Satz zieht sich auch ein wenig wie ein roter Faden seither durch Chronik der Nationalmannschaft. Diese Mentalität wird ja auch von vielen Anhängern der Nationalmannschaft geteilt, zumindest bis zum vergangenen Mittwoch. Und das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum gerade auch in Deutschland viele Fußballfans mit der Nationalmannschaft und der in den nächsten 24 Jahren eingeheimsten Erfolge nicht viel anfangen können bzw. sogar eine große Abneigung gegen diese entwickelt haben. 

Bei mir waren in den 1990ern die Claims weiter perfekt abgesteckt. 05 spielte immer in der 2. Liga, die Nationalmannschaft flog zweimal im Viertelfinale raus, aber ich schaute 1994 auch um 3 Uhr nachts irgendwelche belanglosen Vorrundenspiele ohne deutsche Beteiligung, denn WM war bei meinen Freunden und mir Kult genauso wie Stefan Raab mit „Börti Vogts“. 1998 blieb ich nach der Niederlage gegen Kroatien im Turnier verhaftet, da meine französischen Kolleginnen und Kollegen meines französischen Arbeitgebers ihr „Sommermärchen“ bei ihrer Heim-WM weiter feierten und ich mitbekam, wie ungezwungen man sich für die Mannschaft seines Heimatlandes freuen kann. Das stand im krassen Gegensatz zum Verhalten einzelner Deutscher, die in Lens beim WM-Vorrundenspiel gegen Jugoslawien genau vor 20 Jahren einen französischen Polizisten halb tot schlugen. Irgendwie war ich da immer ein wenig irritiert, wie das viele andere Nationen hinbekommen, so unbeschwert zu feiern, z.B. später auch meine spanischen Kolleginnen. Vier Jahre später, Mainz war gerade bei Eisern Union am Aufstieg gescheitert, traute man der Nationalmannschaft gar nichts zu und sie schaffte es bis ins Endspiel. Es gab eine kleine Euphorie-Welle: „Es gibt nur ein Rudi Völler“ aber das war immer noch nichts im Vergleich zur Heim-WM 2006. Im Dezember 2002 bekam ich in Honduras in einer Kneipe mit lauter Olli-Kahn-Postern von wildfremden Honduranern ein Bier nach dem anderen ausgegeben, wegen dem hervorragenden Abschneiden der Mannschaft in Japan und Südkorea und weil ich Deutscher war…

Für die Heim-WM war ich als ehrenamtlicher Fanbetreuer der französisch- und spanischsprachigen Besucher im Einsatz. Mainz 05 machte zwischenzeitlich seinen Traum wahr und spielte endlich Bundesliga, bekam WM-Karten zugeteilt und reichte diese an uns 05-Fans weiter – eine Aktion, die ich auch heute noch sehr sehr groß finde. So besuchte ich auch ein paar WM-Spiele, die sich von 05-Spielen aber total unterschieden. Ich „konsumierte“ England-Paraguy in Frankfurt bzw. Australien-Italien in Lautern. Aber eine Stimmung wie bei 05-Spielen zu der Zeit kam bei diesen WM-Spielen selbst bei den Engländern nicht auf. Meine Prio setzte ich 2006 ohnehin darauf, mitzuhelfen, dass die WM im eigenen Land wirklich dem Motto, unter Freunden Gast zu sein, gerecht wurde. Als Volunteer war ich in Frankfurt und Leipzig im Einsatz und werde diese unbeschwerte Zeit, als die Welt wirklich zu Gast bei Freunden war, in positiver Erinnerung behalten.

Die Euphorie-Welle Nationalmannschaft packte mich erst im September2006 als Manu Friedrich als erster 05er zum Team der Nationalmannschaft stoß. Und so klappte es zwischenzeitlich ganz gut mit mir, 05 und der Nationalmannschaft. Denn durch die UEFA-Cup-Fahrten 2005 nach Armenien, Island und Spanien angefixt, hatte ich plötzlich große Lust, Fußball im Ausland zu gucken. Gleichzeitig nahm ich an, dass der Internationale Fußballsportverein eine einmalige Sache gewesen sein sollte, da die Jungs mit Kloppo 2007 den Gang ins Unterhaus antreten mussten. So flog ich im Oktober 2007 erstmals für ein Spiel der Nationalmannschaft ins Ausland nach Irland. Reisen u.a. nach Liechtenstein, Finnland, Aserbaidschan und Russland (mit René Adler im Tor) folgten, aber so langsam begann ich mit der Nationalmannschaft ein wenig zu fremdeln, zumindest was den Auswärtsmob angeht. Denn ein Teil des Publikums, das damals auf den Quali-Spielen unterwegs war, war mit unseren Auswärtsfahrern nicht zu vergleichen. Bei der Hymne wurde von manchen nicht unbedingt die 3. Strophe gesungen und gerade damals in Baku wurden die Gastgeber extrem rassistisch dauerbeleidigt. Ich habe mich selten so fremdgeschämt wie im August 2009 in der Hauptstadt von Aserbaidschan. 05 stieg im gleichen Sommer wieder auf und plötzlich fremdelte ich auch ein wenig mit dem Team der Nationalmannschaft als solches. Kann man die Jungs auf dem Rasen unterstützen, wenn sie im Liga-Alltag eigentlich immer alle gegen Mainz spielen? Diese Einstellung änderte sich im November 2010 wieder, da mit Lewis Holtby und Schü wieder zwei 05er zum Kader der Nationalmannschaft gehörten. Da Schü einen sauberen Abgang von Mainz hinlegte und bis 2014 ja auch immer wieder nominiert wurde, er den entscheidenden Pass gab und mit Deutschland 2014 Weltmeister wurde, freute ich mich für ihn und das Team wirklich – aber das war nicht mit dem zu vergleichen, wie z.B. das Freuen über den Klassenerhalt letztes Jahr gegen die SGE oder neulich in Dortmund.

Auswärtsmob in Vaduz 2008
Auswärtsmob in Vaduz 2008

Die Frage, ob mich die WM vielleicht nicht mehr so interessierte, weil sie seit 2006 plötzlich eigentlich immer die interessierte, die sonst keinen Fußball schauen, stellte ich mir eigentlich nie. Mit denselben Freunden, mit denen ich schon 1994 mir die Nacht um die Ohren schlug, ließ sich 2010 und 2014 gut grillen und zwischen den Spielen ein Kigges veranstalten. Das „Schland“-Gegröhle nervte zwar, aber war im Grunde harmlos. Und wenn 05er herumgröhlen nervt das sicherlich auch Leute, die nichts mit Fußball anfangen. Nach der WM 2014 war mir die „Mannschaft“ wie sie plötzlich hieß, aber irgendwie egal. Die Wochenenden, die Bundeliga-frei waren, nutzte ich nun, um mal vom König Fußball loszukommen und plante vielmehr Reisen in entfernte Länder oder „zur Not“ das nächste 05-Auswärtsspiel. Auch der DFB tat sein übriges: die vorgefertigten Choreos des Cola-Fanclubs-Nationalmannschaft und die Eventisierung jedes Fußballspiels hatten bei mir den Bogen überspannt. Schnappatmung statt atemlos! 

Seit 2015 ist Deutschland mehr und mehr in der Flüchtlingsfrage gespalten und die schwarz-rot-goldene Fahne wird von Leuten benutzt, die die Farben, für die diese Fahne seit 1848 steht, sprich, wie es die Seite des Bundestages schreibt, für „nationale Einheit und bürgerliche Freiheit“ für ihre eigene Zwecke missbrauchen, um zu spalten und diese Freiheiten einzuschränken. Gleichzeitig spielen in der Nationalmannschaft mittlerweile Menschen mit einer anderen Hautfarbe, die manche Politiker nicht als Nachbarn neben sich wünschen und die mittlerweile auch daran zweifeln, ob sie deswegen der Nationalmannschaft die Daumen überhaupt noch drücken sollen. Und die jetzt ebendiesen Spielern die Schuld fürs Scheitern geben. Lange galt es ja unter vielen aktiven Fußballfans quasi als hip, jede Niederlage der Mannschaft zu bejubeln und sich mit dem Gegner zu freuen. Auch die schwarz-rot-goldene Farbe stand unter Generalverdacht. Sie steht aber wie bereits geschrieben genau für die Einheit und Vielfalt unseres Landes. Wenn ich mir daher vor Augen halte, wer in den vergangenen Wochen darüber schwadroniert hat, der Nationalmannschaft vielleicht nicht mehr die Daumen zu drücken, weil dort nicht nur Leute mit weißer Hautfarbe mitspielen, und wer die Farben Schwarz-Rot-Gold für Spaltung und Hass einsetzt, dann denke ich wirklich, dass es an der Zeit ist, das eigene Verhalten zu überdenken. Es bleibt auf jeden Fall zu hoffen, dass in Zukunft viele Fahnen schwenkende Menschen wissen, wofür diese drei Farben Schwarz, Rot und Gold stehen und wofür sicherlich nicht. Leider geht es heute nicht mehr um den Luxus, sich fremd zu schämen, sondern Stellung zu beziehen für die Vielfalt und die Freiheiten, die unser Land ausmachen – ob mit oder ohne Weltmeistertitel.



Sri Lanka 2018

Lieber spät als nie – so lässt sich vielleicht dieser Reisebericht zu unserem Trip nach Sri Lanka im Februar kurz nach Fastnacht idealerweise starten. Denn schließlich haben es diese Insel und ihre Bewohner verdient, dass ich für Ihr Land ein wenig Werbung mache (wofür ich lediglich einen Kaffee auf der ITB in Berlin im März als Gegenleistung erhalten habe). Ich habe ja mittlerweile schon das eine oder andere Land auf unserem Planeten entdecken dürfen und tatsächlich würde ich wahrscheinlich in jedes der bereisten Länder auch nochmals fahren, soweit das bei Ländern wie Syrien oder Eritrea aktuell überhaupt möglich ist. Aber wenn sich mir eine Möglichkeit bieten würde, Sri Lanka wieder zu besuchen – ich wäre begeistert.

Sieht aus wie eine Fototapete, ist aber das traumhafte Sri Lanka
Sieht aus wie eine Fototapete, ist aber das traumhafte Sri Lanka

Aber vielleicht ist es auch einfach ein guter Wink des Schicksals gewesen, um dieses Land jahrelang einen Bogen zu machen und bspw. andere buddhistische Länder wie Myanmar oder Thailand zuvor zu besuchen oder auch den großen Nachbarn im Norden – das Incredible India. Schließlich liegt der Schluss nahe, dass Sri Lanka ja irgendwie eine Mischung aus Indien und Thailand sein „muss“. Im positiven Sinne ist diese Annahme auch gar nicht so verkehrt. Nur dass Sri Lanka halt schon sein eigenes Ding dreht. Bei der Ankunft am Flughafen in Colombo deutete noch nicht viel darauf hin, dass es den Umweltschutz vielleicht einen Tick weit ernster nimmt als andere Länder. Aber die Taxifahrt einmal quer durch die Stadt um Mitternacht war bereits ein recht angenehmes Vergnügen: nichts los auf der Straße der Hauptstadt. In Indien wäre so etwas undenkbar. Da ist im urbanen Teil des Subkontinents immer „high life“ und immer jemand wach. Diese Ruhe fanden wir direkt sehr sympathisch, da man dadurch auch bei schlecht isolierten Hotelfenstern tatsächlich die Chance hat, erholsamen Schlaf zu finden statt wegen Dauergehupe nachts wach zu liegen.

Blick vom Hoteldach auf den Indischen Ozean
Blick vom Hoteldach auf den Indischen Ozean

Morgens wurden wir schließlich doch durch den Lärm der Stadt irgendwann geweckt, denn Colombo ist tagsüber natürlich alles anderes als ein verschlafenes Kaff. Wir hielten uns endlich mal an den Rat, den man Tropenreisenden ja immer gibt: einen Tag zur Akklimatisierung im Schongang zu verbringen. So ging es nur mal kurz von unserem Boutique-Hotel im südlichen Nobelvorort Mount Lavinia die paar Meter durch die Straßen zum alt ehrwürdigen Mount Lavinia Kolonialhotel und rüber zum Strand. Wir konnten tatsächlich auf den Straßen laufen und wurden nicht zur Seite gehupt. Der Stadtstrand war sauber und alles war ziemlich entspannt – vor allem was das Überqueren der Gleise auf dem Weg zum Strand angeht. Der Zug zuckelt zwar regelmäßig die Küste entlang, hupt aber so laut und fährt so langsam, dass man genug Zeit hat, die Schienen zu queren, denn der baufällige Übergang über die Gleise sah nicht wirklich sehr vertrauensbildend aus. Südlich des Mount Lavinia Hotels hat dieses eine Strandbar mit strohgedeckten Plätzen eingerichtet, um vor der omnipräsenten Sonne zu flüchten und gleichzeitig direkt mal auf „Safari“ zu gehen, da dort kleine Palmhörnchen im Gebälk umherhuschten. Da die Preise relativ modereat waren, gelang hier wunderbar der Einstieg in diese Reise.

Palmenhörnchen in der Strandbar
Palmenhörnchen in der Strandbar

Am nächsten Morgen staunten wir nicht schlecht, als unser Taxifahrer mit einem Hybridwagen uns abholte. Während wir in Deutschland mit dem Dieselskandal beschäftigt sind, fährt man in Sri Lanka schon längt umweltfreundlicher. Und im Verlauf der Reise haben wir immer wieder japanische oder koreanische Hybridmodelle entdeckt. Die Fahrweise der Einheimischen würde ich kurz und knapp als sehr zivilisiert beschreiben und falls wir mal wieder auf dieser Insel vielleicht im Norden unterwegs sind, wäre es durchaus eine Überlegung wert, einen Mietwagen zu nehmen. Anders als auf Bali, wo das Autofahren schon eine Herausforderung sein kann, gibt es hier Ampeln und gerast wird glücklicherweise auch nicht. Trotzdem bietet eine Fahrt mit Fahrer natürlich viele Vorteile, so z.B. dass dieser einfach auf halben Weg abbiegt und mit uns einen buddhistischen Tempel besichtigt. Taxifahrern kommen auf unseren Reisen immer auf solche „spontanen“ Ideen. Als wir z.B. durch Nepal fuhren, machten wir einen Abstecher zu einer Zementfabrik – der Sinn dieses Besuchs hat sich mir nie erschlossen, aber sei’s drum.

Mülltrennung in den Teeplantagen
Mülltrennung in den Teeplantagen

Tempel mit Einheimischen zu besuchen ist für mich immer ein Glücksfall, denn diese wissen, wie man sich an religiösen Orten richtig verhält und so kann man da schon mal nicht ins Fettnäpfchen treten. Umgekehrt bekommt man aber auch viel mehr mit, da er uns manche Bräuche erklärt und uns in Bereiche mitgenommen hat, die wir aufgrund der vielen meditierenden Menschen sicherlich gar nicht erst alleine betreten hätten. Zum Schluss durften wir dann noch Tee probieren, der an alle Pilgerinnen und Pilger ausgeschenkt wurde – Geld wollte von uns für dieses Erlebnis auch niemand. Selbst die Bezahlung für die Blüten, die wir als Opfergaben erstanden, übernahm unser Fahrer. Er wollte partout kein Geld dafür annehmen. Ein weiterer Pluspunkt eines guten Fahrers ist seine kulinarische Kenntnis. Da wir nach dem Tempelbesuch so langsam Hunger hatten, schlugen wir ihm vor, dass wir Mittagessen gehen sollten (und ihn natürlich einluden). So hielten wir an einem typischen kleinen Rasthaus an der Bergstraße nach Haputale an. Sämtliche Speisen wurden als Buffet angeboten. Es gab viele Variationen an Gemüse, Reis und Papadam Chips. Fleisch hätte es extra gegeben und so war das dann ziemlich praktisch, dass diejenigen die Fleisch wollten, etwas mehr zahlten als die Vegetarier. Und Nachschlag war im Preis inbegriffen. Wir waren von der Küche sehr angetan, was natürlich unsere Lust, hierher zu fahren gleich nochmal steigerte.

Unser Hotel in den Teeplantagen Haputales
Unser Hotel in den Teeplantagen Haputales

Erstes Ziel unserer Reise durch den Süden Sri Lankas war das Bergdorf Haputale. Dieses liegt auf einem Grat inmitten von Teeplantagen, wo im 19. Jahrhundert ein gewisser Sir Thomas Lipton auf die Idee kam, Tee anzubauen. Von einem kleinen Gipfel in den Bergen überwachte er sein Imperium. Die kurze Bergwanderung von der Teefabrik hinaus durch die grünen Teeplantagen und den Wolkenteppich zum so genannten „Lipton’s Seat“, wo heute ihm zu Ehren eine Bronzefigur steht, war ein prima Einstieg in die kommenden Tage – schließlich wollten wir eine 3-Tagestour zu Fuß durch diese Kulturlandschaft unternehmen. Treffpunkt am nächsten Morgen mit Rian, unserem Guide, war der Mini-Bahnhof von Haputale. Zunächst führte der Weg oberhalb der Bahngleise durch den wenigen Wald, der oberhalb der Teeplantagen noch existierte. Später neigte sich der Pfad bergab bis auf die Gleise und die Wanderung wurde nun die nächsten Kilometer auf den Schwellen fortgesetzt. Zum Glück hupte auch hier der Zug lange bevor er uns genau an einem Tunnel passierte. Zwischen Gleisen und Felswand war genügend Platz, den Zuckelzug abzuwarten, um dann geschwind durch den Tunnel zu laufen. Das Laufen zwischen den Schienen war gar nicht so einfach, da meine Schrittlänge mit dem Abstand der Schwellen nicht sonderlich harmonierte und ich immer wieder Trippelschritte machen musste oder gleich aufgab und neben dem Gleisbett lief.

"Wanderweg" auf Sri Lanka
„Wanderweg“ auf Sri Lanka

Die Aussicht auf die umgebenden Berge, die ein wenig Mittelgebirgscharakter hatten, war aufgrund der Teeplantagen und der entsprechend freien Sicht grandios. Zudem spielte das Wetter auch mit. Morgens sah das alles noch ganz anders aus. Haputale lag in den Wolken auf knapp 2.000 Metern und es war richtig kalt. In einem Nachbarort gab es tatsächlich Bodenfrost, denn nachts war es sternenklar. Später passierten wir zerfallene Häuser, da ein Erdrutsch nach tagelangem Regen ein paar Wochen zuvor abging. Das Problem der Abholzung sahen wir ja bereits im Dezember in Sierra Leone und jetzt wieder in Sri Lanka. Wo kein Wald mehr existiert, hat die Erde keinen Halt mehr und es besteht dann insbesondere nach heftigem Regen immer die Gefahr von Schlammlawinen. Wir hatten Glück, die Regenzeit war bereits vorbei und es ging weiter trockenen Fußes durch die Teeplantagen, wo wir an einer Sammelstation auf die Teepflückerinnen trafen. Pflücker gab es keine, da diese in der Teefabrik arbeiten, wohin gegen das Pflücken Frauenarbeit ist. Eine Teepflückerin muss täglich 18 kg Tee pflücken – 6 Tage die Woche. Der Sonntag ist frei, genauso wie der Tag, der dem Vollmond folgt, da dann nachts immer religöse Feste gefeiert werden. Wer dennoch am Vollmond-Tag arbeitet erhält 100% Zuschlag, da sich die Nachfrage nach Tee weltweit auf hohem Niveau befindet. Die Pflückerinnen fangen am frühen Morgen mit dem Pflücken an, haben dann eine Frühstückspause und später eine Mittagspause. Ihre Säcke werden an der Sammelstation gewogen und dann geht es wieder zurück in die Plantage.

Tee-Pflückerinnen auf Sri Lanka
Tee-Pflückerinnen auf Sri Lanka

Viele Pflückerinnen sind Tamilen, die vor vielen Generationen von den Engländern zum Teepflücken aus Indien nach Sri Lanka gebracht wurden. Diese indischen Tamilen haben mit den einheimischen Tamilen oft nicht viel gemein, außer der gemeinsamen Hindu-Religion. Die Singhalesen, die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe, ist buddhistischen Glaubens. Leider gab es in Sri Lanka in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg zwischen Tamilen und Singhalesen, wovon allerdings der Süden Sri Lankas weitgehend verschont blieb, so dass Touristen in dieser Region seit Jahrzehnten anzutreffen sind – allerdings praktisch niemand auf den alten Trampelpfaden in den Bergen. Dieses Bild änderte sich erst, als wir am nächsten Tag die Horton Plains besuchten, ein Weltnaturerbe der UNESCO. Dort trafen wir dann wieder auf die globalisierte Welt des Tourismus. Hauptbesucher waren Chinesen, für die es ja ein relativer Katzensprung vom Reich der Mitte nach Sri Lanka ist. Aber das tolle an den Horton Plains ist die Sauberkeit dieser Hochebene. Das liegt ganz eindeutig an den Maßnahmen, die hier die Parkverwaltung getroffen hat. Wie an einem Flughafen wurden die BesucherInnen kontrolliert: Nicht nach Waffen, sondern nach Plastik!

Wanderpause am Lanka-Fall
Wanderpause am Lanka-Fall

Plastikflaschen waren zwar ok, aber die Banderole und sämtlich Tüten wurden konfisziert. Die Folge: es lag wirklich kein Müll in der Gegend herum und es war herrlich, zumindest immer mal wieder ein paar Minuten Ruhe zu haben, bevor der nächste Trupp an Touristengruppen lärmend sich seinen Weg nach World’s End, einen Aussichtsfelsen mit grandiosem Ausblick auf die Bergwelt Sri Lankas bot. Der Rundweg über das Hochplateau war wirklich beeindruckend. Auf dem ersten Teil des Weges ging es durch Wald, in dem wir immer wieder auf neue Vogelarten trafen. Nachdem es am Felsabhang von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt ging, führte der Weg über Sumpflandschaften an Wasserfällen wieder zurück zum Ausgangspunkt, wo bereits Sambar-Hirsche auf die Ausflügler warteten bzw. auf die Essensreste, die es womöglich gab. Allerdings wussten zumindest die Einheimischen an diesem Nachmittag, das sri lankische Curries vielleicht nicht die beste Mahlzeit für diese Tiere waren. So chillten die Tiere lieber im Gras und wir nahmen ein Tuk-Tuk, um in unser Bergdorf zur Übernachtung zurückzudüsen. In die Berghütte hatte es noch ein paar wenige andere Wanderer verschlagen, aber das war kein Vergleich zu den Horden in den Horton Plains.

Leckeres Mittagessen in einem Guesthouse am Ende der Wanderung
Leckeres Mittagessen in einem Guesthouse am Ende der Wanderung

Abends kamen wir mit Rian, unserem Guide, ins Gespräch, da er perfekt Englisch sprach. Wir waren seine letzte Tour, da er einige Tage später nach Dubai fliegen würde, um bei Pizza Hut anzufangen. Seine Eltern waren schon um die sechzig und eine Rentenversicherung gibt es in Sri Lanka nicht. Arbeiten konnten die Eltern aber auch nicht mehr richtig, da sie krank waren. Und seine Geschwister befanden sich noch in der Schul- bzw. Uniausbildung. Das Einkommen als Guide war für die Familie leider nicht ausreichend bzw. nicht regelmäßig, da Touristen meist nur in der Hauptreisezeit in unserem Winter kommen. Bei Pizza Hut in Dubai ist das ganze Jahr „Saison“, so dass Rian keine andere Wahl hatte, um die Familie durchzubringen. Anders als in vielen anderen asiatischen Ländern hatte Rian ein großes Fachwissen, was Fauna und Flora anging. Das machte die Sache noch trauriger, denn Touristen weiter seine Heimat zu zeigen, wäre eine so viel sinnvollere Aufgabe, als Touristen in Dubai Pizzen an den Tisch zu bringen. In diesen Momenten wird mir immer wieder bewusst, was für ein Glück wir im Geburtslotto hatten. Auch wenn wir in Deutschland unsere täglichen Probleme haben – so fremdbestimmt wie bei Rian ist unsere Situation wohl in den seltensten Fällen.

"Fairtrade"-Plumsklo in einer Bio-Teeplantage
„Fairtrade“-Plumsklo in einer Bio-Teeplantage

Am letzten Wandertag kamen wir an einem Plumpsklo vorbei. Auf diesem war ein großes „Fairtrade“ Symbol aufgemalt. Das Fairtrade-Label steht für eine bessere Entlohnung der Einheimischen. Dafür zahlen wir in Deutschland bei vielen Produkten wie Bananen, Kaffee, Schokolade, Wein oder Tee ein paar Cent mehr. Dass auch die Arbeitsbedingungen, die bei uns als selbstverständlich angesehen werden, besser sind, als bei herkömmlichen Plantagen, war mir neu. Auf konventionellen Plantagen gehört es nach Rückfrage bei Rian noch nicht einmal zum Standard, eine Toilette für die Teepflückerinnen bereit zu stellen. Nach einem Besuch zweier weiterer Wasserfälle endete unsere Wandertour an der Bergstraße nach Haputale. Mit dem Bus, der alle paar Minuten kam, ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt und wir mussten von Rian Abschied nehmen. Es bleibt zu hoffen, dass er in wenigen Jahren nach Sri Lanka zurückkommmen und sein eigenes Wanderunternehmen in den Bergen Sri Lankas starten kann. Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall. Diese Wanderung kann ich jedem empfehlen, der gerne per Pedes fremde Regionen kennen lernen möchte – auch abseits der platt getrampelten Touristenpfade.

Rückfahrt mit dem Bus nach Haputale
Rückfahrt mit dem Bus nach Haputale

Am folgenden Tag fuhren wir nach Udawalawe, in das Dorf, das direkt neben dem gleichnamigen Nationalpark liegt. Dieser ist berühmt für seine Elefanten und für eine immense Vielfalt an fliegenden Zeitgenossen. Dieser Park gehört zu den „Must sees“ von fast jedem Reisenden, der sich im Süden Sri Lankas aufhält – und das zurecht. Dadurch gibt es eine große Vielfalt an Unterkunftsmöglichkeiten zu sehr fairen Preisen auch zur Hauptsaison. Viele Reisende geben sich nur einen Ausflug in den Nationalpark, zum einen weil die Gebühren mittlerweile vergleichsweise hoch sind (ca. 20 € p.P.), was natürlich nichts im Vergleich zu Nationalparksgebühren in Ostafrika ist. Zum anderen basteln viele Reisende ein sehr ambitioniertes Programm vor der Abreise auf die Insel zusammen, so dass die Reise eher ein Abhaken an Sehenswürdigkeiten als eine Erholungsmöglichkeit darstellt. Diesen Fehler habe ich auch knapp zehn Jahre lang bis zu meiner Weltreise 2002/2003 gemacht. Dort kam ich nach sieben Monaten Reise in Australien endlich auf den Trichter, dass weniger meist mehr ist. Ich nahm ein Lineal auf einer Weltkarte, zog einen Strich von Sydney nach Mainz und versuchte fortan in den letzten fünf Monaten der Reise möglichst keine großen Umwege mehr zu machen und einem Ort möglichst lange zu bleiben, mindestens aber drei Nächte.

Das Elefant Transit Home in Udawalawe
Das Elefant Transit Home in Udawalawe

Wir ignorierten die Kosten für den Eintritt nach Udawalawe und wir hatten auch keine Lust auf die frühmorgendliche Exkursion. So buchten wir lieber eine 3- und eine 4-Stunden-Tour jeweils für den Nachmittag. Da wir über unser Guesthouse an beiden Nachmittagen den selben Fahrer zugeteilt bekamen, wusste dieser natürlich, welche Tiere wir bereits gesehen haben und welche Route wir am Vortag nahmen. So sahen wir neben zahlreichen Elefantenherden, viele kunterbunte Vögel, Axis-Hirsche, Nashornvögel, Krokodile, Affen und Wasserbüffel teilweise aus nächster Nähe. Dadurch, dass wir immer einen Tick früher als die anderen Touristen dank unseres Fahrers unterwegs waren, hatten wir an beiden Nachmittagen fast immer das Gefühl, uns alleine im Park zu bewegen. Erst kurz vor Sonnenuntergang vor dem Parkausgang erkannten wir, wieviele Autos auf Safari waren. Man kann diese Art von Tourismus natürlich schlecht finden, da es nicht sehr nachhaltig ist, mit dem stinkenden Safari-Jeep in die Natur aufzubrechen. Aber diese Möglichkeit, Menschen die Schönheit der Natur näherzubringen darf meiner Meinung nach nicht unterschätzt werden. Die Leute lernen auch durch die Fahrer, dass es sich lohnt, Plastikflaschen bspw. nicht aus dem Auto zu schmeißen – ein Umstand, der in vielen Teilen der Welt noch das natürlichste der Welt darstellt. Gerade Plastikflaschen sind die reinste Umweltverschmutzung. Leider ist das Trinkwasser in vielen Ländern der Welt für unseren Magen ungekocht unverträglich. Daher hat man die Wahl, das Wasser trotzdem zu trinken und damit Gefahr zu laufen, sich Tropenkrankheiten einzufangen oder das Wasser abzukochen bzw. zu filtern oder die bequemste und umweltunfreundlichste Möglichkeit zu wählen und Plastikflaschen im Supermarkt zu kaufen. Auch wir waren keine Umweltengel, versuchten aber wenigstens möglichst große Flaschen zu kaufen (z.B. 5 Liter oder 10 Liter). Konterkariert wurde diese Strategie dann wieder durch 0,5 Liter Flaschen, die im Guesthouse gratis angeboten wurden (die wir meistens dann stehen ließen).

Mächtiges Frühstück im Guesthouse in Udawalawe
Mächtiges Frühstück im Guesthouse in Udawalawe

Ein weiteres Argument sich für einen Besuch von Udawalawe zu entscheiden, ist das Elephant Transit Home. Eine Aufzuchtstation von Waisenkindern mit Rüssel. Die kleinen werden viermal am Tag mit Milch bzw. mit Milchpulver angerührtem Wasser versorgt und man kann gegen einen kleinen Obolus diesem Spektakel beiwohnen. Dass man dafür allerdings fast so lange anstehen muss, wie die eigentliche Fütterung dauert, ist der überbordenden Bürokratie zu verdanken. Jede Eintrittskarte wurde handgeschrieben und entsprechend buchhalterisch vermerkt. Wahrscheinlich eine Möglichkeit, Korruption einzudämmen – eine andere Antwort fällt mir nicht ein.

Frühstücken am Strand von Tangalle
Frühstücken am Strand von Tangalle

Der letzte Stopp der Reise durch Sri Lanka brachte uns nach Tangalle an die Südküste und in eine richtige Traumregion. Unsere Unterkunft bestand aus mehrern kleinen Häuschen, von deren Balkon man tlw. einen Blick auf die Mangrovenwäldchen werfen konnte. Außerdem konnten wir frühmorgens und abends auch wieder exotische Vögel beobachten und in der Hängematte während der Mittagshitze Siesta halten und dem Rauschen des Meeres zuhören. Endlose Strandspaziergänge nach Osten oder ein kleiner Walk nach Westen in die Stadt machten die Lage unserer Unterkunft wirklich einzigartig, wie eigentlich der gesamte Urlaub auf dieser Insel. Denn trotz des Massentourismus auf der Insel sind die Menschen immer noch freundlich und geben einem das wunderbare Gefühl, willkommen zu sein – und das nicht nur wegen des Geldes, was wir auf ihre Insel bringen. Denn an vielen Plätzen dieser Welt komme ich mir als Tourist mittlerweile wirklich ein wenig wie ein Sparschwein vor, das man möglichst komplett schlachtet. Neben der Freundlichkeit der Menschen ist das Preis/Leistungsverhältnis auf der Insel an vielen Flecken sehr sehr gut. Bewusst abgezockt wird man überhaupt nicht und auch das Gefühl, dass man abends am Strand oder tagsüber in den Teeplantagen einfach mal spazieren kann, ohne gleich ausgeraubt zu werden, ist nicht zu unterschätzen. Daher können wir diese Insel Euch wirklich nur an Herz legen.

Endloser Sandstrand in Tangalle
Endloser Sandstrand in Tangalle

Hoteltipps (alles selber bezahlt):

  • Colombo – Anarva Mount Lavinia: neues, modernes Hotel im Nobelvorort Mount Lavinia
  • Haputale – Leisure Mount View Holiday Inn, wenn möglich beste Zimmerkatgorie buchen, tolle Ausblicke, gutes Abendbüffet (vegetarisch)
  • Udawalawe – Silent Bungalow, sehr preiswert, bietet Touren zum nahen Park an, gutes Abendbüffet (vegetarisch)
  • Tangalle – Cinnabar Resort, tolle Lage direkt am Strand, 15 Minuten zu Fuß über den Strand in die Stadt, nach Osten hin weite Strandspaziergänge möglich, Chalets teilweise mit Balkon auf die Mangroven

3-Tagestour Haputale – Horton Plains (selbst bezahlt):

  •   Touranbieter: Best of Lanka – Kontakt am besten via WhatsApp, Bezahlung via Kreditkarte möglich, weitere Wandertouren ab Kandy möglich

Ehrenmänner und so

Die Sommerpause ist da und mit ihr kommt zeitgleich die Transferperiode, die für Spielerberater das Schlaraffenland, für Manager das Zahlen jonglieren und für uns Fans die Mischung aus Freud und Leid bedeutet – letzteres gilt zumindest für diejenigen unter uns, die noch an Spielern hängen, sich über manchen Transfer freuen und sich über andere richtig ärgern. Dann wird in den sozialen Netzwerken so sicher wie das Amen in der Kirche der Begriff „Ehrenmann“ ins Kommentarfeld getippt. Der „Ehrenmann“-Faktor schlug in dieser Woche ganz krass aus, als Mainz 05 Philipp Mwene verpflichtet hat. Er kam vom 1. FCK ablösefrei, da sein Vertrag nicht für die 3. Liga galt. Auch Leon Balogun wechselte in dieser Woche seinen Verein, um seinen Traum, einmal in der Premier League aufzulaufen, zu realisieren. Sein Vertrag lief einfach so aus. Gleichzeitig werden teilweise Verträge ein Jahr vor Ablauf des Vertrages noch schnell mal, wie bei Julian Baumgartliner, verlängert – zu verbesserten Konditionen für die Spieler(berater) und ruckzuck ist der Spieler dann spätestens am Ende der nächsten Saison weg. Ferner gibt es Spieler, die noch ein Jahr Vertrag haben, und bei denen es heißt, die müssten jetzt schnell noch verkauft werden, damit man noch Geld machen kann. Dies wird interessanterweise oft von uns Fans gefordert. Und dann gibt es noch die Ausstiegsklauseln, wie bei Suat Serdar. Umgekehrt gibt es Spieler wie aktuell beim Effzeh und beim Ex-Dino, die ihre Verträge verlängern – trotz Abstieg in die zweite Liga. Bei letzteren wird das Wort „Ehrenmänner“ auch genutzt und da sind sich dann eigentlich alle einig, dass dieses Wort zurecht Verwendung findet – bei Vereinen, die es sich auch mal leisten können, Erstligagehälter in Liga 2 zu zahlen, (was den ideellen Wert der Verlängerung keinesfalls in Frage sondern nur relativieren soll).

Der Wechsel von Baumi nach einer Vertragsverlängerung nach Leverkusen wurde von vielen Fans kritisiert.
Der Wechsel von Baumi nach einer Vertragsverlängerung nach Leverkusen wurde von vielen Fans kritisiert.

Was bedeutet „Ehrenmann“ denn eigentlich? Für den Duden sind dies ehrenhafte Männer, auf deren Wort man sich verlassen kann. Als Synonyme werden Gentlemen, Herr, Kavalier genannt – drei Begriffe, die im Fußball dann doch eher wenig Verwendung finden, beziehen sie sich doch eher auf das Verhältnis Mann/Frau. Und von Ehrenfrauen liest man sehr wenig und der Duden gibt das Synonym Hofdame an. Alleine an den Synonymen und dem Verweis des Dudens auf den Gebrauch „veraltet“ (bei der Ehrenfrau), erkennt man, dass dieser Begriff im kommerziellen Fußball vielleicht einfach nicht seinen Platz hat. Um auf Philipp Mwene zurückzukommen: Er hat seinen Vertrag erfüllt, müsste also gemeinhin als Ehrenmann gelten. Gilt er bei vielen nicht, weil er von Lautern nach Mainz wechselte. Dabei hat er ja Wort gehalten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass in dem Vertrag nicht stand, dass er nach Ende des Vertrages nicht nach Mainz wechseln dürfe. Gleiches gilt für Leon, der seinen Vertrag erfüllt hatte. Und natürlich für Suat, der sich ja auch „nur“ an den Vertrag gehalten hat. Natürlich erhalten die Vereine bei diesen Transfers keine oder vergleichsweise wenig Kohle. Und wenn dann so richtig Kohle fließt, dann handeln wir da auch nicht wirklich stringent. Baumis Wechsel zu Leverkusen kam nicht wirklich gut an, Shinjis Wechsel zu Leicester hingegen wurde irgendwie als „verständlich“ abgetan und der Wechsel von Jhon zum Effzeh war als Meisterstück von Rouven gefeiert worden. Die meisten von uns kennen die Spieler doch gar nicht persönlich. Wir erhalten durch Vereine weichgespülte Verlautbarungen und auch Journalisten bekommen nur selten bis gar nicht mehr die Möglichkeit, die tatsächlichen Beweggründe für einen Wechsel zu recherchieren.

Bei Shinji wurde der Wechsel als "verständlich" bewertet.
Bei Shinji wurde der Wechsel als „verständlich“ bewertet.

Ich persönlich versuche die Transferperiode mittlerweile möglichst emotionslos zu verfolgen. Ich freue mich vielmehr über die Art des Abschieds von Spielern, mit der ich nicht gerechnet hätte, wie jüngst bei Leon, der teilweise sehr humoresk und wunderschön die gemeinsamen drei Jahre zusammengefasst hat und chronologisch einen tollen Bogen gespannt hat vom Auswärtssieg bei den Bayern, über die Feier des Klassenerhalts gegen die SGE hin zum ersten Auswärtssieg beim BVB. Und selbst der Wechsel vom Killermiffel 2006 zur launischen Diva vom Main, wird, zumindest bei mir, nach 12 Jahren mittlerweile nur noch mit einem Grummeln im Bauch abgearbeitet. Ich hoffe, dass man in Lautern (und in Mainz) irgendwann mal sagen kann, cool, dass der Philipp mal bei uns gespielt hat – wie z.B. auch der Loris.

Loris hilft Junior wieder auf - bleibt zu hoffen, dass die LFC-Fans Loris wieder aufgebaut haben.
Loris hilft Junior wieder auf – bleibt zu hoffen, dass die LFC-Fans Loris wieder aufgebaut haben.

Halten wir es doch daher lieber so, wie es die Fans des FC Liverpool gestern in Bezug auf Loris taten: Einen Spieler mit YNWA versuchen wieder aufzubauen. Diejenigen, die teilweise auch durch den Mantel der Satire, einen Menschen, der bereits psychisch am Boden liegt, verbal weiter runter putzen, handeln für mich ehrlos. Die Reaktion der Fans aus Liverpool hingegen war aller Ehren wert! Ehrenfrauen und -männer halt!