Färöer-Inseln 2001 letzter Teil

Leider habe ich erfahren, dass der liebe Sommer schon Abschied von Euch genommen hat. Kopf hoch auch ich muss bald wieder mit diesem ekelhaften Regenwetter auskommen. Richtig eingestimmt wurde ich heute, da ich mir wie ein wandelnder Schwamm vorkam, der quer durch die Wolkenlandschaft von Føroyar (Färöer) wandelt. Glücklicherweise erlebte ich aber sonst eigentlich immer drei bis vier Jahreszeiten innerhalb eines Tages: Novembernebel, Aprilregenschauer und Maisonne und Temperaturen zwischen 5 und 25 Grad wechseln sich ständig ab. Hier kann man sich neben Erfrierungen (kein Witz) durch den eiskalten Wind aber auch einen Sonnenbrand einfangen, da die Sonne eigentlich von 4 Uhr bis halb zwölf Uhr nachts theoretisch scheint.

Ich hoffe mittlerweile habt Ihr diese Inseln im Atlas oder auf dem Globus gefunden. Sie sind übrigens unabhängig von Dänemark, gehören aber zu dessen Königreich. Mit der Währung wird es hier nicht ganz so ernst genommen. Geldscheine lauten auf Føroyar Krona, aber für die Münzen machte man sich weniger Arbeit: Diese sind einfach die dänischen Münzen, die auch Zahlungsmittel in Grönland sind. Die Einwohner sprechen übrigens Färöerisch das ähnlich dem Isländischen ist. Leider kann ich Euch aus finanziellen Gründen nur Emails schreiben, und keine Postkarten, da das Porto von etwa 1 Euro mein Eigenkapital total aufzehren würde. Das Porto ist sicher schon deshalb so teuer, da der Briefträger hier immer noch 3-mal die Woche in die abgelegenen Dörfer über Pässe laufen muss, um die Post (und die Bierkästen) auszuliefern bzw. abzuholen. Die anderen Preise sind für skandinavische Verhältnisse äußerst moderat. Nur mit dem lieben Alkohol haben sie hier immer noch ein Problem. Allerdings gab es bis 1991 sogar mehr oder weniger noch die Prohibition: Wenn man ein Bier trinken wollte, musste man sich in eine Liste eintragen und etwa eine Woche später konnte man dann sein Bierchen erstehen. Jetzt ist alles „viel einfacher“. In den 10 Tagen, die ich mittlerweile hier ausharre, sah ich keinen einzigen Laden, in dem es normales Bier zu kaufen gab. Das Höchste der Gefühle sind manche Läden, die Lætøl verkaufen: Leichtbier mit sagenhaften 2,8%!!! Aber besser als gar nix kann ich da nur sagen. Jetzt verstehe ich auch, warum jeder im Flieger soviel Tuborg wie möglich in sich reinknallte. Und heute im (lizenzierten) Restaurant das einzige Bier der Tour: 0,33l für „nur“ 4 Euro!!!

Aber schließlich bin ich ja nicht aus Deutschland geflohen, um Bier zu trinken, sondern um die faszinierende Natur zu entdecken. Diese fällt unter keine Prohibition und ist kostenlos zu genießen. Allerdings ist Wandern in Føroyar etwas krasser als in den Alpen oder in sonstigen touristisch erschlossenen Wandergebieten. Meistens sucht man sich hier einen Berg aus und versucht ihn irgendwie hochzuklettern, denn in den 10 Tagen hatte ich nur einen einzigen Pfad gefunden, der wohl von Menschhand geschaffen wurde. Das war der Weg des Briefträgers ins nächste Dorf. Aber man kommt ganz gut voran, wenn man die Trampelpfade der Schafe nutzt. Aber leider rennen Schafe meist nicht auf irgendeinen Gipfel, so dass man dann doch oft einfach querfeldein die steilen Wiesenwände hoch kraxelt. Abgesehen davon, dass dies etwa so anstrengend war, wie am Kilimandscharo von der Kibo Hut zum Gilman’s Point querfeldein das Geröll ohne Weg hochzulatschen, ist dies natürlich wesentlich interessanter, als irgendeinem Pfad blind zu folgen. Allerdings macht dies natürlich nur solange Spaß, wie die liebe Sonne scheint. Diese hat wohl noch viele andere Gegenden zu bescheinen und deshalb schaut sie zwar immer mal wieder vorbei, bleibt aber oft nicht länger, als es dauert, ein gutes Pils zu zapfen! Dann werden einfach wieder Tieffliegerwolken vorbeigeschickt und man sieht nur noch 10 Meter weit. Wenn man dann querfeldein irgendwo in der Pampa unterwegs ist, müssen die alten Pfadfinderkenntnisse rausgekramt werden und es bleibt nur zu hoffen, dass die Karte stimmt und man das Kompasslesen nicht verlernt hat. Es gibt aber glücklicherweise manche Routen, die vor dem Tunnelbau, von den Einheimischen genutzt wurden. Diese sind mit Steinmännchen bestückt, die man im dicksten Nebel noch finden kann.